Des Schicksals Fügung in Die Eignen Hände Nehmen Künstlerinnen, Schriftstellerinnen Und Musikerinnen Vom 17

Des Schicksals Fügung in Die Eignen Hände Nehmen Künstlerinnen, Schriftstellerinnen Und Musikerinnen Vom 17

Des Schicksals Fügung in die eignen Hände nehmen Künstlerinnen, Schriftstellerinnen und Musikerinnen vom 17. – 21. Jahrhundert Des Schicksals Fügung in die eignen Hände nehmen Künstlerinnen, Schriftstellerinnen und Musikerinnen vom 17. – 21. Jahrhundert Zum Titelbild: MILLY STEGER Mit ihrer Grenzüberschreitung in die Männerdomänen der Bildhaue- rei mit Hammer und Meißel, der Großplastik und der öffentlich finanzierten „Kunst am Bau“ hat die Bildhauerin Milly Steger wesentliche Meilensteine in der Professionalisierungsgeschichte von Künstlerinnen gesetzt. Um 1912 wurde sie zur offiziellen ‚Stadtbild- hauerin‘ von Hagen berufen, ab 1917 wirkte sie in Berlin. Im Jahr 1932 nennt Knaurs Konversationslexikon die Künstlerin exemplarisch für die Bildhauerei des 20. Jahrhunderts. Der Filmemacher Hans Cürlis widmete Milly Steger in seinem Film „Schaffende Hände – die Bildhauer“, den er 1927 drehte, eine aus- führliche Sequenz, welche die Bildhauerin beim Modellieren einer Figur zeigt. Die drei Standbilder auf dem Titel sind der gleichnami- gen Publikation zum Film entnommen. Redaktion: Ulrike Schultz Gestaltung: Markus Gutierrez, Gesche Joost, VINGS; Reinhard Rollbusch, ZFE Herausgeber: Der Rektor und Ulrike Schultz / Gleichstellungsstelle ISBN 3-934093-06-X © 2005 FernUniversität in Hagen CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Inhaltsverzeichnis 5 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort von Ulrike Schultz 7 Birgit Schulte: „Ach so, Sie malen wie Ihr Mann malt“. 13 Drei Künstlerinnen und ihre berühmten Männer Birgit Schulte: Die Grenzen des Frauseins aufheben. 43 Die Bildhauerin Milly Steger 1881 – 1948 Birgit Schulte: Künstlerin im Schatten. Gabriele Münters Werk 67 und Persönlichkeit (1877 – 1962) Doris Maurer: Annette von Droste-Hülshoff – Ein Leben 95 zwischen Auflehnung und Gehorsam Doris Maurer: Frauen und Salonkultur. Literarische Salons 125 vom 17. –20. Jahrhundert Elvira Willems: Auch Sie in Arkadien. Deutsche Schriftstelle- 151 rinnen im Italien des 19. Jahrhundert Doris Maurer: „Es ist der Tod, gegen den ich anreite.“ 173 Virginia Woolf (1882 – 1941). Leben und Werk Doris Maurer: „... des Schicksals Fügung in die eignen Hände 199 nehmen.“ Ricarda Huch – Leben und Werk Gisela Shaw: Hedwig Dohm (1831 – 1919). Frauenrechtlerin 227 und Schriftstellerin: „… und so war sie die geworden, die sie eben war“ Ileana Beckmann: Emanzipierte Frauen frieren nicht – 245 Der Wandel des Rollenbildes der Frau im Spiegel von Texten deutscher Schriftstellerinnen der letzten 50 Jahre Angela Martini: Frauenbilder in der deutschen Gegenwarts- 251 literatur 6 Inhaltsverzeichnis Renate Schusky: „Kräht ja doch kein Hahn danach ...?” 