KULTUR IM SPIEGEL DER 1960–2010 Kulturpreise ZEIT Niederösterreich Kultur im Spiegel der Zeit KULTUR IM SPIEGEL DER 1960–2010 Kulturpreise Niederösterreich Festschrift anlässlich 50 Jahre ZEIT Kulturpreise Niederösterreich Niederösterreich ist Künstlerreich. Dr. Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich 8 ZUM GELEIT Alle unsere Preise. Eloge an B. Joachim Rössl 10 KULTURTRADITION Ein kurzer Rückblick INHALTS Alexandre Tischer 12 PREISTRÄGER IM SPIEGEL DER ZEIT Impressionen aus 50 Jahren Kulturpreise Niederösterreich 18 ESSAY Von der Kunst, Kunst zu fördern VER Manfred Wagner 24 INTERVIEW Wir sind ein Filter 30 Architektur 36 Preisträgerinnen & Preisträger 1994–2010 40 Bildende Kunst 48 Preisträgerinnen & Preisträger 1960–2010 ZEICHNIS 64 Darstellende Kunst 74 Preisträgerinnen & Preisträger 1960–2010 76 Literatur 82 Preisträgerinnen & Preisträger 1960–2010 98 Medienkunst 104 Preisträgerinnen & Preisträger 1994–2010 110 Musik 116 Preisträgerinnen & Preisträger 1960–2010 130 Sonderpreise 136 Preisträgerinnen & Preisträger 1997–2010 146 Volkskultur 150 Preisträgerinnen & Preisträger 2004–2010 154 Wissenschaftspreise 158 Kurzbiografien der mitwirkenden AutorInnen 160 Bildnachweis, Impressum Verehrter Herr Minister, verehrte Anwesende, ZUM Joachim Rössl es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, er Nein, der löblichen Erhebung bedarf nicht. Trotz- nichts anzuklagen, dem, das Thema wurde von B. in der erwarteten, rück- sichtslos offenen Haltung abserviert. Dem braucht aber es ist vieles lächerlich; nichts hinzugefügt zu werden: da Ehre, dort Geld! es ist alles lächerlich, wenn Seit fünfzig Jahren zeichnet Niederösterreich in öffentlichen Veranstaltungen Künstler und Kultur- man an den Tod denkt. schaffende mit Urkunden, Reden und Geldpreisen Thomas Bernhard, Ansprache bei der GELEIT aus. Ein Land sagt Dank durch seine gewählten Re- Verleihung des Österreichischen Staatspreises präsentanten in einem protokollarisch geregelten Rahmen. Gesellschaft und Individuum begegnen ein- ander in einer nicht alltäglichen Situation. An der Berufung der Kinder oft zweifelnde Eltern erfahren verfügen wir nicht. Demgemäß steht oft der Kompro- Augenblicke öffentlicher Anerkennung, die selten miss vor der finalen Entscheidung. Dass Qualität erwartet wurde. Die Ausgezeichneten selbst entwi- dabei nicht auf der Strecke bleiben muss, zeigen die ckeln mitunter die Befindlichkeit von Gezeichneten. Namen vieler Ausgezeichneter, deren bemerkens- In Ausnahmesituationen wankt der Boden unter den werte Lebenswege nun ex post nachvollziehbar sind. Füßen! Aber wie anders und von welcher Würde ge- Dabei wird eine Kulturgeschichte offenbar, die we - tragen soll eine Demokratie Künstlern und Kultur- sentlich von den vielfältigen Talenten Niederöster - schaffenden Reverenz erweisen, als mit dem histori- reichs geprägt wurde. Die formale politische Tren - schen Inventar ihrer Dankbarkeit? Nicht immer ist nung dieses Landes von Wien hat keinesfalls den dort Vereinnahmung, wo sie vermutet wird! historisch gewachsenen Kulturraum zerstört, dessen In fünfzig Jahren wurden hunderte Preise in transnationale Bedeutung mit dem Fall des «Eisernen Kunst- und Kultur sparten vergeben, die über die