Radzeit 2/2020 ÖPNV-Nutzende Die Neu Geschaffene In- Bund Unterwegs Sind, Die Gleichen Ziele Den Zusammenhängt

Radzeit 2/2020 ÖPNV-Nutzende Die Neu Geschaffene In- Bund Unterwegs Sind, Die Gleichen Ziele Den Zusammenhängt

Landesverbände Berlin und Brandenburg radzeit Die Radwelt-LokalausgabeDie Radwelt-Lokalausgabe Berlin / Brandenburg für Berlin und Brandenburg1/2020 | 2/2020 ◀ Highlights dieser Ausgabe Fahrradstern S. 3 Protest in der Corona-Krise Ein Bezirk wacht auf S. 6 Friedrichshain-Kreuzberg unter der Lupe Aktivismus mit S. 10 Abstand Verkehrswende Brandenburg jetzt! Editorial Masurat © ADFC Berlin / Frank Liebe Leserin, lieber Leser, Pop-Up-Radweg am Tempelhofer Ufer die letzten Monate waren turbulent: Statt Radwege ploppen auf der Sternfahrt haben wir in diesem Jahr ge- meinsam einen Corona-sicheren Fahrrad- In der Corona-Krise steigen immer mehr Menschen aufs Rad um. Einige Bezirke stern gebildet. Mit ausreichend Abstand reagieren mit der Einrichtung von Pop-Up-Radwegen. Eine Revolution in der Ver- protestierten wir mit unseren Fahrrädern waltung? Von LISA FEITSCH. auf vorab festgelegten Punkten in Form eines Sterns für mehr Platz fürs Rad. Auch intausendsechshundert Kilometer der in der Krise handelte. Mit jeweils ein bis zum „Ride of Silence“-Aktionstag verlager- Hauptverkehrsstraßen hat Berlin. zwei Straßen folgten Mitte, Pankow und ten wir unseren Protest ins Internet. Zum Auf all denen soll, so sieht es das Charlottenburg-Wilmersdorf. Auch Neu- ersten Mal zeigten wir unser Gedenken an EMobilitätsgesetz seit Juli 2018 vor, Fahr- kölln und Treptow-Köpenick haben inzwi- die getöteten Radfahrenden im Straßen- radfahren sicher möglich sein. Auf ausrei- schen beschlossen, Pop-Up-Radwege ein- verkehr digital mit vielen Fotos von bren- chend breiten Wegen, mit sicherem Ab- zurichten. In den weiteren Bezirken ist nenden Kerzen. stand zu parkenden Autos. Seit genau trotz offener Briefe und Protest der Bevöl- Umso mehr freue ich mich über die neue zwei Jahren ist das gesetzlich festgeschrie- kerung nichts passiert. radzeit-Ausgabe. Titelthema sind – wie ben. Auf den Straßen Berlins ist davon je- Die längst beschlossene Verkehrswende könnte es anders sein – die neuen Pop-Up- doch bisher nur wenig zu sehen. Hier und liefert die Corona-Krise also nicht. Doch Radwege auf Berlins Straßen. Was bedeu- da tut sich etwas, wie in der Holzmarkt- was sie liefert, ist ein völlig neues Verfahren tet die ungewohnt schnelle Zusammenar- straße in Mitte oder an der Hasenheide in bei der Planung und dem Bau von Radwe- beit zwischen Senat und Bezirken? Wie Kreuzberg – ein kurzes Aufatmen beim gen. Denn plötzlich geht es schnell. Was kommen die neuen Radwege an? Und wie entspannten Radfahren in einer anson- sich bisher über Jahre erstreckte, ist auf ein- schnell wird Friedrichshain-Kreuzberg – sten auf den Autoverkehr ausgerichteten mal innerhalb weniger Tage möglich: Senat der erste Bezirk, in dem die neuen Rad- Stadt. Schuld sind auch umständliche Pla- und Bezirk arbeiten flott zusammen. Eine wege aufploppten – jetzt all seine Straßen nungsprozesse, langwierige Abstim- Woche planen, umsetzen, auf der Straße entsprechend dem Mobilitätsgesetz um- mungen zwischen Bezirks- und Senatsver- nachbessern, dann verstetigen. In wenigen bauen? waltung, lähmendes