Ausgefallen Dorffest – Das Wäre Das Eigentliche Thema Dieser Ausgabe Gewesen

Ausgefallen Dorffest – Das Wäre Das Eigentliche Thema Dieser Ausgabe Gewesen

elsauer zytig Informationen für Elsau, Räterschen, Schottikon, Rümikon, Schnasberg, Ausgabe 235 Tolhusen, Fulau, Ricketwil und Schlatt – GZA 8352 Elsau Juli 2020 Gemeinde 10 Ausgefallen Dorffest – das wäre das eigentliche Thema dieser Ausgabe gewesen. Doch dieses konnte aus bekannten Gründen nicht durchgeführt wer- den. Was liegt näher, als kurzerhand «Ausgefallen» zum Thema zu Wie erleben Sie Elsau? 12 machen? Betroffen vom Ausfall zahlreicher Anlässe war beispielsweise die Ortsgruppe der Pro Senectute und mit ihr die Senioren, für die der Schule 14 Ausfall auch einen schmerzlichen Kontaktverlust darstellte. Unser Augenmerk richtet sich auch auf «Ausgefallenes» rund um Elsau – und da haben wir einiges gefunden. So den Künstler Erwin Schatzmann, der auf bewundernswerte Weise konsequent seiner Berufung folgt. Seine originellen Skulpturen zieren beispielsweise die Waldhütte, viele sind aber auch in und um Winterthur zu bestaunen – höchste Zeit, einen Blick in sein «Morgenland» zu werfen! Projekt «Bike to School» 20 Ausgefallenes ist auch im Alltäglichen zu finden. Ob dies orginelle Spenglerarbeiten sind, die eigenwillige Einrichtung eines Ladenge- Kirche 24 schäfts oder die hobbymässige Haltung von Schafen: wir sind sicher, dass wir Ihnen Interessantes und kaum Bekanntes aus Ihrer unmittelbaren Umgebung näher bringen können. Künstler, Tempeldiener, Hauswart Begrüssung von Sonja Zyrd Mele 26 – ein Besuch im Morgenland Senioren 28 (sic) Der Winterthurer Künstler Erwin Schatzmann schafft mit Natur 32 seinen Werken ganz neue Welten voller verträumter Figuren und Kultur 35 Wunder. Tiere, Menschen, Sagengestalten – mit kräftigen Farben bemalt, verschönern seine Holzskulpturen nicht nur verschiedene Vereine 37 Orte in Winterthur, sondern in der ganzen Region. Auch in Elsau ist der Künstler präsent: mit einer tierischen Sitzbank bei der Waldhütte und einer Stele beim Kunsthaus. Ein Annäherungs- versuch an einen bemerkenswert ausgefallenen Menschen. Morgenland – Schon von weitem sieht geworfen stehen verschiedene Skulptu- man farbige Fähnchen und Wimpel im ren und Stelen, der Zaun ist gespickt Wind flattern. Bunt und verspielt sieht mit Masken, Plaketten und schwung- Neue Bänke für den FCR 38 dieser Ort aus, wie direkt aus einem voll gemalten Hinweisschildern. «Tem- Jugend 40 fröhlichen Kindertraum gefallen. plum amicitiae» steht da. Tempel der Hölzerne Gestalten schauen dem Besu- Freundschaft. Das schauen wir uns mal Gewerbe 42 cher erwartungsvoll entgegen, in den genauer an. Augen die typische Schatzmannsche Vermischtes 46 Gelassenheit und Heiterkeit. Wild hin- Artikel wird auf Seite 2 fortgesetzt > Ausgefallen Der Künstler selbst arbeitet gerade an zu begutachten. Er lacht geheimnisvoll, Stimmt. Es ist ein bisschen eng hier, einer grossen Skulptur. Aus einem seine dunklen Augen blitzen: «Der zwischen all den zauberhaften Skulp- wuchtigen Eichenstamm hat er einen Stamm war so schön gerade, daraus turen. Aber nichts wirkt vollgestellt. Zwiebelturm gehauen und die Run- musste ich einfach einen Turm schnit- Mit viel Liebe zum Detail hat Erwin dung mit goldenen Messingplättchen