01_PAZ8 22.02.2005 17:01 Uhr Seite 1 Parallelgesellschaften »Rausch des Erfolges« Schwelbrand in der Karibik Überraschend ernsthaft Prof. Stefan Luft, Politikwissenschaft- Vor einem Dreivierteljahrhundert Venezuelas Staatschef Chavez eifert Der Maler und Graphiker Robert ler und Autor, sieht in der deutschen ließ Stalin in der Sowjetunion Milli- in der Führung seines Landes immer Budzinski war weitaus mehr als Ausländerpolitik dringend Hand- onen Kulaken entweder exekutie- mehr seinem Vorbild Castro nach. nur der heiter-ironische Schilderer lungsbedarf. Im Interview nennt er ren oder deportieren. Mehr über Eine Entwicklung, die auch für den Ostpreußens. Mehr über den die größten Problemfelder. Seite 4 dieses Verbrechen auf Seite 6 Westen nicht folgenlos bleibt. Seite 7 Künstler lesen Sie auf Seite 9 Das Ostpreußenblatt Jahrgang 56 – Folge 8 C 5524 NABHÄNGIGE OCHENZEITUNG FÜR EUTSCHLAND 26. Februar 2005 U W D PVST. Gebühr bezahlt Weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Hans-Jürgen MAHLITZ: Die ersten Hochrech- nungen waren für die schleswig-holstei- Um den Sieg betrogen? nische Ministerpräsi- dentin Heide Simonis s könne doch „nicht angehen, Wahl stand er zwar nicht mit lee- ein Schock. Die von Edaß ein Däne bestimmt, wer ren Händen da, aber mit der Per- ihr als selbstverständ- in Deutschland Ministerpräsident spektive, bis auf weiteres Anfüh- lich angesehene wird“, befand vor 18 Jahren der rer der stärkstmöglichen Oppo- Wiederwahl drohte legendäre Franz-Josef Strauß. Zu- sition zu sein. Das tröstet nicht sich in Luft aufzulö- mindest bestimmte damals der darüber hinweg, um den eigent- sen. Doch anstatt zu SSW-Landtagsabgeordnete Mey- lichen Lohn aller Wahlkampfmü- hinterfragen, was so er, privilegierter Repräsentant hen betrogen zu sein. der dänischen Minderheit in viele Wähler dazu Bei Redaktionsschluß dieser Fol- Deutschlands höchstem Norden, gebracht hat, der ge wußte noch niemand so recht, wer nicht Ministerpräsident wur- wie es nun weitergehen könnte SPD ihre Stimme zu de; das so erzeugte Patt im Parla- entziehen, wurde nur in Kiel. Die vom Wähler abge- ment führte wenig später zu strafte rot-grüne Koalition will hektisch überlegt, Neuwahlen, SPD-Wahlsieg und wie die Sozialdemo- einfach weitermachen – nicht bislang 17jähriger Genossenherr- ganz so wie bisher, sondern mit kraten die Macht schaft. Heute liegt es in den Hän- Duldung der dänischen Minder- in Kiel behalten den zweier SSW-Abgeordneter, heitsvertreter. Viele von den rund könnten. (Lesen sie die „Ära Simonis“ zu beenden, 50.000 Schleswig-Holsteinern, die hierzu den nebenste- nachdem dies der Mehrheit der dieser Minderheit zuzurechnen henden Leitartikel nichtdänischen Wählerschaft sind, mißbilligten übrigens bei und Seite 24.) nicht gelungen ist. Knapp über Umfragen diese unangemessen 700 Stimmen fehlten Peter Harry große Bedeutung ihrer Partei als Foto: pa Carstensen am Ende. „Königsmacherin“. Dennoch ist der CDU-Spitzen- Jedenfalls würde bei einer sol- kandidat der eindeutige Sieger chen „Dänen-Ampel“ nicht die dieser Wahl. In jeder nur denkba- stärkste Fraktion – wie es guter ren Beziehung. Seine Partei hat demokratischer Brauch ist – den Neue »Ära der Einheit« die andere Volkspartei, die