FRITZ MEYEN BREMER BEITRÄGER AM COLLEGIUM CAROLINUM IN BRAUNSCHWEIG BRAUNSCHWEIG 19 62 I I I I I I I I I BREMER BEI1'Ri\GER AM COLLEGIUM CAROLINUM I IN BRAUNSCHWEIG I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I 13 RAU NSCH W EI GER \\. E R K ST ü c: K E Vc röffcn rlichu n gc n aus Archiv, Bibliothek und Musc urn der Stadt Herausgegeben von Ben Biller lind Rilli.lrd Moderhack Band 26 - BREMER BEITRAGER AM COLLEGIUM CAROLINUM IN BRAUNSCHWEIG K. CH R. GART N ER, J. A. E BE R T, F.W. Z ACH AR I A , K.A.SCHMID von FRITZ MEYEN WAISENHAUS - BUCHDRUCKEREI UND VERLAG BRAUNSCH\\TIG VORWORT Um das Collegium Carolinum und seinen Nutzen richtig würdigen zu können, müsse man sich in die Zeiten versetzen, als es gestiftet wurde, und in den Geist dieser Zeiten, schreibt ]OHANN ]OACHIM ESCHENBURG - seit 1777 Inhaber des Lehrstuhls der schönen Literatur und Philosophie - im Vorbericht zu seinem 1812 erschienenen "Entwurf einer Geschidite des Collegii Carolini in Braunsdiweig". Erst um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts habe die "Dämmerung des deutschen Geschmacks" begonnen, an der eine Reihe von Männern Anteil gehabt habe, die an dieser Anstalt wirkten. ESCHENBURG führt neben den beiden ersten Kuratoren des Collegium Carolinum vier Professoren namentlich an, die dem dankbaren Deutschen unvergeßlich seien, wenn er nicht nur bedenke, was deutscher Geschmack jetzt sei, sondern sich auch erinnere, wie er entstand. Er nennt KARL CHRISTIAN GÄRTNER, ]OHANN ARNOLD EBERT, FRIEDRICH WILHELM ZACHARIÄ und KONRAD ARNOLD SCHMID. Leben und Schaffen dieser vier Männer aus dem Kreise der "Bremer Beiträger" wird im folgenden darzustellen versucht als ein weiterer Baustein zu einer Geschichte des Collegium Carolinum und als Ergänzung zu meiner 1957 ersdiie­ nenen Biographie EscHENBURGs. Denn - so erstaunlich es klingt - es gibt bis jetzt außer ESCHENBURGS "Entwurf" keine unter Benutzung der zahlreichen gedruckten und ungedruckten Quellen geschriebene wissenschaftlich fundierte Veröffentlichung über Gründung und Entwicklung, über Ziele und Wirkung des Collegium Carolinum. Und dabei würde eine solche Untersuchung ein wichtiger Beitrag zur Geistesgeschichte im Zeitalter der Aufklärung und zur Geschichte der Bildung und Erziehung werden können, denn das Collegium Carolinum ist ja nicht - wie vergleichbare andere Lehranstalten - ein durchschnittliches Gymnasium geworden, sondern wurde Technische Hochschule. Dies geschah allerdings erst später, hierüber erfahren wir durch ESCHENBURG nichts. Aber auch sonst beantwortet er manche Frage nicht, die wir uns rückschauend stellen, die zu seiner Zeit aber keine Fragen, sondern allgemein bekannt waren oder als nicht so bedeutsam angesehen wurden. Uns interessiert unter anderem, nach welchen Vorbildern 5 jERUSALEM die Organisation des Collegium Carolinum schuf und den Lehrplan gestaltete. ESCHENBURG schweigt sich hierüber aus. Wir erfahren auch nicht, ob die Geschmacks­ bildung - deren Wichtigkeit JERUSALEM und ESCHENBURG oft betonen - in Braunschweig erstmals oder doch in stärkerem Umfange als andernorts durchgeführt wurde, ob die Auf­ nahme naturwissenschaftlicher und technischer Vorlesungen besondere Gründe hatte oder nur erfolgte, weil diese Fächer nun einmal zu dem stark kameralistisch ausgerichteten Lehr­ plan der Ritterakademien gehörten. Diese und weitere Punkte wird der künftige Geschichts­ schreiber des Collegium Carolinum zu klären haben, um den Standort der Anstalt in der Geschichte des deutschen Bildungswesens eindeutig festlegen zu können. Er wird, auf die Entwicklung zur Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina eingehend, sorgsam prüfen müssen, ob es sich um eine organische Weiterentwicklung oder um das Aufpfropfen eines neuen Reises auf einen alten Stamm handelt. Der künftige Geschichtsschreiber des Colle­ gium Carolinum wird also die Geistesgeschichte der Aufklärungszeit ebenso beherrschen müssen wie die Geschichte des allgemeinen und des technischen Bildungswesens, um alle diese Fragen und Probleme wissenschaftlich einwandfrei sine ira et studio darstellen zu können. Es wird ihm dabei sicherlich angenehm sein, sich auf Vorarbeiten stützen zu können, deren Ergebnisse er als Mosaiksteine in sein Gesamtbild einfügen kann. Die vorliegende Untersuchung wird eingeleitet mit einer kurzen Darstellung der Geschichte und Bedeutung jener Zeitschrift, die als "Bremer Beiträge" in die Literatur­ und Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist - nicht das Ergebnis eigener Forschung, sondern gestützt auf zwei maßgebliche Veröffentlichungen. Es folgt ein Abschnitt über Gründung und Entwicklung des Collegium Carolinum, in dem einige der angedeuteten Probleme näher, wenn auch nicht abschließend, behandelt werden. Dem Hauptteil, den Biographien der vier Braunschweiger Professoren, schließen sich Verzeichnisse