Delegation für die Beziehungen zu Australien und Neuseeland - Der Vorsitzende - Elmar BROK Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, gemeinsame Sicherheit und Verteidigungspolitik Europäisches Parlament Rue Wiertz B-1047 BRÜSSEL Betreff: 11. Interparlamentarisches Treffen des Europäischen Parlaments und Neuseelands in Auckland, Wellington, Christchurch, Mount Cook, 23. Februar – 1. März 2003 Sehr geehrter Herr Vorsitzender, anbei übersende ich Ihnen den Bericht über den Besuch der Delegation in Neuseeland. Das Treffen fand in offener und herzlicher Atmosphäre statt und bekräftigte die Freundschaft und den Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Neuseeland. Falls Sie weitere Informationen benötigen, werde ich Ihnen diese gern zusenden. Mit freundlichen Grüßen Robert Sturdy CR\498357DE.doc PE 331.154 Externe Übersetzung Die Delegation führte Gespräche auf höchster Ebene. Die Delegation wurde von Jonathan Hunt, Präsident des Repräsentantenhauses, und Bill English, Oppositionsführer, empfangen. Sie traf mit Mitgliedern des neuseeländischen Parlaments zusammen, darunter mit Vertretern aller im Parlament vertretenen Parteien. Regierungsseitig kam es zu Treffen mit Phil Goff, Minister für auswärtige Angelegenheiten und Handel, Jim Sutton, Landwirtschaftsminister und Parekura Horomia, Minister für Angelegenheiten der Maori. Die Delegation wurde von den Botschaftern der Mitgliedstaaten in Neuseeland über die Lage im Lande informiert, und sie kam mit Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft und Presse zusammen. Zusammenkunft mit Jonathan Hunt, Präsident des Repräsentantenhauses, 25. Februar 2003, 17.30-17.55 Uhr Der Präsident begrüßte die Delegation und informierte über die Verfassung und das Wahlsystem Neuseelands, er erläuterte besonders das MMP-Verhältniswahlrechtssystem (Mixed Member Proportional) und das Maori-Wählerverzeichnis und äußerte sich positiv über deren Umsetzung. Auf Fragen des Delegationsvorsitzenden und von Herrn Chichester berichtete er auch über Investitionen ausländischer Investoren und Firmen im Immobiliensektor Neuseelands sowie über die Aussichten der neuseeländischen Tourismusbranche. Zusammenkunft mit der ACT, 26. Februar 2003, 9.15-9.55 Uhr Teilnehmer auf neuseeländischer Seite: Richard Prebble (Vorsitzender), Ken Shirley (Stellvertretender Vorsitzender), Dr. Muriel Newman (Fraktionsvorsitzender) Der Abgeordnete Richard Prebble gab einen Überblick über die folgenden Hauptziele seiner Partei: - Zurückfahren der Rolle des Staates - Gewährleistung eines niedrigeren Steuerniveaus - Schutz von Familienwerten - Schutz von Eigentumsrechten Er wies darauf hin, dass seine Partei das Recht auf den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital sowie (mit bestimmten Beschränkungen) auf Freizügigkeit vertritt. Auf Fragen des Delegationsvorsitzenden sowie der Abgeordneten Wynn, Chichester, Swiebel und Pesälä kritisierten die Vertreter der ACT die Politik der Regierung besonders im Sozialbereich, die für die mehr als 350 000 Begünstigten eine „Abhängigkeitskultur“ schaffen würde; die demografische Entwicklung würde zu Problemen führen, die denen in Europa nicht unähnlich seien. Die hohe Erwerbsquote der Frauen stünde mit dem Auseinanderbrechen von Familienstrukturen in Verbindung. Die umfangreichen Steuererhöhungen hätten unter der Labour-Regierung zudem zu einer Verminderung dese Nettoarbeitsentgelts geführt. Die ACT sei eine „libertäre“ Partei, die bei den Neuzuwanderern aus Asien große Unterstützung fände. CR\498357DE.doc 1 PE 331.154 Externe Übersetzung Es fand eine Diskussion über den Euro statt und über die Möglichkeit eines Referendums über den Euro im Vereinigten Königreich sowie eine Diskussion über die Harmonisierung der Steuerpolitik in der EU. Zusammenkunft mit der Grünen Partei, 26. Februar 2003, 10.00-10.40 Uhr Teilnehmer auf neuseeländischer Seite: Rod Donald und Jeanette Fitzsimmons, Ko- Vorsitzende, Ian Ewen-Street, Mike Ward, Keith Lock. Die Ko-Vorsitzenden informierten die Teilnehmer über die Ziele der Grünen Partei sowie über den Aufbau der Partei. Die Partei konzentriere sich nicht nur auf den Umweltschutz, sondern befasse sich auch mit allgemeinen sozialen Themen und unterstütze die Friedensbewegung auf internationaler Ebene. An der Diskussion beteiligten sich: der Vorsitzende, Chichester, Onesta, Swiebel, Wynn. Die Abgeordneten der Grünen Partei erklärten Folgendes: - Die Partei sei infolge der Einführung des MMP-Verhältniswahlrechts als bedeutende politische Kraft in das Parlament eingezogen. Im Vergleich zum absoluten Mehrheitswahlrecht (First-Past-The-Post) habe dieses Wahlsystem keine Schwächung der Beziehung zur Wählerschaft mit sich gebracht. - Das Mandat von drei Jahren sei möglicherweise zu kurz und bringe für die kleineren Parteien große organisatorische