Behörden-Ping-Pong. Schritten stehen über Nacht ein paar Bau- Rund zwanzig Kilometer Pop-Up-Rad- stellenbaken zum Schutz vor zu eng über- Viel Freude beim Lesen wünscht wege gibt es derzeit in Berlin. Eingerichtet holenden und falsch parkenden Kfz auf den Lisa Feitsch in der Corona-Krise zum Abstandhalten Straßen, gelbe Striche markieren die neuen Chefredaktion radzeit und und sicherem Fahren. Fast alle in Fried- Radstreifen. Bis Ende des Jahres gilt die An- Pressesprecherin des ADFC Berlin richshain-Kreuzberg, dem ersten Bezirk, ordnung der temporären Radwege. Tempo- 1 rär in der derzeitigen Ausgestaltung, denn zu bannen, die es nie auf die Straße schaf- menarbeit zwischen Bezirk und Senat, sind klar ist: Die Pop-Up-Radwege sollen in fen, werden Fragen jetzt da gelöst, wo sie erste Erfolge schnell sichtbar. Radwege, die dauerhafte Radwege umgewandelt werden. entstehen: Wo braucht es einen weiteren nicht viel kosten und kurzfristig dort aus Klar ist auch: An manchen Stellen muss Poller zum Schutz vor Falschparkern? Wo dem Boden ploppen, wo sie dringend ge- noch deutlich nachgebessert werden. Was sind die neuen Radwege noch gar nicht braucht werden – eine Win-Win-Situation ebenfalls bleibt, ist ein effizientes, schnelles breit genug, um sicheres Überholen zu er- für die Stadt, die Bezirke und die Men- und kostensparendes Verfahren für Senat möglichen? Wo ist ein Übergang für Men- schen. Statt der Revolution auf der Straße, und Bezirke, Radwege einzurichten. Das schen zu Fuß wichtig? Wo brauchen wir bringt die Gesundheitskrise also vielleicht Besondere dabei: Das Testen am lebenden mehr Be- und Entladezonen? P a n k o w die Revolution in die Verkehrsverwaltung. Objekt Straßenraum. Statt Pläne auf Papier Geht es leicht und flott in der Zusam- 1,8 km Danziger Str. (von Landsberger A. bis Bötzowstr.) M i t t e 1,7 km Petersburger Str. 1,0 km 0,4 km Lichtenberger Str. (Süd) 7,2 km F ’ h a i n (Neue) Kantstraße K r e u z b e r g 7,0 km Pop-up-Bikelane … 1,8 km …außerhalb der Karte Landwehrkanal-Ufer (von Potsdamer Str.) bis Kotti Kottbusser Str./Damm 7,2 km Länge (beide Seiten) Bezirksgrenze N e u k ö l l n ADFC Berlin, Stand 17.7.2020 2,6 km 1,4 km Karte: OpenStreetmap, Infos: InfraVelo Blaschkoallee Adlergestell (Fennstr. bis S-Bhf Adlershof) © ADFC Berlin, 17. 07. 2020 Stand: Eine aktuelle Übersicht der Pop-Up-Radwege in Berlin findet sich unter www.fixmyberlin.de/popupbikelanes „Radfahrende sehen in den Pop-Up- Radwegen sehr viele Vorteile“ Im Gespräch mit Katharina Götting, Initiatorin der Umfrage zu den Pop-Up-Radwegen von IASS Potsdam und TU Berlin. Das Interview führte LISA FEITSCH. Hallo Katharina, seit der Einrichtung der und einen Umstieg aufs Rad fördert, an- ersten Pop-Up-Radwege in Friedrichs- dererseits durch mehr Platz zum Überho- hain-Kreuzberg Ende März ist ja alles un- len und Abstandhalten, und dass man gewöhnlich schnell gegangen. Eure Um- sich schneller fortbewegen kann. Die frage startete schon Ende April. Was woll- wahrgenommenen Nachteile wie tet ihr wissen? Falschparker*innen und die Mündung in Als feststand, dass beispielsweise auch am gefährliche Kreuzungen sind sicherlich Kottbusser Damm ein Pop-Up-Radweg wichtige Hinweise für Nachbesserungen. entsteht, hat uns interessiert, welche Vor- Viele Befragte, die die