1981 Bis 2012

1981 Bis 2012

über dAs kolleg hInAus j o A c h I m nettelbeck dem sekretär des w I s s e n s c h A f t s k o l l e g s 1981 b I s 2012 Herausgeber: Mamadou Diawara Klaus Günther Reinhart Meyer-Kalkus © 2012 Wissenschaftskolleg zu Berlin ISBN-Nr.: 978-3-93 4045-16-3 Redaktion: Angelika Leuchter Redaktionsschluss: 29. Mai 2012 Satz und Druck: Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann, Berlin Foto S. 3: Maurice Weiss InhaltSveRzeIchnis 13 ��������� Vorwort 15 ��������� „WeLtwisseN“ ohne KolonieN: zuR zeItGenossenschaft andeReR KuLtuReN Hans BeLting 21 ��������� QUELLe MÉMOIRe AFRIcAINe ? JuStin Bisanswa 41 ��������� Beim FRühstücK GOttfrieD BOehm 44 ��������� InstItuteS for ADvanceD StudieS : HOtBeds of IDeas witH A Crucial Bearing on europe Dan BRändstRöM 53 ��������� StartbahngeSpRäcHe Horst BReDekamp 56 ��������� Das forscHungsprojeKt Neuronale Kontrolle von BeWeGungeN am wissenschaftskolleG Ansgar BüSchgeS 61 ��������� WHy NOt JuSt ONe More RuLe? Lorraine Daston 65 ��������� The SuAve Head-HuNteR Ashok v. Desai 68 ��������� Le manguIeR et Le champ Mamadou Diawara inhaltsverzeichnis 7 93 ��������� Joachim NettelbecK, die AreA StudieS und die Kunst, FäDeN zu zIeHeN Andreas ecKeRt und Shalini Randeria 103 ��������� Academia and Administration yeHuda Elkana 120 ��������� « Ne ReGARDe pAS MeS pIeDS, ReGARDe CE QUE Je FAIS » AuGuStin Emane 132 ��������� The CreAtIve SKeptIc SteveN FeIerman 137 ��������� IcH habe ihn nie NuR als verwalteR erleBt! Erika FiscHeR-LIcHte 140 ��������� Que Serais-Je sans toi … ? etIenne François 152 ��������� The LuxuRy of INtrospection Raghavendra Gadagkar 159 ��������� GeSchicHtsschreibung als Erzählung – Golo Mann Hans-Martin GAuGeR 181 ��������� NettelbecK, Ou la JuStificAtion De la philologie ALexandeR GAvrilov 189 ��������� DReimal c : JN in eigeNeR SAcHe LucA GIuliani 8 Wissenschaftskolleg zu Berlin über das kolleg hinaus 192 ��������� A Possible GlimpSe of Irony StepHeN GReenblatt 195 ��������� DIe Erotik DeR verwaltung DIeteR Grimm 199 ��������� AKteuRe DeR GlobalisieRung KlauS GüNtHeR 208 ��������� DReI HäuSeR verbindeN uns OttO HäfneR 212 ��������� AufstIeG und fall eineS WeSt/ ost-projeKteS Heinz A. HeRtAcH 217 ��������� „verwaltung ist eine noble Funktion“ JürgeN KOcka 223 ��������� Kennerschaft und Könnerschaft: Joachim NettelbecK und die HöHeRe Kunst DeR WissenschaftSverwaltung Wilhelm KRull 230 ��������� RückblicK Wolf LepenieS 250 ��������� UniversitäteN und InstItuteS for ADvanceD StuDy – BerlineR erfahrungeN ChristOpH MarkschieS 257 ��������� NuR ein verwalteR ist Joachim NettelbecK Gewiss nicHt DIetricH NIethammeR inhaltsverzeichnis 9 260 ��������� WissenschaftSverwaltung – uNe affaire D’amouR Helga NowotNy 264 ��������� Realisierbare TräuMe MIchaeL OppItz 269 ��������� JOAcHIM NETTELBECK, MINISTER OHNe pORTEFEUILLe AndreI G. Pleşu 274 ��������� vORScHLAG eINeR AKADEmIe ZUR GUTEN ReDe Uwe pörkseN 278 ��������� Ein Zweig AuS DeM GarteN Hans-Jörg RHeinbergeR 280 ��������� INternationalität als GRundprinzIp odeR ­ErinneRungeN an die GeGenwart Martin ROtH 286 ��������� Le pont De BudapeSt : hiveR 1991–1992 yveS Saint-GeOurs 288 ��������� CommeNt peut-on êtRe europÉen ? RobeRt Salais 299 ��������� verwaltung als