Kunst Kultur Bericht Kunst- und Kulturbericht 2020 Kunst- und Kulturbericht 2020 Wien 2021 Liebe Leserinnen und Leser, als wir im Juli des vergangenen Jahres den Kunst- und Kulturbericht 2019 veröffent- lichten, hatten wir gehofft, dass die optimistischen Prognosen über den Verlauf und die Eindämmung der Pandemie eintreten werden und wir Anfang des Jahres 2021 unser gesellschaftliches und kulturelles Leben langsam wieder aufnehmen können. Es kam anders. Das Virus und seine Mutanten haben es nicht erlaubt, dass wir uns ohne er- hebliche Gefahr für unsere Gesundheit in größeren Gruppen treffen oder als Publikum versammeln. Diese unsichtbaren Gegner haben es unmöglich gemacht, in Theatern, Kinos, Konzerthäusern, Galerien und Museen zusammenzukommen, um das zu tun, was wir alle lieben: gemeinsam Kunst zu erleben und zu genießen. Unser wichtigstes Ziel war es daher, alles zu unternehmen, damit wir am Ende der Pan- demie dort fortsetzen können, wo wir plötzlich und unerwartet aus unserem kulturellen Leben gerissen wurden: All jene, die in unserem Land Kunst machen, die sich dazu entschlossen haben, ihr Leben und ihre ganze Kraft dem künstlerischen Schaffen zu widmen, sollten bestmöglich durch diese schwierigen Zeiten kommen. All das, was in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten an kultureller Infrastruktur entwickelt, aufgebaut und eingerichtet worden ist, sollte diese schwierigen Monate unbeschadet überstehen. Rasch, effizient und gezielt zu unterstützen, das war unsere politische Leitlinie, nach der wir die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen und die administrativen Prozesse aufgesetzt haben – und wir sind stolz darauf, dass uns vieles gelungen ist. So flossen im Jahr 2020 aus dem Covid-19-Krisenbewältigungsfonds der Bundesregierung zusätzliche Budgetmittel in dreistelliger Millionenhöhe direkt an Künstlerinnen und Künstler, an die Bundesmuseen, die Nationalbibliothek und den Bundestheater-Konzern sowie an Non-Profit-Organisationen im Bereich Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Dazu kommen noch Mittel, die Kunst- und Kulturinstitutionen über breitere Wirtschaftshilfen wie den Härtefallfonds, den Fixkostenzuschuss oder den Lockdown-Umsatzersatz ab- rufen konnten, und zusätzliche Gelder aus dem Budget der Kunst- und Kultursektion für Bereiche wie Film, Verlagswesen oder Kinos. Die Kunst- und Kulturbranche konnte auch von den allgemeinen Maßnahmen wie der Kurzarbeit, der Mehrwertsteuersenkung, der Gutscheinlösung für abgesagte Veranstaltungen und geschlossene Kultureinrichtungen, dem Verlustrücktrag und -ersatz, den staatlichen Garantien und der Möglichkeit von Ratenzahlungen und Stundungen im Steuer- und Sozialversicherungsbereich profitieren. Wir haben aber 2020 auch schon begonnen, über die Zeit nach der Pandemie nachzu- denken und Maßnahmen aufzusetzen, die den Neustart 2021 unterstützen: Von der Bühne zum Video fördert Streams und Videos von Kulturveranstaltungen. Frischluft – Kunst im Freien unterstützt Outdoor-Kulturformate. Perspektiven. Innovation. Kunst zielt ab auf neue künstlerische und kulturelle Tätigkeitsfelder. Und unter dem Titel Comeback Audience finanzieren wir Aktivitäten zur Bindung und Partizipation von bestehendem und neuem Publikum. Ein eigenes Investitionsprogramm soll Kulturveranstalterinnen und -veranstalter fit für den Neustart machen und bei der Modernisierung der Infrastruktur helfen. Und schließlich wird unser Neustart-Programm ergänzt durch Sonderförderungen für den Fall, dass trotz Inanspruchnahme aller möglichen Hilfsmaßnahmen schwer zu lösende Probleme bestehen. Es waren intensive, arbeitsreiche und herausfordernde Monate seit den Tagen des ersten Lockdowns im März 2020. Es waren aber auch Tage und Wochen, in denen Zu- sammenhalt und Zusammenarbeit großgeschrieben wurden. Ohne die routinierte und sachbezogene Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sektion für Kunst und Kultur und des gesamten Bundesministeriums, des Künstler-Sozialversicherungsfonds, der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen und des Austria Wirtschaftsservice, ohne die hervorragend funktionierende Kooperation mit den Bundesländern, ohne die Expertise der Interessenvertretungen und der Kulturverantwortlichen und ohne die zahlreichen persönlichen Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern wäre vieles nicht gelungen, nicht möglich gewesen. Mit Kreativität und Einfallsreichtum wurden selbst während der Lockdowns Wege zum Publikum gesucht und gefunden. Videos und Streams von Theater, Musik, Tanz und Literatur standen da ebenso auf dem Programm wie Online-Besuche in Museen, kompetente Führung inklusive. Viele Kunstvermittlungsprogramme kamen direkt ins Wohnzimmer, Apps und Hashtags wurden erfunden, um den Austausch von virtuellen Museumsbesuchern zu ermöglichen, und analoge Programme wurden laufend angepasst und krisenfest