ihrer Schriften und der Veröffentlichungen über sie an. Diese chronologisch angeordneten Bibliographien sind nicht nur zuverlässige Unterlagen für künftige eingehendere For­ schungen, sie bilden zugleich das Rückgrat der eigenen Untersuchung. Denn nur aus einer Bibliographie, die Vollständigkeit anstrebt und diese auch in größtmöglichem Maße er­ reicht hat, läßt sich der Umfang der Wirkung ablesen, welche die behandelten Persönlich• keiten auf Mit- und Nachwelt ausübten, sowie die Beurteilung durch zeitgenössische Kritik und Literaturgeschichtsschreibung ermitteln. Voraussetzung jeder bibliographischen Arbeit ist, daß die Titelaufnahmen, wenn irgend möglich, auf Grund eines vorliegenden Exemplares der betreffenden Veröffent• lichung erfolgen. Das war dank der Hilfe zahlreicher Bibliotheken, vor allem der Herzog­ August-Bibliothek Wolfenbüttel und der Stadtbibliothek Braunschweig, aber auch des 6 Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttcl und der Stadtarchive Braunschweig und Lüneburg bei 95 % der angeführten Titel der Fall. Von den 32 Ausgaben, die ich nicht gesehen, sondern nur auf Grund bibliographischer Nachschlagewerke ermittelt habe, sind mir 7 von der British Museum Library in London und der Bibliotheque Nationale in Paris als dort vorhanden mit den notwendigen Angaben zur Titelaufnahme genannt worden. Auch diese wurden aus Gründen bibliographischer Akribie mit dem Stern ver­ sehen, der dem Benutzer anzeigt, daß der Bearbeiter der Bibliographie sie nicht in der Hand gehabt hat. Allen, deren freundliche Hilfe ich bei der Materialsammlung, der Bearbeitung und beim Korrekturlesen in Anspruch nehmen durfte, möchte ich auch an dieser Stelle herzlich danken. Dem Städtischen Museum Braunschweig spreche ich meinen verbindlichsten Dank dafür aus, daß es den Abdruck von Bildern der vier "Bremer Beiträger" gestattete. Besonderer Dank gebührt Herrn Archivdirektor Dr. MODERHAcK, der das Erscheinen der vorliegenden Arbeit durch Aufnahme in die von ihm herausgegebene Schriftenreihe ermöglichte. Braunschweig, im Mai 1962 Dr. FRITZ MEYEN. 7 INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort. 5 Die Bremer Beiträge . 9 Das Collegium Carolinum . 15 Kar! Christian Gärtner 28 Johann Arnold Ebert 36 Friedrich Wilhelm Zachariä 49 Konrad Arnold Schmid . 59 Schlußbetrachtung 70 Bibliographie Benutzungshinweise . 71 Karl Christian Gärtner 74 Johann Arnold Ebert . 92 Friedrich Wilhelm Zachariä . 130 Konrad Arnold Schmid . 165 Namenregister . 176 Tafeln: Karl Christian Gärtner · 16/17 (Kupferstidl von ]ohann Friedridi Bause, Titelkupfer im II. Band (1770) der Neuen Bibliothek der schönen Wi.sensdlaften und der freyen Künste) Johann Arnold Ebert . · 32/33 (Kupferstich, wahrscheinlich von Gottlob August Liebe) Friedrich Wilhelm Zachariä . · 48/49 (Kupferstich von Friedrich Johann Kauke, Berlin 1789) Konrad Arnold Schmid . · 64/65 (Kupferstich von Eberhard Siegfried Henne nach einem Gemälde von Leopold Matthieu) 8 DIE BREMER BEITRAGE Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert beginnt für Deutschland ein literarischer Aufstieg, der gewissermaßen an der Hand dreier großer Lehrmeister erfolgte. CHRISTI AN THOMASIUS (1655-1728), CHRISTIAN WOLFF (1679-1754) und JOHANN CHRISTOPH GOTTSCHED (1700-1766) befreiten Bürgertum und Adel aus spießbürgerlicher Enge und geistiger Rückständigkeit und schlossen sie an das westeuropäische Bildungsniveau an. Es ist das besondere Verdienst GOTTSCHEDS, in diesen allgemeinen Bildungsprozeß die Dichtkunst als Helfer und Förderer einbezogen zu haben 1). GOTTSCHED, seit 1730 Inhaber des Lehrstuhls der Poesie an der Universität Leipzig, in seinen philosophischen Anschauungen ein Schüler CHRISTIAN WOLFFS, dessen Lehre er durch seine "Ersten Gründe der gesamten Weltweisheit" 2) verbreiten half, hat in seinem "Versuch einer critischen Dichtkunst" 3), dem erfolgreichsten Lehrbuch dichterischer Kunst­ fertigkeit im 18. Jahrhundert, als erster das Literaturstudium wissenschaftlich fundiert. Er setzte sich für den Gebrauch der deutschen Sprache ein, um deren Erforschung und Reinigung er - besonders auch in der von ihm umgestalteten "Deutschen Gesellschaft" 4) - bemüht war. Er bekämpfte den Schwulst und das Pathos des Spätbarock und trat für Klarheit und Verständlichkeit in der Dichtkunst ein. Er reformierte die deutsche Bühne, schuf damit die Voraussetzungen für das Drama LESSINGS und wirkte so 111it an der Ent­ wicklung der deutschen Klassik. Die Schauspielerin KAROLINE NEUBER unterstützte seine 1) Dieser Abschnitt enthält keine eigenen Untersuchungen, sondern stützt sich auf den Artikel "Aufklärung" von MARTIN GREINER im "Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Begründet von Paul Merker und Wolfgang Stammler, 2. Aufl., Berlin 1958, Bd 1, S. 117-125" und die Veröffentlichung
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