Zeit Vorhanges» wiederbelebt wurde. Vielfalt und Multi - neue Inhaltlichkeiten generiert haben und heute in na tionalität waren immer Kraftquellen künstleri - Auflösung begriffen sind. Abgrenzungen brechen schen Schaffens. nieder, und Interdisziplinarität bedeutet Fortschritt. Die vorliegende Publikation ist eine Anstrengung Preisrichter befinden zwangsläufig über die Ergeb- gegen das Vergessen und eine Würdigung der Kreati - nisse von Prozessen, deren Teil sie sind. Künstler wer- ven und Engagierten. Wer wann welchen Preis erhielt, den zu früh, zu spät oder gar nicht ausgezeichnet. ist Dokumentation, davor sind erläuternde Einfüh- Aber: Gibt es bessere, objektivere Verfahren? Es ist rungen gestellt, die künstlerische Entwicklungen in Unsinn, über Kunst abzustimmen, doch über ge - Zeit, Raum und Gesellschaft erkennen lassen. Das Alle unsere Preise. Eloge an B. eignetere Instrumente des demokratischen Lebens letzte Wort ist gewiss nicht geschrieben. 9 Kunst kann uns die Augen öffnen für die Kultur, in der wir leben, und damit auch neugierig auf andere KULTUR Alexandre Tischer Kulturen machen. Kunst kann den Am 10. Juni des Jahres 1960 wurden im Großen Sitzungssaal Menschen zu sich selbst zurück - des Niederösterreichischen Landtages erstmals die Kulturpreise führen, er wird dann offener auf des Landes Niederösterreich vom damaligen Landeshauptmann Ökonomierat Johann Steinböck verliehen. Der entsprechende andere zu gehen. Kunst zu genießen Antrag, einen niederösterreichischen Kulturpreis zu stiften, und zu verstehen ist die Bedingung wurde sowohl im Landtag als auch bei der Sitzung der Landes- regierung genehmigt. für Herzensbildung, und die, finde TRADI Die ersten ausgezeichneten Preisträger waren für Bildende ich, ist die wichtigste Bildung, die es Kunst Gustav Schütt und Franz Traunfellner, für Literatur Friedrich täglich aufs Neue zu erarbeiten gilt. Sacher und Lois Schiferl sowie für Musik Fritz Durstmüller und Albert Reiter. In den ersten Jahren war zur Kulturpreisverleihung Klaus Maria Brandauer, im Landhaus eine begleitende Ausstellung mit Werken der Rede zur Kulturpreisverleihung 2004 bilden den Künstler und Künstlerinnen zu sehen. Das Tonkünst- ler-Orchester Niederösterreich und die Wiener Sängerknaben Bis heute gelten die im Niederösterreichischen Kulturförde- bestritten den musika lischen Teil des Festprogramms. rungsgesetz 1996 festgeschriebenen Bestimmungen. Diese sehen TION Wurde der Festakt bis Mitte der 1970er Jahre im Niederöster- in folgenden Bereichen jeweils einen Würdigungspreis sowie reichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse überreicht, so zwei Anerkennungspreise vor: Architektur alternierend mit wählte man in den 1980er Jahren repräsentative Räumlichkeiten Darstellender Kunst; Bildende Kunst; Medienkunst; Literatur; wie etwa Stift Seitenstetten (1985), Schloss Eckartsau (1986), das Musik; Wissenschaft (zwei Würdigungspreise und vier An er ken - Hotel Panhans am Semmering (1987), Stift Geras (1988) oder das nungspreise); Erwachsenenbildung und ein jährlich wechsel nder Schlosstheater Laxenburg (1992). Seit 2000 werden die Kultur- Sonderpreis. Darüber hinaus werden seit 2002 für Volks kultur preisträgerinnen und -preisträger im Rahmen