Kunst Minimal Art Und Konzeptkunst Der 1960Er Jahre

Kunst Minimal Art Und Konzeptkunst Der 1960Er Jahre

Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 4 2016 KONZEPT: KUNST MINIMAL ART UND KONZEPTKUNST DER 1960ER JAHRE HANNAH HÖCH IN NÜRNBERG BADEN-WÜRTTEMBERG: DIE SAMMLUNG PRINZHORN EDITORIAL Farbe, Idee statt Werk, Idee ist Werk. Wo alles nichts war, konnte nichts alles sein: Alles war Kunst, was in den Anspruch versetzt wurde, Kunst zu sein. Konzept als Kunst Nun stand die Kunstgeschichtsschreibung – wie mancher Künstler oder Galerist – vor der Hausforde­ rung, Begriffe zu finden für etwas, das sich nicht be­ greifen lassen wollte: Minimal Art, Land­Art, Fluxus, Performance oder Happening? Konzept statt Kunst? Also „Konzeptkunst“? Ein Zentrum dieses Umsturzes, der heute längst in sich wieder historisch ist, lag im Rheinland, wo visio­ näre Sammler, Museumsleiter, Kuratoren oder Galeris­ ten früh die Zeichen dieser Zeit erkannten, oft gegen erbitterten öffentlichen Widerstand. Um so glücklicher ist die Kulturstiftung der Länder, dass es uns gelun­ gen ist, mit der Sammlung der legendären Galeristen Dorothee und Konrad Fischer eine frühe und hochbe­ deutende Kollektion von Konzeptkunst für das Rhein­ Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder land sichern zu können – Grund genug, den Themen­ schwerpunkt der Dezemberausgabe von Arsprototo einem Blick zurück auf diese Pioniere der Avantgarde Liebe Leserin, lieber Leser, zu widmen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine schöne Kunstgeschichte ist, wie jede Geschichtsschreibung, Weihnachtszeit und einen ebensolchen Jahreswech­ eine Hilfskonstruktion. Sie versucht zu ordnen, zu sor­ sel und empfehle Ihnen in unserer Länder­Reihe über tieren, zu gruppieren; sie wählt aus und scheidet aus, große Sammler ab Seite 54 den Artikel über den „An­ sie entdeckt und vergisst. Namenlosem gibt sie Namen. sammler“ Hans Prinzhorn, dessen heute weltbekannte Das Ergebnis sind die Ismen, die wir alle kennen, und Sammlung zu seiner Zeit ebenfalls die Frage aufwarf, von denen wir glauben, sie bauten aufeinander auf, ent­ was Kunst war und was nicht: Prinzhorn sammelte wickelten sich linear. Das eine, so scheint es, folgt auf Kunst von Psychiatriepatienten. wie durch das andere: Strenges folgt stets auf Bewegtes, Klassizismen auf Barockes, Realismen auf Idealismen, Ihre Avantgarde auf Rückbesinnung, die ihrerseits wiede­ rum als Avantgarde firmiert. Und in der Tat ist viel von all dem aus der Rückschau richtig: Die Dinge sortieren sich. Doch dann schlug mit dem Zweiten Weltkrieg gleichsam die Stunde Null – auch für diese Form der Kunst und Kunstgeschichte. 1945 schien alles aufge­ hoben. Auf das Primat des abstrakten Expressionismus und des Informel, das die Jahre nach dem Krieg be­ stimmt hatte, folgte die wohl radikalste Umwälzung, die das Publikum wie auch die Kunstgeschichte bis dato zu verarbeiten hatten. Jenseits von Geschmacksfragen hatte es jahrhundertelang zumindest Konsens gege­ ben über die Frage, was Kunst war und was nicht, was ein Bild, was eine Plastik. Doch jetzt schickte sich eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern an, Die Goldschmiede K.C. Deckelterrine und ein Paar Saucieren aus diesen Konsens aufzukündigen. Hermann