Deutscher Bundestag Drucksache V/1032 5. Wahlperiode Bundesrepublik Deutschland Der Bundeskanzler Bonn, den 25. Oktober 1966 I 2 - 31109 - 2876 - 66 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Hiermit übersende ich den von der Bundesregierung be-- schlossenen Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 23. November 1964 zwischen der Bundesrepu blik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft Tiber die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen am Hochrhein in das schweizerische Zollgebiet nebst Begründung mit der Bitte, die Beschlußfassung des Deut- schen Bundestages herbeizuführen. Der Vertrag und das dazugehörige Schlußprotokoll in deutscher Sprache sowie eine Denkschrift nebst einer Anlage sind bei- gefügt. Federführend ist der Bundesminister des Auswärtigen. Der Bundesrat hat in seiner 299. Sitzung am 14. Oktober 1966 gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes beschlossen, gegen den Gesetzentwurf keine Einwendungen zu erheben. Er ist der Ansicht, daß das Gesetz seiner Zustimmung bedarf. Der Stellvertreter des Bundeskanzlers Mende Drucksache V/1032 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 23. November 1964 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen am Hochrhein in das schweizerische Zollgebiet Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundes- rates das folgende Gesetz beschlossen: Artikel 1 Dem in Freiburg im Breisgau am 23. November 1964 unterzeichneten Vertrag zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Schweizerischen Eid- genossenschaft über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen am Hochrhein in das schweizerische Zoll- gebiet nebst Schlußprotokoll und Anlage wird zu- gestimmt. Der Vertrag, das Schlußprotokoll und die Anlage werden nachstehend veröffentlicht. Artikel 2 Dieses Gesetz gilt auch im Land Berlin, sofern das Land Berlin die Anwendung dieses Gesetzes fest- stellt. Artikel 3 (1) Dieses Gesetz tritt am Tage nach seiner Ver- kündung in Kraft. (2) Der Tag, an dem der Vertrag nach seinem Artikel 44 Abs. 2 sowie das Schlußprotokoll und die Anlage in Kraft treten, ist im Bundesgesetzblatt be- kanntzugeben. Begründung Zu Artikel 1 Zu Artikel 3 Der Vertrag nebst Schlußprotokoll und Anlage be- Die Bestimmung des Absatzes 1 entspricht dem Er- dürfen nach Artikel 59 Abs. 2 Satz 1 des Grund- fordernis des Artikels 82 Abs. 2 des Grundgesetzes. gesetzes der Zustimmung der für die Bundesgesetz- gebung zuständigen Körperschaften in der Form Nach Absatz 2 ist der Zeitpunkt, in dem der Ver- eines Bundesgesetzes, da sie sich auf Gegenstände trag nach seinem Artikel 44 Abs. 2 sowie das der Bundesgesetzgebung beziehen. Schlußprotokoll und die Anlage für die Bundes- republik Deutschland in Kraft treten, im Bundes- Die Zustimmung des Bundesrates ist nach Arti- gesetzblatt bekanntzugeben. kel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes erforderlich, da der Vertrag in seinem Artikel 2 Abs. 1 Buchstabe i eine Regelung über die Biersteuer enthält, deren Aufkommen gemäß Artikel 106 Abs. 2 Nr. 5 des Grundgesetzes den Ländern zufließt. Schlußbemerkung Bund, Länder und Gemeinden werden durch die Zu Artikel 2 Ausführung des Gesetzes nicht mit Kosten belastet, Der Vertrag soll auch auf das Land Berlin Anwen- weil der Vertrag lediglich den faktisch bereits seit dung finden; das Gesetz enthält daher die übliche 1947 vollzogenen Zollanschluß Büsingens an das Berlin-Klausel. schweizerische Zollgebiet legalisiert. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/1032 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen am Hochrhein in das schweizerische Zollgebiet DER PRÄSIDENT DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND und DER SCHWEIZERISCHE BUNDESRAT, von dem Wunsche geleitet, die sich aus der besonderen geographischen Lage der Gemeinde Büsingen am Hochrhein ergebenden Beziehungen zur schweize- rischen Eidgenossenschaft den beiderseitigen Interessen anzupassen, sind über- eingekommen, einen Vertrag über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen am Hochrhein in das schweizerische Zollgebiet zu schließen. Sie haben zu diesem Zweck zu ihren Bevollmächtigten ernannt Der Präsident der Bundesrepublik Deutschland Herrn Ministerialdirektor a.D. Gerrit von Haeften Der Schweizerische Bundesrat: Herrn Minister Professor Dr. Rudolf L. Bindschedler. Rechtsberater des Eidgenössischen Politischen Departement. die nach Austausch ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Vollmachten folgendes vereinbart haben: I. TEIL 7. Dünge- und Futtermittel, Sämereien, Pflanzen- schutz- und Unkrautvertilgungsmittel sowie son- Zollanschluß und Anwendung stige landwirtschaftliche Hilfsstoffe; schweizerischen Rechts H. landwirtschaftlicher Pflanzenschutz, ausgenommen staatliche Kostenbeteiligung im Zusammenhang 1. Abschnitt mit Hagel- und anderen Elementarschäden; Allgemeine Regelung 9. forstliches Saatgut und Forst pflanzen ; 10, Kartoffel Verwertung ; Artikel 1 11, Tierseuchenbekämpfung ; Das \ on der Schweiz umgebene Gebiet der Gemeinde 12, Treibstoffvergünstigung für die Landwirtschaft : Busingen am Hochrhein, im folgenden „Büsingen" ge- nannt, das vom deutschen Zollgebiet ausgeschlossen dl aus dem Bereich des Gesundheitswesens: bleibt, wird unbeschadet der politischen Zugehörigkeit I. Grenzsanitätsdienst; zur Bundesrepublik Deutschland dem schweizerischen Zoll- gebiet angeschlossen. 