Erinnerung Erinnerunggestaltet ZukunftZukunft 25 CJahreJZ Gesellschaft für Christlic- h Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis Die Arbeit der CJZ Main-Taunus-Kreis wird, wie die aller hessischen Gesellschaften für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit, durch das Kultusministerium des Landes Hessen unterstützt. Herausgeber: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis e.V. Kontakt: Postfach 1472, 65704 Hofheim, Tel.: 0 69-15 34 26 56 Mail: [email protected] Homepage: www.cjz-main-taunus.de Bankverbindung: Frankfurter Volksbank, BLZ 501 900 00, Kto.-Nr. 4 102 000 671 Redaktion: Karin Hammer, Günter Pabst und Willi Schelwies Gestaltung: Marco Sgualdino ([email protected]) Illustrationen: Sabine Stephan ([email protected]) Druck: Druckhelden.de, Mellrichstadt Bildnachweis: Günter Pabst: Seite 20, 21, 22, 25, 26, 28, 40, 51 Willi Schelwies: Seite 24, 27, 34, 42, 58, 59 Stadtarchiv Hofheim: Seite 48, 49, 72, 74, 75, 81 Birgit Müller: Seite 54, 56, 57 Cornelia Sick: Seite 87 Copyright ©: Gesellschaft CJZ Main-Taunus-Kreis e.V. Schutzgebühr: 3,00 € Erinnerung gestaltet Zukunft Erinnerung gestaltet Zukunft Nach dem Ende des Zweiten Stellvertretend für die vielen Weltkriegs wurde die Initiati- denken wir an den viel zu früh ve zur Gründung der Gesell- verstorbenen Initiator Pfarrer schaften für Christlich-Jüdische Rudolf Heine (+1.9.2011), Zusammenarbeit in Deutsch- der mit seinem Engagement land angeregt durch bereits die ersten Jahre entscheidend bestehende Gesellschaften in mitgeprägt hat. den USA, in Großbritannien, Dank auch allen Vorstandsmit- Frankreich und der Schweiz. gliedern und allen Mitgliedern, Die ersten Gesellschaften ent- die viele Aktivitäten initiiert, standen 1948/49 in München, vorbereitet und durchgeführt Wiesbaden, Frankfurt, Stutt- haben. gart und Berlin. Unsere Gesellschaft im Main- „Sachor – Gedenke – Der Zu- Taunus-Kreis wurde am kunft ein Gedächtnis“, so lau- 2. März 1987 gegründet. tet das Motto der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit, die Unser Dank gilt allen Mitglie- in Kassel eröffnet wurde. dern, die seitdem unsere Ar- beit mitgetragen, gestaltet Der Aufruf „Erinnere dich!“, und unterstützt haben und es der in der Hebräischen Bibel bis heute tun. Ihr aktives und immer wieder anzutreffen ist, ideelles Engagement ist be- zielt nicht nur auf das Aneig- sonders wichtig, denn in den nen von Erinnerungen, son- Kommunen, Kirchengemein- dern auf ein ‚Zueignen seiner den und Institutionen des selbst’ in einer gemeinsamen Main-Taunus-Kreises präsen- Geschichte. So geht es am tieren sie unsere Arbeit und jüdischen Pessachfest um ein stellen die notwendigen Ver- „Gleichzeitigwerden“ der Gene- bindungen her. So konnte rationen, wie es der Religions- sich aus einzelnen Initiativen wissenschaftler Schalom Ben in den drei Jahrzehnten ein Chorin einmal ausgedrückt hat. Netzwerk entwickeln. 