und L. Bührer dem Hofsilber des Königreiches Württemberg Alles, was früher oder später Ordnung in das komplettierten nach 1844 Kunstschaffen und dessen Bewertung gebracht hatte, Silber, innen vergoldet das Tafelsilber des stand auf dem Prüfstand: Eigenhändigkeit und Per­ Stuttgart und Ludwigsburg, um 1845/46 manenz, Ästhetik und Originalität, Bild und Abbild. württembergischen Hofes, Bruce Nauman, Vino Rosso, 1987, nach Entwürfen der Gewicht zus.: 8.550 g Stattdessen: Flüchtigkeit statt Ewigkeit, Serialität statt 61 × 50,9 cm; Kunstsammlung Nord- Londoner Manufaktur Einzigartigkeit, Produkt statt Schöpfung, Weiß statt rhein-Westfalen Mortimer und Hunt. Galerie Neuse Kunsthandel GmbH, Achim Neuse Volker Wurster ARSPROTOTO 4 2016 3 Contrescarpe 14, 28203 Bremen, Tel.: 0421 32 56 42, www.galerieneuse.com AUTOREN IMPRESSUM INHALT 1960er Jahre, als – in den USA beginnend – Arsprototo 3 EDITORIAL TITELTHEMA KONZEPTKUNST die Kunst sich konzeptuell neuen Ansätzen Das Magazin der Kulturstiftung der Länder zuwandte. Wie definierten Gilbert & George, Lützowplatz 9, 10785 Berlin Bruce Nauman, Richard Long, On Kawara Telefon 030 ­ 89 36 35­0 Fax 030 ­ 8914251 4 AUTOREN / IMPRESSUM 20 oder eben Konrad Fischer die Kunst um und Redaktion 030 ­ 89 36 35­27 was machten sie anders, fragt Imdahl. Und E-Mail [email protected] KEINE wie brachten Dorothee und Konrad Fischer Internet www.kulturstiftung.de 8 GROSSE BUHNE die Werke der Künstler von Minimal Art, von Max Beckmann Aktionskunst oder Land­Art nach Deutsch­ Herausgeberin Isabel Pfeiffer­Poensgen, EXPERIMENTE? land? Und ins Museum: Die über Jahrzehnte Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder zusammengetragene Sammlung des Ehepaars Projektleitung Dr. Stephanie Tasch 1 0 „DIE POESIE“ UND gelangte jetzt nebst umfangreichem Archiv in Chefredakteurin Carolin Hilker­Möll „ERZENGEL MICHAEL“ die Kunstsammlung Nordrhein­Westfalen in Geschäftsführender Redakteur Johannes Fellmann von Moritz von Schwind REGINA WYRWOLL Düsseldorf. ––– Seite 26 Redaktionelle Mitarbeit Jenny Berg, Elisa Kaiser, Carolin Kohl Senior Editor Dieter E. Beuermann Wie entwickelte sich nach dem Startschuss 12 FISCHSAURIERFOSSILIEN documenta 2 die fruchtbare, von jungen Consulting Editor Dr. Philipp Demandt Galeristen, mutigen Museumsleuten und Konzeption und Gestaltung Stan Hema mit AUS POSIDONIENSCHIEFER avantgardistischen Künstlern geprägte reiche Vladimir Llovet Casademont, www.stanhema.com Vertriebsleitung, Abonnement, Internet Kunstszene an Rhein und Ruhr, fragt Regina 14 SONETTENKRANZ Wyrwoll, von 2001 bis 2011 Generalsekre­ Johannes Fellmann tärin der Kunststiftung NRW in Düsseldorf. Anzeigen Jenny Berg, Telefon 030 ­ 89 36 35­21 von Heinrich Heine Die Kunsthistorikerin, langjährige Kulturkor­ Dr. Ursula Boekels (Zeit Kunstverlag), respondentin für art, Süddeutsche Zeitung, Telefon 040 ­ 3280­1633 15 „ZARATHUSTRA“-HANDEXEMPLAR aspekte (ZDF) in NRW, Chefredakteurin von Abonnements „Kunst Intern“ und ab 2002 Herausgeberin Arsprototo – Abonnementservice, von Peter Gast der Reihe „Synergien Energien“, die sich mit Bessemerstraße 51, 12103 Berlin E-Mail der Kunstentwicklung in Nordrhein­West­ [email protected] Telefon 030 ­ 89 36 35­29 Fax 030 ­ 26 55 56­71 16 falen seit den 1960er