Geologie Und Paläontologie in Westfalen Heft 59

Geologie Und Paläontologie in Westfalen Heft 59

WESTFÄLISCHES MUSEUM FÜR NATURKUNDE Geologie und Paläontologie in Westfalen Heft 59 Die fossilen Insekten, Spinnentiere und Eurypteriden von Hagen-Vorhalle Garsten BRAUCKMANN, Lothar SCHÖLLMANN & Wolfgang SIPPEL 1111~·11~ 1 Landschaftsverband 1 · Westfalen-Lippe www.1w1.orv Hinweise für Autoren In der Schriftenreihe Geologie und Paläontologie in Westfalen werden geowissenschaftliche Beiträge veröf• fentlicht, die den Raum Westfalen betreffen. Druckfertige Manuskripte sind an die Schriftleitung zu schicken. Aufbau des Manuskriptes 1. Titel kurz und bezeichnend. 2. Klare Gliederung. 3. Zusammenfassung in Deutsch am Anfang der Arbeit. Äußere Form 4. Manuskriptblätter einseitig und weitzeilig beschreiben; Maschinenschrift, Verbesserungen in Druckschrift. 5. Unter der Überschrift: Name des Autors (ausgeschrieben), Anzahl der Abbildungen, Tabellen und Tafeln; An­ schrift des Autors auf der 1. Seite unten. 6. Literaturzitate im Text werden wie folgt ausgeführt: (AUTOR, Erscheinungsjahr: evtl. Seite) oder AUTOR (Er­ scheinungsjahr: evtl. Seite). Angeführte Schriften werden am Schluß der Arbeit geschlossen als Literaturver­ zeichnis nach den Autoren alphabetisch geordnet. Das Literaturverzeichnis ist nach folgendem Muster an­ zuordnen: SIEGFRIED,P.(1959):Das Mammut von Ahlen (Mammonteus primigenius BLUMENB.).-Paläont. Z.30,3:172- 184, 3 Abb., 4 Taf.; Stuttgart. WEGNER, T. (1926): Geologie Westfalens und der angrenzenden Gebiete. 2. Aufl. - 500 S„ 1 Taf., 244 Abb.; Paderborn (Schöningh). 7. Schrifttypen im Text: doppelt unterstrichen = Fettdruck einfach unterstrichen oder g e s p e r r t = S p e r r u n g. Gattungs- und Artnamen unterschlängeln = Kursivdruck Autorennamen durch GROSSBUCHSTABEN wiedergeben. Abbildungsvorlagen 8. In den Text eingefügte Bilddarstellungen sind Abbildungen (Abb. 2). Auf den Tafeln stehen Figuren {Taf. 3, Fig.2) oder Profile {Taf. 5, Profil 2). 9. Strichzeichnungen können auf Transparentpapier oder Photohochglanzpapier vorgelegt werden. Photogra­ phien müssen auf Hochglanzpapier abgezogen sein. Korrekturen 10. Korrekturfahnen werden den Autoren einmalig zugestellt. Korrekturen gegen das Manuskript gehen auf Rechnung des Autors. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren allein verantwortlich. 2 Geologie und Paläontologie in Westfalen Heft 59 Die fossilen Insekten, Spinnentiere und Eurypteriden von Hagen-Vorhalle Garsten BRAUCKMANN, Lothar SCHÖLLMANN & Wolfgang SIPPEL Geol. Paläont. 24 Abb. Münster 59 89 s. Westf. 12 Tat. März 2003 3 Impressum Geologie und Paläontologie in Westfalen Herausgeber: Dr. Alfred Hendricks Landschaftsverband Westfalen-Lippe Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster Sentruper Str. 285, 48161 Münster Telefon 02 51/5 91-05, Telefax: 02 51/5 91 60 98 Druck: LINDEN Print & Media GmbH, Münster Schriftleitung: Dr. Peter Lanser ISSN 0176-148X ISBN 3-924590-76-1 © 2003 Landschaftsverband Westfalen-Lippe Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des LWL reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 4 Geol. Paläont. 24 Abb. Münster 59 89 S. Westf. 