SPD Regierungschef stellen, sondern der Heide Simonis, um Längen der Verliererin gestattet, fünf Bushs Europa-Reise stand im Zeichen der Versöhnung geschlagen, aus acht Prozent- weitere Jahre an ihrem Amt zu punkten Rückstand 1,5 Punkte kleben. Das ist zwar nicht illegal, anchmal ändern sich die höhte und vor allem Deutschland „Während die Debatten der Vergan- Vorsprung gemacht. Das war hat aber auch nichts mit politi- Zeiten doch schneller, als und Frankreich als die Sitzenbleiber genheit verblassen und große Ver- nicht nur „Heides“ Niederlage, schem Anstand zu tun. M man es erwartet hätte. im „alten“ Europa zurückließ. Inzwi- pflichtungen deutlich werden, lassen sondern vor allem sein Sieg. Ob die Dänenpartei sich doch Glaubte man auf beiden Seiten des schen hat Bush jedoch gemerkt, daß Sie uns eine neue Ära der transatlan- Carstensen hat auch all die noch dazu aufraffen kann, die Ozeans, daß die Beziehung zwischen ein gespaltenes Europa ihm nicht tischen Einheit beginnen.“ In diesem „kritischen Geister“ und Beden- Respektierung des landesweiten den USA und dem „alten Europa“ weiterhilft. Er will den Streit hinter Zeichen stand Bushs Europa-Reise, kenträger (in allen politischen La- Wählerwillens über ihre engeren auf lange Zeit hin unterkühlt bleiben sich lassen, um die „jüngste Demo- die er sich auch durch kritische Me- gern) Lügen gestraft, die ihn als Eigeninteressen zu stellen, würden, so bricht vor allem von kratie der Welt“ zu unterstützen. dienstimmen und versprengte De- irgendwie ganz nett, ansonsten scheint derzeit ebenso unwahr- amerikanischer Seite plötzlich Tau- monstranten – starke Sicherheits- aber plump, unerfahren, ohne scheinlich wie eine Große Koali- wetter an, und Bush säuselt Europa „Keine kurzanhaltende Meinungs- maßnahmen ließen kaum jemanden Charisma und total unbekannt tion mit Carstensen als Chef und verliebte Worte ins Ohr, als ob der verschiedenheit zwischen Regierun- in das Blickfeld des US-Präsidenten abqualifiziert hatten. Was er sel- der SPD als Juniorpartner. Frühling direkt vor der Tür stünde, gen, keine Macht auf Erden wird uns geraten – nicht vermiesen ließ. ber vor wenigen Wochen im Zum Schluß sei noch einmal an dabei deutet hierzulande klimatisch jemals trennen“, verkündete er er- Interview mit dieser Zeitung ge- den Großen Vorsitzenden in nichts darauf hin. schreckend pathetisch am vergange- Dem „alten“ Europa hingegen blieb sagt hatte („Ich erlebe die Stim- Deutschlands tiefstem Süden er- nen Montag in Brüssel und verwirrte keine Wahl. Der extreme amerikani- mung im Lande völlig anders als innert: FJS pflegte die Kanzler- „Amerika unterstützt ein starkes damit vor allem Frankreich und schen Kuschelkurs erstickte jede Kri- die Medien.“), hat sich nun auf schaft Helmut Kohls mit den Europa, denn wir brauchen einen Deutschland, die ein derartiges Vor- tik im Keim. Außerdem braucht Eu- eindrucksvolle Weise bewahrhei- Worten zu kommentieren: „Ist starken Partner, um Frieden und Si- preschen in Sachen transatlantischer ropa die USA mindestens so tet. Er war ein viel besserer Kan- mir doch wurscht, wer unter mir cherheit in der Welt voranzubrin- Freundschaft gar nicht erwartet hat- dringend wie die USA Europa. Daß didat, als mancher – auch unter Kanzler ist.