Universität Potsdam Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Sommersemester 2006 Protestparteien in Regierungsverantwortung Die Grünen, die Alternative Liste, die STATT Partei und die Schill- Partei in ihrer ersten Legislaturperiode als kleine Koalitionspartner Dissertation Termin der Disputation: 14.06.2007 Betreuer/1.Gutachter: Prof. Dr. Jürgen Dittberner Zweitgutachter: Prof. Dr. Klaus Götz vorgelegt von: Adriana Wipperling Matrikelnummer: 129777 1 Impressum: Verantwortlich für den Inhalt: Adriana Wipperling Anschrift: Rosenweg 12 14772 Brandenburg Telefon: (03381) 70 71 91 Email: [email protected] Betreuende Einrichtung: Universität Potsdam Am Neuen Palais 10 14469 Potsdam Online veröffentlicht auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam: http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2008/2703/ urn:nbn:de:kobv:517-opus-27030 [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-27030] 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 6 1. 1. Problemstellung 6 1. 2. Stand der Forschung 7 1. 3. Aufbau und Methodik 10 2. Was ist eine Protestpartei? 12 2. 1. Definition des Begriffs „Politische Partei“ 12 2. 2. Protestparteien und soziale Bewegungen 15 2. 3. Protestparteien und Protestwähler 18 2. 4. Protest- vs. Milieupartei? 22 2. 4. 1. Die Entstehung sozialer Milieus 22 2. 4. 2. Grüne und PDS: Stamm- und Protestwähler 24 2. 4. 3. Die PDS zwischen Protest-, Milieu- und Regierungspartei 26 2. 4. 4. Die Grünen: Prototyp einer Bewegungspartei 30 2. 5. Das Basiskonsens-Konzept von Stöss 35 2. 6. Merkmale von Protestparteien 38 3. Regieren in Koalitionen 40 3. 1. Koalitionsbegriff und Koalitionstypen 41 3. 2. Großparteien und Kleinparteien 43 3. 3. Koalitionstheorie und Koalitionsmodelle 46 3. 3. 1. Das „Office-Seeking“-Theorem 46 3. 3. 2. Das „Policy-Seeking“-Theorem 47 3. 3. 3. Der induktive Forschungsansatz 49 3. 3. 4. Vergleich und Kritik 49 3. 4. Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildung 51 3. 4. 1. Koalitionsfähigkeit als Vorrausetzung 52 3. 4. 2. Die Phase der Koalitionsverhandlungen 54 3. 4. 3. Koalitionsvertrag und Regierungsbildung 56 3. 5. Koalitionsalltag 58 3. 5. 1. Koalitionen in der Rational-Choice-Theorie 59 3. 5. 2. Das Prinzip der „begrenzten Rationalität“ 60 3. 5. 3. Koalitionsstrategien 61 3. 5. 4. Konflikte und Konsensbildung in Koalitionen 63 3. 6. Koalitionsauflösung 65 3. 7. Protestparteien als kleine Koalitionspartner 66 4. Der „erste grüne Minister des Planeten“: Rot-Grün in Hessen (1984-87) 68 4. 1. „Ankläger im Hohen Haus“: Die Grünen als Protestpartei 68 4. 2. Vom Tolerierungsmodell zur Koalition 71 4. 2. 1. Der steinige Weg zum Tolerierungsabkommen 72 4. 2. 2. MAUS macht den Grünen Ärger: Die Grenzen des Tolerierungskonzepts 77 3 4. 2. 3. Skandal um ALKEM: Die Tolerierung scheitert 78 4. 3. Ein janusköpfiges Koalitionsangebot 80 4. 4. Die Koalitionsverhandlungen 82 4. 5. Koalitionsalltag 84 4. 5. 1. Die „grüne Wagenburg“ – Fischers Personalpolitik und Verwaltungshandeln 84 4. 5. 2. Kleine Brötchen beim Naturschutz 87 4. 5. 3. Wohin mit Hessens Müll? 87 4. 5. 4. Tschernobyl vergiftet das Klima 91 4. 6. Schon wieder ALKEM: der Koalitionsbruch 95 4. 7. Fazit: Notgemeinschaft mit Sollbruchstelle 100 4. 