eines Festaktes und Kulturinitiativen gesponserte Preise verliehen. Der Wür - im Festspiel haus St. Pölten gewürdigt. digungspreis (seit 2004 dotiert mit 11.000 Euro) dient der Seit 1960 werden die Kulturpreise des Landes Niederösterreich Würdigung eines Gesamtwerkes eines Künstlers oder Wis sen - ausnahmslos einmal im Jahr verliehen und laufend um weitere schafters von überregionaler Bedeutung. Der Anerkennungspreis Sparten ergänzt. (dotiert mit je 4.000 Euro) soll Künstler oder Wis sen schaf ter Ab 1964 wurden auch im Bereich der Wissenschaft Preise ver- fördern. liehen. Seit 1977 gibt es jährlich wechselnde Sonderpreise. Im Die Preisträger werden von einem unabhängigen Fachbeirat Jahr 1985 wurde erstmals der «Franz Stangler-Gedächtnispreis vorgeschlagen und von der Niederösterreichischen Landes re - für Erwachsenenbildung» verliehen. Ab dem Jahr 1994 wech- gie rung zuerkannt. Die Mit glieder der Fachbeiräte werden alle selten sich Architektur und Darstellende Kunst bei den Preis- drei Jahre neu zusammengesetzt. Eine gleiche Personenzu sam - verleihungen ab. men setzung ist nur bis zur Hälfte der Mitglieder zulässig. 11 PRE..IS 1960 1961 TRAGEAlle Menschen sind Künstler, aber nur wenige haltenR dem Preis stand, den sie verdienen. … Lassen sie mich also, verehrte Festgäste, dem, was der Jahrhundertkünstler Beuys hätte sagen können, mit großer Sympathie und Anerkennung das Folgende hinzufügen: Ohne Zweifel werden die heute Auszuzeichnenden dem Preis – den sie verdienter maßen erhal- 1962 ten – auch mit Bravour standhalten. Kraft ihrer Begabung, ihrer Energie und der Weite ih- res Wesens, die, das, was ist, immer auch unter eine Sehnsuchtsperspektive rückt, von der aus sich sagen ließe: Es ist, wie es ist, und es ist gut – dazu meine herzliche Gratulation! 1964 IM Prof. Dr. Peter Strasser, Rede zur Kulturpreisverleihung 2006 SPIEGEL 1965 1968 Wir alle wären längst gefallen ohne die Unterstützung der Landesregierung, deren Beispiel nur zu selten nachgeahmt wird. Mit Paul Klee muss ich sagen: «Uns trägt kein Volk!» Kurt Ingerl, Förderungspreisträger, Sparte Bildende Kunst 1962, Festansprache DER ZEIT 1966 13 1969 Meine Rede trägt den Titel «Die Situation des Künstlers in unserer Gesellschaft». So oder so ähnlich habe ich es den Veranstaltern ange - kündigt. Der Inhalt einer solchen Rede, gehalten von einem Schriftsteller meiner Prägung, ist ab- Die Kraft aller Kräfte hat eine unver- sehbar. Ich weiß im Ungefähren, gegen wen ich siegbare Quelle: den Zweifel. Denn die wettern werde, wer an den Pranger kommt und Gefahr aller Gefahren – vor allem das wer Zuspruch erfahren wird. Ich habe ja schon hat mir mein Leben besonders deutlich viele solcher Reden gehalten, und deshalb vorgeführt! – birgt in sich jede heilige mache ich heute etwas Anderes. Ich halte keine Überzeugung, Wahrheit zu besitzen, 1971 Rede, ich erzähle Ihnen eine Geschichte. die wahre natürlich, und somit auch Peter Turrini, Rede zur Kulturpreisverleihung 2009 das Recht, sie mit allen Mitteln durch- zusetzen, sogar mit Lüge! Die gefähr- 1992 lichsten Leute, die mir je und vor allem die mir immer wieder begegnet sind, waren die Wahrheitsfanatiker, wobei manche
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