Das geflüchtete Wort Antiquariat Walter Markov Das geflüchtete Wort Deutschsprachige Exilliteratur ab 1933 Sehr herzlich danken wir Helga Albrecht und Detlev Lehmann von der Stadtbibliothek Bonn und Dr. Almuth Voß und Ronja Kokott vom Literaturhaus e.V. für die umfangreiche Unterstützung für die Ausstellung Das geflüchtete Wort. Wertvolle Originale der deutsch- sprachigen Exilliteratur vom 9. Mai bis 2. Juni 2018 in der Zentral- bibliothek der Stadtbibliothek Bonn. Außerdem gilt unser großer Dank Dr. Werner Abel und vor allem Falk Seidel für ihre Leihgaben und weitere Unterstützung. Antiquariat Walter Markov Inh. Jürgen Repschläger Breite Str. 52 53111 Bonn Tel. 0228 9638565 [email protected] www.antiquariat-markov.de Katalog: Esther Winkelmann und Jürgen Repschläger Satz und Layout: abooks.de Das geflüchtete Wort Deutschsprachige Exilliteratur ab 1933 Ausstellung in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Bonn 9. Mai – 2. Juni 2018 Inhaltsverzeichnis 5 Einleitung ...........................................................................................................7 Abkürzungen ......................................................................................................9 Katalog – Literatur .........................................................................................................10 – Kultur ............................................................................................................28 – Nationalsozialistische Vernichtungspolitik und jüdisches Exil ....................41 – Analysen und Nachrichten über Nazi–Deutschland .....................................45 – Wissenschaften und Zeitgeschichte ..............................................................55 – Spanischer Bürgerkrieg .................................................................................59 – Sozialdemokratie ...........................................................................................62 – Linke Organisationen zwischen SPD und KPD und Gewerkschaften ..........66 – KPD, KJVD und Komintern .........................................................................71 – Tarnschriften .................................................................................................77 – Sowjetunion ..................................................................................................79 – Internationale Solidaritätskampagnen ...........................................................80 – Österreich ......................................................................................................83 Literaturhinweise .............................................................................................84 Personenregister ..............................................................................................85 Einleitung 7 m Antiquariat hält man im Lauf der Zeit viele interessante Bücher, Zeitungen, Broschü- I ren in der Hand, die zur ausführlicheren Beschäftigung mit manchem Thema führen. Da wir uns seit dem über 20jährigen Bestehen unseres Antiquariats mit der Geschichte der Arbeiterbewegung befassen, kam unweigerlich das Thema Exil dazu, das zu verschie- denen Zeiten immer wieder auch mit der Arbeiterbewegung eng verknüpft war (und in anderen Gegenden der Welt auch heute noch ist), aber auch mit anderen Bevölkerungs- gruppen. In den letzten Jahren konnten wir zahlreiche Publikationen aus dem Exil nach der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933 sammeln, woraus die Idee entstand, eine Ausstellung mit Exilliteratur aus dieser Zeit zu machen. Die Literatur kann dabei immer nur einen Teil des Themas widerspiegeln, sind es doch im Wesentlichen Intellektuelle gewesen, die schrieben – Schriftstellerinnen und Schrift- steller, die schon vor 1933 schrieben, Personen aus der Wissenschaft, Kultur und Politik. Die überwiegende Mehrheit der Exilierten publizierte nicht. Der Katalog führt die Titel auf, die wir zusammengetragen haben, sowie zahlreiche Leih- gaben, für die wir Dr. Werner Abel aus Chemnitz und insbesondere Falk Seidel aus Berlin sehr herzlich danken. Soweit wir die entsprechenden Informationen recherchieren konnten, haben wir die Titel mit kurzen biographischen Angaben sowie dem Weg im Exil des jeweiligen Autors oder der Autorin ergänzt. Bei den bekannteren Autor*innen haben wir uns erlaubt, nur sehr re- duzierte Angaben zu machen, da zu ihnen vieles bekannt ist und nähere Informationen leicht zu bekommen sind. Wenn ein Einbandgestalter angegeben war, und der exiliert war (dies tatsächlich alles Männer, die wenigen angegebenen Illustratorinnen waren Gebürtige des Exillandes), so haben wir auch seine biographischen Angaben soweit möglich ergänzt. Viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller so wie auch Wissenschaftler und Wissenschaft- lerinnen gingen ins Exil, weil sie entweder