Klaus, P (2008). Urbane Kontexte der Kulturproduktion - Räume der Kreativwirtschaft. Disp, 175:17-25. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. University of Zurich http://www.zora.uzh.ch Zurich Open Repository and Archive Originally published at: Disp 2008, 175:17-25. Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zurich http://www.zora.uzh.ch Year: 2008 Urbane Kontexte der Kulturproduktion - Räume der Kreativwirtschaft Klaus, P Klaus, P (2008). Urbane Kontexte der Kulturproduktion - Räume der Kreativwirtschaft. Disp, 175:17-25. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. http://www.zora.uzh.ch Originally published at: Disp 2008, 175:17-25. Urbane Kontexte der Kulturproduktion - Räume der Kreativwirtschaft Abstract A tremendous rise in the supply and demand for cultural products and services brought about an economic sector that now manifests in our lives through all sorts of media and gadgets. The production of culture is closely tied to a range of developments in the cities. Specific milieus and neighborhoods provide innovation and new trends for the cultural sector. The city of Zurich is a prime example of how these developments come about. Employment in the creative industries came to more than 8 % of its total employment figures for 2005. With the increasing importance of creative industries, a shift of creative enterprises from the traditional districts of cultural production to the trendy neighborhoods can be observed. This is shown by employment statistics and interpreted by questioning the concepts of clusters and innovative milieus. The question of space is crucial for innovation in the culture and in the creative industries. disP 175 · 4/2008 17 Urbane Kontexte der Kulturproduktion – Räume der Kreativwirtschaft Philipp Klaus Abstract: A tremendous rise in the supply and markt mit den Paperbacks aus. Andy Warhol Dr. sc. nat. Philipp Klaus ist demand for cultural products and services begründete die Pop-Art, die Museen streiften Wirtschafts- und Sozialgeograph brought about an economic sector that now zunehmend ihren muffigen Geruch ab, und die mit den Schwerpunkten Sozio- ökonomische Fragen, Kultur- manifests in our lives through all sorts of media Theater wurden auch ohne Volksschwänke für ökonomie und Migration. Er ist and gadgets. The production of culture is closely breitere Bevölkerungskreise zugänglich. Pro- Mitglied des Zürchers Instituts tied to a range of developments in the cities. duktion und Konsum von Kultur wurden inte- INURA. Specific milieus and neighborhoods provide in- grale Bestandteile der Ökonomie. novation and new trends for the cultural sector. Es wurde aber nicht nur die Kultur ökono- The city of Zurich is a prime example of how misiert, sondern auch die Ökonomie kulturali- these developments come about. Employment siert. Die Kulturalisierung der Ökonomie ist ein in the creative industries came to more than Prozess, der durch die Verwertung gesellschaft- 8 % of its total employment figures for 2005. licher und kultureller Symbole durch Unter- With the increasing importance of creative in- nehmen zwecks Imagebildung und damit Ver- dustries, a shift of creative enterprises from the besserung der Vermarktung von Produkten und traditional districts of cultural production to the Dienstleistungen erfolgt (Helbrecht 2001). Der trendy neighborhoods can be observed. This is Aufbau von Identifikationen über Marken, spe- shown by employment statistics and interpreted zifisches Design, Musik usw. wird mit dem Ziel by questioning the concepts of clusters and in- verfolgt, die Kunden über Identifikationen an- novative milieus. The question of space is cru- zusprechen und zum Konsum anzuregen. Diese cial for innovation in the culture and in the cre- Ökonomie der Zeichen (Lash, Urry 1994) ist ative industries. wiederum ein wesentlicher Grund für den Auf- stieg der Kultur- und Kreativwirtschaft. English title: Urban Context of Culture Produc- In der Konkurrenz der Städte kommt die tion – Spaces of the Creative Economy Ökonomie der Zeichen ebenfalls zum Tragen. Städte bauen mithilfe der Kultur ihre Images auf, wozu Festivals, Kulturinstitutionen wie Mu- Kultur und Wirtschaft kommen zusammen seen, Theater, Opern, Prestigearchitektur und zunehmend auch sog. Trendquartiere beitra- Die Produktion von Waren und Dienstleistun- gen (Harvey 1989; Zukin 1995; Le Galès 1999). gen wurde in den vergangenen Jahren nicht nur Ein breites und attraktives kulturelles Ange- wissens intensiver, wie dies von vielen Forschern bot ist zu einem wichtigen Standortfaktor ge- aufgezeigt wird (z. B. Simmie et al. 2001), son- worden, der Unternehmen und ihre hochqua- dern auch kulturintensiver (Lash, Urry 1994). lifizierten Arbeitskräfte anzieht (Florida 2002; Der Kultur haftete bis