Deutscher Bundestag Drucksache 8/2103 8. Wahlperiode 15.09.78 Sachgebiet 22 Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenplan für die auswärtige Kulturpolitik im Schulwesen Auslandsschulen, Sprachförderung und internationale Zusammenarbeit Inhalt Seite Auftrag 3 I. Entwicklung und gegenwärtiger Stand 3 1. Schulen 4 1.1. Begegnungsschulen 4 1.2. Europäische Schulen 5 1.3. Expertenschulen (künftig: Deutschsprachige Auslandsschulen) 5 1.4. Sonstige Maßnahmen 6 a) Schulen mit verstärktem Deutschunterricht 6 b) Sprachgruppenschulen 6 c) Sprachkurse an Schulen 6 2. Deutsch als Fremdsprache im ausländischen Schulwesen 6 3. Bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit im Schulwesen 6 Drucksache 8/2103 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode Seite II. Ziele und Maßnahmen 7 1. Allgemeine Ziele 7 1.1. Ausbau deutschsprachiger Begegnungsschulen 7 1.2. Begegnungsschulen 9 a) im Ausland 9 b) Europäische Schulen 10 1.3. Sonstige Maßnahmen 10 a) Schulen mit verstärktem Deutschunterricht 10 b) Sprachgruppenschulen 10 c) Sprachkurse (Sonnabendschulen) 10 2. Deutsch als Fremdsprache im ausländischen Schulwesen 10 3. Bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit im Schulwesen 11 III. Planung, Organisations-, Personal- und Haushaltsfragen 12 1. Planung 12 2. Organisation 12 3. Personal 12 4. Haushalt 13 IV. Statistische Anlagen 15 Zugeleitet mit Schreiben des Bundesministers des Auswärtigen vom 14. September 1978, angekündigt in der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Enquete-Kommission — Auswärtige Kultur- politik — des Deutschen Bundestages (Drucksache 8/927) unter Nummer 22. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode Drucksache 8/2103 Auftrag Die Bundesregierung bezeichnete in ihrer Stellung- Im folgenden werden nahme zum Bericht der Enquete-Kommission — Aus- — der gegenwärtige Stand des Auslandsschulwe- wärtige Kulturpolitik — des Deutschen Bundestages sens, (Drucksache 8/927 vom 23. September 1977) die — die Ziele und Maßnahmen für die Zukunft und Förderung der Auslandsschulen als eine unverzicht- — Einzelheiten über die Planung bare Aufgabe deutscher Kulturarbeit im Ausland dargestellt. Dabei berücksichtigt die deutsche Aus- wärtige Kulturpolitik im Bildungswesen drei Schwer- und kündigte einen Rahmenplan für den Schulbe- punkte: reich an (Ziff. 22), der insbesondere — Förderung von Schulen im Ausland, insbeson- — die schul- und kulturpolitischen Aufgaben der dere von Begegnungsschulen und von deutsch- von der Bundesrepublik Deutschland geförderten sprachigen Auslandsschulen Schulen im Ausland beschreiben sowie — Stützung und Ausbau der Stellung der deut schen Sprache im Schulwesen anderer Länder — ihre Zahl, ihre Standorte und ihre Finanzierung — bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit im festlegen soll. Schulwesen, nicht zuletzt im Rahmen der euro- päischen Einigung und im Bildungswesen der Dieser Rahmenplan wird hiermit vorgelegt. Entwicklungsländer I. Entwicklung und gegenwärtiger Stand Seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis oder doch deutscher Abkunft. Deutsch war überwie- zum Zweiten Weltkrieg stand die Förderung deut- gend Unterrichtssprache, und eine wachsende Zahl scher Schulen im Ausland im Vordergrund außen- aus der Bundesrepublik Deutschland vermittelter kulturpolitischer Maßnahmen, die auf die Erhaltung Lehrer brachte unsere eigenen pädagogischen und und Unterstützung deutscher Sprache und Kultur schulpolitischen Vorstellungen mit. Die Schulen wur- abzielten. Diese Epoche endete nach dem Zweiten den in der Regel von privaten Schulvereinen getra- Weltkrieg mit dem fast völligen Zusammenbruch gen, die nach jeweiligem nationalen Recht konsti- des weitverzweigten Netzes von deutschsprachigen tuiert waren. Schulen, überwiegend in Europa, im Mittelmeerraum Die in der Aufbauzeit gesammelten Erfahrungen und in Lateinamerika. führten zwischen 1965 und 1972 zu kritischen Be- Zwischen 1950 und etwa 1965 wurde die Förde- standsaufnahmen. Daran anknüpfend wurden seit rung von Auslandsschulen schrittweise wieder auf- 1968 durch die neugegründete Zentralstelle für das genommen, meist an früheren Schulorten, aber auch Auslandsschulwesen neue Vorstellungen entwickelt durch Neugründungen. Nur in Ost- und Südost-und zur Grundlage der Förderungspolitik des Aus- Europa war eine Wiederanknüpfung nicht möglich. wärtigen Amts gemacht. Die nun vorgesehenen wei- Mit der Wiederaufnahme der Förderung entsprach teren Entwicklungen sollen darauf aufbauen. die Bundesregierung zunächst den an sie gerichte- Im Haushaltsjahr 1977 wurden von der Bundesregie- ten Wünschen. Im Vordergrund stand die schulische rung 1 467 Schulen mit rd. DM 189 Millionen geför- Versorgung von Kindern deutscher Muttersprache dert. - Drucksache 8/2103 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode Der weitaus größte Teil der Ausgaben konzentriert