Radio-Köpfe Max Schautzer – Moderator Und Conférencier

Radio-Köpfe Max Schautzer – Moderator Und Conférencier

Radio-Köpfe Schautzer war nun schon einmal in Deutschland und hatte in jenen Jahren schon an seinem Hochdeutsch gefeilt. Er unterzog sich beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln einem Sprechertest sowie einem Test seines Allgemeinwissens und stieß – nachdem er bestanden hatte und ein Jahr Sprecherübungen mit seinem Coach, Prof. Pietsch, machte – Ende 1964 zum Sprecher- ensemble des WDR. Er wurde schon bald als Conférencier bei öffentlichen Veranstaltun- gen im Sendegebiet eingesetzt, z.B. in der Mercatorhalle in Duisburg. Begleitet wurde er dabei von Künstlern sowie der WDR-Big- band und des Orchesters Kurt Edelhagen. Schautzer wurde vielseitig eingesetzt: Er war Sprecher und Reporter bei „Allein ge- gen alle“. Diese Sendung war eine Co-Pro- duktion von RIAS und NDR mit der jeweili- gen ARD-Anstalt im betreffenden Bundes- land, in Nordrhein-Westfalen mithin mit dem WDR. An der Seite von Showlegende Hans Rosenthal war Schautzer Außenrepor- ter bei „Spaß muss sein“, Moderator von Max Schautzer – Moderator und Conférencier „Daheim und unterwegs“ (Montag bis Frei- (Radio Luxemburg / WDR / ARD / ZDF) tag) und „Freie Fahrt ins Wochenend“ (Samstag), der Autofahrersendung im zwei- Max Schautzer (78) ist vielseitig: Als ge- vor: Bei Vorspielabenden seiner Schau- ten Hörfunkprogramm. Diese Sendungen bürtiger Österreicher machte er im Rhein- spielschule war er der Redner auf der Büh- und Interviews “mit Bekannten und Unbe- land Karriere als Discjockey, wurde Spre- ne, der dem geneigten Publikum die aufge- kannten" (Schautzer) waren seinerzeit seine cher beim WDR- Hörfunk. Er ging die Kar- führten Stücke erklärte und somit in die Tätigkeitsschwerpunkte. Am Samstag- riereleiter hoch, war Leiter des Studios Handlung einleitete. Dabei wurde der ORF abend war Schautzer in den 1960er und Düsseldorf von Radio Luxemburg (RTL). auf das damals 22-jährige Talent aufmerk- 1970er Jahren Gastgeber der „Tanzparty“, Parallel war er schon beim öffentlich-recht- sam. Dieser unterbreitete ihm ein Angebot: die auf Mittelwelle Langenberg am Sams- lichen Fernsehen zu sehen, sowohl bei der Demnächst sollte eine Sprecherstelle beim tagabend ein Hörerpublikum in ganz Euro- ARD als auch im ZDF. Er machte sich einen ORF frei werden, da ein Sprecher – der Be- pa erreichte, was zahlreiche Hörerzuschrif- Namen als „Feuerwehrmann der ARD“. Im griff des Moderators war in den 1960er Jah- ten, Postkarten und Empfangsberichte unter Jahr 2004 flog Schautzer dort aus einer von ren noch nicht erfunden – zum deutschen Beweis stellten. Der Mittelwellensender ihm konzipierten Sendung. Folgerichtig Programm der BBC wechselte. Dann kam es Langenberg sendete anfangs auf 1586 kHz schrieb er ein Buch über den Jugendwahn. aber zu Verzögerungen und der junge und nach der Änderung im Genfer Wellen- Seither widmet sich Schautzer intensiver Schautzer wurde ungeduldig, zumal an eine plan 1974/75 auf 1593 kHz. der Schauspielerei, für die er in jungen Jah- weitere Leidenschaft in ihm appelliert wur- ren ausgebildet wurde. Er lebt mit seiner de: Schautzer hatte schon zuvor in einem Schautzer war „fester Freier“ beim Ehefrau Gundel im Kölner