Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 28 (3/4): 97–107 (2008) 97 Über die Biologie, Morphologie, Phänologie und Taxonomie von Amata (Syntomis) kruegeri (Ragusa, 1904) (Lepidoptera: Arctiidae, Syntominae, Syntomini) Josef J. de Freina Josef J. de Freina, Eduard-Schmid-Straße 10, D-81541 München, Deutschland; [email protected] Zusammenfassung: Populationen von Amata (Syntomis) Centromeridionale nelle montagne dell’Abruzzo (Gran krue­ge­ri (Ragusa, 1904) aus den mittelitalienischen Abruz- Sasso) e Calabria (Monte Pollino) e diversi allevamenti ne zen und Kalabrien (Gran-Sasso- und Monte-Pollino-Regio- hanno rivelato molte nuove informazioni al riguardo, per nen) wurden mehrmals in Freilandstudien beobachtet und quanto concerne la biologia (accoppiamento, deposizione gezüchtet. So konnten detaillierte Informationen über die delle uova, primi stadi larvali), l’ecologia (habitat Biologie (Paarung, Eiablage, Präimaginalstadien), Ökologie preferenziale, scelta della pianta nutrice) e la morfologia (Habitatpräferenz, Futterpflanzenwahl) und Morphologie dell’adulto (antenne, apparato genitale, spine tibiali). Per la (Genital,- Fühler- und Tibienstruktur) dieser adriatomedi- prima volta, vengono forniti e illustrati gli aspetti diagnostici terran verbreiteten Art gewonnen werden. Diagnostische della chetotassi delle giovani larve al primo stadio, assai Merkmale der Eiraupe der Untergattung Syntomis Och- tipici del subgenere Syntomis Ochsenheimer, 1808, in quanto senheimer, 1808 werden am Beispiel von A. (S.) krue­ge­ri caratterizzati soltanto da se­tae­ semplicemente strutturate. beschrieben und erstmals abgebildet. Der Vergleich der Le popolazioni delle montagne dell’Italia Centrale sono state Abruzzen-Populationen mit nominoty­pischen sizilianischen, confrontate con le popolazioni costiere della sottospecie kalabresischen und apulischen Populationen, die ebenfalls nominale di Sicilia, Calabria e Puglia, che sono state a gezüchtet wurden, zeigt, daß habituelle und phänologische loro volta allevate. Poiché le prime mostrano differenze Unterschiede bestehen, die den ursprünglichen Unterartsta- costanti sia nella fenologia che nei caratteri esterni, lo stato tus der Abruzzenpopulationen als A. (S.) krue­ge­ri que­rcii subspecifico di A. (S.) krue­ge­ri que­rcii Verity, 1914 stat. Verity, 1914 stat. rev. bestätigen. Die sy­stematische Glie- rev. viene ristabilito. La tassonoma di A. (S.) krue­ge­ri viene derung von A. (S.) krue­ge­ri wird revidiert und kommen- revisionata e riassunta (krue­ge­ri albionica (Dufay, 1965) stat. tiert (krue­ge­ri albionica (Dufay, 1965) stat. rev., krue­ge­ri rev., krue­ge­ri marjana (Stauder, 1913) stat. rev.). Infine, lo marjana (Stauder, 1913) stat. rev.); der Artstatus von Amata stato ingiustificato di Amata (Syntomis) ragazzii (Turati, (Syntomis) ragazzi (Turati, 1917) stat. rev. als Art, ungerecht- 1917) stat. rev. quale sinonimo di A. (S.) krue­ge­ri marjana fertigt mit A. (S.) krue­ge­ri marjana (Stauder, 1913) sy­nony­- (Stauder, 1913) (Leraut 2006) viene rivisto. misiert (Leraut 2006), wird restituiert. On the biology, morphology, phenology and taxo­ Einleitung nomy of Amata (Syntomis) kruegeri (Ragusa, 1904) (Lepidoptera: Arctiidae, Syntominae, Syntomini) Die Kenntnisse über die auf der Apeninnenhalbinsel verbreiteten Sy­ntomini-Arten der Gattung Amata Fabri- Abstract: Field observations of the adriatomediterranean Amata (Syntomis) krue­ge­ri (Ragusa, 1904) in the central cius, 1807, Amata (Syntomis) phe­ge­a (Linnaeus, 1758), Italian Abruzzi Mountains and Calabria (Gran Sasso and Amata (Syntomis) ragazzii (Turati, 1917) und Amata Monte Pollino areas) and several rearings of the early­ stages (Syntomis) krue­ge­ri (Ragusa, 1904), beschränken sich in have revealed much new information on the biology­ (mat- der Hauptsache auf habituelle Merkmalanaly­sen. Der ing, oviposition, early­ stages), ecology­ (habitat preference, Wissensstand über die Lebensweise und Entwicklung choice of foodplant) and morphology­ (antennae, genital ihrer intraspezifisch nicht unerheblich divergierenden structures, tibial spurs) of this species. Diagnostic charac- ters of the first instar larvae chaetotaxy­, characteristic for Populationen ist hingegen, zumindest hinsichtlich der the subgenus Syntomis Ochsenheimer, 1808, showing sim- beiden letztgenannten Arten, lückenhaft. Deshalb ist ple structured setae only­, are provided and illustrated for die von Obraztsov (1966) erarbeitete sys­tematische the first time. The populations of the central Italian Moun- Einteilung, die mangels Kenntnis biologischer Daten tains have been compared with the nominoty­pical lowland überwiegend auf der ty­pologischen Auswertung von populations from Siciliy­, Calabria and Apulia, which have also been bred. The former show constant differences both morphologischen Merkmalen basiert, revisionsbedürftig. in phenology­ and external characters, so that the primary­ Außerdem stand Obraztsov von mehreren Taxa nur subspecifical status of A. (S.) krue­ge­ri que­rcii Verity, 1914 wenig Belegmaterial zur Verfügung, und vermutete Ver- stat. rev. is reinstated. The taxonomy­ of A. (S.) krue­ge­ri breitungslücken erweisen sich nach heutigem Kenntnis- is revised, the validity­ of subspecies within this species is stand als nicht vorhanden. re-examined and summarized (krue­ge­ri albionica (Dufay, 1965) stat. rev., krue­ge­ri marjana (St auder, 1913) stat. rev.); Dieser Beitrag befaßt sich im besonderen mit A. (S.) the unjustified status as a sy­nony­m (Leraut 2006) of A. krue­ge­ri Ragusa, 1904. Der Autor hat Fortpflanzungsge- (S.) krue­ge­ri marjana (Stauder, 1913) of Amata (Syntomis) meinschaften der Art in verschiedenen Lebensräumen ragazzi (Turati, 1917) stat. rev. as species is corrected. Italiens (Abruzzen, Kalabrien, Sizilien) beobachtet und Note sulla biologia, la morfologia, la fenologia davon einige in Folgegenerationen gezüchtet. Die daraus e la tassonomia di Amata (Syntomis) kruegeri (Ragusa, gewonnenen biologischen Daten werden hier vorgestellt 1904) (Lepidoptera: Arctiidae, Syntominae, Syntomini) und mit Ergebnissen anderer vom Autor durchgeführter Riassunto: Osservazioni in natura della specie adriatomedi- Zuchten von Vertretern des Tribus Sy­ntomini (so von A. terranea Amata (Syntomis) krue­ge­ri (Ragusa, 1904) in Italia (Syntomis) phe­ge­a, A. (S) nigricornis (Alphéraky, 1883), © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 