SWR2 Musikglobal

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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE __________________________________________________________________________ SWR2 MusikGlobal Der Saxophonist, Sänger und Komponist Manu Dibango Von Margrit Klingler-Clavijo Sendung: Dienstag, 17. Januar 2017, 23.03 Uhr Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2017 _________________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. __________________________________________________________________________ Service: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 MusikGlobal sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Bestellungen per E-Mail: [email protected] __________________________________________________________________________ Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de Anmoderation: MusikGlobal: der Saxophonist, Sänger und Komponist Manu Dibango Am Mikrophon begrüsst sie Margrit Klingler-Clavijo 1. MUSIK: Manu Dibango CD 1 Merci ! : Ekedi Länge: 2.45 Min 1) O-Ton : Manu Dibango « Kam ich zum Saxophon oder kam das Saxophon zu mir? Wir haben uns getroffen, wir haben uns geliebt, jeder auf seine Art. Ich war fasziniert und bin es übrigens immer noch. Man sollte Adolphe Sax dafür dankbar sein, dass er ein Instrument schuf, das die Menschen zum Träumen anregt. Das Instrument ist so schön, dass man es gern an fassen und musikalisch lieben möchte, es ist eine Reise.“ SPRECHERIN Sagt Manu Dibango, der versierte Multiinstrumentalist, der weltberühmte Saxophonist, Pianist, Komponist und Sänger aus Kamerun. Er hat über hundert Alben einspielt und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Grand Prix de la Francophonie“, der „Medaille du Grand Merveil,“ der « Trophée Senghor. » Manu Dibango wurde 1933 in Douala geboren, lebt jedoch seit 1949 überwiegend in Frankreich, wenn er nicht mit seinem Saxophon unterwegs ist. In seiner 2013 erschienenen Autobiographie BALADE EN SAXO DANS LES COULISSES DE MA VIE (Streifzüge mit dem Saxophon durch die Kulissen meines Lebens), die er mit Gaston Kehlman verfasste, schreibt er über die Bedeutung der Musik in seinem Leben: ZITAT „Die Musik war für mich eine Startrampe, die mich an die Spitze katapultierte wie eine Lampe, die mir erlaubte, die Entwicklung der Gesellschaften zu erkennen, zu denen ich gehöre, Kamerun und Frankreich und die, die mich gut aufgenommen haben, allen voran die USA, der Kongo, die Elfenbeinküste und Belgien.“ SPRECHERIN MERCI! – DANKE! nannte Manu Dibango das 2015 erschienene Album, das fünf CDs enthält mit Reggae, Film-, Gospel- und Klaviermusik, Archivmaterial aus den 60er und 70er Jahren nebst Aufnahmen von raren Singles, die nur in Afrika vertrieben wurden. 2) O - Ton: Manu Dibango „Dank an die Natur, dass ich das machen konnte, dank an den Beruf, der dazu führt, dass ich noch lebe. Dank an die, die so etwas hören oder vorher gehört haben. Danke, dass Sie hier sind und dass ich zu Ihnen sprechen kann.“ 2 SPRECHERIN Zur afrikanischen Musik fand Manu Dibango, der mit Jazz und Tanzmusik anfing, Ende der 50er Jahre über die Begegnung mit dem kongolesischen Musiker Joseph Kabasélé in dem belgischen Nacht- Club „Ange – Noir.“ In seiner bereits zitierten Autobiographie BALLADE EN SAXO DANS LES COULISSES DE MA VIE schreibt Manu Dibango: ZITAT „Ich bin Afrikaner, der Jazz ist meine Leidenschaft, und ich entdecke jetzt eine Musik mit lateinamerikanischen Klängen auf Lingala. (…) Mit Kabaséle hatte ich den Eindruck, meine erste Begegnung mit Afrika zu haben, obwohl sie im Ausland stattfand.“ SPRECHERIN Joseph Kabaséle, der sich den Künstlernamen „Le Grand Kallé“ zulegte, zählt zu den großen Erneuerern der kongolesischen Musik. Mit seinem Orchester AFRICAN JAZZ reiste er 1960 im Gefolge von Patrice Lumumba zu den Unabhängigkeits- verhandlungen nach Brüssel, wo er den emblematischen Hit der Unabhängigkeit komponierte, den INDEPENDANCE CHA-CHA. Den spielte er mit seinem Orchester AFRICAN JAZZ, dem Manu Dibango angehörte. 1961 folgte der Saxophonist einer Einladung von Joseph Kabasélé nach Léopoldville, das damals das Paradies der afrikanischen Musik war: Musiker waren hoch angesehen und erhielten geradezu fürstliche Gagen. Manu Dibango hatte sein eigenes Orchester, in seinem Nachtclub TAM – TAM war sein „Twist in Léopoldville“ ein Dauerbrenner. 