Süden. Unser Jazzclub in Wien aufgelegt, so dass ein An- WDR. Er wirkte auch in Hörspielen und Mitarbeiter Hendrik Leuker stattete ihm in gebot aus dem Rheinland ihn reizte. Er soll- Features mit und war zeitweise Nachrich- seinem Haus zwecks Interview einen Besuch te Nachfolger des ersten deutschen Discjo- tensprecher, Moderator im WDR-Fernse- ab. ckeys (DJ) Klaus Quirini (DJ-Name: Hein- hen, Fernsehansager in der ARD, im Team rich der Vorletzte) in der ersten Diskothek der „ARD-Sportschau“ und auch im ARD- Seine Anfänge beim Radio Europas, damals eine Institution, werden, Olympiateam in München 1972. „Damals der Scotch Tanzbar (später: Diskothek) in war es eine Goldgräberzeit für freie Mitar- Nach der kaufmännischen Matura (Abi- Aachen. Max Schautzer nannte sich als DJ beiter“, sinniert Schautzer. Die Verwal- tur) 1958 an der Handelsakademie in seiner „Max Schauzer“, er ließ nur ein „t“ weg. tungsabteilung des WDR wollte Schautzer, Heimatstadt Klagenfurt, nahm Schautzer Schautzer blieb dort im Jahr 1962 ein halbes wie auch einige andere Kollegen, in die Fes- 1959 ein berufsbegleitendes Studium in Jahr lang. Danach bat er den Vertrag aufzu- tanstellung drängen. Er schickte die Unter- Wirtschaftswissenschaften auf. Als Werk- lösen, da ihm die Arbeit spät in der student absolvierte er ein Praktikum bei ei- Nacht allmählich zu viel wurde. „Ich ner Großbank in Wien. Schließlich brach er habe damals ungemein viel gelernt. An- diesen Ausbildungsweg im Jahr 1962 ab gefangen vom direkten Umgang mit und wurde in die Schauspielschule am Kon- dem Publikum bis zur richtigen Musik- servatorium in Wien aufgenommen. Er war auswahl, um die Leute mitzunehmen. auch Mitglied im Studentenkabarett, aber Mir wurde die Wirkung von Musik da- am meisten tat er sich als Conférencier her- mals klar“, stellt Schautzer rückbli- ckend fest. Ein falscher Titel bedeutete, Bild oben: Max Schautzer im Jahr 2005. dass die Stimmung schnell „im Eimer“ Foto: Frau Rabenzahn via Wikimedia. sein konnte. 20 Radio-Kurier – weltweit hören® 6/2019 Radio-Köpfe lagen immer wieder zurück, weil er unab- gung mit gesetzlich aner- hängig und vielseitig tätig sein wollte. Die kannter Rechtsfähigkeit) damaligen Direktoren des WDR – Manfred auf dem Gebiet der Bundes- Jenke (Hörfunk) und Werner Höfer (Fernse- republik tätig. Von Düssel- hen) – setzten sich dafür ein, den Status Quo dorf aus versuchte man zu erhalten. auch politische Kontakte herzustellen. Dafür war Manfred Seichter, zuvor Studioleiter des rechte Hand des Innenmi- RTL-Studios in Düsseldorf nisters von Nordrhein- Westfalen, Willy Weyer Einer, der Max Schautzer schon lange im (FDP), zuständig. Mit des- Auge hatte, war Frank Elstner. Er sagte sich: sen Hilfe kam es zur Instal- Irgendwann schaffe ich es, Max zu RTL zu lation des Düsseldorfer locken. Als Max Schautzer bei der Modera- Verkehrsstudios von RTL tion der Veranstaltung „Hundert Jahre Ton- im NRW-Innenministerium träger“ 1977 in der Bonner Beethovenhalle neben dem des WDR. Wey- vor ungeahnte Schwierigkeiten gestellt er bekam deswegen wurde und sie souverän meisterte, war er Schwierigkeiten und sollte sehr beeindruckt. Alle, einschließlich des ursprünglich sogar aus dem Conférenciers, hatten sich auf einen unter- WDR-Verwaltungsrat