13. Jahrgang | Nr. 78 | Dezember 2010 | Auflage 1500 Das grosse Interview mit dem FCW-Präsidenten Seiten 3 | 5 | 7 250, 50, 20 – mehr als ein halber Lotto-6er Seite 9 Rolf Fringer bei den Donatoren Seiten 31 | 33 Hauptsponsor Interview mit dem Präsidenten | Emanuel Meier DAS GROsse INTERVIEW MIT DEM FCW-PRÄSIDENTEN Zum Jahresende und zum Abschluss der Vorrunde nimmt FCW-Präsident in einem längeren Interview Stellung zu einigen spannenden Fragen. Wie ist der sportliche Verlauf zu werten oder was passiert in Zukunft beim FC Wohlen sportlich wie organisatorisch? Der Jahreswech- sel bringt viele sportliche Herausforderungen und neben dem anzustrebenden Ligaerhalt steht vor allem auch die kommende 10er-Liga im Fokus der Challenge-League-Clubs. Emanuel Meier: Die erste Mannschaft des FC tatsächlich. Im Fussball schreien alle nach Wohlen steht nach der Vorrunde mit 13 Punk- starken, torriechenden Skorertypen. Nur, ten auf dem 12. Tabellenplatz der Challenge diese sind schwerlich nach Wohlen zu lo- League. Angesichts der sportlichen Situati- cken. Das Geld spielt hier eine wichtige on, die sich ähnlich delikat gestaltet wie vor Rolle. Ein Merenda, Senger oder Silvio ver- Jahresfrist, stellt sich unweigerlich die Frage, dienen in unserer Liga auf hohem Super- ob die mit dem Trainerwechsel und der Ka- League-Niveau. Was kann der FCW bieten dererneuerung im Sommer erfolgte Zäsur zu für einen kompletten und erfahrenen Stür- einschneidend war. mer? Wir sind darauf angewiesen, einen «No Andy Wyder: Die angesprochene Zäsur im Name» nach Wohlen zu locken und ihm die Team war nach der vergangenen Saison ei- Perspektive zu geben, sich zu präsentie- nerseits gewollt und andrerseits hängt diese ren und für sich persönlich ein Investment mit dem etwas überraschenden Abgang von zu machen. Aber Sie wissen selbst, dass im Trainer Martin Rueda zu Lausanne und der Fussball andere Maximen für solche Spieler Neuverpflichtung von Livio Bordoli zusam- mehr Gewicht haben. men. Es war bislang ganz klar die grösste Weiteren Handlungsbedarf gibt es vor allem Zäsur im Kader, seit wir der Challenge Le- auch innerhalb des bestehenden Kaders. ague angehören. Die Verpflichtung von neu- Ich meine damit, alle müssen vermehrt en Kaderspielern in ein Team, das gänzlich wieder für das Kollektiv arbeiten. Die Ord- neu geführt und zusammengestellt wurde, nung im Mittelfeld hat meiner Ansicht nach ist nie ein Kinderspiel. Es ist auch ein gros- nicht mehr gestimmt. Ein Alain Schultz oder ses Risiko. Wir haben in der 1. Mannschaft ein Daniel Tarone müssen mit ihren Kräften insgesamt 20 neue Gesichter inklusive dem effizienter umgehen. Das Spiel nach vor- medizinischen Staffs auf die neue Saison ne müssen wir dringend verbessern. Und hin verpflichtet. Das war vorher noch nie so Torhüter und Verteidiger müssen zwingend krass, es ist aber auch immer eine Chance. konstanter werden. Wir können es besser, Diese Chance haben wir allerdings in der ich weiss es. Hinrunde nur phasenweise positiv genützt. Der Anfang war schwierig, der Schluss der Bei ausbleibendem Erfolg stellt sich in der Vorrunde in Chiasso enttäuschend. Das Mit- Regel früher oder später die Trainerfrage. tendrin hat mir gefallen und spielerisch ha- In Wohlen steht der Trainer offenbar (noch) ben wir zeitweise geglänzt. Die Achtelfinal- nicht zur Diskussion. Qualifikation im Schweizer Cup und die acht In bin von Livio Bordoli positiv überrascht. Spiele in Folge mit einer fast selbstverständ- Ich kannte ihn ja nicht persönlich vor unse- lichen Ungeschlagenheit sind zwei untrügli- rem Engagement. Er hat eine gute, offene, che Beispiele für die positive Arbeit im Team. aber auch harte Art des Umgangs mit Spie- lern. Im Umfeld ist er fantastisch angekom- Während der Hinrunde war unübersehbar, men. Der Tessiner Charme hat viele positiv dass im Sturm Handlungsbedarf besteht. berührt. Er ist ein guter Ambassador für die Ist damit zu rechnen, dass Livio Bordoli zur Anliegen des FC Wohlen. Ich verlange von Vorbereitung auf die Rückrunde einen neuen ihm aber auch Konsequenz im Handeln, Stürmer im Kader begrüssen darf? Wo orten vor allem wenn es um die Durchsetzung Sie weiteren Handlungsbedarf? von Disziplin, Ordnung und die Einhaltung Ja, die liebe Stürmerfrage beschäftigt uns eines gewissen Verhaltenskodexes geht. So 3 Fortsetzung von Seite 3 | Emanuel Meier DAS GROsse INTERVIEW MIT DEM FCW-PRÄSIDENTEN darf es nicht sein, dass man fehlbare Spie- Kontinuität in der Kaderplanung. Finanzi- ein Traum von mir, den FCW längerfristig in ler als Titulare einsetzt und damit belohnt. ell haben wir in den vergangenen Wochen der 1. Liga zu etablieren und die Nr. 3 hinter Das ärgert nicht nur mich, sondern auch die wichtige Eckpfeiler einschlagen können, die dem FC Aarau und dem FC Baden im Kanton Teamspieler. Ich möchte noch mehr Risiko uns auch in der kommenden