Schriftenreihe des Landtages Brandenburg Heft 2/2013 Regierungserklärung des Minister­ präsidenten Dr. Dietmar Woidke und Aussprache 29. August 2013 Blick in das Plenum des Brandenburger Landtages. Inhalt 05 19 31 Minister­ Dieter Klaus Ness präsident Dr. Dombrowski* (SPD) Dietmar Woidke (CDU) (SPD) 45 57 69 Andreas Christian Görke* Axel Vogel Büttner (DIE LINKE) (GRÜNE/B 90) (FDP) Alle mit einem * gekennzeichneten Redebeiträge sind vom Redner nicht über­ prüft (lt. § 95 der Geschäftsordnung). INHalT 3 Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke ehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen S und Herren! Bevor ich mit der Regierungserklärung beginne, gestatten Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke Sie mir eine persönliche Bemerkung: Am kommenden Sonntag bege­ Amt als Ministerpräsident von Branden­ hen auch wir in Brandenburg den Anti­ burg angetreten. Ich weiß: Auf mich wie kriegstag und erinnern damit an den auf uns alle kommen in den kommen­ Einmarsch Hitlerdeutschlands in Polen den Monaten und Jahren große Aufga­ und den Beginn des Zweiten Weltkriegs ben zu. Aber ich weiß auch: Ich stehe im vor 74 Jahren. Das millionenfache Leid Dienste der Bürgerinnen und Bürger un­ des Zweiten Weltkriegs ist für mich An­ seres Landes, eines Landes, das in sei­ lass, heute Morgen den Blick nach Sy­ ner noch jungen Geschichte schon sehr, rien zu wenden. Ich weiß um die Sor­ sehr viel erreicht hat. Wir feiern schon gen vieler Menschen in Brandenburg, bald unseren 25. Geburtstag. Branden­ und, meine sehr verehrten Damen und burg ist damit im wahrsten Sinne des Herren, ich teile diese Sorgen. Die Welt­ Wortes erwachsen geworden, und Bran­ gemeinschaft muss geschlossen nach denburg ist, meine sehr verehrten Da­ Wegen suchen, diesen fürchterlichen men und Herren, ein modernes Land. Bürgerkrieg zu beenden. Sie muss nach Brandenburg ist stark, Branden­ Wegen suchen, den Flüchtlingen zu hel­ burg ist lebenswert. Und: Brandenburg fen. Und sie muss nach Wegen suchen, hat Zukunft und wird seinen Weg weiter zu verhindern, dass in dieser Region gehen. ein neuer Flächenbrand entsteht, der Dass ich das alles heute hier so klar unkontrollierbare Ausmaße annehmen sagen kann, ist das Verdienst aller Bran­ kann. denburgerinnen und Brandenburger, die unser Land gemeinsam aufgebaut ha­ (Beifall SPD und DIE LINKE) ben. Aber es ist auch gerade das Ver­ Sehr geehrter Herr Präsident! Mei­ dienst meiner beiden Amtsvorgänger. ne sehr verehrten Damen und Herren! Manfred Stolpe und Matthias Platzeck Mit dem gestrigen Tag habe ich mein waren außerordentliche Landesväter. DR. WOidKE 5 tern mit Leidenschaft und Augenmaß (Beifall SPD und DIE LINKE) zugleich“. Seien Sie ganz sicher: Mei­ Und sie waren außerordentliche Mi­ ne Leidenschaft für Brandenburg ist ge­ nisterpräsidenten – der eine wie der an­ nauso groß wie das Augenmaß, das ich dere, jeder auf seine ganz eigene Art. bei meiner politischen Arbeit angestrebt Ohne Manfred Stolpe und Matthias habe und natürlich auch in Zukunft an­ Platzeck würde unser Land heute bei streben werde. Augenmaß und Leiden­ Weitem nicht so gut und so stabil daste­ schaft, beides gehört zusammen. hen, wie es das tut. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir Im Namen der gesamten Landesre­ in Brandenburg haben Verhältnisse ge­ gierung danke ich heute unserem schei­ schaffen, in denen es sich sehr gut le­ denden Ministerpräsidenten Matthias ben lässt. Wir haben Vertrauen zueinan­ Platzeck nochmals von ganzem Herzen der und im Verhältnis zwischen Bürgern für seine großartige Arbeit im Dienste und Staat erlangt. Und wir in Branden­ unseres Landes. burg haben eine gemeinsame Identität gefunden. Brandenburgs Bürgerinnen (Beifall SPD und DIE LINKE) und Bürger sind stolz auf ihr Land. Liebe Liebe Kolleginnen und Kollegen, Kolleginnen und Kollegen, das ist gro­ Manfred Stolpe und Matthias Platzeck ßes Kapital für uns. nachzufolgen bedeutet für mich eine Für die Herausforderungen, die vor sehr große Herausforderung. Diese He­ uns liegen, sind wir gewappnet. Das rausforderung nehme ich an – mit gro­ müssen wir auch sein, denn diese He­ ßem Respekt, mit großer Ernsthaftigkeit, rausforderungen werden beträchtlich mit einem guten Schuss Demut, aber sein und uns über viele Jahre begleiten. auch mit Zuversicht und Optimismus. Es geht um ganz zentrale Fragen: um Ich verspreche Ihnen und verspreche den inneren Zuammenhalt unseres Lan­ allen Bürgerinnen und Bürgern unse­ des, den demografischen Umbruch, die res Landes: Ich werde Ihnen mit ganzer Energiewende und die Sicherung un­ Kraft dienen. Ich werde unserem Land seres Landes als Industriestandort. Es mit ganzer Kraft dienen. geht aber auch darum, wie wir Branden­ Die Medien haben mich bereits als burg als ein Land der guten, anständig „Dr. Sachlich“ klassifiziert; das ist in bezahlten und sicheren Arbeit ausge­ Ordnung. Nach vielen Jahren als Ab­ stalten. geordneter, in zwei Ministerämtern und (Beifall SPD und DIE LINKE) einem Jahr als Vorsitzender der SPD­ Fraktion hier im Brandenburger Landtag Es geht darum, eine vorsorgende kann ich mit diesem Image gut leben. Gesellschafts­ und Sozialpolitik zu be­ Aber, meine Damen und Herren, Sach­ treiben, die eben nicht erst dann ein­ lichkeit ist nicht alles. Sie alle kennen greift, wenn Entwicklungen bereits aus Max Webers berühmte Definition von dem Ruder gelaufen sind. Es geht auch Politik als dem „Bohren von harten Bret­ um solide öffentliche Finanzen. 