
BBZ Schaffhausen VA 2018 ABU Simson Mokicks Der Weg zum Kultfahrzeug Deutsche Zweiradgeschichte vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung von Constantin Hennig Klasse SR/AM 14 bei Franziska Witt, ABU - Lehrerin Abbildung: Das alte Firmenlogo (akf-shop.de) Deutsche Zweiradgeschichte vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung 2 1. Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsverzeichnis 3 2. Vorwort 4 3. Simson Mokicks - Der Weg zum Kultfahrzeug 5 3.1. Bedeutung von Mokick und Motorrad in der DDR 5 3.2. Geschichte der Firma Simson 6 3.2.1. Zeitstrahl 6 3.2.2. Gründung, Kaiserreich und 1.Weltkrieg 1871 - 1918 8 3.2.3. Zeit der Weimarer Republik 1918 - 1933 9 3.2.4. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg 9 3.2.5. Kriegsende und sowjetische Besatzung 11 3.2.6. Simson- Geschichte zur DDR - Zeit 12 3.2.7. Wende und deutsche Wiedervereinigung 15 3.3. Typenkunde 1945 - 1990 als Spiegel der Planwirtschaft 17 3.3.1. Simson AWO 425 17 3.3.2. Moped SR 1, SR 2 und Roller KR 50 18 3.3.3. Die Vogelserie: Schwalbe, Spatz und andere 18 3.3.4. Mofa SL - Experiment Marktwirtschaft 22 3.3.5. S 50 23 3.3.6. KR 51/2 24 3.3.7. S 51 24 3.3.8. S 70, Enduro und Comfort - Modelle 26 3.3.9. SR 50 28 3.3.10. S 53 und Nachwendefahrzeuge 1990 - 2000 29 3.4. Simson in der Schweiz 29 3.5. Simson heute 31 4. Schlusswort 34 5. Glossar 35 6. Abkürzungsverzeichnis 38 7. Quellenverzeichnis 39 7.1. Literaturverzeichnis 39 7.2. Abbildungsverzeichnis 40 7.3. Internetquellen und Kontakte 41 8. Anhang 42 8.1. Artikel und Berichte zum Thema Simson 44 8.2. Arbeitsprotokoll 50 8.3. Eigenständigkeitserklärung 51 3 2. Vorwort Simson - der Markenname war ein Traum der Jugend in der DDR und für mich ein Thema, mit dem ich erstmals 2012 in Berührung kam. Bis heute mich dies nicht mehr losgelassen Begonnen hat alles damit, dass ich zu Beginn meiner Lehre ein Fahrzeug brauchte, das ich mit 16 Jahren fahren kann. Es sollte zuverlässig genug sein, um mich auf dem täglichen Arbeitsweg zu begleiten und auch noch Spass machen. Während eines Ferienaufenthaltes im Spreewald südlich von Berlin fielen mir erstmals die Simson Mokicks auf. Das Design eines klassischen Motorrades - relativ simple und robuste Zweitakt -Technik, sichtbare Funktionalität und dazu benötigt wird nur der Fahrausweis für Roller. Das Thema packte mich. Von meinen Eltern bekam ich zum Geburtstag eine restaurierte Simson S 51 mit Baujahr 1986 geschenkt. Dieses 30 - jährige Fahrzeug sollte mich nicht nur während der Lehre täglich zuverlässig zu meiner Arbeitsstelle bringen und treuer Begleiter auf einer 1'000 km Tour sein, die ich in zwei Tagen absolvierte. Aus dem Kontakt zu gleichgesinnten Simsonfreunden wurde dann auch die Gründung des Schweizer Simsonclubs und meiner Homepage www.simsonclub.ch. Die Fahrzeugtechnik bedeutete auch das Befassen mit der Geschichte der Simsonwerke. Ich merkte, dass an Hand dieses Fahrzeuges die ganze deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet werden kann: - Gründung durch eine jüdische Familie in der Kaiserzeit - Wirtschaftsboom und gewaltige technische Leistung in der Weimarer Republik - Bedrohung in der Weltwirtschaftskrise - Waffenlieferant im 1. Weltkrieg, - Enteignung durch die Nazis