2011 L a T ar U 13 / 2. 13 Q T e 94 / Hef B a aUSG HD ScHraDer cover 1 KUBUSHOcHZeIT, 2007 cUBecracKS Nr. 1, 1995 Pamela c. Scorzin Stahl Stahl Höhe 1500 cm 500 x 130 x 100 cm Völklingen, Saarland ausstellung „cubecracks“ in Lübeck, Museum für Kunst und Kulturgeschichte 2011 L a T ar U 13 / 2. 13 Q T e 94 / Hef B a aUSG HD ScHraDer cover 1 KUBUSHOcHZeIT, 2007 cUBecracKS Nr. 1, 1995 Pamela c. Scorzin Stahl Stahl Höhe 1500 cm 500 x 130 x 100 cm Völklingen, Saarland ausstellung „cubecracks“ in Lübeck, Museum für Kunst und Kulturgeschichte 2 SeeWaTcHer, 2010 Projektion und Soundscape Animationsfilm ausstellung „Woodwatcher and Others“, Ludwig Museum, Koblenz 3 WOODWaTcHer, 2009 Projektion und Soundscape Animationsfilm ausstellung „Woodwatcher and Others“, Ludwig Museum, Koblenz 4 cUBeS aND TreeS, 2000 aluminium 160 x 160 x 160 cm Schloss agathenburg, Stade, ausstellung „Vom Kubus zum Kubus“ 2 3 4 HD ScHraDer HD Schrader beim aufbau der Skyladder-Installation im Today art Museum, Peking; Foto: Hanna Schrader „Woodwatcher, Seawatcher, Skyladders bilden neuere Skulpturengruppen, ebenfalls aus dem Kubus entwickelt. als artefakte der Zweiten Natur sind sie Mahnmale zum Schutz der ersten Natur, sind deren Wächter, deren ranger. eine Steigerung dieses Kunstprinzips erlangt virtuelle Gestalt in meinen neuen animationsfilmen.“ 1 Homage to the cube P a M e L a c . Sc O r ZIN Als quadratisch wur- Mit der Erfindung der Perspektive in den Künsten der den schon in der Antike Menschen beschrieben, die man europäischen Renaissance nahm auch wieder die Be- für recht grundfest und bodenverhaftet in ihren Über- schäftigung der Wissenschaftler und Künstler mit den zeugungen und Haltungen hielt. In der Moderne bewun- Platonischen Körpern zu. So ist die klassische Figur des dern wir künstlerisch begabte Menschen, deren Gesamt- Würfels maßgeblich in den neuzeitlichen Werken etwa werk ein Maß an formaler und inhaltlicher Stringenz von Piero della Francesca, Leonardo da Vinci oder Al- vorweisen kann. HD Schrader1 hat sein künstlerisch-ge- brecht Dürer als Gestaltungs- und Kompositionsmittel stalterisches Lebenswerk augenfällig ganz dem Kubus zu entdecken, während sich insbesondere im 20. Jahr- gewidmet: „Was meine allerersten Anfänge betrifft: Es hundert eine lange Linie der kreativen Auseinanderset- ging also mit einem Quadrat los, während meiner Studi- zung mit dem Kubus von der Abstraction Création über enzeit 1969 bei Max H. Mahlmann habe ich Quadrate ge- das Bauhaus und die Ulmer Hochschule für Gestaltung reiht, danach diese reliefartig aus Plexiglas geschichtet, bis hin zu Oswald Maria Ungers ziehen lässt. also die Zwischenräume sozusagen vertieft oder erhöht, In diese beachtliche kunstgeschichtliche Tradition stellt dann bin ich automatisch von diesem Relief ausgehend sich seit Anfang der siebziger Jahre das Werk des 1945 von der Quadratreihung zur Kubusreihung gekommen, in Bad Klosterlausnitz (Thüringen) geborenen Künstlers und schließlich habe ich mich mit den Möglichkeiten, den Hans-Dieter Schrader, der von 1986 bis 2010 auch eine der einzelne Kubus als Ausgangskörper bietet, ausein- Professur für Schrift, Typografie und Layout am Fach- andergesetzt.