8. Der Wandel der Grünen: Abkehr vom Protestcharakter 103 4. 8. 1. Viel weniger provokativ: Das Bundesprogramm 2001 104 4. 8. 2. Anpassung in kleinen Schritten 105 4. 8. 3. Umorientierung nach dem Mauerfall 107 4. 8. 4. Neue Grüne Außenpolitik 109 4. 8. 5. Die Grünen in der Bundesregierung 112 4. 8. 6. Schwarz-Grün – Ein Tabubruch 113 4. 8. 7. Der Materialismus der grünen Wähler 114 5. Stachelige Regierungspartner – das Dauer-Konflikt-Bündnis zwischen SPD und AL in Berlin (1989/90) 116 5. 1. Der „Sonderfall Berlin“ 116 5. 2. Die AL als Protestpartei: Gründung und Entwicklung 117 5. 3. Abgeordnetenhauswahl 1989: Die AL vor der Koalitionsfrage 119 5. 4. Von der „Joghurtrunde“ zum Regierungsbündnis: die Koalitionsverhandlungen 123 5. 5. Koalitionsalltag 129 5. 5. 1. „Keine lila Pause für Rot-Grün“: Die AL unter dem Druck der linken Szene 129 5. 5. 2. Die ersten Reibungspunkte: Altlasten des Vorgängersenats 131 5. 5. 3. Stromschläge für die Koalition: Die rot-grüne Energiepolitik und der Streit um die Stromtrasse 133 5. 5. 4. Die AL als Feind der Wissenschaft? 138 5. 5. 5 Wie das kommunale Ausländerwahlrecht scheiterte 141 5. 5. 6. Deutschland wächst zusammen – Die Koalition bröckelt 142 5. 5. 7. Frauenpolitische Nagelproben: Der KiTa-Streik und das Anti-Diskrimi- nierungs-Gesetz 148 5. 6. Die Räumung der Mainzer Straße: Koalitionsbruch mit Krawall 152 5. 7. Fazit: Chronik des Krötenschluckens 155 6. Aufbruch und Ernüchterung: Die Hamburger STATT-Partei als Kooperationspartner der SPD (1993-1997) 159 6. 1. „Robin Hoods statt Dagobert Ducks“: eine Wählerinitiative startet durch 159 6. 2. Rauer Wind von allen Seiten – Die Bürgerschaftswahl 1993 161 6. 3. Voscheraus „Rot-Grün-Phobie“: Das Dilemma nach der Wahl 163 6. 4. Kooperationsgespräche 165 4 6. 5. „Jetzt geht’s richtig um die Macht“: STATT Partei bundesweit 171 6. 6. Regierungsalltag 175 6. 6. 1. Sparkommissare ohne Profil? Die STATT-Partei in der Hamburger Bürger- schaft 175 6. 6. 2. „Eine zwiespältige Bilanz“: Die Arbeit der STATT-Partei-Senatoren 178 6. 6. 3. Die Rettung der Hafenstraße 183 6. 6. 4. Senat contra Fraktion: das Beispiel Transrapid 185 6. 6. 5. Rebellion gegen den Rebellen: Markus Wegner wird abgesetzt 186 6. 6. 6. Ladenschluss und Sparpaket: STATT bringt sich in Erinnerung 188 6. 6. 7. Verfassungs- und Verwaltungsreform: Die letzte große Krise 191 6. 7. Ein Senkrechtstarter stürzt ab 195 6. 8. Fazit: Hoffnungsträger ohne Profil 197 7. Richter Gnadenlos“ an der Macht: Die Regierungszeit von CDU, FDP und Schill Partei in Hamburg (2001-2003) 200 7. 1. Die Mission des „Richter Gnadenlos“ 200 7. 2. Mit Sicherheit Protestpartei: Parteigründung und Programm 203 7. 3. Der Rechtspopulist und seine Steigbügelhalter 207 7. 4. In zehn Tagen zum Kompromiss: Der Koalitionsvertrag 212 7. 5. Koalitionsalltag 217 7. 5. 1. Der „Anfängerfehler“ Neuengamme 217 7. 5. 2. Kampf den Pollern! 219 7. 5. 3. „Egal, wohin die Dealer flüchten“: Kriminalitäts- und Drogenbekämpfung á la Schill 221 7. 5. 4. Eine Bauwagensiedlung sorgt für Bambule 227 7. 5. 5. Geld für Beton und Polizei 232 7. 5. 6. Schärfer als Schily: Das Hamburger Abhörgesetz 235 7. 5. 7. Abschiebungen und Ausfälle 239 7. 5. 8. Die Skandal-Senatoren 242 7. 6. Bundesweit gescheitert 245 7. 