98 A. (S.) hakkariana (de Freina, 1982), A. (S.) tanina (de die ♂♂ gerne lockere Schlafgemeinschaften. Hierzu Freina, 1982), A. (S.) me­stralii (Bugnion, 1837), A. (S.) suchen sie Stellen mit dichtem, kräftigem und höherhal- mogadore­nsis (Blachier, 1908) und A. (Amata) ce­rbe­ra migem Grasbestand auf. Das Flugvermögen der ♂♂ ist (Linnaeus, 1764)) abgeglichen (de Freina 1982, 1989). ausgezeichnet. Der Kopulationsflug setzt nicht wie bei A. phe­ge­a schon vormittags, sondern erst in den frühen A. (S.) kruegeri: Habitatpräferenz und Ökologie Nachmittagsstunden ein. Die Begattung findet meist (Abb. 1–4, 7, 8) an höheren, häufig auch einzelnstehenden Gräsern statt und dauert bis in den Vormittag des Folgetages. A. (S.) krue­ge­ri ist eine an Kalkgestein gebundene sten- Frisch begattete ♀♀ mit vollem Eivorrat sind flugunwil- öke Art. Sie besiedelt zwar auch küstennahe Landschafts- lig beziehungsweise aufgrund ihres schweren, voluminö- bereiche (Stauder 1928b, eigene Beobachtungen) wie sen Abdomens wohl auch nicht flugfähig. Erst nach der auf Sizilien, in Apulien oder Kalabrien, in ihrem west- Ablage des Großteils der Eimenge, die bis zu 500 Eiern und nordmediterranen beziehungsweise adriatomediter- betragen kann, überwinden auch sie kürzere Strecken ranen Verbreitungsabschnitt (Südfrankreich, Piemont, im Flug. Die Aussage von Obraztsov (1966), „die ♀♀ Südtirol, julisch-karnischer Bereich) und in Osteuropa verlieren nach der Befruchtung überhaupt ihre Flugfä- (SW-Ukraine, Ostpolen, Bessarabien) siedelt sie jedoch higkeit“, muß daher korrigiert werden. Für die Flugfähig- collin. Auf dem mittleren Apennin und dem südlichen keit der ♀♀ spricht auch die sowohl bei Freilandtieren Balkan bevorzugt sie dagegen montane Lagen und dringt als auch bei gezogenen Individuen fehlende Veranlagung in den Abruzzen und in mazedonisch-nordgriechischen zu Mikropterismus. Dagegen kann die Beobachtung von Gebirgen bis in Höhen um 1400–1500 m vor (Drenowski Obraztsov (1966) bestätigt werden, daß ♀♀ mehrmals 1934, Bertaccini et al. 1997). Dabei siedelt sie innerhalb kopulieren. Dies trifft aber, wie an gezüchteten Tieren ihrer Lebensräume nicht großflächig, sondern besetzt festgestellt, auf beide Geschlechter zu. Bei den ♀♀ ist nur mittlere bis kleinere Nischen, was auf eine engere dies die Regel, wohl um bei dem großen Eivorrat die ökologische Valenz und die begrenzte Fähigkeit zu Befruchtung aller Eier zu gewährleisten. Daher erfolgt einem Habitatwechsel schließen läßt. Sie liebt offene die Eiablage nicht unmittelbar nach Lösung der Kopula, kräuterreiche Montansteppen und blumenreiche Berg- sondern erst ab dem folgenden Tag, portioniert zwischen wiesen in sonnigen, nicht zu steilen Felsfluren. Von A. (S.) den Begattungen. phe­ge­a bevorzugte Lebensräume wie schattige, dichter durchbuschte Landschaftsbereiche und deren Randlagen Die Präimaginalstadien (siehe Abb. 7, 8) meidet sie. Aus diesem Grund besitzt sie (Abb. 5, 6, 7–12) keine gemeinsamen Lebensräume mit dieser, was auch von Stauder (1924) für die dalmatinischen Lebensräume Eiablage, Ei und Eidauer bestätigt wird. Die Eier werden anfangs einschichtig in kleineren Men- Bedingt durch
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