6 DR. WOidKE Es handelt sich hier, meine sehr ver­ einen Gesetzentwurf vorlegen, mit dem ehrten Damen und Herren, liebe Kolle­ der bestehende Mindestlohn bei öffent­ ginnen und Kollegen, nicht um einma­ lichen Aufträgen auf 8,50 Euro erhöht lig auftauchende oder gar um schnell zu wird. Damit folgen wir dem Vorschlag lösende Probleme, sondern um große der Mindestlohnkommission. strukturelle Aufgaben, die uns über Jah­ (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von re hinaus beschäftigen werden. An der der Regierungsbank) Lösung dieser zentralen Aufgaben für unser Land Brandenburg werden wir alle Gute Arbeit heißt für uns auch: Un­ gemeinsam gemessen. ternehmen mit zu hoher Leiharbeiter­ Liebe Kolleginnen und Kollegen, quote sind von der Förderung im Rah­ nicht wenige habe die Brandenburger men der Richtlinie zur Verbesserung der Große Koalition aus SPD und Links­ regionalen Wirtschaftsstruktur ausge­ partei anfänglich mit Vorbehalten – ich nommen. Dafür steht auch der von der kann hinzufügen: großen Vorbehalten – Landesregierung initiierte und vorange­ begleitet. Diese Vorbehalte sind gewi­ triebene Dialog der Sozialpartner. Wir chen. Die rot­rote Regierungskoalition wollen – und haben – selbstbewusste arbeitet intensiv und erfolgreich für un­ Unternehmerinnen und Unternehmer. ser Land. „Gemeinsinn und Erneuerung“ Und wir haben starke Gewerkschaften. – das Motto unseres Koalitionsvertra­ Darum kann ich auch an dieser Stelle ges – durchzieht wie ein roter Faden un­ alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­ sere Politik. Dabei wird es auch in den mer nur ausdrücklich aufrufen: Treten verbleibenden 13 Monaten dieser Legis­ Sie in die Gewerkschaften ein! laturperiode bleiben. Sozialdemokratie (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von und Linkspartei beweisen gerade hier in der Regierungsbank) Brandenburg, dass es nach zwei Jahr­ zehnten Demokratie möglich ist, ver­ Für alle Unternehmer gilt: Werden trauensvoll zusammenzuarbeiten – Sie Mitglied in den Arbeitgeberverbän­ den! (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von der Regierungsbank) (Beifall SPD sowie vereinzelt von der Regierungsbank) – zusammenzuarbeiten, ohne Vergange­ nes zu vergessen oder zu verdrängen, Am Leitbild guter Arbeit orientie­ und gemeinsam nach vorn zu blicken ren sich auch die von dieser Regierung und die Probleme unseres Landes ent­ verbesserten Integrationsmöglichkeiten schlossen anzugehen. für Langzeitarbeitslose und unser ener­ Gemeinsam haben wir dafür ge­ gischer Einsatz für einen bundesweit sorgt, dass gute Arbeit immer mehr zur einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn. Realität hier in unserem Land Branden­ (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von burg wird. Dafür steht unser Vergabege­ der Regierungsbank) setz. Die Landesregierung wird in Kürze DR. WOidKE 7 Liebe Kolleginnen und Kollegen! Je­ gegnen können. Meine sehr verehrten der weiß: Bildung ist der Rohstoff, aus Damen und Herren, das bedeutet im­ dem Wohlstand und Lebenschancen merhin 10 Millionen Euro mehr – zusätz­ gemacht werden. Deshalb haben wir auf lich! – ab dem Frühjahr 2014 für Bildung dem Gebiet der Bildung systematisch in in unserem Land. Dieses Geld ist gut Qualität und Chancengleichheit inves­ angelegtes Geld. tiert. Wir haben den Betreuungsschlüs­ (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von sel in den Kitas verbessert und damit der Regierungsbank) die Voraussetzungen für 1 000 zusätzli­ che Erzieherstellen geschaffen. Wir ha­ Liebe Kolleginnen und Kollegen! ben das Brandenburger Schüler­BAföG Wir haben den Rahmen für eine leben­ eingeführt, weil Bildung eben nicht vom dige Zivilgesellschaft geschaffen, bei­ Geldbeutel der Eltern abhängen darf spielsweise durch unsere systematische und soziale Gerechtigkeit immer auch Förderung des bürgerschaftlichen En­ und vor allem Bildungsgerechtigkeit gagements, aber auch durch die Her­ heißt. absetzung des Wahlalters bei Branden­ burger Wahlen auf 16 Jahre. Gerade in (Beifall SPD, DIE LINKE sowie von dieser Entscheidung kommt zugleich die der Regierungsbank) Wertschätzung zum Ausdruck, die die­ Wir haben rund 2 000 neue Lehre­ se Landesregierung den jungen Men­ rinnen und Lehrer eingestellt, fast dop­ schen im Land entgegenbringt. Sie sind pelt so viele, wie wir es 2009 zugesagt
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