Probleme mit sich. - Die Grüne Partei stimme bei der Frage der genetisch veränderten Organismen (GVO) mit der Regierung nicht überein, könne sich jedoch im Allgemeinen eher mit „der Labour Party als mit der National Party“ identifizieren. - Die Partei müsse neue Wege finden, um die Aufmerksamkeit der Wählerschaft auf sich zu ziehen, da sie eine „ernste Botschaft“ zu übermitteln habe. - Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit stünde an erster Stelle; die Umsetzung könnte mittels Werbekampagnen für den Kauf einheimischer Erzeugnisse erfolgen. - Die Partei sei über die Echelon-„Spionagestation“ Wai-hopai informiert, die Regierung wolle diesbezüglich keine Angaben machen. - Das Führungssystem der Grünen Partei mit zwei Vorsitzenden funktioniere gut. Über Führungsfragen und Wahllisten können die Parteimitglieder per Briefwahl abstimmen. - Was Energiefragen anbelangt, so sei die Partei klar gegen Atomenergie und für den Bau neuer Windkraftanlagen. Die Delegation informierte dann über die Haltung des Europäischen Parlaments zur Irakkrise. CR\498357DE.doc 2 PE 331.154 Externe Übersetzung Zusammenkunft mit dem Oppositionsführer Bill English und Mitgliedern der National Party, 26. Februar 2003, 10.45-11.25 Uhr Teilnehmer: Bill English (Vorsitzender), Roger Sowry (Stellvertretender Vorsitzender), Gerry Brownlee (Fraktionsvorsitzender), John Carter (Geschäftsführer), David Carter, Nick Smith, Phil Heatley, Wayne Mapp, Shane Aedern, John Key Bill English leitete die Diskussion ein, er sei vom Europäischen Parlament „fasziniert“, frage sich jedoch, wie die EU es schaffe, Themen wie die Landwirtschafts- und Haushaltsreform sowie die Erweiterung anzugehen. Die europäische Delegation berichtete über die folgenden Themen: - Wahlsystem in den Mitgliedstaaten, Vor- und Nachteile des Verhältniswahlrechts im Vergleich zum Mehrheitswahlrecht (First-Past-The-Post) und der übertragbaren Einzelstimmgebung (Single Transferable Vote), Auswirkungen der verschiedenen Systeme auf den Wahlausgang. - Die Legislativverfahren in der EU; Europäisches Parlament und Rat als Mitgesetzgeber - Die GAP und Übergangsregelungen für die neuen Mitgliedstaaten hinsichtlich der Unterstützungshöhe; die GAP-Reform und Haushaltsausgaben. - Auswirkungen der Einführung des Euro sowie die Möglichkeiten für eine gemeinsame Finanz-, Haushalts- und Sozialpolitik. - Auswirkungen der demografischen Veränderungen auf die EU-Politiken. An der Diskussion beteiligten sich: Vorsitzende, Swiebel, Chichester, Pesälä, Onesta, Wynn. Herr English erklärte, die Einführung des MMP habe negative Auswirkungen auf seine Partei gehabt; ein weiteres Referendum wäre diesbezüglich angebracht; die übertragbare Einzelstimmgebung könne eine Lösung darstellen. Zusammenkunft mit Landwirtschaftsminister Jim Sutton, 26. Februar 2003, 15.15-15.45 Uhr Der Minister begrüßte die Bemühungen der EU in Hinsicht auf die Reform der GAP und wies besonders darauf hin, dass die Entkopplung der Unterstützung von der Produktion das Schlüsselelement sei; Multifunktionalität „bündelt notwendige Ziele wie den Schutz von Umwelt, Landschaft und von der Landwirtschaft abhängigen Gemeinschaften“, die Subventionierung der Agro-Industrie würde jedoch praktisch fortgeführt. Er bezog sich auf die Erfahrungen in Neuseeland, als 1985 die Subventionen gestrichen wurden und niemand mehr zu Preisgarantien zurückgehen wollte. Die Landwirtschaft in Neuseeland sei nun einer der dynamischsten Wirtschaftssektoren (+3,9 % jährlicher Produktivitätszuwachs, verglichen mit +1,1 % für die Wirtschaft insgesamt). CR\498357DE.doc 3 PE 331.154 Externe Übersetzung An der Diskussion beteiligten sich: Chichester, Wynn, Pesälä, der Vorsitzende. Der Minister beantwortete Fragen zu - Forstwirtschaft: die Abholzung der Wälder erfolgte hauptsächlich 1875-1925, derzeit würden jährlich 50 000 ha Weideland neu bewaldet. Bestimmte Wälder, wie beispielsweise der Regenwald im Osten der Südinsel, konnten nicht wiederhergestellt werden. Wälder mit einem Vielartengemisch seien jedoch auf jeden Fall der „Weg für die Zukunft“. - Die neuseeländischen Holzmärkte seien hauptsächlich in Ostasien angesiedelt, der Exportanteil in die Europäische Union sei sehr gering. - Die Landwirtschaftspolitik Japans und der USA spielten eine wichtige Rolle. Neuseeland „ist gegen jegliche Politik, die zu Verzerrungen führt“, jedoch „am schlimmsten sind Exportsubventionen“. - Das neue Landwirtschaftsgesetz der USA sei bedauerlich, jedoch wahrscheinlich lediglich ein Fall von „Realpolitik“ - Das starke Anwachsen der Mitgliederzahlen der Welthandelsorganisation spricht sehr für einen Wechsel von der Einstimmigkeit zu einer Art Wahlsystem. Zusammenkunft mit Phil Goff, Minister für auswärtige Angelegenheiten und Handel und Justizminister, 26.
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