Kunst DeS zuHöRens ChristOpH SchneideR 307 ��������� „A Sense of Place“ odeR DeR „ORt“ als epistemologiscHe GRösse Georg ScHütte 10 Wissenschaftskolleg zu Berlin über das kolleg hinaus 312 ��������� ErinneRungeN an früHe BonneR und PariseR Jahre Hansgerd ScHuLte 317 ��������� A Fan’S NOte RobeRt A. ScOtt 321 ��������� Was KönneN wir von JäGern und Sammlern LerneN und was von Joachim NettelbecK? Gerd SpIttLeR 336 ��������� DeR sheRpA JOcHeN StOehr 338 ��������� Ludi MagisteR Alain Supiot 344 ��������� XAlA, an A-chronological narratIve AccOuNt of tHe past Ibrahima ThiouB 360 ��������� ein brieF HeinricH UrspRung 363 ��������� Eine Neue DIN-Norm peteR WApNewski 364 ��������� DeR Mann, das HAuS, das Geld : Ein GeStändnis RüdigeR WehneR 370 ��������� verwalteN MIchaeL WerneR 375 ��������� A SecRetary in HiS timeS BJörn WIttrocK inhaltsverzeichnis 11 12 Wissenschaftskolleg zu Berlin über das kolleg hinaus Vorwort Nach 31-jähriger tätigkeit als Sekretär des Wissenschaftskolleg zu Berlin scheidet Joachim Nettelbeck im Sommer 2012 aus seinem Amt. zu diesem Anlass wurde das vor- liegende Buch vorbereitet. es ist keine traditionelle akademische Festschrift sondern ein Buch der Freunde. Joachim Nettelbeck ist kein Solist, der alleine auf der Bühne der internationalen Wissenschaftskooperation spielt, vielmehr hat er sich immer als verwalter verstanden, der in zusammenarbeit mit anderen der Wissenschaft dient. Mochte er auch vielfach der treibende Motor gewesen sein, so war er doch zu bescheiden, als dass er sich selber in den Mittelpunkt gedrängt hätte. So vermied er es auch, vorhaben an sich zu reißen oder nur ans Wissenschaftskolleg zu binden, vielmehr integrierte er sie in weit gespannte Koope- rationsnetze, die nationale und internationale Akteure, private wie öffentliche Stifter mit einschlossen. eben diese Gabe der zusammenarbeit – verbunden mit Klarheit der Analy- se, tatkraft und persönlicher verlässlichkeit – war ein Schlüssel seines erfolgs. Das vorliegende Buch hält erfahrungen mit Joachim Nettelbeck fest, erfahrungen wissenschaftlicher, praktischer oder auch ganz persönlicher Art. Im Spiegel der erinne- rungen und Reflexionen werden Initiativen beschrieben, bei denen er seit 1981 eine zen- trale Rolle gespielt hat, etwa beim Aufbau neuer Institutionen und programme, interna- tionaler Netzwerke und Diskussionsforen. An ausgewählten Beispielen kann man nach- lesen, wie sich Ideen, die aus dem Austausch mit Wissenschaftlern und Wissenschafts- verwaltern entstanden, institutionell kristallisiert und ein eigenleben zu führen begonnen haben. viele Beiträge zeigen, wie tief die wissenschaftlichen Anregungen gewirkt haben, die er selbst gegeben hat oder die aus den von ihm mitgeschaffenen Konstellationen und Institutionen hervorgegangen sind. Mamadou Diawara, Klaus Günther, Reinhart Meyer-Kalkus Berlin, im Juli 2012 vorwort 13 „WeLtwisseN“ ohne KolonieN: zuR zeItGenosseN- Schaft andeReR KuLtuReN Hans BeLting Kann man andere Kulturen ausstellen, indem man ihre Kunst ausstellt? Sind sie über- haupt ausstellbar? eine solche Frage wurde bereits 1995 in einem Dialog mit Mamadou Diawara im Wissenschaftskolleg in Berlin gestellt. Aber damals ging es vor allem um das ethnologi sche Museum, das