ZUR REPRÄSENTANZ VON POLITIKERN UND MANDATAREN MIT NS-VERGANGENHEIT IN DER ÖSTERREICHISCHEN VOLKSPARTEI 1945-1980 Eine gruppenbiographische Untersuchung Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts Autor: MMag. Dr. Michael Wladika Wissenschaftliche Mitarbeit: Mag. Dr. Doris Sottopietra + Projektleitung: Priv. Doz. Mag. Dr. Helmut Wohnout --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Wien, im April 2018 1 2 INHALTSVERZEICHNIS I. Vorbemerkung ……………………………………………………………… S. 5 II. Die Mitgliedschaft in der NSDAP ……………………………………………………………… S. 6 III. Kurzer Abriss der Entnazifizierung ……………………………………………………………… S. 17 IV. Anmerkungen zur Archivsituation und Würdigung der Primärquellen ……………………………………… S. 34 V. Der Kreis der untersuchten Personen ……………………………………………………………… S. 44 VI. Bewertung und statistische Auswertung ……………………………………………………………… S. 45 VII. Vergleichende Analyse mit dem gruppenbiographischen Projekt über ehemalige Nationalsozialisten in der SPÖ ……………………………………………………………… S. 58 VIII. Vergleich mit dem VdU bzw. der FPÖ ……………………………………………………………… S. 62 IX. Biografien der ÖVP-Mitglieder ……………………………………………………………… S. 62 1. Wien S. 62 1.1 Dr. Eugen Fleischacker S. 63 1.2. Univ. Prof. Dr. Edmund Grünsteidl S. 67 1.3. Dr. Walter Hauser S. 75 1.4. Dr. Hubert Hofeneder S. 76 1.5. Univ. Prof. Dr. Reinhard Kamitz S. 82 1.6. Dr. Karl Kummer S. 91 1.7. Dr. Walter Macher S. 96 1.8. Erwin Machunze S. 97 1.9. DDr. Kurt Neuner S. 98 1.10. Albert Römer S. 99 1.11. KR Ing. Rudolf Sallinger S. 102 1.12. Univ. Prof. Dr. Leopold Schönbauer S. 105 3 2. Niederösterreich S. 112 2.1. Karl Bandion S. 113 2.2. Regierungsrat A. B. S. 114 2.3. Dr. Oswald Haberzettel S. 115 2.4. Leopold Krottendorfer S. 117 2.5. Ferdinand Mayer S. 118 2.6 KR Ing. Erwin Schauer S. 118 2.7 KR Josef Scherrer S. 119 2.8. Ing. Karl Schmitzer S. 120 2.9. Dr. Kurt Waldheim S. 121 3. Burgenland S. 134 3.1. Martin Drescher S. 134 3.2 Ernst Guth S. 135 3.3. Johann Pehm S. 138 3.4. Ökonomierat Reinhold Polster S. 140 3.5. Ökonomierat Dipl. Ing. Johann (Hans) Tschida S. 142 4. Oberösterreich S. 143 4.1. Ökonomierat Josef Luhamer S. 143 4.2. Alois Wührer S. 144 5. Steiermark S. 144 5.1. Dipl.-Ing. Dr. Johanna Bayer S. 145 5.2. Siegmund Burger S. 146 5.3. Edda Egger S. 147 5.4. Ing. Gottfried Ertl S. 149 5.5. Ing. Rudolf Heinz Fischer S. 149 5.6. Hermann Fritz S. 152 5.7. Adolf Harwalik S. 153 5.8. Dr. Richard Kaan S. 156 5.9. Dr. Paul Kaufmann S. 156 5.10. Franz Koller S. 158 5.11. Johann Kraker S. 158 5.12. Wilhelm Mandl S. 161 5.13. Franz Thoma S. 162 5.14. Othmar Tödling S. 163 4 5.15. Franz Wegart S. 164 5. 16. Herbert Weiß S. 166 6. Kärnten S. 168 6.1. Stefan Knafl S. 168 6.2. Dr. Adolf Lukeschitsch S. 169 6.3. Dipl.- Kfm. Otmar Petschnig S. 169 6.4. Dr. Karl Schleinzer S. 170 6.5. Dipl.