SCHRIFTENREIHE DER STIFTUNG STOYE Band 37 Martin Bauer Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1670-1760 2002 MARBURG AN DER LAHN 2 Inhaltsverzeichnis Vorwor t . 5 Einleitung . 7 Literatur . 10 Abkürzungen . 15 Die städtischen Wohnbezirke oder Spezialgemeinden . 17 Die Kirchengemeinden und ihre Kirchenbücher . 18 Erfurts neue Bürger und Biereigen . 21 Personenregister . 447 Register für Berufe, Tätigkeiten und Titel . 511 Topografisches Register (Straßen, Orte, Länder, Gebäude) . 519 3 4 Vorwort Erfurt besitzt in seinem Stadtarchiv Bürgerbücher und Verzeichnisse der Neubürger vom Jahre 1670 an. Derartige Akten sind offensichtlich beim Stadtrat von mehreren Dienststellen geführt worden, neben der Kämmerei wahrscheinlich von der Zweiermanns- kammer, zeitweise auch an einer dritten Stelle, die ich nicht namhaft machen kann. Die Arbeit an diesen Quellen zeigt, dass sie sich nicht immer decken, zumal jede der Akten auch Lücken enthält. So ist nun das vorliegende gedruckte Bürgerbuch eigentlich ein ganz neues, zusammengestellt aus den Angaben mehrerer Quellen. Wo es darüber hinaus tun- lich erschien, habe ich auch Anmerkungen und Ergänzungen in kleinerem Druck hinzu- gefügt, damit sie als solche erkennbar sind. Gibt es noch ältere Quellen über Bürgerrecht und Neubürger in Erfurt? Das Stadtarchiv besitzt eine Abschrift eines Bürgerbuches von 1386 bis 1419, das im Magdeburger Staats- archiv aufbewahrt wird; es steht der Forschung zur Verfügung, birgt aber in sich große Schwierigkeiten, die schon mit den noch nicht festen Familiennamen beginnen. In der Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung wird dem- nächst eine Rekonstruktion eines Erfurter Bürgerbuches 1555-1666 erscheinen, die in den 50er- und 60er-Jahren von Kurt Wildenhayn und Kurt Göldner erarbeitet wurde. Man hat die fast vollständig erhaltenen Kassenbücher der Kämmerei ausgewertet und die Per- sonen erfasst, die ein Bürgergeld entrichtet haben, mit jeweils einigen Angaben, die dort notiert sind. Für die Jahre 1666 bis 1669 gibt es keine Bürgerakten, aber die Schriftenreihe der Ar- beitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung hat zwei Hefte herausgebracht, die da helfen können. Das erste ist das Namenverzeichnis zum Erfurter Verrechtsbuch 1666/69 (Nieding; zuerst erschienen 1929 im Erfurter Genealogischen Abend, Heft 2), das zweite ist das Verzeichnis der Bürger und Wittwen 1674 (Bauer), dem zu entnehmen ist, wer inzwischen Bürger geworden war. Im Anschluss an die hier vorliegenden Angaben für 1670 bis 1760 soll ein weiterer Band mit den Neubürgern bis weit in das 19. Jahrhundert hinein erscheinen. Sehr herzlich bedanken möchte ich mich beim Erfurter Stadt- und Verwaltungsarchiv, bei der Stadtbibliothek, beim Bistumsarchiv und bei der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums für so viel freundliche Beratung und Hilfe, ebenso beim Vorstand und Kura- torium der Stiftung Stoye, die die Arbeit unterstützt hat und sie nun in den Druck gibt. Für den vorbildlich gelungenen Schriftsatz gilt mein Dank dem Satzstudio Edith Mocker in Eichenau. Messel, im Juli 2000 Martin Bauer 5 6 Einleitung Das Bürgerrecht – eine große Errungenschaft der Städte im hohen Mittelalter, als zuerst die führenden städtischen Familien eine weitgehende städtische Selbstverwaltung gegen- über den Landesherren durchsetzen konnten. Von der Bürgerschaft gewählte Ratsherren und Bürgermeister hatten nun das Sagen. Auch in Erfurt waren sie bald wichtiger als der Vicedominus des Kurfürsten von Mainz, des Landesherrn, und seine Ministerialen. Im Dreißigjährigen Krieg konnte Erfurt sich vollständig von Kurmainz lösen, war aber doch nicht stark genug, um seine Unabhängigkeit halten zu können. Im Jahre 1664 wurde die Stadt von Kurfürst Philipp von Schönborn, Erzbischof zu Mainz, nach einer längeren Belagerung militärisch besetzt. Früher hatten nur die soge- nannten Küchendörfer vor den Toren der Stadt ganz dem Mainzer Kurfürsten gehört; die Stadt selbst hatte zwar dem Kurfürsten unterstanden, sich aber selbst regiert; das Erfurter Landgebiet hatte nicht Kurmainz, sondern allein der Stadt Erfurt gehört. Diese drei Territorien wurden nun zusammengefasst als kurmainzischer Besitz, und dann bald das Fürstentum Erfurt genannt. Dieses neue Staatswesen, das nun aufgebaut wurde, war der absolutistische Staat, der Staat des Fürsten und seiner Beamten, der fachmännisch geleitete, von oben nach unten regierte Staat. Symbol dieser neuen Staatsverfassung wurde der prächtige Barockbau der neuen Statthalterei, wo dann der Statthalter, die Regierung und die Kammer mit ihren Räten saßen. Vom Rathaus wurde nur noch die Stadt ohne das Landgebiet verwaltet, und der Oberratsmeister und die führenden Ratsherren konnten nur noch nach kurfürstlicher Ernennung ihr Amt antreten. Was war und was bedeutete das Bürgerrecht