12 Tat. März 2003 Die fossilen Insekten, Spinnentiere und Eurypteriden von Hagen-Vorhalle Garsten BRAUCKMANN, Lothar SCHÖLLMANN & Wolfgang SIPPEL Kurzfassung In den letzten 20 Jahren ist im Ruhrgebiet, in der ehemaligen Ziegeleigrube Hagen-Vorhalle, eine ein­ zigartige Flora und Fauna ausgegraben worden. Unter den ca. 16000 Fundstücken der Grabungskampag­ nen befinden sich 157 Insekten. Mit den Funden der Privatsammler erhöht sich die Zahl der Insekten von dieser Lokalität auf 310. Ein Großteil der Exemplare liegt vollständig erhalten vor. Es handelt sich hierbei um die ältesten vollständigen Fluginsekten überhaupt. Die Insektenfauna umfasst 18 Arten, die sich auf 5 Ordnungen verteilen. Wesentlich seltener als die Insekten sind' die Spinnentiere vertreten. Es liegen sechs Einzelfunde aus drei Ordnungen vor. Zu den Raritäten zählen Funde von Eurypteriden. Neben einigen wenigen fragmentarischen Resten wird ein weit­ gehend vollständiges Exemplar vorgestellt. Die Fossilien stammen aus feinlaminierten Tonsteinen der Vorhaller Schichten, die mit Ammonoideen in die Zone R2c (Namur B, höheres Marsdenium) eingestuft worden sind. Die Vorhalle-Schichten kamen in einer Lagune bzw. in einer Bucht zwischen den Verteilerarmen eines Deltas zur Ablagerung. Abstract During the last 20 years, a unique flora and fauna has been recovered in the former brickyard quarry at Hagen-Vorhalle in the Ruhr area. Among the approximately 16 000 samples from the excavation by the offi­ ce for "Paläontologische Bodendenkmalpflege" in Münster there are 157 insects. Together with specimens held by private collectors, the total numbers of insects increases to 310 individuals. A large proportion of the material is quite completely preserved, including the oldest known complete pterygote insects ever dis­ covered. The insect fauna comprises 18 species, distributed among 5 orders. Arachnids are known from only 6 specimens from 3 different orders. Extreme rarities also include eurypterids which, beyond some isolated fragments, are represented by a single, largely complete specimen. The fossils have been collected from laminated shales of the Vorhalle beds which are principally alloca­ ted to the R2c zone (Namurian B, late Marsdenian) by the occurrence index ammonoids. The Vorhalle beds were deposited in a lagoonal environment or in a bay between the arms of a deltaic river mouth. Key words: Hagen-Vorhalle, Carboniferous, lagoonal environment, insects, arachnids, eurypterids. Einleitung Die Insekten sind in der heutigen Fauna mit vermutlich über 1 Million beschriebenen Arten die weitaus größte Tiergruppe. Ihre Überlieferung beginnt im Devon vor etwa 400 Millionen Jahren. Aus diesem Zeit- Anschriften der Verfasser: Garsten BRAUCKMANN, Institut für Geologie und Paläontologie, Technische Universität Clausthal, Leibnizstraße 10, D-38678 Clausthal-Zellerfeld, email: [email protected]; Lothar SCHÖLLMANN, Westfälisches Museum für Naturkunde - Landesmuseum und Planetarium, Paläontologische Bodendenkmalpflege, Sentruper Straße 285, D-48161 Münster/Westfalen, email: [email protected]; Wolfgang SIPPEL, Friedenshöhe 31 , D-58256 Ennepetal. abschnitt sind aber bisher nur sehr wenige Reste von urtümlichen flügellosen Insekten (= Apterygota) aus der