GREVENER GESCHICHTSBLÄTTER Nummer 5 – 2008/2009 Herausgegeben vom Stadtarchiv Greven Grevener Geschichtsblätter 5 (2008/2009) Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Titelbild: Schreibweise des Familiennamens „Biederlack“ 1532: by der Laicke (Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, Domkapitel Münster, Domkellnerei, Akten Nr. 1850, Bl. 191v., Ausschnitt). Abbildungsnachweise sind Abbildungen jeweils beigestellt. Wenn nicht anders bezeichnet, liegen die Rechte für die Abbildungen beim Stadtarchiv Greven. © 2009 Stadt Greven Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Impressum: Stadt Greven Stadtarchiv Rathausstr. 6 48268 Greven [email protected] ISBN: 978-3-928372-17-6 2 Grevener Geschichtsblätter 5 (2008/2009) Inhaltsverzeichnis Stefan Schröder, Angelika Haves Vorwort ..........................................................................................................................................................................4 Anke Hackethal Wie aus Kaufleuten Fabrikanten wurden – Die Firma J.C. Biederlack & Cie. im Spiegel ihrer Inventarien 1812-1892 ...........................................................5 Stefan Schröder By der Lake – Biederlack Spuren einer Grevener Familie vom 16. bis 20. Jahrhundert (Teil 1) ..................................................................10 Andreas Froning und Stefan Schröder Ein Ehevertrag aus dem Jahr 1681 ..........................................................................................................................18 Stefan Schröder By der Lake – Biederlack Spuren einer Grevener Familie vom 16. bis 20. Jahrhundert (Teil 2) ..................................................................22 Katharina Hennig Pädagogisches Konzept für Grundschulkinder im Stadtarchiv Greven – Thema: Heraldik – „Ein Wappen für meine Familie“ ............................................................................................31 3 Grevener Geschichtsblätter 5 (2008/2009) Vorwort chiv NRW Abteilung Westfalen) und Roland Linde (Münster), daneben auch von Dr. Manfred Mit dem Erscheinen der vierten Ausgabe der Komorowski, Universitätsbibliothek Duisburg- Grevener Geschichtsblätter 2007 hatten wir uns Essen und Herbert Kirschnick (Lienen). Dem vorgenommen, die Erscheinungsweise im Zwei- Thema zu Grunde lag die Übergabe des Familien- jahresrhythmus beizubehalten. Wir sind ange- und Firmenarchivs J.C. Biederlack als Depositum sichts vielfältiger Pflichten im Stadtarchiv froh, an das Stadtarchiv Greven im Jahr 2006, wofür dass uns dies mit dem vorliegenden fünften Heft auch an dieser Stelle Herrn Johann Christoph gelungen ist und nehmen das auch als Ansporn Biederlack, Köln, nochmals zu danken ist, ferner für zukünftige Ausgaben der Grevener Ge- Volker Innemann für die organisatorische Ab- schichtsblätter. Grundlage dieser Ausgabe war wicklung. An den notwendigen Verzeichnungs- die vom Stadtarchiv erstellte Ausstellung „by der arbeiten an den Archivalien, die der Ausstellung Lake – Biederlack. Spuren einer Grevener Familie vorausgingen, beteiligten sich von 2006 bis 2008 vom 16. bis 20. Jahrhundert“, die vom 23. Mai Verena Wies, Maria Beckersjürgen, Anke Hacke- bis zum 31. Juli 2008 im Foyer des Grevener thal und Andreas Froning. Ihnen ist ebenso zu Rathauses gezeigt wurde und auf gute Resonanz danken wie den Unterstützern in verschiedensten stieß. Nicht alle, aber doch die meisten der in der technischen Angelegenheiten: Repro-Service M. Ausstellung gezeigten Abbildungen konnten in Glanemann, Greven; Dieter Vogt, Albert Knüver dieses Heft übernommen werden. Die Ausstel- und Manfred Lanwer (Stadtverwaltung Greven). lungstexte wurden nur wenig verändert, werden Für Veröffentlichungsgenehmigungen von Ab- aber nun durch den Anmerkungsapparat nach- bildungen zu danken ist dem Landesarchiv NRW vollziehbar und zitierfähig. Abteilung Westfalen und dem LWL-Archivamt Ebenfalls dokumentiert wird der anlässlich für Westfalen, beide in Münster. der Ausstellungseröffnung am 3. Juni 2008 ge- Bei der Lektüre wünschen wir gute Unter- haltene und geringfügig überarbeitete Vortrag haltung und viele neue Erkenntnisse. der Emsdettener Historikerin Anke Hackethal. Wer bislang geglaubt hat, dass Zahlen langweilig Greven, im September 2009 seien, darf sich hier gern eines Besseren belehren lassen. Stefan Schröder, Angelika Haves Für ein archivpädagogisches Bonbon sorgt Katharina Hennig, die, inspiriert von der jährlich in den Sommerferien angebotenen „Fälscher- werkstatt“ als Beitrag des Stadtarchivs zur „Fe- rienkiste“ (einer vom Fachdienst Kinder und Jugend der Stadt Greven koordinierten Aktion), ein weiteres