mit Flucht der Familie Simson über die Schweiz in die USA - Kriegsproduktion im 2. Weltkrieg - Demontage des Werkes während der russischen Besatzungszeit und Neuentstehung als sowjetische Aktiengesellschaft - Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb in der DDR, - wirtschaftliche Stagnation in der sozialistischen Planwirtschaft und Innovationen trotz Mangelwirtschaft - Zusammenbruch der Firma im Zuge der deutschen Wiedervereinigung durch undurchsichtiges Agieren der Treuhandanstalt - Revival in einer grossen Oldtimerszene, die selbst in Vietnam existiert. Das wollte ich zum Thema meiner Abschlussarbeit machen. Schnell merkte ich, dass dies den Rahmen weit sprengen würde. So beschränke ich mich auf die neuere Geschichte und wie die wirtschaftliche Stagnation in der DDR zum Zusammenbruch der Firma führte und in Suhl bis heute schwere soziale Folgen hat. Die Marke Simson lebt aber in einer treuen Fangemeinde weiter. Ich möchte aufzeigen, wie Simson zur Kultmarke wurde. Abb.1: Meine erste Simson beim Kauf am 25.01.2014 in Engen / D 4 3. Simson Mokicks - Der Weg zum Kultfahrzeug 3.1. Bedeutung von Mokick und Motorrad in der DDR Wie auch in Westdeutschland waren die Motorräder in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 60- er Jahre alltägliche Fortbewegungsmittel. Das Auto war für viele Haushalte noch zu teuer. Während sich in der BRD, wie im übrigen Westdeutschland, dann immer mehr Familien einen eigenen PKW leisten konnten, hinkte der Autobestand in der DDR weit hinterher. Nicht alle Familien hatten ein eigenes Auto, Wartezeiten von über 10 Jahren für einen Trabant bis hin zu 17 Jahren für einen russischen Lada, der den Status eines Mercedes des Ostens genoss und hohe Auto- und Benzinpreise führten dazu, dass das Motorrad noch lange das Fahrzeug der Wahl war, wenn kein öffentlicher Verkehr zur Verfügung stand. Ein Trabant kostete das durchschnittliche Jahresgehalt eines Schreiners von rund 10'000 M, für einen Liter Benzin mussten 1.50 M und für einen Wartburg oder Lada nach jahrelanger Wartezeit 20'000 bis fast 30'000 M bezahlt werden. Auf dem Schwarzmarkt wurden selbst für alte Occasionen mehrere 10'000 Mark über dem staatlich vorgegebenen Neupreis bezahlt, für die wenigen Westimporte (VW, Citroen oder Mazda) wurden gar über 100'000 in bar bezahlt. Dies war nur den Wenigsten möglich. Ersatzteile waren Mangelware. Für die Masse war das Auto ein Statussymbol, das nur zu besonderen Anlässen benutzt wurde, da es sehr lange halten musste. Das Motorrad war damit bis zum Ende der DDR ein Gebrauchsgegenstand. Die Simsons und MZ - Motorräder waren fast immer ohne Wartezeit zu bekommen und hatten niedrige Betriebskosten. Mit einem Kaufpreis von weit unter 2'000 M waren die Simsons auch relativ günstig. Eine Besonderheit der DDR war es, dass die 50 ccm- Simsons bereits ab 15 Jahren gefahren werden durften. Für Jugendliche bedeute die Simson zum 15. Geburtstag eine Erweiterung des Aktionsradius und das Gefühl von Freiheit, noch bevor ein grosses Motorrad gefahren werden durfte. Mit 60 km/h Reisegeschwindigkeit waren auch diese Maschinen gut für den Stadtverkehr und taugten für kürzere Überlandfahrten. Im Zubehörhandel gab es auch Kindersitze und Anhänger, die die Fahrzeuge noch