zen!» Er zeigt mit dem Pinsel auf eine Schatzmann jedes seiner Werke arran- verkleidet. Gerade streicht er mit fast freie Fläche gleich neben dem Eingang giert. Alles passt genau so, wie es ist. schon zärtlichen Pinselstrichen eine zum Morgenland. Hierhin wird er den Schatzmann lacht. «Eigentlich bin ich Schutzlasur auf die schimmernde Ober- fertigen Turm zur Probe stellen. Dann ja hier bloss Hausmeister», erzählt er, fläche. Seine Bewegungen sind leicht erst entscheidet sich, was mit dem neuen «eine Art Tempeldiener, der sich um und behände, hochkonzentriert führt er Kunstwerk geschieht. Schatzmann wiegt alles kümmert.» den dicken Pinsel. Es riecht erdig nach den Kopf: «manchmal fällt es mir schon Das Morgenland lebt. Verändert sein Sägemehl und frischer Farbe. schwer, eines meiner Werke wegzuge- Gesicht immer wieder. Ganz nach dem Dass aus dem Eichenstamm einst ein ben. Vor allem die menschlichen Wesen Gespür des Künstlers, der aus seiner würdiger Zarenturm werden würde, behalte ich gerne um mich. Sie sind ja Intuition heraus genau weiss, was jetzt wusste Erwin Schatzmann schon in dem irgendwie mein Personal», er breitet die wohin gehört. Er ordnet ein paar far- Moment, als er vom Förster in den Wald Arme aus, «aber langsam geht mir hier bige Besen mit aufgemalten Gesichtern, gerufen wurde, um den gefällten Baum im Morgenland wirklich der Platz aus!» lächelt zufrieden und streicht sich über seinen imposanten Kinnbart mit den eingewobenen roten Drähten. Erwin Schatzmann ist selbst auch irgendwie ein Kunstwerk. Und zwar ein grosses. Dieser kleine Mann mit dem stechenden Blick, der eigentlich nur eines will: die Welt schöner machen, Freude heraustragen, die Menschen zum Nachdenken, zum Lachen und Staunen animieren. Charakteristisch auch seine Uniform: ganz in schwarz gehalten, edel verziert mit goldenen Knöpfen und trotzdem abgewetzt. Genauso wie seine schwieligen Hände, die sich hartes Arbeiten mit Messer und Elektrosäge gewohnt sind und beim Malen trotzdem 2 EZ 235 – Juli 2020 Ausgefallen mit traumwandlerischer Sicherheit den Erwin Schatzmann erzählt mir von Pinsel führen. seinen Reisen, die er als junger Mann unternahm. Die ihn auf dem Landweg Erwin Schatzmann denkt viel nach über Afghanistan und Pakistan bis nach wenn er an seinen Kunstwerken arbeitet. Indien führten. Versonnen lächelnd sitzt «Handwerkliches Arbeiten birgt ein ein- er da auf einem opulent bestickten Ses- faches Glück, sagt er. «da kann ich die sel, der seine besten Jahre längst hinter Gedanken schweifen lassen.» Er denkt sich hat. Heute reist Schatzmann nicht auch nach, wenn er das Morgenland mehr viel. Lieber bleibt er hier im Mor- weiter verschönert. Oder mit gesenktem genland. Kümmert sich um alles. «ich Kopf und schnellen Schritten zielstrebig kann ja nicht einfach weggehen und das durch die Strassen eilt. Er denkt nach alles hier sich selbst überlassen», meint über die Welt, die Menschen, die vielen er fast entschuldigend. Religionen. Sinniert darüber, warum die Menschen so sind wie sie sind. Warum Viel Besuch hat er nicht, hier an der er sie so gerne hat. Schatzmann glaubt Stadtgrenze. Manchmal hätte er gerne an das Gute in den Menschen. Obwohl mehr Leute um sich herum. Schatz- er durchaus um das Böse weiss. mann mag Gespräche, begegnet