263 Komponistinnen des 19. und 20. Jahrhunderts Monika Willer: Mozarts Nannerl 281 Vorträge „Frauen im Gespräch“ 1994 – 2005 297 Autorinnen 307 Bildnachweise 311 Vorwort 7 Ulrike Schultz Vorwort Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Musikerinnen vom 17. – 21. Jahrhundert Frauen haben es beruflich immer schwerer gehabt als Männer, sie haben es vor allem schwer gehabt, ihre besonderen Talente zur Ent- faltung zu bringen. Dieser Band befasst sich mit dem Spezifischen, Andersartigen im Leben von Frauen im künstlerischen Bereich1, mit ihren besonderen Arbeits- und Lebensbedingungen, mit den typi- schen Hindernissen und Niederlagen, denen sie begegnen, er befasst sich aber auch mit ihren Leistungen, ihren Erfolgen. Während sich viele Gemeinsamkeiten in den Erfahrungen durch die Jahrhunderte bis in die heutige Zeit feststellen lassen, die Künstlerinnenleben – und nicht nur das, sondern das Leben vieler Frauen durch die Generatio- nen hinweg – geprägt haben, hat jede von ihnen ihr ganz eigenes Schicksal gehabt. Die Gemeinsamkeiten, eingebettet in ein jeweils eigenes Lebensmuster, sichtbar zu machen, ist Ziel der vorliegenden Sammlung. Die Lebenssituation von Frauen ist abhängig von ihrem Herkunfts- land, ihrer Religion und den sozialen Bedingungen, in die sie gestellt sind. Dies war früher so und ist es auch heute noch. Wie Elvira Wil- lems zeigt, war der Aufbruch der Frauen nach Arkadien, im weiteren Sinne in die Welt, zudem abhängig von ökonomischen Gegebenhei- ten und – bei den reisenden Frauen des 19. Jahrhunderts – von der 1 Der Begriff Künstlerinnen wird hier nicht einheitlich verwendet, sondern zum Teil als Oberbegriff, der bildende Künstlerinnen, Schriftstellerinnen und Musikerinnen umfasst, zum Teil in einem engeren Sinne für Malerinnen, Bildhauerinnen, darstellende Künstle- rinnen. Unser Anliegen war, mit dem Titel des Bandes auf die künstlerischen Bereiche hinzuweisen, zu denen unsere portraitierten Protagonistinnen einen Beitrag geleistet ha- ben. 8 Ulrike Schultz touristischen Infrastruktur, d.h., in einem weiteren Zusammenhang gesehen, vom technischen Fortschritt der Moderne. Viele der in diesem Sammelband vorgestellten Frauen stammen aus der (gehobenen) Mittelschicht, der traditionell die Kultur und Bil- dung tragenden Schicht. Dies war für sie einerseits hinderlich, wegen des dort stärker als in der Ober- und Unterschicht festgeschriebenen traditionellen Frauenbildes. Andererseits hat es ihnen häufig eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit gegeben. Oft haben die Frauen im Schatten berühmter Männer – Ehemänner, Väter und Brüder – gestanden. Ihre Werke sind eher in Vergessenheit geraten als die ihrer männlichen Kollegen. Insoweit versteht sich die- ser Band auch als Beitrag zum Sichtbarmachen der Leistungen dieser Frauen und damit zur Frauengeschichtsschreibung. Oft haben sie unter schwierigsten Bedingungen arbeiten müssen. Innovative Kraft und Eigenständigkeit wurden ihnen nicht zugetraut. Viele wurden von Familienpflichten erdrückt. Viele mussten einen Großteil ihrer Kraft in den Kampf um den Erhalt der eigenen Identi- tät investieren. Die Auseinandersetzung mit den männlichen Kon- kurrenten verlangte ein Hinwegsetzen über männliche Vorurteile und – ebenso schwer, wenn nicht noch schwerer – das Überwinden der eigenen anerzogenen und verinnerlichten Verhaltensmuster. Die Lebensbilder zeigen oft ein Schwanken zwischen Selbstbehauptung, Unterordnung und Selbstaufgabe. Einige der Frauen sind zufrieden mit der Rolle als Pendant eines be- rühmten Mannes, als Zuarbeiterin, widmen sich hingebungsvoll der Förderung des Mannes, einige sind frustriert über den aufgezwunge- nen Verzicht auf die eigene Selbstverwirklichung und