1200 Jahre Seekirch - Bedenkenswertes Aus Der Geschichte

1200 Jahre Seekirch - Bedenkenswertes Aus Der Geschichte

Seekirch mit der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt. Von Prälat Paul Kopf, Tiejenbach/ Ludwigsburg ------ 1200 Jahre Seekirch - Bedenkenswertes aus der Geschichte Kirche und Pfarrei Das Kloster Marchtal, dem die Pfarrei seit 1395 in- korporiert (einverleibt) war, scheute keine Mühen, Eine am 23. Oktober 805 in Zell bei Riedlingen seine zehn Pfarrdörfer und vierzehn Weiler mit zeit- ausgestellte und im Stiftsarchiv St. Gallen aufbewahr- gemäßen Gotteshäusern auszustatten. Ohne diese te Urkunde veranlasst im Jahre 2005 mehrere Ge- Der Hochaltar der Pfarrkirche Mariae Himmel- meinden, das 1200-jährige Jubiläum ihrer Erstnen- fahrt Seekirch bei der Primiz am 24. Juli 7955. nung zu feiern, darunter auch die Gemeinde See- kirch, deren Kirche "ad See" in der Urkunde genannt wird. Beweisen zu wollen, es handle sich um eine an- dere Kirche als die am Federsee, dürfte wohl recht schwierig sein. Der steil über den Seewiesen aufra- gende Platz der Kirche .könnte aufgrund seiner Lage schon in vorchristlicher Zeit eine kultische Bedeutung gehabt haben. Wann und von wem diese genannte Kirche gebaut wurde, ist nicht fassbar. Der Marchtaler Abt Iohann Engler (1614-1637), Mesnersohn aus der Schussenrieder Gemeinde Steinhausen, dessen Bru- der zu dieser Zeit als Ammann in Alleshausen amtier- te und dessen Sohn Karl der bisher bedeutendste in Alleshausen Geborene werden sollte, entschloss sich, in seiner Patronatsgemeinde eine neue Kirche zu bau- en. Ein im westlichen Innenraum der Kirche eingelas- sener Stein mit seinem Wappen erinnert noch heute an ihn als den Erbauer. Das abgebrochene Gotteshaus dürfte aus der Zeit der Gotik gestammt haben.Nur das ehemalige Wallfahrtsbild aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde aus der Vorgängerkirche, bei der es sich sicher nicht mehr um die 805 genann- te handeln dürfte, übernommen. Die 1616 errichtete Kirche scheint in ihrer Größe der Vorgängerkirche zu entsprechen, da bei der Renovation 1941 nach Aus- kunft der Pfarrchronik damals eine entsprechende Al- tarmensa festgestellt worden sei. Von Prälat Paul Kopf, Tiejenbach/Ludwigsburg Außenansicht der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt. Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt nach der Renovation von 1981. 4·5 Verbindung könnte sich die Pfarrei Seekirch an keiner Seitenschiffes mit der Rosenkranzkönigin, dem hl. Do- so herrlichen Kirche erfreuen, die 1707 bereits einmal minikus und der hl. Katharina von Siena, dahinter die erneuert wurde. Die Meister von Obermarchtal wur- Federseelandschaft im 18. Jahrhundert, ein würdiger den auch Planer und Ausführer der dörflichen Klos- Ort für die Figur der Pietä. Der rechte Seitenaltar ist terkirchen. Am 21. April 1756 begann so Baumeister der heiligen Märtyrerin Katharina geweiht. Das Bild - Iosef Moosbrugger den Umbau der 1616 erstellten wohl 1715 ebenfalls von Weller gemalt - zeigt Katha- Kirche mit dem Abbruch der 1713 und 1715 erbau- rina mit Ursula und Agatha. Vor ihm steht ein Votiv- ten Altäre. Francesco Pocci, der durch den Deutsch- bild, Mariae Krönung, welches Pfarrer Georg Baur in ordensbaumeister Giovanni Bagnato mit seinen