-Kfm. Dr. Walther Weißmann S. 174 7. Salzburg S. 175 8. Tirol S. 175 8.1. Dr. Anton Brugger S. 176 8.2. Ing. Herbert Guglberger S. 177 8.3. Dr. Franz Hetzenauer S. 177 8.4. Karl Marberger S. 179 8.5. Franz Schaber S. 181 8.6. Josef Thoman S. 181 8.7. Dr. Hans Tschiggfrey S. 183 8.8. Ökonomierat Eduard Wallnöfer S. 183 8.9. Dr. Ing. Alfons Weißgatterer S. 190 9. Vorarlberg S. 193 9.1. Ökonomierat Ignaz Battlogg S. 193 9.2. Dr. Wolfgang Blenk S. 295 9.3. Dipl. Ing. Rudolf Hämmerle S. 197 9.4. DDr. Hans Pitschmann S. 197 9.5. Dkfm. Dr. Armin Rhomberg S. 198 Abkürzungsverzeichnis S. 201 5 I. Vorbemerkung Das vorliegende Forschungsprojekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu untersuchen, in welchem Ausmaß Personen mit einer früheren Mitgliedschaft in der NSDAP als Mandatare und Politker in der ÖVP von 1945 bis 1980 tätig waren. Schon Ende der 1990er Jahre wurden seitens des Karl von Vogelsang-Institutes Fragen bezüglich Restitution im Zusammenhang mit dem Parteivermögen der ÖVP thematisiert.1 Zu Beginn des neuen Jahrtausends folgte eine weitere Untersuchung, die einige zentrale, im Besitz der ÖVP befindliche oder durch die Partei genutzte Liegenschaften zum Inhalt hatte. Dabei ist der Frage nachgegangen worden, ob bei diesen Immobilien, soweit sich zwischen 1938 und 1945 ein politisch bedingter Eigentumswechsel nachweisen ließ, dieser Eigentumswechsel ordnungsgemäß erfolgt war oder der ÖVP ein unmittelbarer Nutzen durch eine vorangegangene „Arisierung“ oder eine zweifelhafte Rückstellung entstanden ist. Der Projektbericht wurde im Jahre 2002 im Jahrbuch des Karl von Vogelsang-Institutes zur Erforschung der christlichen Demokratie in Österreich veröffentlicht.2 Unter der Projektleitung von Doz. Mag. Dr. Helmut Wohnout begann die anerkannte Restitutionsforscherin Dr. Doris Sottopietra mit den Recherchen und einer ersten gruppenbiographischen Erfassung jener Parteifunktionäre, die eine NS-Vergangenheit aufzuweisen haben bzw. hatten. Diese Arbeiten fanden aber aufgrund ihres tragischen Todes eine längere Unterbrechung. Wer mit Arbeiten an einem vergleichbaren Projekt vertraut ist, der kann in etwa die Schwierigkeiten erahnen, die eine nicht mehr mögliche ordnungsgemäße Übergabe der zum damaligen Zeitpunkt bereits vorliegenden Forschungsergebnisse mit sich gebracht haben. Schließlich hat sich der auf dem Gebiet Forschungen zum Nationalsozialismus einschlägig ausgewiesene Kollege MMag. Dr. Michael Wladika bereit erklärt, diese Aufgabe als Wissenschafter und Autor zu übernehmen. Dass dadurch aber eine beträchtliche Verzögerung in der Abwicklung des Vorhabens eintreten musste, kann niemanden verwundern. Zudem tauchten immer wieder Fragen auf, die weitere Forschungsreisen, vor allem in das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde (ehem. BDC), notwendig machten und eine nochmalige Überarbeitung des bereits fertiggestellten Textes nach sich zogen. 1 Doris Sottopietra, „Wiedergutmachung“ und Restitution im Bereich der Parteien und des ÖGB, in: Demokratie und Geschichte. Jahrbuch des Karl von Vogelsang-Institutes zur Erforschung der christlichen Demokratie in Österreich, Jg. 4/2000, Wien Köln Weimar 2000, S. 230 – 262. 2 Martin David / Hannes Schönner / Doris Sottopietra / Helmut Wohnout, “Wiedergutmachung” und Restitution im Bereich der Parteien am Beispiel der ÖVP, in: Demokratie und Geschichte. Jahrbuch des Karl von Vogelsang-Institutes zur Erforschung der christlichen Demokratie in Österreich, Jg. 5/2001, Wien Köln Weimar 2002, S. 188 – 224. 