“2 bereich Design der Fachhochschule Dortmund innehat- Mit diesem Würfel ist ihm zugleich ein großer Wurf ge- te. Seine Hommage an den Kubus scheint allerdings von lungen. Und mit den absoluten Formen der Geometrie der tiefen Überzeugung geprägt, dass ein regulärer ge- artikuliert sich HD Schrader im Zeitalter der Globalisie- ometrischer Körper wie der vollkommene Kubus (oder rung zugleich in einer universalen, transkulturellen For- ein stereometrischer Körper, der aus der Addition meh- mensprache. rerer Kuben besteht) zwar an und für sich überaus ideal und schön ist, aber ein versehrter, fragmentierter Plato- „ nischer Körper doch noch viel schöner und interessanter HD Schraders Würfel ist ein erscheint, nicht nur weil er damit bereits narrative Züge imaginäres und virtuelles, höchst in sich trägt. artifizielles Konstrukt, das lediglich Mit Cuts and Cracks, mithilfe von Schnitten und Rissen, in seinen Bruchstücken an realität rückt HD Schrader seinem Idealkörper, dem „Cube“ (engl. für Kubus/ Würfel), seit 1972 mit klaren, minima- gewinnt. listischen Gestaltungsprinzipien zu Leibe. Der gestalte- “ rische Bearbeitungsprozess wird auch in den Werktiteln gespiegelt: „Die ,Cracks‘ sind in den Außenflächen zer- Als Hexaeder, von griech. hexáedron, oder Kubus, von teilt, bei den ,Cuts‘ gehen die Schnitte durch den gesam- lat. Cubus, ist dieser dreidimensionale Polyeder durch ten Körper“, erläutert der in Hamburg lebende Künst- insgesamt sechs kongruente Quadrate als Begren- ler.3 zungsflächen, zwölf gleichlange Kanten und acht Ecken, Aus der Konzentration auf eine Figur und der bewussten in denen jeweils drei Begrenzungsflächen zusammen- Reduktion der dabei verwendeten gestalterischen Mittel treffen, präzise definiert. Als mathematisch klar be- wie der Konstanz einer ausgewählten Farbe ergibt sich stimmte geometrische Figur wird er seit der Antike den seither eine unendlich und unglaublich vielfältige Vari- Platonischen Körpern zugerechnet, die eine Klasse anz der Erscheinungsweisen, die HD Schrader immer vollkommen regelmäßiger Vielflächner bilden. Auf- wieder aus seinem imaginären Kubusraum zu schöpfen grund seiner hohen Regelmäßigkeit, Ordnung und vermag: „Die Methode ist die Zergliederung durch eine Symmetrie – alle Ecken, Kanten und Seiten sind unter- vom Künstler festgelegte Zahl von Diagonalschnitten einander gleichartig – ist der Würfel zugleich ein regu- eines virtuellen Ganzen. Aus diesem herausgelöst, mate- läres Polytop und wird vom Menschen überzeitlich als rialisiert sich der Schnitt nicht nur zur selbständigen schön und harmonisch empfunden. Seit den Pythago- Form, sondern gewinnt zugleich einen ästhetischen Zei- räern (6. Jh. v. Chr.) bekannt und seither auch für die chencharakter, der im Ursprung zwar noch undefiniert mathematisch-geometrische Konstruktion weiterer enthalten, aber nicht so manifest war, ja ohne die dazu stereometrischer Körper im Einsatz, wurde der Würfel gehörige Werkzeichnung des Schnittes, heute auch in der von Platon in seinem Timaios (Kap. 20, 53c4-55c6) aus- Computeranimation, nicht eimal präzise erdenkbar ge- führlich analysiert und diskutiert. Der antike Philo- wesen wäre. Das Urmodel, ein begrenztes Volumen, eine soph ordnete außerdem