Krejci, V. "Fallstudie Möhlinbach"

Krejci, V. "Fallstudie Möhlinbach"

Ha_Krejci_2_11/04 22.3.2005 9:50 Uhr Seite 833 AKTUELL | ACTUEL Projekt «STORM»: Abwassereinleitungen aus Kanalisationen bei Regenwetter Fallstudie Möhlinbach* Etude de cas «Möhlinbach»: Vladimir Krejci exemple d’application L’étude de cas «Möhlinbach» traite de la planifica- tion conceptuelle de mesures de gestion des eaux par temps de pluie dans le Möhlintal, situé dans le Canton d’Argovie. Cette étude a été réalisée en collaboration avec des bureaux d’ingénieurs locaux, les autorités cantonales et l’association d’épura- tion des eaux regroupant les communes de Möhlin, Zeiningen, Zuzgen, Hellikon et Wegen- Die Fallstudie Möhlinbach befasst sich mit der konzeptuellen Planung der stetten. Le but de cette étude de cas est de tester Regenwasserbehandlung im Möhlintal im Kanton Aargau. Sie wurde in Zu- la planification de mesures de protection selon les sammenarbeit mit lokalen Ingenieurbüros, den kantonalen Behörden und procédures développées dans le cadre du projet mit dem Abwasserverband Möhlintal, bestehend aus den Gemeinden Möh- «STORM». lin, Zeiningen, Zuzgen, Hellikon und Wegenstetten, erarbeitet. Anhand die- ser Fallstudie konnten die Vorschläge des Projektes «STORM» für die zukünf- tige Massnahmenplanung getestet werden. Case Study «Möhlinbach»: 1. Einleitung Practical Example ie Vorschläge des Projektes «STORM» für The case study «Möhlinbach» deals with the con- Ddie Planung von Massnahmen im Zu- ceptual planning of stormwater management in sammenhang mit Abwassereinleitungen aus the Möhlintal situated in canton Aargau. It was Kanalisationen bei Regenwetter unterschei- carried out by local engineering companies, the den sich grundsätzlich von der bisherigen Pra- cantonal authorities and the Urban Drainage As- xis. Sie sollen deswegen noch vor der Umset- zung in die Praxis soweit wie möglich getestet sociation Möhlintal, consisting of the communities werden. of Möhlin, Zeiningen, Zuzgen, Hellikon, and We- Zu diesem Zweck wurden Problemfälle ge- genstetten. The purpose of this case study was to sucht, die momentan in der Praxis bearbeitet test out the new planning procedure developed in werden. Aufgrund eines Hinweises aus dem the project «STORM». Kanton Aargau konnte ein aktueller und inter- essanter Fall im Möhlintal gefunden werden. Die Gemeinden haben 2003 mit der GEP-Be- arbeitung begonnen. Dabei wurde beschlossen, alle fünf kommunalen GEP und den Verbands- GEP für das Möhlintal zusammen zu bearbei- ten. Das war ein beachtlich fortschrittlicher * Dieser Artikel ist der elfte (und letzte) einer Serie des EAWAG- und BUWAL-Projektes «STORM»: Entscheid. Das ganze Siedlungsgebiet (fünf Abwassereinleitungen aus Kanalisationen bei Regenwetter Gemeinden mit ca. 13 000 Einwohnern) ist gwa 11/2004 833 Ha_Krejci_2_11/04 22.3.2005 9:50 Uhr Seite 834 AKTUELL | ACTUEL Projekt «STORM»: Abwassereinleitungen aus Kanalisationen bei Regenwetter grundsätzlich im Mischsystem ent- gewässer durch Mischwassereinlei- wässert. Mit Ausnahme eines Fang- tungen werden im achten Artikel kanals mit Rechensieb wird das dieser Serie [2] zusammengestellt. Mischwasser aus über 20 Regen- überläufen ohne Behandlung in den 2. Das Planungsgebiet Möhlinbach eingeleitet. 