UID Jg. 19 1965 Nr. 4, Union in Deutschland

UID Jg. 19 1965 Nr. 4, Union in Deutschland

Z 6796 C BONN • 29. JANUAR 1965 NR. 4 19. JAHRGANG UNIONtnI>eutschlanpL INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Eine Schlappe für die SPD Von den Vorwürfen zur Verteidigungspolitik blieb nichts übrig Die Sozialdemokraten haben ihrem Wehrexperten, dem Bundestagsabge- gebühr für die Zelle insgesamt ordneten Wienand, eine schwere Schlappe zu verdanken. Seine Vorwürfe 37 604 000 DM. %*>gen die Verteidigungspolitik des Bundes sind vor aller Öffentlichkeit als Bei den Triebwerken sieht es folgender- verfälscht und aufgebauscht demaskiert worden. Dennoch hat die SPD bisher maßen aus. Die Grundlizenz kostet 12 Mil- lionen DM. Die Stücklizenz für 793 Trieb- nicht erkennen lassen, welche Konsequenzen sie aus den Entgleisungen ihres werke — von über 1000 Triebwerken — Sprechers ziehen will, um den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. kostet 10 140 000 DM. Wenn Sie mich fra- gen, was mit den restlichen 375 Trieb- Der Abgeordnete Wienand hatte be- werke beträgt 3,3 Prozent. Im Schnitt ist werken ist, darf ich Ihnen versichern, daß kanntlich in einer Illustrierten seine Vor- also eine Lizenzgebühr gezahlt worden, für diese Triebwerke in den Verträgen würfe erhoben und auch zu begründen die zwischen drei und 3,3 Prozent liegt. eine Lizenzfreiheit ausgehandelt worden versucht. Die Bundestagssitzung vom Das sind zusammen einige 50 Millionen ist. Wir zahlen also 10 Millionen DM 20. Januar gab Verteidigungsminister von und nicht einige 500 Millionen, wie der Stücklizenz für etwa 1100 Triebwerke. 604 Hassel wie auch seinem Vorgänger, dem Berichterstatter (der SPD) in der Zeitung Flugzeuge und 1100 Triebwerke kosten CSU-Vorsitzenden Strauß, die Möglich- dargelegt hat." also zusammen 37 plus 22 Millionen gleich keit, eingehend auf die Angriffe aus dem rund 60 Millionen DM. Und Sie (an den Lager der Sozialdemokraten zu ant- Minister a. D. Franz Josef Strauß erwei- Abgeordneten Wienand gerichtet) erzäh- worten. terte die Stellungnahme des amtierenden len 10 Millionen Lesern, daß die Naivität Einer der Vorwürfe, die der SPD-Spre- Verteidigungsministers mit folgenden des Herrn Strauß, der zwar Politiker sein cher in seinem Zeitschriften-Beitrag erhob, Worten: möge, aber als Geschäftsmann zu dumm war gegen den Entschluß des Verteidi- und unerfahren sei, den deutschen Steuer- gungsministeriums gerichtet, für die Bun- „Für diese 604 Flugzeuge F 104 G, die zahler eine halbe Milliarde Mark geko- deswehr den Starfighter F 104 G einzu- nachgebaut werden, betrug die Lizenz- stet habe!" führen. Bundesverteidigungsminister von Hassel konnte darauf hinweisen, daß die Qualität gerade dieses Flugzeuges rund zehn Nationen dazu bewogen hat, es für Transall war billiger ihre Streitkräfte einzuführen. Ebenfalls auf das Gebiet der Luftwaffe Minister a. D. Strauß entlarvte auch ^ Der Vorsitzende der CSU, der frühere bezog sich die Unterstellung des SPD- diese Äußerung des sozialdemokratischen desverteidigungsminister Strauß un- Sprechers, das Verteidigungsministerium Abgeordneten. Er sagte: terstrich die Beweisführung des Ministers habe aus Rücksicht auf die deutsch-fran- „Sie sprechen von einem Zwei-Mil- von Hassel mit dem Hinweis, daß vor zösische Freundschaft das französische liarden-Objekt, einem Waffensystem, einer Entscheidung für den Starfighter Transportflugzeug Transall eingeführt. ,über das ich öffentlich nicht näher berich- eine ganze Reihe anderer Typen auf Herz Dieses Flugzeug sei gegenüber anderen ten darf, wollte ich mich nicht des Landes- und Nieren geprüft worden sind. Im Ge- Angeboten im Preis überhöht. Wienand verrats schuldig machen.' Ich darf Ihnen gensatz zu dem Vorwurf des SPD-Spre- nannte einen Stückpreis von 22 Mil- nach Rückfrage bei dem Verteidigungs- chers, das Flugzeug sei nur bedingt ein- lionen DM. Minister von Hassel konterte: ministerium sagen, daß es kein solches satzfähig, sagte Strauß: „Bei Preisvergleichen, so scheint mir, muß Waffensystem gibt. Dieses Waifensystem „Heute hat die F 104 die höchste Sicher- man von gleichen Voraussetzungen aus- spielt etwa die Rolle des Ungeheuers von heilsquo'te aller deutschen Militärflug- gehen. Der Preis für die Transall ohne Loch Ness. zeuge, die höchste Sicherheitsquote aller die übliche Ersatzteilausstattung und ohne Hier handelt es sich um 300 bis 400 Ver- F 104 in der NATO und insgesamt die die Kosten für die Entwicklung beträgt träge, die quer durch die ganzen militäri- höchste Sicherheitsquote von sämtlichen 10,8 Millionen DM. Mit der Erstaustattung schen Ausrüstungsarten gehen und die modernen Kampfflugzeugen im Westen, der Ersatzteile und dem Teil, den wir eine Fülle von Gegenständen umfassen, ganz gleich, welchen Typ man nimmt." Deutsche für die Entwicklung zu zahlen die überhaupt nicht zusammengehören. Ein weiterer Vorwurf des