The Latest News of Bill Laswell

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_____________________________________________________________________________________ 2 SWR 2 Musikstunde: Urbane Jazzgeschichten: XI: Köln – Ein Herz für den Jazz 3. November 2012 Autor: Thomas Loewner Redakteur: Martin Roth Moderation 1: Köln und der Jazz – diese Verbindung hat eine lange Tradition und die Stadt am Rhein ist heute neben Berlin das wohl wichtigste Jazz- Zentrum Deutschlands. Doch das war nicht immer so. Der Kampf der Szene um Anerkennung nach dem Zweiten Weltkrieg und eine Durststrecke in den 1960er und 1970er Jahren: Phasen, in denen es um den Jazz in der Domstadt nicht so gut bestellt war. Doch gab es hier immer wieder Enthusiasten, Institutionen und Initiativen, die sich für die Musik stark gemacht haben. Von Ihnen handelt die heutige Ausgabe der „Urbanen Jazzgeschichten“, dazu begrüßt Sie ganz herzlich Thomas Loewner. Musik 1: CD V.A. – „Art of Sax“: „Lee Konitz Sextet: Ezz-thetic“ (Take 7, Länge 2’53) Moderation 2: Musik vom amerikanischen Saxophonisten Lee Konitz: seine Platte „Ezz-thetik“ aus dem Jahr 1953 ist eine der herausragenden Aufnahmen des Cool Jazz und war ein wichtiger Impuls für die Wiederbelebung des deutschen und somit auch des Kölner Jazzlebens nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch die ersten Nachkriegsjahre waren keine leichten für Kölner Jazzmusiker und –fans. Der Jazz, von den Nationalsozialisten als Entartete Kunst gebrandmarkt, hatte auch nach deren Entmachtung längere Zeit ein handfestes Akzeptanzproblem in weiten Teilen der Bevölkerung. Über ein Jazzkonzert, das im Jahr 1948 in der Uni Köln stattgefunden hat, schrieb ein Kritiker: „Die Mehrzahl der Hörer zuckte im ostinaten Rhythmus mit und geriet in den Trancezustand, der den Jazzanhängern als Zweck der Übung erscheint. Musik ohne Geist, dafür gab dieser zugleich primitive und differenzierte Jazz ein drastisches Beispiel.“ 3 Doch es gab damals auch Menschen in der Stadt, die sich mit Leib und Seele für den Jazz stark machten. Einer, der für lange Zeit zu den wichtigsten Förderern werden sollte, war Gigi Campi. Der gebürtige Kölner mit italienischen Wurzeln gründete 1949 gemeinsam mit seiner Mutter ein Eiscafé im Zentrum der Stadt, das sich binnen kurzer Zeit zu einem wichtigen Treffpunkt der lokalen wie internationalen Jazz- Szene entwickelte. Campi war vom Jazz-Virus infiziert und der wirtschaftliche Erfolg seines Eiscafés war die Grundlage für seine zahlreichen späteren Aktivitäten als Jazzförderer und –produzent. Anfang der 1950er Jahre gründete Campi etwa die Konzertreihe „Concert in Modern Jazz“, die sich zu einem Dauerbrenner entwickeln sollte: bis 1984 veranstaltete er insgesamt 421 Konzerte in und außerhalb Deutschlands. Auch Campi war ein großer Anhänger von Cool Jazzern wie Lennie Tristano oder Lee Konitz und deren Nähe zur europäischen Kunstmusik. So kam es, dass er in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Konzertveranstalter besonders häufig den österreichischen Saxophonisten Hans Koller und seine „New Jazz Stars“ engagierte. Sie waren damals die führenden Cool Jazz-Vertreter der jungen deutschen Szene. Am 14.August 1955 spielte die Band bei einem der von Campi organisierten Konzerte