sich derzeit auf 507 Schulen, die in folgende Schultypen gegliedert sind: Zahl der Schüler Ausgaben Durchschnitt ver Schulart Kosten/ Zahl insge davon Tausend mittelte Schüler Stand Ende 1977 v H. Lehrer samt Deutsche DM DM Begegnungsschulen 47 42 375 10 584 99 434 55,4 809 2 346 Europäische Schulen 8 9 339 2 006 20 505 *) 14,9 150 10 296**) 6162 26 667 Expertenschulen (künftig: Deutsch- sprachige Auslandsschulen) 28 5 562 5 171 24 631 13,7 180 4 428 Schulen mit verstärktem Deutsch- unterricht 24 15 330 938 16 998 9,5 151 1 108 Sprachgruppenschulen (davon 108 kleine Siedlerschulen) 116 9 315 1 922 9 819 5,5 58 1 054 Sprachkurse (z. T. Sonnabendschu- len genannt) 284 44 000 — 1 800 1,0 — — insgesamt 507 125 921 20 621 179 349 100 1 348 — (s. auch Anlage 1 und 2) *) Dieser Betrag ist im Haushalt unter Anlage E zum Einzelplan 60 (Beteiligung der Bundesrepublik Deutsch- land an der Finanzierung des EG-Haushalts) veranschlagt. **) Diese Summe ergibt sich unter Berücksichtigung der Kostenbeiträge aller neun Staaten. Weitere 960 Schulen werden mit kleineren Beträgen Die ursprüngliche Idee der Begegnungsschule, jun- gefördert oder im Rahmen der Programme zur Förde- gen Menschen zweier Sprachen und Kulturen vom rung des Deutschen als Fremdsprache im öffent- Kindergarten bis zum Schulabschluß eine gemein- lichen Schulwesen anderer Länder (s. u. I. 2) von same deutschsprachige Erziehung zu geben, ließ Fachberatern betreut. Hierfür wurden 1977 weitere sich von dem Zeitpunkt an nicht mehr verwirkli- rund 10 Millionen DM aufgewendet. chen, als die Zahl der fremdsprachigen Kinder über- Diese unterschiedlichen Schultypen, deren Beson- proportional zunahm und die Zahl der deutschstäm- derheiten im folgenden beschrieben werden, zeigen migen und Deutsch als Muttersprache beherrschen- die Vielfalt der schulpolitischen Ziele und Maßnah- den Kinder abnahm. Daher wurde für diesen Schul- typ ein neues Konzept entwickelt. men im Auslandsschulwesen. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, daß die Kultusministerkonferenz 38 Schulen als „Deut- Ziel dieser Schulen ist, vor allem fremdsprachige sche Auslandsschulen" im Sinne einer Gleichwertig- Kinder des Sitzlandes zu einem zweisprachigen keit mit inländischen Schulen anerkannt hat (s. An- Schulabschluß mit Zuerkennung der Hochschulreife lage 3 a) und an einer Reihe anderer Auslandsschu- insbesondere im Sitzland und, wenn möglich, auch len auf Grund von Einzelermächtigungen die Durch- in der Bundesrepublik Deutschland zu führen. An den Begegnungsschulen, an denen eine deutsche führung deutscher Prüfungen ermöglicht (s. An- Abschlußprüfung nicht abgelegt werden kann, wird lage 3 b). den fremdsprachigen Schülern im Interesse einer klaren Zielsetzung für den Deutschunterricht die - 1. Schulen Möglichkeit des „Deutschen Sprachdiploms der Kul- tusministerkonferenz" geboten, das in enger Zusam- 1.1. Begegnungsschulen menarbeit von Bund und Ländern 1974 eingeführt wurde. Das Diplom der Stufe I bestätigt Deutsch- Eine beträchtliche Anzahl von Begegnungsschulen kenntnisse am Ende der Mittelstufe, das der Stufe II geht auf Gründungen deutscher Einwanderer zu- gilt als Nachweis der für ein Hochschulstudium in rück. Daraus haben sich besondere Schwerpunkte der Bundesrepublik Deutschland erforderlichen der Schulförderung entwickelt. Deutschkenntnisse (vgl. Anlage 5). Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode Drucksache 8/2103 Die besonderen Kennzeichen der Begegnungsschu- burg, Varese und München. Die Eröffnung einer wei- le sind: teren Schule in Culham/England ist im Herbst 1978 — intensiver Deutschunterricht mit Deutschland- vorgesehen. kunde in den Sekundarstufen für die vorwiegend Die Bundesregierung hat 1977 für die Beteiligung an fremdsprachige Schülerschaft, den Personalkosten dieser Schulen DM 24,6 Mil- — zweisprachiger Fachunterricht mit Lehrplänen, lionen aufgewandt. die sowohl an deutschen Bestimmungen und Vor- Diese Schulen unterrichten in sechs Sprachabteilun- stellungen als auch an denjenigen des Sitzlandes gen (deutsch, englisch, französisch, italienisch, nie- orientiert sind, derländisch, dänisch) und führen zur Europäischen — Aufnahme fremdsprachiger Schüler nach vorbe- Reifeprüfung. Alle Schüler lernen ab Klasse 1 eine reitenden deutschen Sprachkursen und nach Ab- erste Fremdsprache besonders intensiv. legung einer Aufnahmeprüfung in die Sekundar- Ursprünglich dienten die Schulen dem ausschließ- stufe. lichen Ziel der schulischen Versorgung der Kinder der Bediensteten der Europäischen Gemeinschaften. Die Bundesregierung ist mit der Enquete-Kommis- Sie haben sich jedoch seit geraumer Zeit auch wei- sion (vgl. Ziffer 316 ff. der Drucksache 7/4121 vom teren Schülerkreisen geöffnet. Die Bundesregierung 7. Oktober 1975) der Meinung, daß der Grundtyp der bemüht sich seit Herbst 1977 um eine verstärkte
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