Angebot entwickelt hat, um über das Thema „Wappen“ Kinder mit dem Stadtarchiv bekannt zu machen und Interesse für Geschichte zu wecken. Das Konzept soll im nächsten Jahr einem Praxistext unterzogen werden. Aber auch in eigener Sache kann noch an- gemerkt werden, dass die mit der vierten Aus- gabe praktizierte parallele kostenpflichtige Print- veröffentlichung und die kostenfreie Onlineaus- gabe ein erfolgreicher Versuch waren. Während die Verbreitung der Printausgabe gegenüber der vorherigen dritten Ausgabe im ähnlichen zwei- stelligen Bereich liegt, waren darüber hinaus bis Mitte September 2009 über 750 Zugriffe auf die Onlineausgabe zu verzeichnen. Das Ziel, For- schungsergebnisse zur Grevener Geschichte möglichst weit zu verbreiten, ist somit wesentlich verbessert worden. Vielleicht haben Sie auch bemerkt, dass sich das Layout mit diesem Heft ein wenig verändert hat. Das Stadtarchiv be- rücksichtigt die Vorgaben, die für das Erschei- nungsbild städtischer Publikationen seit Anfang 2008 gelten. Unser Dank gilt nicht zuletzt den diesmal sehr zahlreichen direkt oder indirekt Beteiligten: zunächst den Autorinnen und Autoren: Anke Hackethal, Andreas Froning und Katharina Hen- nig. Fachlicher Rat und Hilfestellung kamen ins- besondere von Dr. Annette Hennigs (Landesar- 4 Grevener Geschichtsblätter 5 (2008/2009) Wie aus Kaufleuten Fabrikanten wurden – rung von Geschäftsinventarien der Firma „Bie- Die Firma J.C. Biederlack & Cie. im Spiegel ihrer derlack, Mülder & Comp.“, später J.C. Biederlack Inventarien 1812-18921 & Cie. aus Greven und Emsdetten, im Laufe des 19. Jahrhunderts lädt zu einem derartigen Ver- Von Anke Hackethal such ein. Die Inventarien enthalten nicht nur die Waren und Investitionsgüter, sondern auch aus- Das Stadtarchiv Greven freut sich – zu Recht – führliche Listen der Firmen und Einzelpersonen, über seine unternehmensgeschichtlichen Be- die dem Unternehmen Geld schuldeten. Als stände, heute für uns anschaulich gemacht in Grundlage für einen Vergleich nutzte ich die Form des sehr großzügigen Familien- und Fir- Umsatzzahlen der Jahre von 1812 bis 1892. Für menarchivs J.C. Biederlack. Steckt dahinter mehr ein Jahr in jedem Jahrzehnt untersuchte ich noch als nur heimatkundliche Sammelwut? Das läßt auf die genaue Zusammensetzung, indem ich aus sich nur mit einem entschiedenen JA beantwor- den Daten eine Bilanz nachahmte. ten. Unternehmensgeschichte bildet neben den Überlieferungen der Verwaltung einerseits und Die Anfänge der Fabrik ab 1812 von Vereinen und sozialen Organisationen an- dererseits die nötige dritte Säule, die ein realisti- Als Johann Christoph Biederlack (1773-1854) aus sches Bild Grevens zu verschiedenen Zeiten ver- Greven, Franz Mülder (1770-1835)3 aus Emsdet- mittelt. Die wirtschaftliche Überlieferung weist ten und Bernhard Kohaus aus Zwolle 1812 ein dazu über die Ortsgrenzen hinaus und bettet das Pack- und Bleichhaus für ihre gehandelten Tex- lokale Geschehen in einen größeren Rahmen ein. tilien errichteten, floss der Emsdettener Mühlen- Das Archiv Biederlack, in dem sich die weitläufi- bach, dessen Wasser sie nutzten, durch das Kai- gen Handelsverbindungen unter wechselnden serreich Frankreich. Trotz Steuerlast und wirtschaftlichen und politischen Strukturbedin- Zwangsabgaben an die französische Kriegskasse gungen widerspiegeln, bietet uns da ein beson- bot sich unter dem Deckmantel der Kontinental- ders anschauliches Beispiel. Eine Warnung ist sperre, das heißt, der Abwesenheit modernerer natürlich nötig: Die Archive von Unternehmen englischer Konkurrenz, die Aussicht auf lohnende bieten ein eingeschränktes Bild der Wirtschaft. Geschäfte. Die Erfolge der französischen Armeen Schnell gescheitert Projekte wird der Forscher im hatten außerdem zur Folge gehabt, dass Greven allgemeinen ebensowenig finden wie den Teil des und Emsdetten mit den Niederlanden ein Staats- Handels, der nur mündlich und per Handschlag gebiet teilten. Für die junge Firma Biederlack, abgewickelt zu werden pflegte. Langlebige Un- Mülder & Comp. ein beträchtlicher Vorteil, über- ternehmen bieten uns hingegen die Chance, traf ihr Geschäft mit den Niederlanden das in- langfristige Prozesse zu veranschaulichen, wie nerhalb Deutschlands doch um annähernd ein etwa den Prozess der Industrialisierung in einem Vierfaches.4 ländlichen Umfeld, weit weg von Banken und Doch die Lage sollte sich bald ändern. Die externen Investoren. In der Textilindustrie finden Befreiungskriege von der französischen Besat- wir hier den über ein Jahrhundert dominierenden zung (1813-14) und die Neuordnung, die das Wirtschaftszweig der Region
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