Standseilbahn wunden werden. Bei Bergstrecken verkehren üblicher- weise zwei Wagen oder Wagengruppen, die fest mit einem Drahtseil verbunden sind, das in der Bergstati- on über eine Seilscheibe geführt wird. Die beiden Wa- gen oder Wagengruppen am Drahtseil halten sich un- gefähr im Gleichgewicht, so dass für den Antrieb der Bahn nur kleine Kräfte aufgebracht werden müssen. Der Antrieb erfolgte früher oft durch Wasserballast (Wasserballastbahn), heute meistens durch einen Elektro- motor, der auf die Seilscheibe in der Bergstation wirkt. Bei den meisten Bahnen begegnet der talwärts fahren- de Wagen dem bergwärts fahrenden Wagen in der Mitte der Strecke, wo eine Ausweichstelle angelegt ist. Kürzere Strecken sind alternativ oft zweigleisig angelegt. Von der Standseilbahn zu unterscheiden sind die an das Standseilbahn Stuttgart zum Waldfriedhof Zugseil an- und abkuppelnden Kabelbahnen, wie die San Francisco Cable Cars oder die Mini-Metro. 1 Geschichte Harderbahn bei Interlaken Eine Standseilbahn ist ein zu den Seilbahnen gehö- rendes schienengebundenes Verkehrsmittel, dessen Fahr- betriebsmittel auf Schienen oder anderen festen Füh- Die Budavári Sikló in Budapest wurde 1870 eröffnet. Sie ist die rungen fahren und durch ein oder mehrere Seile be- älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn in Europa. wegt werden.[1] Mit diesem Verkehrsmittel können auf kurzer Strecke beträchtliche Höhenunterschiede über- In einem militärischen Feuerwerksbuch des Jahres 1411 1 2 1 GESCHICHTE Die Turmbergbahn ist die älteste noch in Betrieb stehende Stand- seilbahn Deutschlands. Standseilbahn am Altonaer Kai um 1849 wurde erstmals eine Standseilbahn beschrieben. Die In Zeitz führte ab 1877 eine Standseilbahn von der Unter- frühen Standseilbahnen dienten im Wesentlichen dem stadt in die Oberstadt und transportierte auf einem steilen Transport von Material und Personen zu Burganlagen auf Straßenabschnitt Personen und Fuhrwerke. Der Antrieb steilen Bergkuppen. Die älteste erhaltene Standseilbahn erfolgte über eine stationäre Dampfmaschine in der Berg- der Welt dürfte der um 1495 errichtete Reißzug auf die station. Der Bahnbetrieb wurde 1959 wegen unzuverläs- Festung Hohensalzburg sein.[2] Spätere Standseilbahnen siger Sicherheitseinrichtungen eingestellt.[8] Die 1887 er- entstanden vielfach als Schiffshebewerke im frühen 19. öffnete Malbergbahn ist ebenfalls stillgelegt, womit die Jahrhundert im Kanalbau in Amerika. am 1. Mai 1888 eröffnete Turmbergbahn bei Karlsruhe- Durlach die älteste noch in Betrieb stehende Standseil- Als älteste dem Personentransport dienende Standseil- bahn ist. bahn zählt die 1845 eröffnete Wasserballastbahn Pros- pect Park Incline Railway bei den Niagarafällen in den Siehe auch: Liste der Standseilbahnen#Deutschland Vereinigten Staaten.[3] In Europa verkehrte 1862 die erste Standseilbahn in Lyon auf der Strecke Rue Terme–Croix Rousse, die 1967 stillgelegt und durch eine Straße ersetzt wurde.[4] Die älteste auf originalem Gleis und Trasse ver- 1.2 Österreich kehrende Standseilbahn Europas ist die seit 1870 ver- kehrende Budavári Sikló in Budapest.