6 Das nun fertiggestellte Projekt untersuchte ebenfalls die Frage, ob und in welchem Ausmaß die ÖVP nach 1945 selbst die Integration ehemaliger Nationalsozialisten vorangetrieben hat. Einerseits ist es eine unbestrittene Tatsache, dass die Regierung Figl I mit durchschnittlich siebzehn Regierungsmitgliedern zwölf bis vierzehn Politiker aufzuweisen hatte, die in der nationalsozialistischen Zeit Verfolgungen erlitten hatten, wobei sich die Zahl auf SPÖ und ÖVP annähernd gleich aufteilte3, andererseits ist es genauso eine Tatsache, dass sich die ÖVP schon vor den Nationalratswahlen des Jahres 1945 dafür ausgesprochen hatte, ehemalige Nationalsozialisten, soweit es sich nicht um sogenannte „Illegale“ bzw. Funktionäre handelte, oder sie in NS-Verbrechen involviert waren, das Wahlrecht zuzubilligen und sie in weiterer Folge in die Partei aufzunehmen.4 Inwieweit sich Personen, die eine nationalsozialistische Vergangenheit hatten, im Zuge der Öffnung der beiden Großparteien im Hinblick auf das „dritte Lager“ als Mandatare in der ÖVP betätigten, war eine der offenen Forschungsfragen. II. Die Mitgliedschaft in der NSDAP Gerhard Jagschitz schrieb über die Mitgliedschaft in der NSDAP: „Die ungeheure Bürokratisierung der Mitgliederbestätigung, die Ausgabe von immer wieder geänderten Formularen, provisorischen Mitgliedskarten, Zwischenbescheiden und detaillierten Anordnungen führten zu einer Vielzahl von Klarstellungen, Erläuterungen und präzisierenden Weisungen. Die Vorgangsweise war so kompliziert, dass sich nicht einmal die Zuständigen auskannten. Die Mitgliederangelegenheiten führten zu einem heillosen Wirrwarr.“5 Tatsächlich stellte das Mitgliederwesen in der „Ostmark“ ein höchst komplexes Gebilde dar. Dies erleichterte nach 1945 vielen ehemaligen Nationalsozialisten zu behaupten, gar nicht bzw. nur „gezwungenermaßen“ in die NSDAP eingetreten zu sein. Allgemein gilt jedoch, dass die Mitgliedschaft in der NSDAP fast elitäre Züge trug, daher keine wahllose Aufnahme von Mitgliedern stattfand. Mitglied konnte man nur durch einen rechtsbegründeten und förmlichen Verwaltungsakt der Partei werden, nachdem man einen Aufnahmeschein ausgefüllt und unterschrieben sowie die Aufnahmegebühr von RM 3,-- bezahlt hatte: durch die „Aufnahme in die Gemeinschaft“, 3 Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien (Hrg.), Protokolle des Kabinettsrates der Provisorischen Regierung Karl Renner 1945, Bd. 1, „... im eigenen Haus Ordnung schaffen.“ Protokolle des Kabinettsrates 29. April 1945 bis 10. Juli 1945, Horn/Wien 1995, Einleitung S. V. 4 Helmut Wohnout, Leopold Figl und das Jahr 1945. Von der Todeszelle auf den Ballhausplatz, St. Pölten – Salzburg – Wien 2015, S. 137. 5 Gerhard Jagschitz, Von der „Bewegung“ zum Apparat. Zur Phänomenologie der NSDAP 1938 bis 1945, in: Emmerich Tálos / Ernst Hanisch / Wolfgang Neugebauer / Reinhard Sieder (Hrg.), NS- Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch, Wien 2002, S. 107. 7 für die kein Rechtsanspruch bestand. Einen „Eintritt“ in die Partei gab es nicht.6 Dr. Anton Lingg, der damalige Hauptamtsleiter der Reichsleitung der NSDAP im Stabe des Reichsschatzmeisters, betonte in seinem 1939 erschienenen Handbuch „Die Verwaltung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“,
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages214 Page
-
File Size-