gemacht. Wann immer es möglich war, wurden Veranstaltungen ins Freie verlegt. Die Kreativität der Szene und die lückenlosen Präventionskonzepte haben es sogar ermöglicht, im Sommer und Herbst 2020 Kunst und Kultur live zu erleben – zwar etwas anders als geplant, aber mit höchsten künstlerischen Leistungen. Für alle diese erstaunlichen Initiativen und bewundernswerten Ideen, die in diesen Wo- chen und Monaten entwickelt wurden, und für den ansteckenden Optimismus, der trotz allem immer spürbar war, möchten wir uns bedanken. Denn nur auf diese Weise werden wir Schritt für Schritt wieder zurück zu unserem kulturellen Leben finden. Und so ist dieser Bericht über das Jahr 2020 nicht nur ein Bericht über Lockdowns und eingeschränkten Betrieb, Verschiebungen und Absagen, sondern auch einer über die Energie und Kreativität, mit der sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch die Kultur- institutionen in unserem Land auf diese Pandemie reagiert haben. Das gibt uns Mut und bestärkt uns in der Überzeugung, dass wir stärker als zuvor aus dieser Krise, aus diesen schwierigen Zeiten kommen werden. Mag. Werner Kogler Mag.a Andrea Mayer Vizekanzler und Bundesminister für Kunst, Staatssekretärin für Kunst und Kultur Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Wien, Juli 2021 Kunst- und Kulturförderung 9 Bundestheater-Holding 265 Rechtliche Grundlagen 11 Burgtheater 271 Kunst- und Kulturausgaben 19 Wiener Staatsoper 281 Covid-19-Maßnahmen 37 Volksoper Wien 291 Wiener Staatsballett 299 Institutionen und Förderungsprogramme 43 ART for ART Theaterservice 305 Bundesmuseen 45 Darstellende Kunst 309 Albertina 55 Bildende Kunst, Fotografie, Architektur, Österreichische Galerie Belvedere 69 Design, Mode 317 Kunsthistorisches Museum Wien 79 Film, Kino, Medienkunst 325 Österreichisches Theatermuseum 89 Kulturinitiativen 335 Weltmuseum Wien 95 Europäische und internationale MAK – Museum für angewandte Kunst 103 Kulturpolitik 343 Museum moderner Kunst Stiftung Festspiele, Großveranstaltungen 357 Ludwig Wien – mumok 113 Soziales 369 Naturhistorisches Museum Wien 123 Technisches Museum Wien 133 Ausgaben im Detail 373 Österreichische Mediathek 141 Museen, Archive, Wissenschaft 375 MuseumsQuartier Wien 145 Baukulturelles Erbe, Denkmalschutz 378 Leopold Museum-Privatstiftung 153 Heimat- und Brauchtumspflege 383 Österreichische Friedrich und Lillian Literatur 384 Kiesler-Privatstiftung 163 Bibliothekswesen 399 Österreichische Ludwig-Stiftung für Presse 400 Kunst und Wissenschaft 169 Musik 402 Museumsförderung 173 Darstellende Kunst 406 Digitalisierung, Kulturstatistik 179 Bildende Kunst, Fotografie 409 Restitution 185 Film, Kino, Medienkunst 421 Baukultur, UNESCO-Welterbe, Österreichisches Filminstitut 431 Denkmalschutz 197 Kulturinitiativen 438 Bundesdenkmalamt 205 Internationaler Kulturaustausch 444 Volkskultur 217 Festspiele, Großveranstaltungen 448 Literatur 223 Soziales 449 Österreichische Nationalbibliothek 231 Öffentliche Büchereien 241 Beiräte und Jurys 451 Zeitschriften 247 Sektion für Kunst und Kultur, Musik 251 Beiräte und Jurys 2020 453 Wiener Hofmusikkapelle 259 Bundestheater 263 Bildnachweise 468 Kunst- und Kulturförderung 9 10 Rechtliche Grundlagen Die rechtlichen Grundlagen der Tätigkeit der Sektion für Kunst und Kultur sind mannig- faltig und keiner einheitlichen Rechtsmaterie zuzuordnen. Mit dem Vertrag über die Euro- päische Union, der am 1. November 1993 in Kraft trat, wurde erstmals eine Rechtsgrund- lage für das kulturpolitische Engagement der Gemeinschaft geschaffen. Unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips (Art. 167, Vertrag von Lissabon) beschränkt sich die Rolle der EU auf die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Kulturakteurinnen und -akteuren der Mitgliedstaaten und die Ergänzung ihrer Initiativen. Die Kulturkompetenz liegt folglich uneingeschränkt bei den Mitgliedstaaten. Auf österreichischer Verfassungsebene wurde 1982 die Kunstfreiheit als ein von der Meinungsfreiheit losgelöstes und eigenständiges Grundrecht verankert, das – als Abwehrrecht konzipiert – jede Form von künstlerischem Schaffen vor staatlichen Eingriffen schützt. Kulturrelevante Bestimmungen enthalten auch die Art. 10 bis 15 des Bundes-Verfassungsgesetzes, in denen die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern festgeschrieben ist. Artikel 10 zählt die Kompetenzen des Bundes auf. Daraus resultiert, dass er im Bereich der Kulturpflege u. a. für die Führung der Bundestheater, der Bundesmuseen sowie im Rahmen des Denkmalschutzes etwa für Schlösser, Residenzen und Kirchen zuständig ist. Primär sind daher die Länder für Kunst und Kultur zuständig, während der Bund nur subsidiär bzw. in explizit angeführten Bereichen tätig wird. Die österreichische Bundesverfassung schreibt der öffentlichen Hand jedoch keinerlei direkte Verpflichtung zur
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