im Kölner Börsensaal: Musik 2: CD V.A. - „Jazz in Köln“: „Hans Koller New Jazz Stars: Passacaglia““ (Take 10, Moderation ab 4’23) Moderation 3: Hans Koller’s New Jazz Stars, live aufgenommen am 14.August 1955 während eines Konzerts im Kölner Börsensaal. Gegen Mitte der 1950er Jahre war es auch, als Gigi Campi anfing seinen bis dahin bedingungslosen Enthusiasmus für den Cool Jazz infrage zu stellen. Der Auslöser für seine Gedanken war ausgerechnet Lee Konitz, einer der großen Stars der Szene. In einem Interview meinte Campi dazu: „Ich hatte mich immer für den Cool Jazz eingesetzt, vielleicht, weil wir uns alle im Zwang befanden, den Jazz salonfähig zu machen. Das war etwas, wo wir dachten: ‚Da geht der Weg lang’. Endlich in Köln eine Position. (...) Plötzlich kommt hier der große Star des Cool Jazz an, Lee Konitz, aus der Schule Lennie Tristanos. Auf Tournee entdeckte ich plötzlich, dass er der größte Anhänger von Lester Young ist. (...) Da hörte meine Liebe zum eingefrorenen Jazz auf und ging zum 4 schwarzen, vitalen, ausdrucksstarken, leidensvollen, aber auch agressiven Jazz zurück.“ Ein weiterer Auslöser für Campis Meinungswechsel war die Bekanntschaft mit dem Schlagzeuger Kenny Clarke, den er erstmals 1949 bei einem Konzert in Zürich gehört hatte. Clarke war der Begründer eines neuen, sehr dynamischen Schlagzeugstils: er schlug den Beat auf dem großen Becken und setzte dazu Akzente auf der Snare, unmittelbar gefolgt von Schlägen auf die Bass-Drum. Nach dem ersten Treffen trennten sich Clarkes und Campis Wege zunächst für einige Jahre. Clarke ging 1955 nach Paris und spielte dort und in den angrenzenden Ländern mit wechselnden durchreisenden Musikern aus den USA und Europa. In dieser Zeit lernte er auch Francy Boland kennen, einen belgischen Pianisten und Arrangeur, der für einige Zeit erfolgreich in den USA gearbeitet hatte, u.a. für die Orchester von Count Basie und Benny Goodman. Die Idee, Clarke und Boland sowie eine Reihe anderer Musiker in Köln zusammenzubringen, hatte dann im Februar 1960 wieder Gigi Campi: es war Karneval und Campi organisierte an den jecken Tagen seit den 1950er Jahren so genannte „Jazzband-Balls“, ausgelassene Karnevals-Parties mit Jazzmusik. Bei dieser Gelegenheit testete Campi auch das erste Mal die Clarke-Boland Big Band, wie er in einem Interview erzählt hat: „Ich habe immer im Karneval etwas probiert. Passen die zusammen, verstehen die sich? So kann man aufbauen und dann wachsen lassen.“ Campis Experiment ist geglückt – die Clarke-Boland Big Band spielte bis 1972 zusammen und war seinerzeit eine der innovativsten Big Bands der internationalen Szene. Hier ist sie mit Musik aus dem Jahr 1967: Musik 3: CD Clarke-Boland Big Band - „Two Originals: All Blues / Sax No End“: „Lockjaw Blues“ (Take 15, Länge 3’03) Moderation 4: Die Clarke-Boland Big Band aus Köln bei der SWR 2 Musikstunde. Köln war in den 1960er Jahren eine Big Band-Hochburg, die auch international eine herausragende Stellung einnahm. Außer der Clarke- 5 Boland Big Band war es vor allem das Kurt Edelhagen Orchester, das auch internationale Aufmerksamkeit auf sich zog. Kurt Edelhagen war bereits seit 1945 sehr erfolgreich als Big Band-Leiter tätig. Angefangen hatte er mit einem eigenen Orchester in seiner Heimatstadt Herne. 