4 Die vielen Gespräche mit Zeit- Dazu gehört auch in unserer zeugen waren und sind des- Region die Initiative der Stol- halb ein wichtiges Element persteine, wenn Enkel und unserer Erinnerungsarbeit. Urenkel aus England und den Allerdings werden in Zukunft USA bei der Verlegung der immer weniger persönliche Steine zum Gedenken an die Begegnungen möglich sein, Angehörigen anwesend sind so dass wir uns neu ausrichten und sich für die Anteilnahme und für die junge Generation bedanken. neue Wege gehen müssen. In einer komplexer werdenden Die verwirrende Diskussion um Gesellschaft müssen sich auch die Beschneidung, der Angriff die Gesellschaften für die auf einen Rabbiner und seine Christlich-Jüdische Zusammen- Tochter in Berlin und der nicht arbeit den Herausforderungen endende Konflikt um Israel stellen und das Erinnern und und Palästina, weisen darauf Gedenken immer wieder neu hin, dass der jüdisch-christliche formulieren, damit Erinnerung Dialog ständig herausgefordert Zukunft gestalten kann. ist, um für Frieden und Ge- rechtigkeit immer wieder neue Gemeinsam mit unseren Koope- Wege zu suchen. rationspartnern in Kommunen, Kirchengemeinden, Schulen und Gerda Eckhardt Vereinen ist uns das in Ansät- Thomas Hammer zen gelungen und wir wollen Günter Pabst diesen Weg einer sich vernet- Erich Rohan zenden Arbeit weitergehen. Willi Schelwies Dr. Dietmut Thilenius Die Erfahrungen der letzten (Vorstand) Jahre zeigen, dass auch nach sechs Jahrzehnten die Erinne- rungsarbeit immer wieder neue Impulse entwickelt. 5 Zukunft gestaltet Erinnerung Am Sederabend, dem Auftakt Zugleich hält die Gesellschaft des Pessachfests, gedenkt man die Erinnerung an den Holo- des Auszugs der Israeliten aus caust wach: mit Gesprächen Ägypten. in Schulen, Gedenkveranstal- tungen und Ausstellungen. Man isst Mazzen und Bitter- kraut und trinkt vier Becher Deshalb möchte ich der CJZ Wein. Wer in der Gesellschaft zweifach für ihre Erinnerungs- für Christlich-Jüdische Zusam- arbeit danken: für die Erinne- menarbeit Mitglied ist, weiß rung an das Verbrechen der das. Schoa und für die Erinnerung an die jüdische Kultur. Die CJZ trägt dazu bei, das jüdische Erbe in unserer Ge- Die CJZ führt uns vor Augen, sellschaft lebendig zu halten. was wir verloren haben, und Reisen nach Israel, Synagogen- mahnt uns, das, was uns ge- Besuche, Konzert-Abende – blieben ist, zu bewahren. wer sich mit der jüdischen Kul- tur vertraut machen möchte, Mit freundlichen Grüßen hat hier die Gelegenheit. Michael Cyriax Landrat des Main-Taunus- Kreises 7 Wir freuen uns mit Ihnen, dass Das Verhältnis zwischen Juden die Idee christlich-jüdischer Ver- und Christen zu verbessern ständigung und Zusammenar- ist unsere wichtigste Aufgabe. beit seit nun schon 25 Jahren Dies geschieht durch inten- im Main-Taunus-Kreis zu Hause sive Beschäftigung mit den ist. gemeinsamen, aber auch den unterschiedlichen Traditionen, Ein 25-jähriges Bestehen ist ein mit den Belastungen aus der Meilenstein in der Geschichte Vergangenheit und den Pro- einer Organisation. blemen unserer Gegenwart. Gegründet 1988 hat es sich die Gesellschaft für Christlich- In den zurückliegenden Mona- Jüdische Zusammenarbeit im ten und Jahren häuften sich Main-Taunus-Kreis zur Aufga- Angriffe auf Menschen, die be gemacht, Wunden zu heilen nicht in das Weltbild Rechts- (soweit möglich), das Ver- extremer oder islamischer ständnis für das Judentum zu Antisemiten passen. fördern und allgemein zur Verbesserung der Beziehungen Ereignisse wie jüngst in Berlin, zwischen Juden und Christen wo ein Rabbiner vor den