7. „Jetzt ist finito!“ – Schills Entlassung und Koalitionsbruch 248 7. 8. Fazit: Durch Skandale demontiert 252 8. Schlussbetrachtung: Die Erwartungsfalle 257 8. 1. Der Wille zur Macht 257 8. 2. Hohe Erwartungen – tiefe Enttäuschungen 259 8. 3. Parteien mit begrenzter Lebensdauer 262 Literaturverzeichnis 264 5 1. Einleitung 1. 1. Problemstellung „Das Leiden am Regieren“ titelt der Berliner Tagesspiegel im April 2001 und beschrieb damit das Dilemma der österreichischen FPÖ: „Die Partei des Rechtspopulisten Haider, die mit Ressentiments auf Stimmenfang gegangen ist, verliert eine Wahl nach der anderen, weil sie in der Regierung an einem strukturellen Problem gescheitert ist: Macht sie Regierungspolitik, verliert sie ihr Image als Protestpartei der kleinen Leute. Aber dafür wurde sie gewählt. Das ist ein ideologisches und ein ganz handfestes Problem: Die FPÖ macht eine Spar-Politik, die ihre eigene Klientel trifft“ („Haider und die FPÖ:Das Lei- den am Regieren“, in: Tsp. vom 02.04.2001). Doch was für die österreichischen Rechtspopulisten gilt, betrifft ebenso Protestparteien hierzu- lande. Nach einer Legislaturperiode als Regierungspartner der SPD versank die Hamburger STATT Partei in der Bedeutungslosigkeit. Das Gleiche geschah mit der Partei des „Richter Gna- denlos“ Ronald Schill, nachdem die Koalition mit CDU und FDP scheiterte. Konflikte mit dem Koalitionspartner und innerparteiliche Grabenkämpfe stellten die Koalitionsstabilität mehrfach auf eine harte Probe, Wählererwartungen wurden immer wieder enttäuscht. Ähnlich konfliktbeladen waren die ersten regierungspolitischen Gehversuche der Grünen und ihres Berliner Ablegers „Alternative Liste“ (AL). Die erste rot-grüne Koalition in Hessen zer- brach aufgrund unüberbrückbarer Differenzen in der Atompolitik, in Berlin kündigte eine desillu- sionierte AL das Bündnis mit der SPD wegen der Räumung besetzter Häuser auf. Alle diese Parteien verstehen sich selbst als Protestparteien bzw. haben sich früher als solche ver- standen oder werden in den Medien als solche bezeichnet. Sie sind politische Parteien, d.h. sie wollen und müssen sich an Wahlen auf allen Ebenen beteiligen, öffentliche Ämter in Parlamen- ten und Regierungen besetzen sowie als Mittler zwischen Staatsorganen und Volk auftreten. Aber sie schreiben sich auch den Protest gegen das politische System der Bundesrepublik oder zumin- dest gegen einige Aspekte des Systems auf ihre Fahnen. Was diese Parteien versuchen, erscheint wie die Quadratur des Kreises: Sie streben nach Macht in einem System, dem sie kritisch bis ab- lehnend gegenüberstehen. 6 „Doch man regiert eben mit, weil man Partei ist. Den relativ größten Einfluss im parlamentari- schen System gewinnt man über Mit-Regieren. Natürlich gibt es außerhalb des Parlaments rele- vanten Einfluss – aber dafür braucht man keine Partei“ (Raschke 1993: 769). Übernimmt jedoch eine Protestpartei Regierungsverantwortung, sieht sie ihre Prinzipien und For- derungen der realpolitischen Nagelprobe ausgesetzt. Es ist ein Dilemma von Anspruch und Wirk- lichkeit, ein Spagat zwischen Protestimage und Regierungspolitik, der diese Parteien oftmals zu zerreißen droht. Anhand der Fallstudien
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