seinem Gegenüber mit grossem Interesse und Aufgewachsen als Sohn einer Bauern- auf Augenhöhe. Seinem exzentrischen familie, fühlte sich Erwin Schatzmann Auftritt zum Trotz kennt er keine Künst- immer mit der Natur verbunden. Er lerallüren. Das ist erfrischend. Für ihn arbeitet gerne draussen, mag unspek- aber oft auch hinderlich. Denn von takuläre Materialien wie Holz. Freut einem wahren Künstler werden diese sich, wenn er daraus mit seinen Wer- Allüren irgendwie erwartet. ken Reichtum erzeugen kann. Er mag Manchmal fühlt er sich von der Kunst- einfache Dinge, praktische Schönhei- welt belächelt, nicht ernst genom- ten. Alte, ehrwürdige Bauernhäuser mit men. Im Morgenland machen ihm Riegelfassade etwa, – und bunte Weih- keine renommierten Kunstkritiker mit nachtsbaumkugeln. gespitzten Bleistiften ihre Aufwartung. Sondern Kindergärtnerinnen mit einer Wir setzen uns in sein «Büro». Hier wo Traube von ausgelassenen Kindern im seine stattliche Sammlung an Devotio- Schlepptau. nalien zu Hause ist. Der Raum ähnelt Schatzmann stört das nicht. Er mag einem grossen Altar. Und doch ist er Kinder. Mag ihre Neugier, ihre direk- irgendwie ganz anders. Denn neben ten Fragen. Ihre Art, alles in Frage zu christlichen Figuren finden sich auch stellen und gleichzeitig doch einfach so viele Preziosen aus anderen Religionen, hinzunehmen. daneben verblichene Schwarzweissfotos, selbstgemalte farbenprächtige Bilder Im Sommer öffnet er manchmal die und zerknautschte Stofftiere. Türen des Morgenlandes ganz weit. Das EZ 235 – Juli 2020 3 Ausgefallen nennt sich dann «Artgerechte Haltung» und soll allen offenstehen, die gerne vor- beikommen möchten. Etwas zu essen bringt jeder selber mit, und dann setzt man sich auf all die bunt zusammenge- würfelten Sitzgelegenheiten und unter- hält sich. «Mir ist es egal, ob die Leute wegen mir herkommen», sagt Schatz- mann. «Sie müssen sich auch nicht mit mir unterhalten, wenn sie nicht wollen. Sie dürfen auch einfach so kommen, ver- weilen, geniessen – und wieder gehen.» Wieder gehen. Schwierig. Auch für mich. Obwohl ich eigentlich längst woanders sein sollte. Viel zu wohl ist es mir hier bei diesem bemerkenswer- ten Menschen. Ich hatte ihn besuchen wollen, weil ich einen ausgefallenen Menschen suchte. Ganz unserem neuen Heftthema entsprechend. Gefunden habe ich schliesslich etwas ganz ande- res: eine tief philosophische, warmher- zige Persönlichkeit. Hier, umgeben von all einer Kunst, ist Erwin Schatzmann zu Hause. Seine Kunst, die sein Wesen so wundervoll widerspiegelt und doch so anders ist. Einfacher. Mit weniger Ecken und Kanten. Ok, da ist zwar dieses rie- sige, blutrote Holzherz, durchbohrt von einem rostigen Dorn und gespickt von Nägeln… aber lassen wir das. Nur mit Widerwillen verlasse ich das Morgen- land. Schatzmann begleitet mich hin- aus. wendet sich dann ohne zurückzu- schauen um und macht sich wieder an die Arbeit. Der Zarenturm wartet. Jetzt aktuell: FCR-Pouletspiessli! Für jedes Spiessli wandert die Hälfte des Erlöses in die Kasse des Junioren-Camps. Erhältlich in unserer Metzg. www.metzg-steiner.ch 4 EZ 235 – Juli 2020 Ausgefallen In dieser schwierigen Zeit wurde Helfen Zuerst ist der Winter zur Notwendigkeit. In Elsau haben

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