flie- haltsamen und festlichen Abend eingestellt. gen. Jedoch erreichte RTL Dann weigerte sich der dort auftretende so nicht die ersehnten Jazz-Pianist Oscar Peterson auf einem UKW-Frequenzen im be- Bernstein-Flügel zu spielen. Er bezichtigte völkerungsreichsten Bun- die Bernstein-Familie Kollaborateure wäh- desland, so dass man in rend des Nazi-Regimes gewesen zu sein. Es NRW oberhalb einer Linie musste ein neuer Flügel her und die Zeit bis Aachen–Mönchenglad- zum Eintreffen überbrückt werden. Schaut- bach–Köln zumeist mit der zer flüchtete sich nicht in Floskeln wie „we- Mittelwelle 1440 kHz Vor- „Pleiten, Pech & Pannen“. Foto: BR München. gen technischer Schwierigkeiten“, sondern lieb nehmen musste, was klärte das Publikum, das aus geladenen für die Hörer immer unat- Mathieu und Harry Belafonte konnten eher Gästen bestand, auf, was nun das Problem traktiver wurde. in Düsseldorf als in Luxemburg vor das Mi- sei. Er kalauerte z.B. über die Schallplatte krofon geholt werden. „Die Luxemburger und überbrachte den Zuschauern unter an- „BTS–RTL war auch dazu gedacht, um Kollegen begannen schon neidisch auf uns derem den jeweiligen Spielstand eines par- prominente Gesichter fürs Fernsehen zu im Düsseldorfer Studio zu werden“, erinnert allel stattfindenden Spiels der deutschen sammeln. Mit dabei waren Anfang der sich Schautzer schmunzelnd zurück. Der Fußballnationalmannschaft. Frank Elstner 1980er Elmar Gunsch, Thomas Gottschalk, damalige Generalsekretär des Senderinha- saß unter den Ehrengästen. Zwei Jahre spä- Viktor Worms (als Gottschalks Redakteur), bers CLT (Compagnie luxembourgeoise de ter war es dann soweit. Er konnte Max Lou van Burg, Benno Weber, Hugo Egon Radiotélédiffusion), Dr. Gust Grass, sprach Schautzer ein konkretes Angebot unterbrei- Balder, Willy Knupp, Rolf Zuckowski und ein Machtwort: „Radio Luxemburg muss ten: „Er fragte mich, ob ich Deutschland- Karl Dall. Diese sollten von RTL fürs Fern- ein Luxemburger Sender bleiben“. Der Pro- chef von Radio Luxemburg werden wollte“, sehen geparkt werden.“ Die Fernsehpläne grammanteil der Sendungen vom Studio erinnert sich Schautzer lebhaft. Er wäre verzögerten sich noch etwas. Am 2. Januar Düsseldorf wurde intern auf 30% festge- dann zuständig für alle Außenaktivitäten 1984 startete der Fernsehableger RTL Plus setzt. „Wir waren damals schon drüber“, des Senders und Elstners Stellvertreter in zunächst als Garagenfernsehen aus Luxem- fügt Schautzer hinzu. Schautzer verließ zum Deutschland. Außerdem sollte er in Düssel- burg, ehe man am 1. Januar 1988 nach Köln 31. Dezember 1983 Radio Luxemburg und dorf ein Studio aufbauen. zog. Das Studio Düsseldorf machte RTL oft das Studio Düsseldorf wegen seiner vielfäl- das Führen von Interviews leichter: Stars tigen Fernsehaktivitäten. Das Bild- und Tonstudio Düsseldorf von auf Tournee oder Promo-Tour in der Bun- Radio Luxemburg (BTS-RTL), das Schaut- desrepublik wie z.B. Terence Hill, Mireille zer ab April 1980 mit aufbaute, war zustän- Sendungen bei dig für Sportsendungen, Verkehrszentrale Radio Luxemburg und Außenaktivitäten des Senders („RTL – 12 Uhr mittags“, Bädertournee an Nord- Trotz seiner vielen Arbeit als Leiter des und Ostsee, Löwenverleihung in der

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