2.1 Allgemeine Angaben Die kommunalen und kantonalen Behörden haben der Bearbeitung Das Möhlintal liegt zwischen Möhlin einer alternativen Studie zur Misch- und Wegenstetten im unteren Frick- wasserbehandlung zugestimmt und tal im Kanton Aargau. In den Ge- gleichzeitig erklärt, unter günstigen meinden Möhlin, Zeiningen, Zuz- Voraussetzungen die aus dieser Stu- gen, Hellikon und Wegenstetten die resultierenden Massnahmen zu wohnen rund 13 000 Einwohner.Das realisieren. Die Ingenieurgemein- etwa 10 km lange Juratal erstreckt schaft (GEP-Verfasser) und meh- sich vom Rhein (ca. 280 m ü. M.) bis rere Fachstellen der kantonalen zum hügeligen Waldgebiet oberhalb Verwaltung konnten für die Mitar- von Wegenstetten (ca. 700 m ü. M.). beit an der alternativen Studie Das Tal nördlich des Juras ist meist gewonnen werden. Die Resultate nebelfrei und hat durchschnittlich Abb.1 Schema des Entwässerungssystems in Möhlintal (Ist-Zustand). nach Vorschlägen aus dem Projekt bis zu 40 Sonnentage mehr als das Die Mischwassereinleitungen sind mit Pfeilen dargestellt. «STORM» sollen mit den ursprüng- Schweizer Mittelland [3]. lichen GEP-Vorschlägen,welche auf Möhlin ist die grösste Gemeinde im den Empfehlungen vom AfU 1977 Möhlintal. Sie liegt ca. 20 km östlich de Kläranlagen leiten das gereinigte Abwasser [1] basieren,verglichen werden.Die- der Stadt Basel auf etwa 310 m ü.M. heute in den Möhlinbach ein.Aus einer Studie ser Vergleich dient als Grundlage für Sie zählt 8700 Einwohner (2004). ging bereits vor dem Beginn der GEP-Bear- die Phase 3 des GEP (Vorprojekte). Als typische Agglomerationsge- beitung hervor, dass die Kläranlage Hellikon Diese Umstände zum Testen des meinde hat sie sich vom bäuerlich ausser Betrieb genommen werden sollte. Zwi- Projektes «STORM» können als geprägten Grossdorf zur suburba- schen Hellikon und Zuzgen wird ein neuer Glücksfall bezeichnet werden. nen Kleinstadt entwickelt. Das Tal Verbindungskanal gebaut und das Abwasser Der Schwerpunkt der Fallstudie wird vom Möhlinbach (Hauptge- aus Wegenstetten und Hellikon in der er- liegt in der Planung der Mischwas- wässer) und mehreren kleineren Bä- weiterten Kläranlage Möhlin gereinigt. serbehandlung vor der Einleitung in chen durchflossen. Das Einzugsge- In diesem Entwässerungssystem gibt es 24 den Möhlinbach und in den Rhein. biet dieses Baches bis zum Rhein be- Mischwasserüberläufe mit sehr unterschied- Dabei werden in erster Linie die trägt ca.32,3 km2.Der Niederwasser- lichen Entlastungshäufigkeiten [4]. Mit Aus- möglichen ökologischen Auswirkun- durchfluss im Möhlinbach (Q347) nahme eines Fangkanals mit Rechensieb in gen im Möhlinbach berücksichtigt. wächst von ca. 10 ¬/s bei Wegenstet- Wegenstetten gibt es bisher im ganzen Ent- Daneben wird die mögliche Beein- ten bis über 100 ¬/s bei Möhlin (ober- wässerungssystem keine Mischwasserbehand- trächtigung des Grundwassers durch halb der ARA). Bei der hydrometri- lung. Das Mischwasser wird meist in den Möh- Mischwassereinleitungen und der schen Station in Zeiningen wurde in linbach oder (in Wegenstetten) in seine klei- Einfluss der direkten Meteorwasser- der Periode 1982–2001 eine Höchst- nen Zuflüsse eingeleitet (Abb. 1). einleitungen auf kurzfristige Tempe- wassermenge