haben Proble- me mit der Selbsteinschätzung und dem Selbstwertgefühl. Andere zeigen eine betont emanzipierte Haltung, eine kompromisslose Ar- beitsweise, und leben einen individuellen Weiblichkeitsentwurf. Die in alten Vorurteilen gefangene Frau der patriarchalen Gesellschaft steht hier in Kontrast zur selbstbewussten, kämpferischen Frau. Wie labil und zerbrechlich dieses Selbstbewusstsein auch bei den moder- nen Frauen ist, bei denen offiziell die Familie und die Ehe als Versor- gungseinrichtung ausgedient haben, zeigen aber die Darstellungen Vorwort 9 über die deutschen Schriftstellerinnen der letzten Jahrzehnte und ihre Frauenbilder. Denn: Weichen Frauen von den vorgezeichneten Bahnen ab oder be- gehren sie gar auf, wird es ihnen übel genommen. Sie fallen unange- nehm auf, werden für hochmütig, spröde und unweiblich gehalten. Dies führt zu Selbstzweifeln, Scham und Schuldgefühlen. Auch wenn man heute nicht mehr sagen würde, dass öffentliches Auftreten für Frauen unschicklich ist, so trifft es immer noch auf erhöhte Aufmerk- samkeit und wird daher häufiger – von Männern wie von Frauen – kritisiert.2 Auch heute noch haben Mütter – wie Annette von Droste- Hülshoffs Mutter – Probleme mit ihren aufmüpfigen Töchtern. Das bei Virginia Woolf beschriebene viktorianische Ideal der Frau als „Engel im Haus“, gekennzeichnet durch Bescheidenheit, Zurückhal- tung, vorbildliches Verhalten als Ehefrau und Mutter, hat keinesfalls vollständig ausgedient. Auch heute noch haben Frauen Probleme, in ihrer Berufstätigkeit ernst oder für ebenso wichtig genommen zu werden wie Männer in vergleichbaren Positionen. Insoweit zeigen die Beiträge Missstände auf, die nicht nur Gespenster der Vergan- genheit sind, sondern in subtiler und verborgener Form bis in die heutige Zeit fortbestehen. Der Band befasst sich mit den Biografien der vorgestellten Frauen und mit ihren Werken, bei den Künstlerinnen und Schriftstellerinnen auch mit dem Frauenbild, das sich in ihren Arbeiten niederschlägt: Welches Frauenbild haben diese Frauen, inwieweit schlagen sich ihre Lebenserfahrungen darin nieder? Wichtig erscheint es uns zudem, der Frage nachzuspüren, welche besonderen Auffassungen, Perspektiven und Sichtweisen durch die Frauen in ihren jeweiligen künstlerischen Bereich eingebracht wor- den sind. Dies steht im Kontext der Frage: Gibt es etwas spezifisch Weibliches in der Kunst?, Gibt es eine weibliche Ästhetik?, einer Fra- 2 Anschauungsmaterial dafür bietet der von mir zusammengestellte und vom MGFSS NRW herausgegebene Reader „Frauenbilder“, einsehbar unter http://www.mgsff.nrw.de/medien/download/broschueren/material/frauenbilder- reader.pdf 10 Ulrike Schultz ge, die in diesem Zusammenhang sicherlich nicht zu beantworten ist, für die es vielleicht gar keine schlüssige Antwort gibt. Es können da- zu nur Eindrücke vermittelt werden, die Sie als Leserinnen und Leser nach ihren eigenen Vorstellungen selbst zu bewerten haben. Die Darstellungen in diesem Sammelband folgen keinem einheitli- chen Muster, einige sind mehr beschreibend, andere stärker analysie- rend. Gemeinsam ist ihnen allen der exemplarische Blick auf Frauen- leben. Es sind im wesentlichen Manuskripte zusammengestellt, die über ein Jahrzehnt aus der Veranstaltungsreihe „Frauen im Ge-

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