Pop-Up-Radwege und Nachteile die Radfahrenden und an- ablehnen, erwarten mehr Stau und eine dere Verkehrsteilnehmende in den neuen seltene Nutzung seitens der Radfahren- Radwegen sehen. den. Da bleibt es abzuwarten, ob diese Ostermann © IASS / Lotte Erwartungen wirklich eintreten. Katharina Götting, Initiatorin der Umfrage zu den Pop-Up-Radwegen Was sind die zentralen Ergebnisse der Tendenziell sollten die Schlussfolge- Studie? rungen mit Vorsicht betrachtet werden. Alter, spiegeln nicht die Verteilung inner- Grundsätzlich lässt sich festhalten: Rad- Die Umfrage basiert nicht auf einer reprä- halb der Berliner Bevölkerung wider. fahrende sehen in den Pop-Up-Radwe- sentativen Stichprobe, das heißt, die Die Ergebnisse zeigen dennoch deutlich, gen sehr viele Vorteile. Einerseits in der Merkmale der Befragten, wie zum Bei- dass nicht nur Radfahrende, sondern auch gefühlten Sicherheit, die mehr Teilhabe spiel die Verkehrsmittelnutzung oder das mehrheitlich Menschen zu Fuß und 2 radzeit 2/2020 ÖPNV-Nutzende die neu geschaffene In- bund unterwegs sind, die gleichen Ziele den zusammenhängt. Eventuell müssen frastruktur fürs Rad befürworten. Auto- verfolgen und eng zusammen arbeiten sich die Autofahrenden auch erst an die fahrende sind dagegen eher skeptisch. sollten. neue Situation gewöhnen und verstärkt Welche Ergebnisse waren für euch überra- über die neuen Radwege aufgeklärt wer- schend? Der wichtigste Aspekt für die Befürwor- den. Ein wenig überraschend war für uns, dass tung der Pop-Up-Radwege war ja, dass obwohl 84 Prozent der Befragten zum diese die Sicherheit erhöhen, bspw. in Be- Welche Ergebnisse müssten aus deiner Zeitpunkt der Befragung mindestens ein- zug auf das „Dooring“, also der Gefahr Sicht tiefer beleuchtet werden? Plant ihr mal pro Woche das Fahrrad nutzten, sich durch plötzlich und unachtsam geöffnete eine Folgestudie? nur 58 Prozent als Radfahrerin oder Rad- Autotüren. Jedoch klagten die Teilneh- Definitiv wäre eine repräsentative Studie fahrer fühlten. Die übrigen sahen sich menden auch über eine Zunahme von ag- zur Akzeptanz der Pop-Up-Radwege inte- eher als Fußgänger*innen oder ÖPNV- gressivem Verhalten von Autofahrenden ressant. Vor allem um ein differenziertes Nutzer*innen. Aber auch zu Fuß profitie- gegenüber Radfahrenden. Bild davon zu bekommen, warum einige ren Menschen von den Pop-Up-Radwe- Natürlich heißt das nicht, dass alle Auto- Menschen die Radwege ablehnen. Sicher- gen. Zum Beispiel haben sie nun mehr fahrenden aggressives Verhalten gegen- lich ist es auch sinnvoll zu untersuchen, Platz auf den Gehwegen. Auch der ÖPNV über den Radfahrenden zeigen, sondern ob sich ein Gewöhnungseffekt einstellt. wird entlastet, wenn mehr Menschen auf- eben nur einige Wenige. Andere Untersu- Eine explizite Planung für weitere Umfra- grund einer besseren Infrastruktur auf das chungen im Vorfeld zeigen zum Beispiel, gen gibt es noch nicht, wird aber aktuell Fahrrad umsteigen. Die hohe Zustim- dass die Aggressivität mit der Persönlich- im Team diskutiert. mung zeigt einmal mehr, dass Menschen, keit der Autofahrenden oder einer nega- die klimafreundlich, also im Umweltver- tiven Einstellung gegenüber Radfahren- Danke für das Gespräch! Protest in der Corona-Krise: Fahrradstern

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