Söh- den Kriegsjahren erwerben konnte. nen als Stuckateur für die Prämonstratenserabtei an- Eine 1898 durch Pfarrer loset Hund durchgeführte geworben worden war, gestaltete die Kanzel. Das Renovation war für das herrliche Bauwerk ein unheil- Türmchen für die Lorettoglocke errichtete der aus volles Unternehmen entsprechend dem Geist der da- Oberstadion stammende Zimmermeister Iohann Mar- maligen Zeit, der die Fülle des Barock nicht verstehen quart aus Uttenweiler, denn möglichst viele örtliche konnte. Dem suchte Pfarrer Baur abzuhelfen.Trotz und nachbarliche Handwerker sollten an den Bauten Krieg und Not hat er es geschafft, die Kirche mit Res- beteiligt werden. Das Chorfresko fertigte 1760 Franz taurator Konrad Kneer aus Munderkingen 1941 bis Sigrist (1727-1803), der 1758 bereits die Vorhalle der 1945 zu renovieren. Die letzte Renovation 1977 bis Benediktinerabteikirche in Zwiefalten ausgemalt hatte 1981 unter Pater Bader hat mit viel Einfühlungsver- und dessen bedeutendstes Werk das zwischen 1780 mögen auch die Belange der Liturgiereform des 2.Va- und 1783 entstandene Fresko im Prunksaal des Ly- tikanischen Konzils berücksichtigt, wobei auch der zeums in Eger/Ungarn ist. Der Stuckateur Franz Xa- schadhafte Turm grundständig saniert wurde. ver Schmuzer aus Wessobronn arbeitete im Chor, am Chorbogen und an der Kanzel. Den 1743/44 erneu- Die Anlagen um die Kirche und ihre Bewohner erten Turm erhöhte Moosbrugger und versah ihn mit einer Laterne; Ioseph Lukas Selg, Maler, Lehrer und Das einst älteste Gebäude bei der Kirche, das Mesner in Dieterskirch, fasste Knopf und Kreuz und Schloss Burgberg auf dem Gelände des späteren Gar- vergoldete das Ganze. tens vom .Klosenbauern", wurde von Abt Iohannes Über dem von Schmuzer stuckierten Bogen ist Haberkalt (1514-1518), dem ersten namentlich be- unübersehbar das Wappen des Bauherren E(dmund) kannten Kooperator in Seekireh, auf den Ruinen eines A(bt) z(u) M(archtal) (1746-1768) angebracht. Die Vorgängerbaus errichtet. Dieser Marchtaler Abt, aus Deckenausmalung mit Mariae Himmelfahrt als Haupt- Überlingen gebürtig, scheint am Federsee heimatliche bild schuf 1756 der bekannte Weissenhorner Maler Erinnerungen bekommen zu haben, denn er wohnte Franz Martin Kuen (1719-1771), im Chor die über regelmäßig in dieser seiner Residenz am See, in der er die Höllenmächte triumphierende Gottesmutter 1760 1518 auch verstarb. Franz Sigrist. Das Bildprogramm der Kirche entspricht Bis zum 30-jährigen Krieg nutzten auch die nach- mit seinen Bezügen und seiner Vielschichtigkeit voll folgenden Äbte das Anwesen als Sommersitz. Danach den Vorstellungen barocker Frömmigkeit. Für den begann der Verfall, worüber Marchtals Untertanen festlichen Hochaltar malte Anton Messmer 1774 das nicht unglücklich waren, denn sie hassten diesen Altarbild mit der Krönung Mariens. In der unteren "Fronberg". Das Material wurde 1758 zum Bau des Hälfte des Gemäldes sind verschiedene Heilige darge- Kamera1hofes in Alleshausen (Wirtschaft zum Engel), stellt, darunter der hl. Norbert als Gründer des Prä- die letzten Fundamentsteine 1782 zum Bau von Bai- monstratenserordens, der hl. Oswald als Patron von ers Brunnen verwendet. Um 1840 kaufte B1asiusEng- Tiefenbach, der hl. Blasius als Patron von Alleshausen ler (Klosenbauer) vom Taxis'schen