jüdischen Glaubens waren oder nach der ras- sistischen Definition der Nazis Jüdinnen und Juden waren, oder weil sie wegen Inhalten früherer Texte angefeindet wurden; häufig gab es auch zwei Gründe gleichzeitig. Die Gründe, warum die einzelnen ins Exil gingen, sind in der Regel nicht explizit genannt. Bei den politisch Tätigen, ergibt sich der Grund in der Regel von selbst. Da bei vielen für uns nicht eindeutig ist, ob sie sich selbst als jüdisch verstanden, oder von den Nazis so definiert wurden, weil sie jüdische Vorfahren hatten, wird das bei den biographischen An- gaben nicht erwähnt. Im Wesentlichen sind die aufgeführten Titel im Exil entstanden, oder in manchen Fällen noch kurz vorher entstanden und dann im Exil publiziert worden. Ein paar Titel jedoch fal- len nicht eigentlich unter den Begriff der Exilliteratur, aus verschiedenen Gründen haben wir sie dennoch in den Katalog aufgenommen. Zum einen handelt es sich um Periodika, die im Zielland von dortigen Publizist*innen herausgegeben wurden, in denen aber auch Beiträ- ge von Exilierten erschienen. Dann gibt es ein paar Titel, die als deutsche Übersetzung für exiliertes Publikum außerhalb Deutschlands (z.B. einige Titel der Büchergilde Gutenberg, Romane von Upton Sinclair, oder ein Band mit Kriegsreden von Franklin D. Roosevelt) he- rausgegeben wurden, und ein paar Titel, die eigentlich keine Exilpublikationen sind, im Kontext des politischen Exils jedoch wichtig waren, wie z.B. ein Teil der Titel, die im Zu- sammenhang mit internationalen Solidaritätskampagnen für in Deutschland oder auch in Ungarn Inhaftierte erschienen, oder z.B. manche Titel zum spanischen Bürgerkrieg. Wurden solche Titel von politisch Aktiven z.B. in der Schweiz veröffentlicht oder von der Internati- onalen Roten Hilfe in Moskau, so handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne um Exilpubli- kationen, für das politische Exil spielten sie jedoch ein wichtige Rolle. 8 Schließlich sei noch etwas zum Begriff des "Exilverlags" gesagt. Definierte man diesen Begriff streng, so dürfte er ausschließlich solche Verlage meinen, die als Verlag ins Exil gegangen sind (wie z.B. der Malik Verlag oder die Büchergilde Gutenberg oder auch Ber- mann Fischer, im Exil dann i.d.R. aus rechtlichen Gründen als Neugründung vor Ort) oder solche, die von Exilierten gegründet wurden um im Exil zu publizieren und auch nur wäh- rend eines Zeitraums im Exil bestanden, wie z.B. in Paris die Éditions Nouvelles Internati- onales (ENI) des Internationalen Sozialistischen Kampf-Bunds. Gemeinhin gelten jedoch auch solche Verlage wie Allert de Lange und Querido in Amsterdam oder die Éditions du Carrefour in Paris als Exilverlage, weil dort Exilpublikationen in großer Zahl erschienen. Tatsächlich jedoch bestanden diese Verlage schon vorher, ermöglichten jedoch auf die ein oder andere Weise die Exilproduktion – nähere Informationen dazu im Katalog. Darüber hinaus gab es dann natürlich noch die vielen Verlage in den verschiedenen Exilländern, die einzelne oder manchmal auch mehrere Titel exilierter Autor*innen veröffentlichten, zudem sehr viele Selbstverlage mit nur ein oder zwei Publikationen. In einer Zeit, in der es hier in Deutschland viele Diskussionen um die Aufnahme von vor Krieg, Gewalt, Hunger, Elend, politischer oder religiöser Verfolgung Geflüchteter gibt, möge die Ausstellung auch daran erinnern, dass Deutschland einmal die Hauptfluchtursa- che war und viele Deutsche einmal Aufnahme in anderen Ländern fanden. Und wieviel an Wissen und Kultur aufgrund rassistischer und politischer Verfolgung vertrieben und für viele Jahre vergessen wurde. Verfolgung, Vertreibung, Vernichtung oder Raub von Kulturgütern ist seit Jahrhunderten eine Herrschaftstechnik, die nicht die Nazis allein ausübten, sie aber in besonderem Aus- maß. Schon zu Kolonialzeiten diente der Raub archäologischer Güter nicht nur der eige- nen Bereicherung sondern auch der Machtdemonstration und der Erniedrigung der Men- schen in den unterworfenen Ländern, indem man ihnen ihre geschichtliche Identität nahm. Ähnliche Motive spielten auch bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 eine Rolle. In heutiger Zeit gab es wiederum ähnliche Motive beim sog. Islamischen Staat mit der Zerstörung archäologischer Stätten im Mittleren Osten oder aktuell z.B. bei Angrif- fen des türkischen Staates auf die kurdische Kultur: Zerstörung archäologischer Stätten, einer Statue kurdischer Freiheitssymbolik im besetzten Afrîn, Verbote von kulturellen Veranstaltungen, Festen, Publikationen, von Schulunterricht in kurdischer Sprache usw. An solcherlei Zusammenhänge mag die Ausstellung indirekt vielleicht auch rühren. Die Verteidigung der Kultur gegen ihre Unterdrückung ist immer eminent politisch. Mögen wir uns alle überlegen, was unser Beitrag sein kann.
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