Tetraeder, Hexaeder, Oktaeder, umgrenzte Leere, wird einem Teilungsprozess unter- D o dekae der u nd I kosae der a ls R eprä sent a nt en den v ier worfen, der das ideelle Ganze nicht beschädigt und doch Elementen des damaligen antiken Weltbildes zu, wobei unentwegt reale Formen gebiert, die als sinnliche Er- der Würfel wiederum für die Erde stand (Kap. 21, 55c7- scheinung ihre Verwandtschaft nicht leugnen, zugleich 56c7). aber sich als ästhetische ,Individuen’ separieren und zu- 2 HD ScHraDer einander ebenso in Dialog wie in Konkurrenz treten“4, noch für den Intellekt fassbar, aber auf der phänomeno- hat Lothar Romain bereits 1992 luzide kommentiert. logischen Ebene kaum mehr nachvollziehbar ist, und die somit als autonome, im doppelten Sinne nicht-relatio- nale, gegenständliche respektive konkrete Formen rea- Konstrukt Kubus – lisiert werden. Kubus Konstrukt Dies mag erklären, warum HD Schrader zu Beginn seiner Karriere noch seine Grafiken, Bildobjekte und Plastiken aus dem imaginierten Kubusraum jeweils mit Skizzen, Entwurfszeichnungen und schematischen Diagrammen begleitete, die den mehrschrittigen Entstehungsprozess der Formfindung und ihr jeweiliges Konstruktionsprin- zip offenlegten und dem Publikum anschaulich machten. Erst mit dem Einzug einer installativen Arbeitspraxis in Wie die Vertreter einer konstruktiv-konkreten Kunst, in sein Werk, etwa mit der Setzung und Platzierung der Cu- deren Tradition man die Grafiken, Plastiken, Wandob- becuts, Cubecracks und Elastic Cubes oder Cubes and jekte und Installationen von HD Schrader kunsthisto- Trees im öffentlichen Raum und in enger Relation zu Ar- risch betrachten kann, kommen die bildnerischen Ele- chitektur und Natur, gehen solche expliziten Verweise mente und geometrischen Formationen des Künstlers für den Betrachter allmählich verloren, was im Weiteren auch ganz ohne große Metaphysik aus, obgleich bereits auch eine inhaltliche Verschiebung im Werk von HD Raimund Stecker hervorgehoben hat, dass HD Schraders Schrader während der achtziger und neunziger Jahre rein flächig konkrete Bilder auch subtile Daten und In- markiert. Die verborgene Geometrie tendiert dabei ge- formationen zu Raum und Zeit, zu einem neuen n-dimen- nerell zu einer stärkeren Mystifizierung und narrativen sionalen Weltbild bergen. Während der Kubus in seiner Symbolik. idealen, absoluten Form, und damit als eine Konstrukti- Die Summe der Teile ist on des Geistes, immer auch die Raumrichtungen der eu- klidischen Geometrie im Modell demonstriert und darin mehr als das Ganze zugleich Sinnbild unseres menschlichen, lediglich drei- dimensionalen Erfahrungsraums unserer Sinne ist. Wie in der abstrakt-konkreten Kunst im 20. Jahrhundert weisen die verschiedenen Werkgruppen von HD Schra- der bis heute vor allem Reihungen und Serien auf, die durch das Prinzip von Addition oder Substraktion oder modularen Fortführungen entstehen, oder wie Eugen Gomringer bereits festhielt: „Schrader teilt mit vielen konstruktiven Künstlern die Wahl einer Rahmenbedin- Anlässlich einer Wanderausstellung von Schraders gung, mit deren Hilfe sich durch unterschiedliche Werkserie der signalroten Cubecracks 1995/96 in den Methoden wie
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