ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Göttinger Naturkundliche Schriften Jahr/Year: 1999 Band/Volume: 5 Autor(en)/Author(s): Martensen Ulf, Rohe Wolfgang Artikel/Article: Vegetationskundliche Untersuchung und Bewertung von Quellbiotopen im Bramwald (Südniedersachsen, Deutschland) unter Berücksichtigung von chemisch-physikalischen Faktoren 5-43 Göttinger Naturkundliche Schriften 5, 1999: 5-43 © 1999 Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen Vegetationskundliche Untersuchung und Bewertung von Quellbiotopen im Bramwald (Südniedersachsen, Deutschland) unter Berücksichtigung von chemisch-physikalischen Faktoren Chemical, physical and botanical investigations and assessment of the naturalness of spring biotopes in the Bramwald (Southern Lower Saxony, Germany) U lf M artensen und W olfgang Rohe S um m ary Between February and September 1996 five spring biotopes in the Bramwald (Southern Lower Saxony, Germany) were investigated. Botanical as well as chemical and physical data were collected.Water quality was examined on February 28th and June 23rd. The parameters analysed in the field were temperature, pH, oxygen saturation, concentration of oxygen and conductivi­ ty. In addition, water samples were taken to determine content of calcium, magnesium, potassi­ um, sodium, chloride, ammonium and nitrate. The concentration of lead could not be tested until the second examination on June 23rd. The presence of mosses and plants, the canopy density of tree and shrub layers was mapped separately in every biotope. The results of the water analysis and the vegetation survey lead in consideration of H interlang (1993) and D rachenfels (1996) to an assessment of the condition of spring biotopes. Depositions in the spring water caused by acid rain were evident, especially following an increase of precipitation. The water analysis also revealed slight pollution as a result of nutrient immis- sion. Compensatory fertilization in the forest areas caused distinct shifts in the content of calcium and magnesium in the spring water. Because of the low pH resulting from acidification typical species of spring flora were not found. Nevertheless the conditions in four spring biotopes were natural. One spring could not be classified as near-natural because of the extent of human influence present. The study also contributes information and recommendations with respect to the further de­ velopment and forest management of the spring biotopes. 1. EINLEITUNG In den zurückliegenden Jahren wurde Quel­ Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fach­ len als hochspezialisierten Kleinbiotopen hochschule Hildesheim/Holzminden, Fach­ ein größerer Wert in der Naturschutzstrate­ bereich Forstwirtschaft und Umweltmana­ gie zugeordnet (z.B. Riecken et al. 1994). gement in Göttingen konnte der Zustand Diesem Wandel trägt auch der § 20c des von ausgewählten Quellbiotopen im Staat­ BNatSchG in der novellierten Fassung (gül­ lichen Forstamt (FA) Bramwald untersucht tig ab 1987) Rechnung. Demnach sind Quel­ werden. Zur Beschreibung der abiotischen len als besonders geschützte Biotoptypen Standortfaktoren wurden physikalisch-che­ ausgewiesen. Entsprechend mehr wissen­ mische Untersuchungen des Quellwassers schaftliche Arbeiten befassen sich mit die­ durchgeführt. Eine Vegetationskartierung sem Themenbereich. vervollständigte den Befund. 5 Für die Beschreibung der Standortverhält­ östlichen Hang der Oberweser, begrenzt nisse und Umweltbelastungen von Wäl­ vom Muschelkalk des Brackenberges im dern eignen sich Waldbodenpflanzen auf Süden und dem Schwülmetal im Norden. Im Grund der großen Artenzahl, ihrer spezifi­ Westen bilden die Talwiesen der Weser, im schen Standortansprüche und ihrer einfa­ Osten landwirtschaftliche Nutzflächen der chen Erfassung besonders gut (H appe & Dransfelder Hochebene die Grenzen. S chmidt 1997). Farne und Blütenpflanzen Die Höhenlage steigt von 105 m ü. N.N. im reagieren aber oft wegen ihres komplexen Wesertal auf 410 m ü. N.N. Die höchste Er­ Baues nicht so sensibel auf Umweltverän­ hebung des Bramwaldes ist der Totenberg. derungen wie z.B. Moose oder Flechten Der Abfall vom Plateau des Bramwaldes zur (K orneck et al. 1996). Gerade viele Moose Weser zeichnet sich durch überwiegend sind eng an bestimmte Standortfaktoren und steile bis schroffe Hanglagen aus. Mikroklimate gebunden und reagieren auf­ Die Untersuchungsflächen befinden sich in grund ihres einfacheren Aufbaus und ihrer der südlichen Hälfte des Bramwaldes. Sie Stoffwechseleigenschaften wesentlich gehören zum Staatlichen Forstamt Bram­ schneller auf Veränderungen als Blüten­ wald des Landes Niedersachsen. (TK 50.000: pflanzen. Daher sind sie als Indikatoren im L 4522; L 4524) und liegen im Landschafts­ Rahmen naturschutzfachlicher Bewertun­ schutzgebiet “Naturpark Münden” (Land­ gen von Bedeutung. Zur Untersuchung kreis Göttingen). und Bewertung von Lebensräumen mit be­ sonderen ökologischen Bedingungen, die aufgrund ihrer weitgehenden Unberührtheit 2.2 Geologie und Böden oder ihres Gefährdungsgrades (z. B. § 20c- Biotope des BNatSchG) im Mittelpunkt des Zusammen mit dem westlich der Weser ge­ Naturschutzinteresses stehen, sind sie be­ legenen Reinhardswald und dem Solling im sonders geeignet (L udwig et al. 1996). Moo­ Norden bildet der Bramwald das Solling­ se sind charakteristische Pflanzen an Quel­ gewölbe mit vorherrschender Verbreitung len; oft dominieren sie an diesen extremen des Mittleren Buntsandsteins (sm). Standorten (M ast 1997). Darum war die Er­ Die zeitliche Entwicklung des Mittleren fassung der Moose ein besonderer Schwer­ Buntsandsteins stellt sich in vier Folgen punkt der Arbeit. dar: Als älteste ist die Volpriehausen-Folge Die Bewertung der Quellstandorte erfolgte nur in den tieferen Lagen des Wesertales unter Berücksichtigung aller erhobenen vorzufinden. Hier findet sich auch die Deth- Daten. Als Resultat sind Maßnahmenemp­ furter-Folge mit mittel- bis grobkörnigen fehlungen genannt. Sandsteinen, später treten Wechselfolgen von fein- und mittelkömigem Sandstein mit schluffig-tonigen Lagen auf. Es schließt 2. BESCHREIBUNG DES sich die Hardegsen-Folge mit Platten und UNTERSUCHUNGSGEBIETES Bänken fein- bis mittelkömiger Sandsteine 2.1 Lage bei zwischengelagerten Ton- und Schluffstei­ nen an. Diese Folge ist im Bramwald vorherr­ Der Bramwald wird naturräumlich dem We- schend. Die grobkörnigere Solling-Folge ist ser-Leine-Bergland zugeordnet. Er erstreckt frei von tonigen Einlagen und beschränkt sich nördlich der Stadt Hann. Münden über sich als jüngste Folge auf Hochlagen(H essi­ ca. 20 km als geschlossenes Waldgebiet am sches Landesamt für B odenforschung 1980). 6 Die untersuchten Quellstandorte liegen in nachgewiesen werden (Hessisches Landes ­ den Hochlagen des Bramwaldes (300 m bis amt für B odenforschung 1980). 360 m ü. N.N.). Im Bereich der Quellaustritte Für die Bodenbildung ist neben dem Ver­ ist jeweils der geologische Schichtwechsel witterungsmaterial des geologischen von Sollingfolge zu Hardegsenfolge nach­ Ausgangsgesteins eine verschieden star­ zuweisen. Die Sollingfolge mit überwiegend ke Lößauflage bestimmend. Überwiegende tonarmen mittel- bis grobkörnigen Sand­ Bodentypen sind schwach podsolige, lok- steinschichten stellt den Poren- und Kluft­ kere und basenarme Braunerden, in den grundwasserleiter über der grundwasser­ Hochlagen bei fehlender Neigung mit mehr stauenden Basis des Hardegsentons dar. oder minder starker Pseudovergleyung Im Bereich der Quellstandorte 1, 2 und 3 (N iedersächsisches F orstplanungsamt konnten zudem geologische Verwerfungen 1984). Tabelle 1: Gegenüberstellung der Werte Niederschlag und Lufttemperatur des Normaljahres (aus Klimastation Hofgeismar-Beberbeck, 242 m ü. N.N.) und des Untersuchungs­ zeitraumes Okt. 1995 bis Sept. 1996 Niederschi: äge (1/m2) Lufttempc;ratur (°C) Normal jahr X 1995-1X 1996 Normaljahr X 1995-1X 1996 Jahresdurchschnitt 756 513 7,7 6,6 Vegetationszeit 362 334 14,0 12,9 Nicht-Veg.-zeit 394 179 3,2 2,1 --------Niederschläge 1995/96 — " Niederschläge Normaljahr Monate Abb. 1: Verlauf der Monatsniederschläge im Normaljahr und im Zeitraum von Okt. 1995 bis Sept. 1996 (Klimastation Hofgeismar-Beberbeck, 242 m ü. N.N.) 7 2.3 Klima westlich vorgelagerter Höhenzüge, anderer­ seits Steigungsregen an den westex­ Der Bramwald liegt innerhalb der kühl ge­ ponierten Hängen des Bramwaldes anzufüh­ mäßigten Zone am Ostrand des atlanti­ ren (mündl. Mitt. Freist 1996). schen, im Übergang zum kontinentalen Kli­ ma. Entsprechend läßt sich das Klima als schwach subatlantisch bis subkontinental 2.4 Beschreibung der Quellstandorte beschreiben (B rechtel & B alazs 1988). Die 2.4.1 Quellstandort 1 Werte des Normaljahres (als langjähriges Mittel von 1961-1990) der Klimastation des Der Quellstandort 1 liegt im nördlichen Teil Deutschen Wetterdienstes in Hofgeismar- des Forstamtes Bramwald (340 m ü. N.N.) in Beberbeck (Lage: 12 km westlich des der Revierförsterei Ellershausen (Abt. 98) Untersuchungsraumes, 242 m ü. N.N.) wer­ etwa 200 m nördlich der Köhlerlieselhütte. den hier den Werten innerhalb des Das Wasser der Quelle tritt am Nordhang Untersuchungszeitraumes gegenüber­ des Sandberges (382 m ü. N.N.) an der Ba­ gestellt, da diese z.T. erheblich voneinan­ sis einer Geländestufe aus, wobei drei stär­ der abweichen. Der Witterungsverlauf im ker schüttende Bereiche zu beobachten Untersuchungszeitraum ist in Beziehung zu sind. Diese haben teilweise den Charakter den Ergebnissen der Quellwasseranalyse zu einer Rheokrene (Sturzquelle).
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