[5] Die älteste un- In Österreich wurde die erste öffentliche Standseil- terirdische Standseilbahn, und die erste U-Bahn außer- bahn 1873 auf den Leopoldsberg eröffnet, aber bereits halb Londons, ist der 1875 eröffnete Tünel (dt. Tunnel) 1876 wieder stillgelegt. Die 1892 in Betrieb genomme- in Istanbul.[6] ne Festungsbahn Salzburg ist die älteste noch in Benut- zung stehende öffentliche Anlage in Österreich. Zwei Frühe Standseilbahnen wurden als Wasserballastbahnen Jahre später, am 25. November 1894, ging in Graz die gebaut, wobei aber auch stationäre Dampfmaschinen zum Schloßbergbahn in Betrieb. Die vermutlich älteste erhal- Einsatz kamen. (Beispiele: Schloßbergbahn in Budapest tene Standseilbahn, der Reißzug der Festung Hohensalz- mit Antrieb in der Talstation,[7] Rue Terme–Croix Rousse burg lässt sich zumindest bis in das Jahr 1460 zurückver- in Lyon mit Antrieb in der Bergstation).[7] Bereits anfangs folgen. des 20. Jahrhunderts wurden viele Wasserballastbahnen auf elektrischen Antrieb umgestellt. Der elektrische Be- Siehe auch: Liste der Standseilbahnen#Österreich trieb erlaubte leichtere Wagen, die kleinere Bremskräfte benötigen und deshalb auch schneller fahren konnten, so dass die Transportkapazität der Bahn gesteigert werden konnte. 1.3 Schweiz In der Schweiz eröffnete die Standseilbahnen Lausanne- 1.1 Deutschland Ouchy am 16. März 1877 ihren Betrieb. Die Bahn wur- de im Jahr 1958/59 in eine Zahnradbahn und 2006–08 Von 1845 bis 1879 wurden auf der Altonaer Hafenbahn in eine automatische Pneumetro (M2 der Métreo Lau- Güterwagen auf Rollböcken über eine 210 Meter lange sanne) umgebaut. Die 1879 eröffnete Giessbachbahn im Steigung von 15 Prozent vom Hafenkai zum höher gele- Berner Oberland ist die älteste noch in Betrieb stehen- genen Bahnhof bewegt. Der Antrieb des Seilzugs erfolgte de Schweizer Standseilbahn und zugleich die älteste al- anfangs mit einem Pferdegöpel, ab 1849 dann durch ei- leine zu Tourismuszwecken erbaute Seilbahn Europas. ne Dampfmaschine. Ab 1879 wurde diese Standseilbahn 1883 folgte die Standseilbahn Territet–Glion am Genfer- durch eine 400 Meter lange Tunnelstrecke der Altona- see, 1884 die Standseilbahn auf den Gütsch in Luzern, Kieler Eisenbahn ersetzt. 1885 die Marzilibahn in Bern und 1886 die Standseilbahn 2.1 Wagen 3 Personenwagen der Harderbahn bei Interlaken Giessbachbahn ist die älteste noch in Betrieb stehende Anlage in der Schweiz. 2.1 Wagen Standseilbahnen dienen heute meist dem Personenver- in Lugano vom Bahnhof ins Stadtzentrum. Die Kadenz kehr. Kleinere Wagen haben ein Fassungsvermögen von der Eröffnungen erhöhte sich danach und neben inner- ungefähr 20 Personen, teilweise werden aber auch bis städtischen Bahnen kamen weitere Ortserschliessungs- zu 450 Personen fassende Züge aus mehreren Wagen bahnen und rein touristische Bahnen dazu, deren Entste- eingesetzt.[10] hung meist eng mit der Hotellerie verbunden war. In die- ser Hinsicht tat sich vor allem der Bauunternehmer und In den Alpenländern wurden viele Standseilbahnen für Hotelier Franz Josef Bucher-Durrer zusammen mit sei- den Personal- und Materialtransport beim Kraftwerks- nem Compagnon Josef Durrer hervor.