von 14 m3/s im Jahre 2.3 Gewässerzustand und -nutzung raturerhöhungen in kleinen lokalen 1999 beobachtet [3]. Gewässern kurz diskutiert.Die mög- Anhand von mehreren chemischen und biolo- 2.2 Siedlungsentwässerung liche hygienische Beeinträchtigung gischen Untersuchungen wurde im Möhlin- des Rheins (als Badegewässer) Das Siedlungsgebiet im ganzen Tal bach unterhalb der ARA Möhlin eine starke durch die geplante Mischwasserein- ist im Mischsystem entwässert. In Belastung durch ungenügend gereinigte Ab- leitung soll zusammen mit der zu- Hellikon (für Wegenstetten und wässer festgestellt [5].Auch an anderen Stellen künftigen Abwassereinleitung aus Hellikon) und in Möhlin (für Zuz- wurden verschiedentlich Abwasserspuren fest- der ARA Möhlin in den Rhein ge- gen, Zeiningen und Möhlin) wird gestellt, allerdings sind keine gravierenden Ge- klärt werden. Hinweise zu hygieni- das Abwasser in mechanisch-biolo- wässerverschmutzungen und kein Fischsterben schen Beeinträchtigungen der Bade- gischen Kläranlagen gereinigt. Bei- nachgewiesen geworden. Der Möhlinbach gilt 834 gwa 11/2004 Ha_Krejci_2_11/04 22.3.2005 9:50 Uhr Seite 835 AKTUELL | ACTUEL Projekt «STORM»: Abwassereinleitungen aus Kanalisationen bei Regenwetter als wertvolles Fischgewässer, in dem nebst staatlichem Fischereirecht auch mehrere priva- te Fischereirechte existieren. Der Fischbestand im ganzen Einzugsgebiet besteht vorwiegend aus Bachforellen. Auf dem Gebiet der Ge- meinde Möhlin kommen zudem Schmerlen und aus dem Rhein aufgestiegene Aale vor. Die fischereiliche Nutzung ist auf Laichfisch- fänge beschränkt. Die Fischbestände werden nicht durch Fischeinsatz gestützt. Der Möhlin- bach speist im Weiteren eine Forellenzucht in Zeiningen (Abb. 2). Gemäss den Angaben des kantonalen Baude- partements gilt der Rhein in der Umgebung von Möhlin als unbelastet bis schwach belastet [5]. Mit Ausnahmen des DOC werden die ge- setzlichen Anforderungen an die Wasserqua- lität erreicht. Die Mündung des Möhlinbachs in den Rhein liegt im Staubereich des Kraft- werkes Riburg-Schwörstadt. Die dichte Ufer- bewaldung des Rheins wird an einzelnen Stel- len durch Gebäude für Fischerei- und Freizeit- Abb. 2 Forellenzucht in Zeiningen. zwecke und durch die Strandanlage im Bürkli unterbrochen (Abb. 3). 2.4 Grundwasser im Tal des Möhlinbachs Die geologischen Verhältnisse und die Grund- wasservorkommen im Tal des Möhlinbachs von Wegenstetten bis Zeiningen sind aus Unterla- gen der Wasserversorgungen und des Amts für Umwelt des Kantons Aargau bekannt (Pläne von Grundwasserfassungen und Schutzzonen, Ganglinien des Grundwasserspiegels und der -temperaturen). Der Felsuntergrund der Tal- sohle besteht aus Formationen der Trias (Mu- schelkalk, Anhydritformation, Buntsandstein) und des Perm (Rotliegendes) und ist gefüllt mit meist grobkörnigen wasserdurchlässigen Abla- gerungen der Eiszeit (Juraschotter).Ihre Mäch- tigkeit nimmt talabwärts bis zu etwa 15 m zu. Unterhalb von Zeiningen tritt das Tal des Möh- Abb. 3 Rhein im Staubereich vor dem Kraftwerk Riburg-Schwörstadt. linbachs über in die tiefe Rinne des Rheintals mit seinen wesentlich mächtigeren Niederter- rassenschottern. Die Kiessande des Juraschot-

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