Jahren beschäftigt, EISENKUNSTGUSS be schreibt für Arsprototo in Schlaglichtern Jahresabonnement: 20 Euro MICHAEL LADENBURGER Erscheinungsweise den Siegeszug US­amerikanischer Avant­ Viermal jährlich aus der Sammlung Ewald Barth gardekunst im Rheinland. Welche politische Was macht Beethoven, wenn er gerade mal Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 8.12.2016 Relevanz erlangten Fluxus­Aktionen von nicht Symphonien komponiert? Er wirft Gedruckte Auflage dieser Ausgabe: 16.000 Bazon Brock, Wolf Vostell und Joseph Beuys beispielsweise seine Haushälterin raus, weil Nachdruck von Bildern und Artikeln, auch oder Kunst­Festivals in Aachen? Wie misch­ sie krank wurde. Außerdem hatte sie auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung ten junge Kuratoren mit Happenings den noch den Spinat falsch zubereitet. Kurzer­ der Redaktion. etablierten Ausstellungsbetrieb in Köln auf? hand engagiert Beethoven eine der besten Litho Mega­Satz­Service, Berlin Und welche Rolle spielten vermögende Köchinnen Wiens. Dafür spart der Kompo­ Herstellung Buch­ und Offsetdruckerei Sammler beim Kunsttransfer zwischen New nist beim Verschicken von Streichquartetten Wie Minimal Art und Konzeptkunst H. Heenemann GmbH & Co., Berlin York und Krefeld? ––– Seite 20 eifrig Porto: Woher weiß Michael Laden­ Vertrieb OML KG, Berlin ins Rheinland kamen burger, Kustos im Beethoven­Haus in Bonn, — von Regina Wyrwoll diese erstaunlichen Details aus dem Alltag des ISSN 1860 ­ 3327 äußerst musikalischen Junggesellen? Der Arsprototo erscheint mit Unterstützung des Sammlungsleiter ergattert seit Jahren nicht Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder. nur kostbare Handschriften der weltbekann­ 26 ten Kompositionen, ihm gelingen auch Kulturstiftung der Länder FISCHERS immer wieder Erwerbungen, die ein neues Stiftung bürgerlichen Rechts Licht auf einen Komponisten werfen, den Lützowplatz 9, 10785 Berlin man längst zu kennen glaubt. Für Arsprototo Telefon 030 ­ 89 36 35­0 Fax 030 ­ 89 14 251 E-Mail [email protected] FRIENDS lenkt Ladenburger diesmal den Blick auf Internet www.kulturstiftung.de Beethovens alltägliche Sorgen, wenn der Die Kunstsammlung Nordrhein­Westfalen nahezu taube und äußerst misstrauische Generalsekretärin Isabel Pfeiffer­Poensgen Komponist aus Angst, vom Personal betrogen Stellv. Generalsekretär Prof. Dr. Frank Druffner in Düsseldorf erwirbt die Sammlung von zu werden, beispielsweise pingelig täglich die Dezernenten Dr. Britta Kaiser­Schuster, Dorothee und Konrad Fischer ausgegebenen Kerzen abzählt – und das auf Dr. Stephanie Tasch — von Georg Imdahl GEORG IMDAHL Notizzetteln festhält. ––– Seite 38 Leiterin der Verwaltung Erika Lancelle Finanzbuchhalterin Angela Neumann­Bauermeister Kein „spießiger Händler“ sei er gewesen, der Sekretariat Gabriele Lorenz, Monika Michalak Galerist Konrad Fischer. Eher Künstler, fand Titelbild: Robert Assistentin des Vorstands Jenny Berg Carl Andre, der 1967 mit berühmt gewor­ Mangold, Column Informationsgemeinschaft zur Feststellung denen Bodenplatten als erstem Kunstwerk Structure XVI, 2007, der Verbreitung von Werbeträgern e.V. Fischers Galerie in Düsseldorf eröffnete. Der 304,8 × 243,8 cm; über Martin Heideggers

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