vielseitiger machten. Beide sind heute im Originalzustand begehrte und teuer gehandelte Objekte in der Oldtimerszene. Abb.2: Strassenverkehr in Ostberlin um 1970 5 3.2. Geschichte der Firma Simson 3.2.1. Zeitstrahl (Quelle: mza-portal.de) 1854 Gründung der Firma Simson durch Kauf eines Stahlhammers in Suhl 1886 - 1900 Waffenproduktion Einstieg in die Produktion von Jagd- und Luxuswaffen. Produktion von Fahrrädern auf modernem maschinellen Niveau. Aufstieg zum einem der grössten Fahrradhersteller Deutschlands bis 1920 Automobile / Waffen Beginn der Automobilproduktion als weiteres Geschäftsfeld bis 1933 Pkw Simson Supra Fertigung von feinmechanischen Instrumenten, Handfeuerwaffen und Fahrrädern, sowie Rennerfolge des Simson Supra beflügeln den wirtschaftlichen Aufschwung des Familie Simson. Der Simson Supra R dominiert die Rallye Monte Carlo bis 1945 Enteignung / Nazis Enteignung der jüdischen Gründerfamilie Simson durch die Nationalsozialisten, Flucht über die Schweiz in die USA. Serienanlauf des BSW Motor - Fahrrades Modell 100, Kriegsproduktion und Waffenherstellung dominieren bis 1950 Zerstörung / Sowjets Als ehemaliger Rüstungsbetrieb werden nach Kriegsende durch die russische Besatzungs - macht über 4000 Maschinen demontiert und Gebäude gesprengt. Der Restbetrieb fällt als Reparationsleistung an die Sowjetunion. Aufbau der Fahrrad - und Kinderwagenfertigung. Befehl der russischen Besatzungstruppen zur Motorradkonstruktion. Damit wird der Grundstein für die Konstruktion der legendären AWO 425 gelegt bis 1960 Bau der AWO Der VEB Automobilbau beschliesst, dass Motorräder künftig nur noch bei MZ in Zwickau statt in den drei Firmen gefertigt werden. Auch bei EMW in Eisenach wird die Motorrad- produktion zu Gunsten der Autoproduktion eingestellt. Simson erhält den Auftrag, Zweiräder bis 50 ccm zu bauen. Auch die Fahrrad- produktion endet 1957 aus Kapazitätsgründen. SR 1/ 2 und KR 50 heissen die neuen Modelle, die ein Erfolg werden 6 bis 1970 Anlauf der Vogelserie Serienanlauf des neuen Motors M 53 mit variabler Leistung und Überarbeitung der Fahrwerke als Basis einer neuen „Vogelserie“. Schwalbe, Star etc. werden in grossen Stück - zahlen produziert. Der neu gebildete Gross - betrieb „VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann“ hat etwa 14`000 Angestellte. bis 1980 Start Mokick S 50 1972 entsteht mit dem Habicht das letzte Modell der Vogelserie. Die Serie läuft bis auf die Schwalbe aus. 1975 neue Baureihe S 50. Die Produktionszahlen steigen auf bis zu 150'000 pro Jahr. Produktion von Jagd- und Sportwaffen wird auf andere Werke konzentriert, um Kapazitäten zu schaffen bis 1990 Start Roller SR 50 1986 erhält die Schwalbe nach 22 Jahren Produktionszeit mit dem SR 50 einen Nachfolger. Die Jahresproduktion von 195'000 Stück kann die Nachfrage nicht decken bis 2000 Wiedervereinigung Simson startet 1989 unvorbereitet mit einer veralteten Modellpalette in die Markwirtschaft. Das neue Führerscheinrecht kippt die bisherige 60 km/h Regelung. Fast 6000 Mitarbeiter verlieren Ihren Arbeitsplatz. Es verbleiben zunächst ca. 200 Mitarbeiter, ehe die Firma endgültig in den Konkurs geht ab 2000 Übernahme durch MZA am 1. Februar 2003: Zwangsversteigerung.
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