2. Leichentransporte, ausgenommen solche innerhalb einer Gemeinde; Artikel 2 3. Arzneimittelwesen und Heilmittelverkehr; (1) In Büsingen finden, soweit im folgenden nicht Son- 4. Sera und Impfstoffe; derregelungen vorgesehen sind, die schweizerischen (eid- 5. Arsenderivate; genössischen und kantonalen) Rechts- und Verwaltungs- 6. Verkehr mit Giften; vorschriften Anwendung, die sich auf folgende Gegen- 7. Betäubungsmittelwesen ; stände beziehen : 8. Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände; a) Zölle; 9. Absinth und anisierte Getränke; b) Ein-, Aus- und Durchfuhr von Waren; 10. Kunstwein und Kunstmost; c) aus dem Bereich der Landwirtschaft: e) wirtschaftliche Kriegsvorsorge und Kriegswirtschaft 1. Brotgetreidewirtschaft; (Versorgung der Zivilbevölkerung im Notstandsfall); 2. Erhaltung des Ackerbaus und Anpassung der land- f) technische Kontrolle \ on Erzeugnissen der Uhrenindu- wirtschaftlichen Produktion an die Absatzmöglich- strie; keiten, ausgenommen Pflanzenzüchtung, Saatgut- produktion und Zuckerrüben; gl Warenumsatzsteuer; 3. Tierzucht; h) fiskalische Belastung des Tabaks; 4. Verwertung, Abnahme und Preise landwirtschaft- licher Erzeugnisse sowie sonstige Vergünstigun- i) Steuern auf Bier und sonstige Getränke, soweit in gen; beiden Vertragsstaaten der Bund für die Gesetzgebung zuständig ist; 5. Milch und Milchprodukte; 6. Geflügelhaltung und Eierwirtschaft; k) gebrannte Wasser (Branntwein); Drucksache V/1032 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode l) Kontrolle des Verkehrs mit Edelmetallen und Edel- (6) Besitzt ein Einwohner von Büsingen Vermögens- metallwaren; werte in der Schweiz, so kann die schweizerische Behörde gegen ihn wegen Forderungen gemäß Absatz 1 die Bei- m| Statistik des grenzüberschreitenden Warenverkehrs; treibung (Betreibung) auch in der Schweiz nach schweize- n) staatsgefährliches Propagandamaterial; rischem Recht vornehmen. Hierbei gilt die Stadt Schaft- hausen als Betreibungsort. o| Herstellung von Münzen (einschließlich Goldmünzen), die den schweizerischen Münzen in Gepräge, Gewicht oder Große gleich oder ähnlich sind. 2. Abschnitt. Die tür diese Gegenstände in der Bundesrepublik Sonderregelungen Deutschland geltenden Rechts- und Verwallungsvorschrit- ten finden in Büsingen keine Anwendung. Artikel 4 (2) Soweit nach Absatz 1 schweizerisches Recht An- Soll ein Gegenstand, an dem das schweizerische Zoll- wendung findet und im folgenden nichts anderes be- pfandrecht besteht, dem Inhaber ohne seine Einwilligung stimmt ist, steht Büsingen Schafthauser Gebiet gleich und weggenommen werden, so hat der ausführende schweize- kommt der Gemeinde Busingen am Hochrhein die gleiche rische Zollbeamte einen deutschen Zollbeamten hinzu- Rechtsstellung wie einer Gemeinde des Kantons Schatt- zuziehen, der darüber zu wachen hat, daß sich die Maß- hausen zu. nahme nicht von ihrem Zweck entfernt. (3) Soweit nach den in Absatz 1 für anwendbar er- klärten schweizerischen Rechts- und Verwaltungsvor- Artikel 5 schriften die Anwendung dieser Vorschriften oder die Erteilung von Bewilligungen an das Vorliegen von recht- (1) Folgende aus dem deutschen Zollgebiet nach Büsin- lichen Voraussetzungen gebunden ist, die die Einwohner gen v erbrachten und von Büsingen in das deutsche Zoll- von Busingen nicht erfüllen können, gelten diese Vor- gebiet zurückgebrachten Waren, die aus dem freien deut- aussetzungen als erfüllt, wenn sie nach den deutschen schen Verkehr stammen, sind von schweizerischen Ein- Rechtsvorschritten vorliegen oder nicht erforderlich sind. und Ausgangsabgaben einschließlich Warenumsatzsteuer sowie von wirtschaftlichen Ein- und Ausfuhrverboten und (4) Soweit nach Absatz 1 schweizerisches Recht An- -beschränkringen befreit: wendung findet und im folgenden nichts anderes bestimmt ist, wird es von schweizerischen Behörden vollzogen. Per- I Waren, die deutsche Bundes-, Landes- und Kreis- sonen, die von den in Büsingen anzuwendenden schweize- behörden zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben rischen Rechts- und Verwaltungsvorschriften oder durch in Büsingen benötigen, ausgenommen Lebensmittel, den Vollzug solcher Vorschriften betroffen werden, stehen Genußmittel, Getränke und Futtermittel; in bezug aut Rechtsbehelfe
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