Au- beizutragen und gegen Rechts- gen seiner Tochter zusammen- extremismus und Antisemitis- geschlagen wurde, wo eine mus ihre Stimme zu erheben. Gruppe jüdischer Schülerin- nen auf offener Straße ange- Mit ihren zahlreichen Aktivi- pöbelt, einer jüdischen Fami- täten geben sie Anregungen lie von einem Taxifahrer die und Anstöße in Gedenkstun- Fahrt zur Synagoge verwei- den und Vorträgen zu theolo- gert und zuletzt der General- gischen, historischen und po- sekretär des Zentralrats der litischen Fragen. In Lesungen, Juden in Deutschland nach bei Ausstellungen, Zeitzeugen- dem Besuch einer Synagoge gesprächen und auf Studien- bedroht und beleidigt wurde, fahrten bieten sie Raum für zeigen einmal mehr, wie ge- Begegnungen und Gespräche walttätig die Rechtsextremis- an. ten und die muslimischen Antisemiten sind. 8 Die beschämenden Übergriffe Unser gemeinsames Ziel muss machen deutlich, wie wichtig es auch weiterhin sein, die auch in Gegenwart und Zu- Mechanismen der Intoleranz kunft die Arbeit der mehr als zu durchbrechen und nach 80 Gesellschaften für Christlich- Wegen der Toleranz zu suchen, Jüdische Zusammenarbeit ist. um Grundlagen für ein mensch- liches Mit- und Füreinander Bundespräsident Horst Köhler zu schaffen. hat in seinem Grußwort zur Eröffnung der zentralen Eröff- So verbinde ich mit meinen nungsfeier der Woche der Glückwünschen für das 25- Brüderlichkeit In Hamburg da- jährige Bestehen der Gesell- rauf hingewiesen, „dass die schaft für Christlich-Jüdische größten Feinde der Erinnerung Zusammenarbeit im Main- die Verdrängung und die Lüge Taunus-Kreis die Hoffnung, sind. Wir dürfen nicht zulassen, von ihr mögen auch in Zu- dass Holocaust-Leugner und kunft wichtige und weiter- Extremisten aller Art in unse- führende Impulse ausgehen, rem Land Beifall oder auch nur die das wechselseitige Ver- Verständnis finden. Wer gegen ständnis befördern helfen und Juden und andere Minderhei- damit einen wichtigen ökume- ten hetzt, wer Anderen die nischen Beitrag leisten. Menschenwürde abspricht, hat nichts aus der Geschichte ge- lernt. Treten wir solchen Leu- Rudolf W. Sirsch ten entschieden entgegen!“ Generalsekretär des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) Wir haben unsere Stimme zu erheben, ob es um die Pius- bruderschaft oder die Karfrei- tagsliturgie, Judenmission oder Antisemitismus, Antizionismus und Rechtsradikalismus in Deutschland und anderswo geht. 9 Vom amerikanischen Schrift- Die Geschichte lässt sich nicht steller und Friedensnobelpreis- nachträglich „zurückdrehen“, träger Elie Wiesel – ein Über- denn Wegsehen oder Gleich- lebender des Holocausts – ist gültigkeit prägte auch die das Zitat überliefert: „Der Ge- Mehrheit der Bevölkerung, gensatz von Liebe ist nicht als am 09. November 1938 Hass, der Gegensatz von Hoff- die Pogromnacht mit gelenk- nung nicht Verzweiflung, der ten Gewaltmaßnahmen gegen Gegensatz von Erinnern nicht Juden stattfand und den Vergessen, sondern der Gegen- Übergang von der Diskrimi- satz ist jedes Mal die Gleich- nierung zur systematischen gültigkeit.“ Verfolgung einleitete. Dieses Zitat zeigt sehr deut- Sicher ist es schwer, heute – lich auf, dass sowohl die Ver- vor allem
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