Verwandtschaft der Springschwänze und Felsenspringer bekannt, deren Nachfahren noch heute in fast unveränderter Form leben. Die ältesten bisher bekannten Fluginsekten (= Pterygota) sind wesentlich jünger. Sie stammen aus dem jüngsten Unter-Karbon und dem ältesten Ober-Karbon, einem Zeitabschnitt, der nach der belgischen Stadt Namur als Namurium (oder Namur-Stufe) bezeichnet wird und rund 315 Mio. Jahre zurück liegt. Bis vor wenigen Jahren waren aus dem Namurium weltweit insgesamt nur knapp 30 spärlich erhaltene Reste von Fluginsekten bekannt, die meisten davon aus dem Mährischen Steinkohlengebiet; Teile von Kopf, Körper und Beinen waren an diesen Funden nicht überliefert. Erst mit dem Mittleren und besonders mit dem Oberen Ober-Karbon (= Westfalium bzw. Stephanium) wird die Überlieferung der Insekten etwas reichhaltiger. Ins Stephanium einzustufen ist z. B. die „klassi• sche" ober-karbonische lnsekten-Fundstelle Commentry in Zentral-Frankreich mit ihren berühmten Rie­ sen-Libellen; die von dort stammenden Funde sind rund 300 Mio. Jahre alt. In den letzten 20 Jahren sind nun im Ruhrgebiet, in der inzwischen bekannt gewordenen ehemaligen Ziegeleigrube Hagen-Vorhalle, über 300 namur-zeitliche Insekten-Reste geborgen worden, von denen ein großer Teil vorzüglich und nahezu vollständig erhalten ist. Es sind dies somit die ältesten komplett überlie• ferten Fluginsekten überhaupt. Mit ihnen wird nunmehr erstmals eine ganz frühe Entwicklungsstufe dieser Tiergruppe besser zugänglich. Zusätzlich zu den Insekten-Funden wurden an dieser Lokalität auch einige - zum Teil ebenfalls hervor­ ragend erhaltene - Überreste von Spinnentieren und "Tausendfüßern" entdeckt. Wegen des hohen erdgeschichtlichen Alters, der großen Anzahl von Einzelfunden und der ungewöhn• lich vollständigen Erhaltung von Insekten und Spinnentieren kommt der ehemaligen Ziegeleigrube Hagen­ Vorhalle eine außerordentliche Bedeutung zu, die sich seit der ersten Publikation durch BRAUCKMANN & KOCH (1982) auch in einer größeren Anzahl von wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Veröf• fentlichungen während der letzten Jahre dargelegt hat. Die Fundstelle Die ehemalige Ziegeleigrube Hagen-Vorhalle gilt schon seit längerer Zeit weltweit als eine der Feichhal­ tigsten Fundstellen für Floren und Faunen aus dem tiefen Ober-Karbon. Zu einer Lokalität von internatio­ nal bedeutendem Rang wurde sie durch die Entdeckung fossiler Spinnentiere und Insekten in einer über• raschend vollständigen Erhaltung, wie sie bisher aus diesem Zeitabschnitt nicht bekannt war. Daß der Bestand der Fundstelle trotz der paläontologischen Bedeutung durch Verfüllung bedroht war und aufgrund veränderter Abbaumethoden der Ziegeleibetriebe schon längere Zeit keine Fundmöglichkei• ten mehr bestanden, wurde zuerst von KOCH (1990) ausführlich dargestellt. Im Jahre 1989 stellten die Vorhaller Klinkerwerke die Ziegelproduktion ein. Da die Abgrabungsgenehmi­ gung noch um weitere zwei Jahre (bis Ende 1991) verlängert wurde, haben die neuen Besitzer den Stein­ bruch völlig umgestaltet. Beim Umbau der Grube wurden im Sommer 1990 die fossilführenden Horizonte erneut aufgeschlossen. Im Bereich

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