1949 verpflichtete ihn dann zunächst der bayrische Rundfunk, 1952 folgte der Wechsel nach Baden-Baden zum Südwestfunk. Bereits in dieser Zeit fing Edelhagen an, mit internationalen Stars zusammen zu arbeiten und seine Band wurde weit über das Sendegebiet des SWF hinaus bekannt. Im April 1957 endete diese erfolgreiche Phase trotzdem und Edelhagen ging zum WDR nach Köln, wo er nahtlos an seine Erfolge anknüpfen konnte. Immer wieder hat das Orchester mit Sängerinnen und Sängern zusammen gearbeitet. So entdeckte Edelhagen etwa Caterina Valente und verhalf ihr zu internationaler Bekanntheit. Auch der Pianist und Sänger Wolfgang Sauer aus Wuppertal war ein regelmäßiger Gast der Edelhagen Band. Begonnen hatte die Zusammenarbeit bereits während Edelhagens Baden-Badener Zeit, aber auch in Köln kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Wie etwa im Februar 1966: da entstand die jetzt folgende Aufnahme des Standards „Honeysuckle Rose“: Musik 4: CD Wolfgang Sauer - „My Swinging World“: „Honeysuckle Rose“ (Take 5, Länge 2’23) Moderation 5: „Honeysuckle Rose“ - das Kurt Edelhagen Orchester gemeinsam mit dem Sänger und Pianisten Wolfgang Sauer, aufgenommen 1966 in Köln. Seit 1958 war Kurt Edelhagen auch maßgeblich am Aufbau eines Jazz-Seminars an der Kölner Musikhochschule beteiligt. Es war deutschlandweit das erste seiner Art und zog schon bald Studenten aus dem ganzen Bundesgebiet nach Köln. Parallel dazu wurde damals ein Studiengang für Hörspiel-, Bühnen- und Filmmusik ins Leben gerufen, den Bernd Alois Zimmermann leitete, einer der herausragenden Avantgarde-Komponisten seiner Zeit. Die Aufgabenteilung zwischen den Seminaren war damals noch ziemlich fließend, so dass es häufiger vorkam, dass Jazz-Studenten die Kurse von Zimmermann besuchten. So geschehen bei der ersten Generation, die sich 1958 zum Studium am Jazz-Seminar eingeschrieben hatte: darunter waren der Trompeter Manfred Schoof, 6 Pianist Alexander von Schlippenbach und der Schlagzeuger Jaki Liebezeit. Zu den Eindrücken, die sie an der Hochschule und im Kölner Musikleben sammelten, kamen 1960 die ersten Free Jazz- Platten aus den USA hinzu. Die jungen Jazz-Studenten fingen an, sich Gedanken über neue, ganz eigene Ausdrucksformen zu machen. Ein erster wichtiger Schritt dorthin war die Zusammenarbeit von Schlippenbach, Schoof und dessen Bekannten, dem Bassisten Buschi Niebergall, mit dem Göttinger Vibraphonisten Gunter Hampel. Seine Platte „Heartplants“ aus dem Jahr 1965 war ein erster Schritt auf dem Weg zu einem Free Jazz, der sich von den amerikanischen Vorbildern emanzipierte. Daraus jetzt „No Arrows“: Musik 5: CD Gunter Hampel – „Heartplants“: „No Arrows“ (Take 2, Länge 3’55) Moderation 6: Das Gunter Hampel Quintett mit Musik von der Platte „Heartplants“ aus dem Jahr 1965. Mit dabei waren Manfred Schoof, Alexander von Schlippenbach und Buschi Niebergall, ehemalige Studenten des Jazz- Seminars an der Kölner Musikhochschule und allesamt wichtige Wegbereiter der deutschen Jazz-Avantgarde. Aufgrund des großen Erfolgs der Rockmusik nahm in den 1970er Jahren das allgemeine Interesse am Jazz ab und auch Köln blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Selbst für etablierte Veranstalter

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