[9] bau im Gebirge erstellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden diese Bahnen oft für den öffentlichen Personen- In den 1930er Jahren entstanden in mehreren Schweizer verkehr freigegeben. Beispiele sind die Gelmerbahn, die Skiorten Schlittenseilbahnen die Lokal im Volksmund als Standseilbahn Ritom oder die Peterskopfbahn. Funi bezeichnet werden. Diese Bahnen benötigten keine feste Infrastruktur, so dass sie kostengünstig erstellt wer- Bei den meisten Bahnen sind die beiden Wagen glei- den konnten. Die Anlagen wurden bald durch leistungs- cher Bauart. Eine Besonderheit stellt die Oberweißbacher fähigere Skilifte abgelöst. Bergbahn dar, welche 1923 zum Transport normalspu- riger Eisenbahnwagen eröffnet wurde. Ein Wagen der 1934 wurde für rund 50 Jahre die vorerst letzte Stand- Standseilbahn ist als normaler Personenwagen ausge- seilbahn in der Schweiz eröffnet. Erst 1980 wurde mit führt, der andere als Güterbühne, die einen Eisenbahn- dem Sunnegga Express in Zermatt wieder auf die- wagen aufnehmen kann. Wenn keine Güterwagen trans- ses Transportmittel zurückgegriffen, als in den Skige- portiert werden, lässt sich auf die Güterbühne ein normal- bieten die Luftseilbahnen an Kapazitätsgrenzen gestos- spuriger Personenwagen aufsetzen, damit die Kapazität sen waren. Im Jahre 2001 kam mit der Fun'ambule der Bahn für die Personenbeförderung nahezu verdoppelt in Neuenburg, die im Hinblick auf die Expo'02 er- werden kann.[11] stellt wurde, erstmals auch wieder eine neue innerstäd- tische Standseilbahn dazu. Die meisten der bestehen- Bei einigen Standseilbahnen dienen die Wagen nicht den Bahnen wurden im Verlaufe der Zeit wiederholt der Beförderung von Nutzlast, sondern werden nur zum gründlich erneuert oder gar auf dem bestehenden Tras- Schieben von anderen Fahrzeugen auf der Steilstre- see neu aufgebaut. Einige davon haben dabei bis Heu- cke verwendet. Solche Schiebewagen werden Traktoren te ihren ursprünglichen Charakter der Gründerzeit nicht genannt.[7] (siehe auch den Abschnitt Standseilbahnen verloren. So die Bürgenstock-Bahn, Heimwehfluhbahn, mit Traktorbetrieb) die Giessbachbahn, die Reichenbachfall-Bahn und die Sonnenbergbahn. 2.2 Gleisanlage Siehe auch: Liste der Schweizer Standseilbahnen Die Wagen der Standseilbahn laufen auf Schienen oder in Sonderfällen auf einer anderen festen Fahrbahn. Zu diesen gehört zum Beispiel die Dorfbahn Serfaus (Österreich), eine unterirdische Luftkissenschwebebahn mit Seilantrieb, oder die unterirdische luftbereifte U- 2 Technik Bahn Karmelit in Haifa. Die ersten Standseilbahnen hatten für jeden Wagen ein 4 2 TECHNIK Antriebsscheibe mit Antriebsritzel der Merkur-Bergbahn von 1913 bis 1967 Ausweichstück (Abtsche Weichen) der Bergbahn zum Königstuhl in Heidelberg Seiltragrollen der Biel-Magglingen-Bahn 2.3 Fahrbetrieb Die Fahrgeschwindigkeit liegt im Bereich von 20 km/h bis in Ausnahmefällen 50 km/h.[13] Die Fahrzeiten wei- chen je nach Bahn stark ab, die Fahrtintervalle betragen in der Regel 15 bis 20 Minuten. Viele kleinere Bahnen werden fahrerlos betrieben und können von den Fahrgästen ähnlich wie ein Aufzug bedient werden. Beispiele sind die Merkurbergbahn in Baden-Baden, die Mühleggbahn in St. Gallen oder die Polybahn in Zürich, vollautomatische Anlage mit historisch aus- Seilbahn Rigiblick in Zürich. sehenden Wagen 2.4 Streckenprofil und Kompensation des
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