2. MUSIK: CD 1 MERCI! Twist à Léopoldville Länge: 2.34 Min. SPRECHERIN Seinem Vater zuliebe kehrte Manu Dibango 1963 nach Kamerun zurück, um sich in Douala als Musiker zu etablieren. Das Vorhaben scheiterte an der schlechten musikalischen Infrastruktur des Landes, den ständigen Polizeikontrollen in seinem Nachtclub. Das humorvolle Gebet „Répondez- nous seigneur“ (Antworte uns, Herr) entstand in dieser turbulenten Zeit. 3. MUSIK: CD1 MERCI! Répondez-nous seigneur, Länge: 4.06 Min SPRECHERIN Manu Dibango kam mit fünfzehn zu einer Gastfamilie nach Saint-Calais, einem kleinen französischen Dorf im Departement Sarthe. 3 ) O - Ton: Manu Dibango „Damals war es nicht so wie heute, wo man nach fünf Stunden Flug in Europa ist. Ich reiste mit dem Schiff, das dauerte 21 Tage. Ich war gerade mal fünfzehn, kannte niemand, es war eine Initiationsreise. (…) Ich reiste mutterseelenallein in eine völlig 3 andere Welt, würde mit den Weißen leben, die ich nur aus der Ferne kannte. (…) Ich wiederhole es noch einmal, dafür sage ich dem Leben Dank!“ SPRECHERIN In seiner 1989 erschienenen Autobiographie TROIS KILOS DE CAFE (Drei Kilo Café), die Manu Dibango mit Danielle Rouard schrieb, schildert er die heftigen Auseinandersetzungen mit seinem Vater. Als der erfuhr, dass der einzige Sohn die Schule vernachlässigte, stellte er zeitweilig die Unterhaltszahlungen ein. Dass sich Manu Dibango mit Leib und Seele der Musik verschrieb und Mandoline, Klavier und Saxophon spielen lernte, beeindruckte den Vater nicht. 4) O - Ton: Manu Dibango « Eltern mögen gewöhnlich keine riskanten Berufe. Wenn man Sportler oder Musiker werden will, nimmt die Familie das nicht so ohne Weiteres hin. Wenn man dann noch einen Vater hat, der Beamter ist und davon träumt, dass der Sohn auch Beamter wird (…) Egal ob in Europa oder Afrika, Eltern streben nach Sicherheit für ihre Kinder. Wenn man sich für den Musikerberuf entscheidet, sollte man wissen, dass es ein risikoreicher Beruf ist.“ 4. MUSIK: CD 3 MERCI! NSI SIM TI Länge: 4.35 Min SPRECHERIN Zur Musik fand Manu Dibango in Kamerun über seine Mutter. Die war Chorleiterin in einer protestantischen Kirche von Douala und übte mit ihm Gospels und europäische Kirchenlieder ein. 5) O - Ton: Manu Dibango: „Ich habe mit der Musik in der Kirche angefangen. Wir waren Protestanten. Dort wurde mir klar, dass ich Musiker werden wollte und die Musik liebte. Auch mein Vater mochte diese Musik, jedoch keine Volksmusik, die er für die des Teufels hielt. (…) Ab und an trete ich auch heute noch mit Chören auf. Als ich 2015 im Olympia auftrat, ließ ich einen Chor mit dreißig Sängern aus Kamerun kommen.“ SPRECHERIN Zu den musikalischen Vorbildern von Manu Dibango gehört der ebenfalls aus Kamerun stammende Dichter und Musiker Francis Bebey. Die angehenden Musiker lernten sich in einem französischen Ferienlager kennen. Anfang der 70er Jahre nahmen sie gemeinsam IDIBA auf, eins der bekanntesten Liebeslieder von Francis Bebey. 5. MUSIK: MERCI! CD 5 IDIBA Länge: 3.42 Min 4 SPRECHERIN 1972 komponierte Manu Dibango den Welt Hit SOUL MAKOSSA. Die raffinierte Mischung aus Sprachspielereien und Makossa, Kameruns bekanntestem Tanzrhythmus, war ein Zufallsprodukt, das auf der B-Seite einer Single landete. Auf der A-Seite befand sich die Hymne, die Manu Dibango im Auftrag der Regierung für die 8. Afrika-Fußballmeisterschaft komponierte, die in Kamerun stattfand und die Kamerun verlor. 6. MUSIK: CD 5 MERCI! SOUL MAKOSSA, Länge: 4.27 Min. 6) O - Ton: Manu Dibango « Nicht Sie machen den Hit, sondern das Publikum (…) Der Hit hat seine eigene Magie. Alle stürzen sich auf ein bestimmtes Stück und sagen: Das ist es! Man liebt es in der Schweiz, Deutschland, China, den USA, das ist die Magie. Das Publikum entscheidet und nicht Sie. (…) Ray Charles hat sein Leben lang GEORGIA ON MY MIND gesungen. (…) Ein Musiker wird oft mit einem bestimmten Lied in Verbindung gebracht. Und das muss er dann vierzig, fünfzig Jahre lang singen. (…) Es ist eine Geschichte von Liebe und Hass. (…) Ah, Manu, Soul Makossa, das wollen sie jetzt alle.“ (…) SPRECHERIN In Paris wurde die Single von einem amerikanischen Plattenproduzenten entdeckt, der SOUL MAKOSSA in den USA herausbrachte, ohne zu ahnen, dass dieses Lied der Hit der Hits werden würde. In einer 2013 von WATCH AND LISTEN veröffentlichten Untersuchung rangiert SOUL MAKOSSA mit 45% der Stimmen auf Platz eins der Welthits, gefolgt von dem Beatles Song IMAGINE und Bob Dylans LIKE A ROLLING STONE. In der bereits zitierten Autobiographie BALLADE EN SAXO DANS LES COULISSES DE MA VIE schreibt Manu Dibango: ZITAT „Kurz nach dem Anfangserfolg von SOUL MAKOSSA auf der anderen Seite des Atlantiks kommen ein paar Amerikaner nach Frankreich,

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