heute als „Museum der Weltkulturen“ firmiert, ohne sich von seiner kolonialen erblast befreit zu haben. Dort ist aber inzwischen eine neue Situa- tion eingetre ten, seit die ehemaligen Kolonien auf Ausstellungen durch personen mit Namen und Reisepass vertreten werden. es sind KünstlerInnen, die ein anderes Bild von der Welt vermitteln, aus der sie kommen, als es die anonymen Artefakte von einst taten. Man kann heute von einer post-ethnischen Situation sprechen, um die neuen zeitgenos- sen von den alten ethnischen Klischees zu unterscheiden. Sie passen nicht mehr in die ethnologische Sammlung und noch nicht in ein Kunstmuseum, das westlich dominiert bleibt. Die Lösung kann nicht darin bestehen, das ethnologische Museum in seiner kolonia- len Form fortzusetzen, und auch nicht darin, die Sammlung der großen Kunstmuseen eilig zu globalisieren. Auf den Biennalen, die diese Lücke füllen, sind es oft westliche Kuratoren, welche den Regisseur spielen, indem sie die Künstler auswählen und sie unter ein thema stellen. Jede solche Ausstellung bedeutet einen verlust von Kontext, der bil- dende Künstler stärker trifft als Filmer, Schriftsteller und Musiker. Deswegen hat hier der Begriff der über setzung eine doppelte, eine sprachliche und eine kulturelle Bedeu- tung und wird auch zur Bedingung von Wissenstransfer. übersetzung, „das ethnografi- sche thema“ schlechthin (Fred R. Myers, 2002), gilt jetzt auch für eine neue zeitgenössi- sche Kunstproduktion in vielen teilen der Welt. Wir reden seit Goethe von Weltliteratur und fast so lange schon von Weltkunst, aber solche Begriffe verhehlen kaum den zeitbruch, der zwischen der Moderne und anderen Kulturen der Welt entstanden ist. Noch immer glauben wir, die Moderne alleine zu hans belting 15 besit zen. und wir tun uns schwer damit, andere Kulturen, die wir an unseren Standards messen, als zeitgenössisch anzuerkennen. „Weltwissen“, im Jahre 2010 das thema einer Ausstellung über die Berliner Forschung in den letzten zwei Jahrhunderten, ist eine verrä terische Formel, denn es bezeichnet das Wissen, das westliche Forscher über die Welt gewonnen haben, während andere Kulturen jeweils nur Material dieses Wissens geliefert haben, aber nicht mit ihrem eigenen Wissen in erscheinung treten. Welt bedeu- tet in den Naturwissen schaften die eine und einheitliche Welt der physikalischen oder biologischen Gesetze. Dagegen ist die Welt, in der auch andere leben, geteilt, wie die Rede von einer Dritten Welt zeigt, die seit dem zusammenbruch der Sowjetunion gegen den Begriff von entwick lungsländern ausgetauscht ist. Im zeitalter der expandierenden Naturwissen schaften war im wilhelminischen Berlin die Idee eines Kolonialmuseums entstanden. Die Kunst aus den Kolonien wurde bald im völkerkundemuseum, das nur den Namen eintauschte, ausgela gert um zu demonstrieren, dass unser Kunstbegriff ex- klusiv ist und für andere Kulturen nicht gilt. Die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt haben kritische Fragen nach der Welt gestellt, in der sie lebten, Wilhelm als Anthropologe und Sprachforscher, Alexander als ethnologe und Naturforscher. Aber sie lebten in der Kolonialzeit, in der rings um den universalen

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