Rentamt zu Bu- und der hl. Vitus als Patron der ehemaligen Riedka- chau um 750 fl. den ganzen Platz und trug den Hügel pelle. Den Altar flankieren, wie in allen Kirchen der bis 1863 allmählich ab. Das steinerne Wappen vor Prämonstratenser, die Heiligen Augustinus und Nor- dem Schlossportal mit der Inschrift: .Johannes Haber- bert. kalt, Abt zu MarchtaI1514", wurde beim Abbruch als Der Ehinger Maler Iohann Martin Weller schuf letzte Erinnerung in die Kirchenmauer innerhalb von 1713 das Altarbild des Rosenkranzaltares des linken Klosens Garten, der heute anders genutzt wird, einge- Von Prälat Paul Kopf, Tiejenbach/Ludwigsburg Die älteste Fotografie im Pfarrarchiv (7906): Das nach 7597 erbaute Pfarrhaus mit der Kaplanswohnung, zuvor Sommerwohnung des Abtes von March tal mit der Pfarrscheuer. Auf dem Gelände wurde 7908 das Kaplanei- bzw. ab 7930 das Schwesternhaus erbaut. Das unter dem Seekireher Abt Johannes Ried- Auf dem Areal befand sich auch die 7838 ab- gasser (7597 -7 600) erbaute Pfarrhaus bei der gebrochene herrschaftliche Zehntscheuer. Renovation 7950. mauert und später über dem Hauptportal der Kirche Chorherr in Marchtal; 1848 bis 1850 Vinzenz Blei- (hinterer Eingang) außen am Turm eingelassen. cher, 1814 zum Priester geweiht, der eigentlich erste Das jetzige Pfarrhaus wurde unter dem aus See- Weltgeistliche; 1851 bis 1862 Alois Allmajer, zuvor kirch stammenden Johannes Riedgasser, der von 1591 Pfarrer der Taxis'schen Gemeinden Elchingen und Eb- bis 1600 Abt von Marchtal war, erbaut und 1737 res- nat auf dem Härtsfeld; 1862 bis 1884 Iohann Evange- tauriert und erweitert. Zwischen 1792 und 1796 er- list Schöttle, zuvor ebenfalls Pfarrer in Ebnat, der sich folgte eine weitere Erneuerung, die letzte unter der an allen Orten seines Wirkens der Erforschung ihrer Marchtaler Herrschaft. Die Baulast fiel nach 1803 an Geschichte widmete.Ihm folgten: 1885 bis 1904 J0- Thurn und Taxis, im Zuge der sog. Ablösung dann an sef Hund, der 1898 die Pfarrkirche im damaligen die Kirchenpflege. Grundständige Reparaturen erfolg- "Zeitgeschmack" renovierte; 1904 bis 1908 Theodor ten immer wieder, so 1950. Mit der Übernahme der Selig als Pfarrverweser, ebenfalls ein verdienter Ge- Seelsorge durch Marchtaler Patres im Jahre 1428 schichtsforscher; 1908 bis 1924 Josef Anton Kloos, wurde diesen ein Helfer beigegeben, der später im zuvor Pfarrer in Uigendorf; 1924 bis 1935 Raphael südlichen Anbau des Pfarrhauses, zuvor Sommerwoh· Hartmann, zuvor Pfarrer der Taxis'schen Pfarrei Tru- nung des Marchtaler Abtes, wohnte. Der Haushalt genhofen/Härtsfeld; 1935 bis 1939 die Pfarrverweser von Pfarrer und Helfer wurde 1803 getrennt. 1906 Gregor Wäschle, Hermann Geiger, Emil Kunz und Ge- beschloss der Kirchenstiftungsrat nach intensiver Be- org Baur, der 1939 zum Pfarrer ernannt wurde. Trotz ratung, die alte, um 1694 erbaute Pfarrscheuer und Kriegszeit renovierte Georg Baur die Pfarrkirche, die die bisherige Kaplaneiwohnung auf Abbruch zu ver- Kapelle in Alleshausen, den Hochaltar in Tiefenbach kaufen, um einen Neubau zu errichten. Das daneben- und die Figuren der Wendelinuskapelle in Brasenberg. stehende Pfarrhaus selber wurde grundständig reno- 1947 wechselte er nach Wilhelmskirch. Nachfolger viert.

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