Lena GUSSMAGG, BEd „Von normaler Kindheit ist keine Red‘“ Jüdische Kindheit und Jugend im Graz der Zwischenkriegszeit Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Education im Studium Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung im Entwicklungsverbund Süd-Ost vorgelegt an der Karl-Franzens-Universität Graz Begutachterin: Ass.-Prof. Mag. Dr.phil. Ursula Katharina Mindler-Steiner Institut für Geschichte Graz, 2021 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Literatur nicht benutzt und die den Quellen bzw. der Literatur wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Datum Unterschrift Danksagung Hier möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Personen zu bedanken, die mich im Studium und beim Verfassen dieser Arbeit begleitet und unterstützt haben. Mein Dank gilt in Besonderem Frau Ass.-Prof. Mag. Dr.phil. Ursula Katharina Mindler-Steiner, die mich beim Verfassen meiner Arbeit betreut hat. Neben ihrer fachlichen Unterstützung und unzähligen nützlichen Hinweisen hatte sie stets ein offenes Ohr für meine Fragen. Vielen Dank dafür! Ein großer Dank geht zudem an meine Eltern, die mich in meiner Entscheidung das Lehramt- studium zu absolvieren stets unterstützt haben. Sie haben sich alle kleineren und größeren Prob- leme angehört und sind mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Vielen Dank für euren Rückhalt und eure Unterstützung! Bedanken möchte ich mich bei meiner gesamten Familie und meinen Freundinnen und Freun- den, die mich stets motiviert und die auch für die nötige Ablenkung gesorgt haben, nach der ich mich wieder konzentriert dem Studium widmen konnte. Ein besonderer Dank geht an jene Institutionen und ihre MitarbeiterInnen, die mich durch ihre Beratung und die großzügige Bereitstellung von Quellenmaterial beim Verfassen meiner Arbeit unterstützt haben. Ich möchte mich hierfür bei Yad Vashem, dem Steiermärkischen Landesar- chiv, der University of Southern California (USC) Shoah Foundation, dem United States Holo- caust Memorial Museum (USHMM), dem Tauber Holocaust Library of the Jewish Family and Children’s Services Holocaust Center, dem Jüdischen Museum Berlin und dem Leo Baeck In- stitute bedanken. Danke auch an Karen Engel, die mir die Transkripte ihres ZeitzeugInnenpro- jekts zur Verfügung gestellt hat. Vielen lieben Dank! INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG ................................................................................................................... 1 2. SICH ERINNERN ............................................................................................................ 9 2.1. Selbstzeugnisse .......................................................................................................... 12 2.1.1. Autobiographisches Schreiben ............................................................................... 15 2.1.2. Oral History Interviews .......................................................................................... 17 3. JÜDISCHES LEBEN IN GRAZ – VON DEN ANFÄNGEN BIS 1938 ..................... 22 3.1. Erstes jüdisches Viertel im Mittelalter ...................................................................... 22 3.2. Die Neukonstituierung der jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert ........................ 24 3.3. Jüdisches Leben von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkrieges . 28 3.4. Jüdisches Leben während der Ersten Republik ......................................................... 34 3.5. Jüdisches Leben im austrofaschistischen „Ständestaat“ ............................................ 44 3.6. „Anschluss“ und Folgen ............................................................................................ 48 4. QUELLENKORPUS ...................................................................................................... 54 4.1. Archive und Projekte ................................................................................................. 56 4.1.1. USC Shoah Foundation – Visual History Archive ................................................. 56 4.1.2. „Austrian Heritage Collection“ .............................................................................. 59 4.1.3. United States Holocaust Memorial Museum ......................................................... 61 4.1.4. Centropa ................................................................................................................ 62 4.1.5. „Mutterland – Vatersprache“ ................................................................................. 63 4.1.6. Yad Vashem ............................................................................................................ 64 4.2. Persönliche Aufzeichnungen ..................................................................................... 65 4.3. Kurzbiographien der ZeitzeugInnen .......................................................................... 65 5. JÜDISCHE KINDHEIT UND JUGEND IN GRAZ .................................................... 76 5.1. Bildung und Erziehung .............................................................................................. 77 5.1.1. Volksschulzeit ........................................................................................................ 77 5.1.2. Weitere Schulbildung ............................................................................................. 84 5.1.3. Religiöse Erziehung ............................................................................................... 87 5.2. (Jüdische) Lebenswelten in Graz ............................................................................... 91 5.2.1. Jüdische Lebenswelten ........................................................................................... 91 5.2.2. Assimilation und Tradition .................................................................................... 94 5.2.3. Freizeit ................................................................................................................. 101 5.2.4. Antisemitismus .................................................................................................... 107 5.3. Der „Anschluss“ und die Zeit bis zur Emigration ................................................... 112 5.3.1. „Anschluss“ .......................................................................................................... 113 5.3.2. Novemberpogrom ................................................................................................ 120 5.3.3. Emigration ............................................................................................................ 125 6. CONCLUSIO ................................................................................................................ 129 7. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ................................................................................ 132 8. QUELLENVERZEICHNIS ......................................................................................... 133 9. LITERATURVERZEICHNIS ..................................................................................... 138 10. WEITERFÜHRENDE LITERATUR ..................................................................... 148 11. ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................................. 151 1. EINLEITUNG „Von normaler Kindheit ist keine Red‘“, diese Aussage der 1926 geborenen Helma Goldmark beschreibt das Aufwachsen der Zeitzeugin in Graz während der Zwischenkriegszeit sowie die Flucht und Emigration nach der nationalsozialistischen Machtübernahme.1 Schon als junges Kind erlebte die Zeitzeugin aufgrund ihrer Religion Ausgrenzung und schließlich sogar Ver- folgung. Mit diesen Erfahrungen ist Helma Goldmark jedoch nicht alleine, erfuhren doch alle jüdischen Kinder und Jugendlichen spätestens nach der nationalsozialistischen Machtüber- nahme in Österreich schwerwiegende Einschränkungen, mussten sich verstecken, flüchten, wurden in Lager deportiert oder wurden ermordet. Doch auch die Zeit vor dem „Anschluss“ gestaltete sich für jüdische Kinder und Jugendliche anders als für nichtjüdische ZeitgenossIn- nen. Einerseits wurden die jüdischen Sitten, Bräuche und Vorschriften befolgt und die Syna- goge besucht, andererseits passte man diese Regelungen an das Umfeld an und übernahm auch Elemente der nichtjüdischen Lebenswelt. Hinzu kommt, dass die antisemitischen Tendenzen im Graz der Zwischenkriegszeit bereits sehr stark ausgeprägt waren und schon vor der Macht- übernahme der NationalsozialistInnen für die jüdische Bevölkerung zum Alltag gehörten. Das Aufwachsen für jüdische Kinder und Jugendliche unter diesen Voraussetzungen unterschied sich somit deutlich von jenem der christlichen Mehrheitsgesellschaft dieser Zeit. In Anlehnung an Sándor Holbok, der sich mit jüdischer Kindheit und Jugend von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg beschäftigt,2 wird in der vorliegenden Arbeit die These vertreten, dass jüdische Kinder und Jugendliche während der Zwischenkriegszeit in Graz in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Assimilation aufwuchsen, das stark von Antise- mitismus beeinflusst war. Die erkenntnisleitenden Fragen lauten: Wie fand die jüdische Erzie- hung der Kinder und Jugendlichen statt? Welche religiöse Erziehung wurde den Kindern und Jugendlichen
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