“ Aber kann man ei- gen.“ Ein starkes Europa, ein geeintes ten. Selbst der mißglückte Nato-Re- man den Vereinigten Staaten dabei den eigenen Parteifreunden – nem strahlenden (und am Ende Europa. Dabei war es doch gerade formversuch von Bundeskanzler dann auch noch ein oder zwei Gefal- ihm vorher zugetraut hatte. betrogenen) Sieger wie Peter die Bush-Regierung, die einen tiefen Schröder, in dem er Amerikas Über- len tut und konträre Ansichten wie Doch was nützt ihm der so red- Harry Carstensen wirklich zumu- Graben durch den Kontinent gezo- gehen der Nato in der Irakkriegsde- zum Beispiel zu den Themen Iran lich verdiente Triumph? Am Ende ten, so über das Amt des Mini- gen hatte, indem sie die Irakkriegs- batte kritisierte, ist keine Woche spä- und Kyoto-Protokoll beiseite drängt, dieses langen Abends nach der sterpräsidenten zu denken? befürworter zum „neuen“ Europa er- ter von US-Seite „verziehen“. paßt in dieses Bild. R. B. Punktsieg für Angela Merkel 60 Jahre danach PMD Die Stimmengewinne der CDU in Schleswig-Holstein und die K-Frage Preußischer Was damals in Deutschland Mediendienst o glücklich hat man Angela Mer- strahlen und die Wermutstropfen zu Eichel und Fischer, aber auch Stein- wirklich geschah: Skel schon lange nicht mehr er- ignorieren. Aber es war eben doch brück und Höhn zu danken hat. lebt. Als sich die Stimmengewinne nur ein halber Sieg; der angestrebte „Warum keine Mahnmale für der schleswig-holsteinischen Partei- Machtwechsel an der Förde findet Viel wird davon abhängen, wie Deutsche?“ – Ob Opfer des Bom- Wir erfüllen freunde in der Größenordnung von voraussichtlich nicht statt. sich bis dahin die Arbeitslosenzah- benkriegs oder die Heimatvertrie- fünf Prozentpunkten stabilisierten, len entwickeln. Gelingt CDU-Kandi- benen; für sie als deutsche Opfer- alle strahlte die CDU-Vorsitzende in alle Eng wird es wohl auch im Mai, dat Rüttgers die Ablösung der Lan- gruppen gibt es keine staatlich Literatur-, Fernsehkameras. Sie konnte sicher wenn Deutschlands bevölkerungs- desregierung, hätte die CDU-Chefin geförderten Gedenkstätten Seite 5 sein: Das hat sie ihrem großen Ziel, reichstes Bundesland einen neuen – nach dem Punktsieg von Kiel – ei- Musik- der Kanzlerkandidatur im Wahljahr Landtag wählt. Die CDU setzt hoff- ne entscheidende Runde gewonnen. „Wie ein Kriegsverbrechen zur & 2006, ein gutes Stück nähergebracht. nungsvoll darauf, daß es an Rhein Wer in der Union wollte ihr dann Katastrophe wurde“ – Der Bom- Filmwünsche. und Ruhr keine geschützten Min- noch die Kanzlerkandidatur streitig benangriff auf Pforzheim Seite 6 Als dann kurz vor Mitternacht die derheiten mit privilegiertem Wahl- machen? Doch selbst in diesem Fal- Kieler Regierungsträume erst ein- recht gibt, ein Wahlsieg also nicht so le wäre es von der Kandidatin Mer- „Deutsche und Russen ringen um Parkallee 86 mal platzten, weil die FDP mit ih- leicht zunichte gemacht werden kel zur Kanzlerin Merkel noch ein Schlesien“ – Obwohl die Wehr- 20144 Hamburg rem geschwätzigen Oberliberalen könnte wie an der Förde. Rot-Grün weiter und steiniger Weg. Wie macht im Februar 1945 Breslau Telefax: 040 / 41 40 08 58
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