Saison 2011/12 zu werden. Es hat sich herausgestellt, dass im Spiel gegen vorne sehen, und hier wollen stützen werden. Das Fundament ist bereits mehr drinliegt, wenn man konstant und wir ihn auch unterstützen und einen valab- gebaut, das ist strategisch wertvoll und hier mit Feingespür arbeitet. Klein, aber fein ist len Stürmer ins Kader nehmen. Er braucht haben wir, so vermute ich, einen gewissen mein Motto. Und als Kleiner im Fussball- selbstverständlich auch die entsprechen- Vorsprung auf unsere Mitbewerber. geschäft ein «Wunder von Wohlen» zu re- den Spieler, um Erfolg zu haben. Ob wir den alisieren ist absolut reizvoll – noch immer. Vertrag vorzeitig verlängern werden, steht Hätte der FC Wohlen in seiner heutigen Form Emotionen in der Niederlage zurücksetzen noch offen. Wir behalten Livio aber gerne im nach einem allfälligen Abstieg in die «1. Liga und dann als Verantwortlicher Gas geben, Auge. Promotion» überhaupt eine Zukunft oder wenn alle die Flügel – vielfach aus Moti- würde ein Verschwinden in der Bedeutungs- vationsgründen – hängen lassen, das sind Wird sich dies ändern, wenn die ersten Meis- losigkeit des Regionalfussballs drohen? für mich Herausforderungen. Heute sind terschaftsspiele in der Rückrunde verloren Meine ehrliche und ganz persönliche Mei- wir im VR und im Vorstand ein wunderba- gehen? nung ist die: Die «1. Liga Promotion» ist res Team von sehr individuell einzigartigen Niederlagen zu Beginn der Rückrunde müs- eine sportliche Fehlgeburt für alle Clubs, Typen. Ich schätze diese Konstellation sehr. sen wir unbedingt vermeiden. Wir müssen vielleicht mit Ausnahme der vier U21-Teams Es gab auch schon andere Zeiten, die von definitiv parat sein, wenn es wieder los- der Schweizer Topclubs. Für mich macht es Missgunst, Neid und persönlichen Attacken geht. Man kann den Erfolg im Fussball zwar keinen Sinn, in dieser neu geschaffenen Liga geprägt waren. Wir sind zusammen und im schlecht planen, aber wenn wir im Frühjahr auf «Profi» zu machen und die sehr hohen Team stark geworden und haben unsere im Dreck sind, ist es vielleicht schon zu spät Kosten in Kauf zu nehmen. Der finanzielle Qualitäten im Schweizer Fussball präsentiert. und ganz schwierig, mit einem Trainerwech- Ruin des Vereins wäre programmiert. Und Der FC Wohlen ist «well known» und wird sel den Karren noch aus dem Dreck zu zie- Solidarität bei Sponsoren und Gönnern hier auch von den grossen Clubs der Schweiz sehr hen. Ich möchte dies unbedingt mit guten zu finden ist illusorisch. Der Verwaltungsrat geschätzt. Dieser Fakt hängt nicht zuletzt mit Entscheidungen in der Winterpause und ei- wird zu gegebener Zeit über eine Strategie Persönlichkeit, Sachverstand und der gros- ner soliden Vorbereitung mit grossem Team- «1. Liga Promotion» befinden müssen. Aus sen Kontinuität bei den Führungspersonen spirit vermeiden. heutiger Sicht sage ich persönlich, lieber zusammen und da bin ich ja durchaus ei- ein anständiger, solider Amateurklub in ei- ner davon. Meine persönlichen Opfer waren Unlängst hat die Swiss Football League die ner tieferen Liga sein als ein gescheiterter, in all den Jahren zahlreich und Rückschlä- Reduktion der Challenge League auf zehn «Möchtegern-Proficlub», dem das Wasser ge haben mich teilweise schwer getroffen. Mannschaften beschlossen. Als Folge davon auf Ende jeden Monats bis zum Hals steht. Das Private wie auch berufliche Perspektiven wird es in der kommenden Spielzeit sechs So möchte keiner von uns im Verwaltungsrat haben manches Mal gelitten. Dennoch, der Absteiger aus der Challenge League geben. arbeiten müssen. FC Wohlen ist für mich «més que un club» – Etliche Vereine dürften vor diesem Hinter- das ist halt so. grund ihren Etat auf die nächste Saison Sie stehen dem Verein seit 1996 als Vereins- hin drastisch erhöhen. Wie gestalten sich präsident vor. Woher nehmen Sie die Moti- Während auf sportlicher Ebene vor geraumer angesichts dieser Ausgangslage und des in vation, insbesondere in Zeiten finanzieller Zeit die Professionalisierung vollzogen wer- sportlicher Hinsicht ungewissen Ausgangs und sportlicher Anspannung dem Verein den konnte, wird im administrativen Bereich der laufenden Spielzeit die Vorbereitungen täglich Ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu noch heute überwiegend ehrenamtlich ge- auf die Saison 2011/12? stellen? arbeitet. Ist eine Professionalisierung in der Der Ausgang dieser Saison steht noch im- Ich spüre die Verantwortung für den Fuss- Administration des Vereins nicht unerläss- mer klar im Vordergrund. Der Ligaerhalt ballclub Wohlen täglich und ich möchte ein- lich, um im sportlichen Bereich längerfristig ist das eine, eine gefestigte Mannschaft fach das Beste für den Verein einbringen. Erfolg zu haben? zu haben, mit der die alles entscheidende Die unzähligen
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