SPD-Abge- haben, beträgt der Preis 16 Millionen DM Mir hat der Referent des Verteidigungs- ordneten Wienand betraf die Verhand- und nicht 22 Millionen DM. Der Preis für ministeriums gesagt, daß die verstärkte lungen mit der Produktionsfirma des das amerikanische Flugzeug C 130, die Preisprüfung noch zu einem weiteren Starfighter. Wienand äußerte, daß die Hercules, die uns dann dagegen angebo- Nachlaß von 240 Millionen DM bei Hun- Lizenzgebühren auf Druck der Firma ten wurde, beläuft sich auf 17,8 Mil- derten von Gegenständen geführt hat. Lockheed nicht wie üblich bei zwei Pro- lionen DM." Aber um damit zu einem Abschluß zu zent gelegen hätten, sondern auf zehn Einen besonderen Effekt glaubte der kommen, weil man ja nicht über alle diese Prozent heraufgesetzt worden sei. Auch SPD-Wehrexperte dadurch zu erzielen, Dinge im einzelnen reden kann: ich diese Behauptung trifft nicht zu. Minister daß er in seinem Artikel von einem ge- glaube immerhin an Hand der Beispiele von Hassel sagte dazu: heimen Waffensystem schrieb, das er aus und der aus dem Gedächtnis wiedergege- „Die Angabe von zehn Prozent ist Gründen der Vermeidung des Landes- benen Abläufe bewiesen zu haben, daß es falsch. Die Lizenzgebühr für die Trieb- verrats nicht näher umreißen könne. Fortsetzung Seite 2 auf hin, daß der beschlossene Haushalts- plan einen rein konservierenden Charak- Dank an Bonn ter hätte und erinnerte den Ministerrat Von der Januar-Sitzung des Europäischen Parlaments daran, daß die vorgesehenen Mittel im Wege eines Nachtragshaushaltsplans über Nachdem der Ministerrat am 15. 12. 1964 durch seine Landwirtschaftsbe- die Anpassung des zweiten Fünf-Jahres- schlüsse grünes Licht für die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Eini- plans bis spätestens zum 1. April berich- tigt werden müßten. gung Europas gegeben hatte, versuchte das Europäische Parlament in seiner Der CDU-Abgeordnete Dichgans legte Januar-Sitzung, die sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen zu ziehen. einen Entschließungsantrag vor, in dem betont wird, daß die politische Einigung Der Vizepräsident der EWG-Kommis- noch entscheidende agrarpolitische Be- Europas zunächst eine rasche und voll- sion, Mansholt, erläuterte vor dem Europa- schlüsse zu fassen seien, etwa die Fest- ständige Ausführung der Verträge über parlament die Beschlüsse des Minister- legung des Milchpreises und die Verab- die bestehenden Gemeinschalten erfor- rats. Nach seiner Ansicht bewiesen sie schiedung der neuen Finanzverordnung. dere, und forderte die Regierungen auf, den politischen Willen der Regierungen, Er wies darauf hin, daß die Obst- und die Zusammenlegung der Hohen Behörde den wirtschaftlichen Zusammenschluß im Gemüseproduzenten den gleichen An- der Montanunion, der EWG-Kommission Rahmen der EWG fortzusetzen. Mansholt spruch auf Schutz wie die Getreide- und der Euratom-Kommission und zu dankte der deutschen Regierung, deren produzenten hätten. Das Europäische Par- einem späteren Zeitpunkt die Verschmel- Beitrag von entscheidender Bedeutung ge- lament billigte die diesbezüglichen Be- zung der Verträge, aktiv weiter zu be- wesen sei. Die Landwirtschaft in Europa schlüsse des Ministerrats. treiben. wisse jetzt woran sie sei. Die Beschlüsse Auch die Schwierigkeiten bei der Fest- vom 15. 12. 1964 stärkten auch die Ver- Namens des Europäischen Parlaments stellung des Haushalts der Europäischen forderte der CDU-Abgeordnete Philipp handlungsposition der EWG im Rahmen Atomgemeinschaft für 1965 waren im De- der Kennedy-Runde, und es sei nun- die Regierungen auf, endlich zu konkreten zember überwunden worden, indem sich Ergebnissen auf dem Gebiet der Energie- mehr dringend erforderlich, eine gemein- der Ministerrat auf einen vorläufigen same EWG-Handelspolitik zu formulieren, politik zu gelangen. Das Europäische Par- Haushaltsplan geeinigt hatte. Das Euro- lament billigte eine Richtlinie der EWG- da kein Raum mehr für nationale Han- päische Parlament billigte diesen Haus- delspolitik übrig bleibe. Mansholt wies Kommission über die Haltung von Min- haltsplan, der dadurch endgültig fest- destvorräten von Erdölerzeugnissen für darauf hin, daß in den nächsten Monaten gelegt ist. Es wies aber gleichzeitig dar- einen Inlandverbrauch von mindestens r Tagen. Es stimmte ferner einer Verot. nung über die Beseitigung der Doppel- Eine Schlappe für die SPD besteuerung von Kraftfahrzeugen zu. Das Parlament billigte aufgrund eines Fortsetzung von Seite 1 Vorwurf gefallen lassen müssen, er habe Berichts des CDU-Abgeordneten Klinker doch ganz anders war, als es hier darge- von seinem Spezialgebiet gesprochen, den Vorschlag der EWG-Kommission über stellt worden ist. Denn wir müßten uns „wie der kleine Max vom lieben Gott" die schrittweise Errichtung einer gemein- nachträglich wirklich verurteilen, wenn — so sagte es Minister

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