vor etwa 30 Jahren etwas Klaus 2004). Elitäres an. Der Kulturgenuss war wesentlich ei- nem Bildungsbürgertum vorbehalten. Dies än- derte sich mit dem Phänomen der Popkultur Innovation und Produktion ab den 1960er Jahren. Immer breitere Bevöl- in der Kulturwirtschaft kerungskreise kamen in den Sog einer indus- trialisierten Kulturmaschinerie. Elvis Presley Zunehmend wird in Kultur- und Kreativwirt- und vor allem die Beatles waren der Beginn schaft unterschieden. Dabei wird unter Kreativ- einer durchschlagenden Industrialisierung wirtschaft der sogenannte privatwirtschaftliche der Musikproduktion. Andere Kulturbereiche Teil der Kulturproduktion subsummiert und durch liefen ähnliche Prozesse. Holly wood liess die öffentlichen Institutionen ausgeklammert bereits in den 1930er Jahren den Film zum (Weckerle, Söndermann 2005). Diese Unter- Massenkonsumgut werden, welches aber mit scheidung ist immer häufiger anzutreffen. Im der weltweiten Verbreitung des Fernsehens vor angelsächsischen Raum wird in cultural and rund 50 Jahren endgültig in jedes Wohnzim- creative industries differenziert. Die Verflechtun- mer gelangte. Ebenso breitete sich der Buch- gen von öffentlich unterstützter Kultur oder gar 18 disP 175 · 4/2008 ihren eigenen Institutionen und den privatwirt- Kompetitivität der Regionen dank Vorsprung schaftlichen Akteuren sind aber äusserst ausge- in der Innovationstätigkeit, welche als Grund- prägt, so dass diese Unterscheidung beschäfti- lage für Wirtschaftswachstum erachtet wird gungs- und kulturpolitisch wenig Sinn ergibt (Simmie 2001). Erfolgreichen Innovationstä- und eher einem neoliberalen Dogma gerecht tigkeiten liegen institutionelle und soziokultu- zu werden versucht. Für die Arbeit mit den Sta- relle Rahmenbedingungen zugrunde. Die Bil- tistiken bleibt die Frage nach der Abgrenzung dung und regionale Einbettung von Clustern der Branchen aktuell. Zur Kreativwirtschaft wer- und Netzwerken wird bei den meisten Ansät- den inzwischen dreizehn Teilmärkte, bestehend zen als Grundlage für den Erfolg gesehen. Da- aus mehreren Branchen, gezählt: Musikwirt- bei geht es um Netzwerke von Unternehmen, schaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Hochschulen und Behörden mit Informations- Rundfunkmarkt, Markt für darstellende Kunst, austausch, sowie Clustern von spezialisierten Designwirtschaft, Architekturmarkt, Werbe- Unternehmen mit spezifischem Knowhow etc. markt, Softwareindustrie, Kunsthandwerk, Pres- (Porter 1990). Es wird auch von innovativen Mi- semarkt, phonotechnischer Markt. lieus gesprochen (Crevoisier 2001). Auch wenn Die Entstehung kultureller Produkte ist in die Kulturproduktion in Untersuchungen inno- ein komplexes System von Netzwerken, Arbeits- vationsorientierter Konzepte kaum je berück- und Wertschöpfungsketten eingebettet. Das sichtigt wird, so treffen die gemachten Annah- Produktionssystem der Kulturwirtschaft ist men auf den Kultursektor genauso zu. Neben von hochgradiger Arbeitsteilung und flexiblen den genannten allgemeineren Standortfaktoren Zusammenarbeitsformen gekennzeichnet. In für diesen kleinbetrieblich strukturierten Sek- konzentrischen Kreisen bewegen sich die Pro- tor wie Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeits- duktion von Gütern und Dienstleistungen des kräften, Hochschulnähe, Zentralität, sind auch Kultursektors vom ursprünglichen künstleri- spezifischere Faktoren von grosser Bedeutung schen Akt weg (Ryan 1992) bis hin zu Detailhan- für Kreativität und Innovation. Dazu zählen un- del und industrieller Fertigung etwa von CDs. ter anderen Szenennähe, Subkultur und Dis- Im Kultursektor finden sich globale Unter- tinktion (Klaus 2006). Alle drei Faktoren haben nehmen, zum Beispiel der Medienbranche, der einen räumlichen Bezug und sind Teil einer Werbung, der Musikindustrie und vielfältigste Geographie der Kulturwirtschaft. Arten von meist lokalen «Zulieferern». Eines der zentralen Merkmale des Kulturprodukti- onssystems ist seine Kleinstrukturiertheit. In Urbane Kontexte der Koduktion Zürich arbeiten beispielsweise rund 40 % aller Beschäftigten des Kultursektors in Kleinstun- Grosse Teile der Kulturproduktion sind ge- ternehmen, während dies in der Gesamtwirt- zwungen, sich ständig ändernden Geschmacks- schaft nur rund 20 % sind (Klaus 2006). Auf präferenzen anzupassen, den Moden voraus Grund ihrer deregulierten Arbeitsverhältnisse, zu sein und Trends zu setzen. Die Avantgarde ihrer globalen Wirkungs- und Wertschöpfungs- und damit die Innovatoren in der Kreativwirt- ketten wird das Produktionssystem der Kultur- schaft sind in den Städten zu finden und dort wirtschaft auch als Leitindustrie des 21. Jahr- in spezifischen Quartieren. Es sind einerseits hunderts bezeichnet (Krätke 2002: 73).
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