in dieser neuen Epoche? Es war im Rathaus zu beantragen; man musste »ehrlicher« Herkunft sein, den Nachweis erbringen, dass man den Lebensunterhalt aufbringen konnte, einen »ehrlichen« Beruf hatte, und dass man evan- gelischer oder katholischer Konfession war. Sektierer und Juden wurden nicht zugelassen. Von den Bürgerpflichten waren wichtig: die Beteiligung am Brandschutz bei Feuergefahr, die Verteidigung der Stadt mit der Waffe, und gelegentlich ist auch von Nachtwachen die Rede. Eine besondere Bürgerpflicht wurde 1704 vom Statthalter angeordnet: der Neu- bürger hatte 12 Bäume zu pflanzen und zu pflegen, bis sie fest angewachsen waren, näm- lich Linden, Eichen, Weiden oder Obstbäume, und zwar vermutlich an den Landstraßen (2/130-7 Bl. 1). Wenn der Statthalter den Antrag bewilligt hatte, war der Bürgereid abzu- legen, die Verpflichtung auf Treue und Gehorsam zum kurmainzischen Staat und zur Stadt Erfurt. Das Bürgergeld, anfänglich 3 fl. und mehrere kleine Gebühren, waren in der Stadtkämmerei im Rathaus zu entrichten, eine weitere Gebühr in der Statthalterei. Die ent- sprechende Urkunde, den Bürgerzettel, erhielt man im Rathaus. Das erworbene Bürgerrecht versicherte dem Einwohner den Rechtsschutz durch Stadt und Staat; es erlaubte dem Handwerker, Mitglied der Zunft zu werden, den Meisterbrief zu erwerben und im Rahmen der Ordnungen der Zunft tätig zu werden; es erlaubte eine kaufmännische Tätigkeit im Kleinen wie auch im Großen; es gewährte dem Bürger das Wahlrecht, das aktive wie das passive. Trotz aller Zurückdrängung städtischer Demokratie gab es zum Beispiel noch zu wählende Älteste und Vorstände in den Wohnbezirken, den Zünften, den vier Vierteln. Der Bürger konnte auch Sondererlaubnisse beantragen wie zum Anishandel, dem Waid- handel oder zum Bierbrauen in einem der fünf öffentlichen Brauhäuser, das Biereigen- 7 Einleitung recht. Die Zahl der Biereigen (Brauberechtigten) war auf 184 begrenzt, und sie durften nur in ordentlicher Reihenfolge brauen. Das Brauen war eine nebenberufliche Tätigkeit, und fast alle Biereigen benötigten einen Braumeister oder Brauknecht. Man braute nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch zum Verkauf, wodurch mancher Beamte oder unterbezahlte Professor sein Einkommen aufbessern konnte. Der Erwerb des Biereigen- rechts oder einer Vormerkung dazu wurde im Bürgerbuch eingetragen. Diesen Einträgen verdanken wir, dass wir so manchen Akademiker, der sich sonst nicht um das Bürgerrecht bemühen musste, hier doch noch finden. Viele andere Erfurter wird man jedoch im Bürgerbuch vergeblich suchen. Von der An- meldung im Rathaus, vom Bürgergeld und vom Bürgereid waren befreit und wurden also auch nicht eingetragen: Die akademischen Bürger, soweit sie bei der Universität immatrikuliert waren, und dazu gehörten auch die Buchdrucker. Die gesamte Geistlichkeit, auf katholischer Seite auch die Mönche und Nonnen, auf evangelischer Seite auch die Lehrer und das Personal der Kirchen und Schulen. Auch die Berufsmusiker im städtischen Dienst scheinen dieses Sonderrecht gehabt zu haben. Völlig befreit war das Militär, sei es das kaiserliche Bataillon, dessen Soldaten und Offiziere oft in der Stadt wohnten, oder das kurmainzische Regiment auf den neu ausge- bauten Festungen Petersberg und Cyriaksburg. Wer hatte kein Bürgerrecht? Es waren die Schutzverwandten und die Beisassen, die das Bürgergeld nicht gezahlt hatten und das wohl auch nicht konnten, Verarmte, Behinderte, Berufsunfähige, auch Leute, die nur vorübergehend hier bleiben wollten. Es gab auch Fälle, wo der Rat das Bürgerrecht verweigerte, weil der Antragsteller nachweislich unmo- ralisch oder unzuverlässig war. Mehrfach wurden Frauen wegen ihres liederlichen Le- benswandels nicht einmal als Schutzverwandte aufgenommen, sondern mussten die Stadt verlassen. Im Erfurter Stadtarchiv sind folgende Bürgeraufnahmeakten für den Zeitraum 1670-1760 vorhanden und wurden ausgewertet: Bürgeraufnahmen 1670-1694 (2/130-2) Bürgeraufnahmen 1695-1709 (2/130-3) Bürgerbuch 1710-1752 (2/130-4) Bürgerbuch 1753-1796 (2/130-5) Verzeichnis der angenommenen neuen Bürger (3.10.1704-31.12.1725 und 30.9.1732-31.12.1744 (2/130-7) Spezification der neuen Bürger 1710-1744 (2/130-8) In diesen Unterlagen findet man Angaben über die Neubürger, Namen, Berufe oder Tätigkeit, Herkunft, und eine sehr kurze Angabe, in welchem Wohnbezirk der Neubürger sich aufhält. Oft ist die Rechtschreibung des Familiennamens höchst problematisch, wie etwa bei dem Namen Felsch, auch Fältsch, Welsch, Fülsch. Meist konnte dann ein Ver- gleich mit den Einträgen in einem Kirchenbuch Klarheit schaffen; auch die Berufs- angaben konnten dadurch vervollständigt werden. Bei den Heimatorten der Neubürger musste auch stets mit einer zweiten und vielleicht einer dritten Quelle verglichen
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