Marcus Terentius Varro – De Lingua Latina Liber Decimus Übersetzung Und Kurzkommentar Diplomarbeit Fabian WEGER

Marcus Terentius Varro – De Lingua Latina Liber Decimus Übersetzung Und Kurzkommentar Diplomarbeit Fabian WEGER

Marcus Terentius Varro – De Lingua Latina Liber Decimus Übersetzung und Kurzkommentar Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Fabian WEGER am Institut für Klassische Philologie (Latein) Begutachterin: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Claudia ENGLHOFER Graz, 2019 Quod me patientissimi adiuverunt gratias ago : Magistrae semper benevolenti et diligenti: Claudia Englhofer Matri Patri Magdalenae Amicis maxime curantibus 2 Inhaltsverzeichnis I) Zielsetzung der Arbeit 5 II) Vorbemerkungen 5 III) Probleme der Interpretation-Methodische Überlegungen 6 IV) Vita Brevis 8 V) De Lingua Latina 1) Allgemeines 9 2) Quellen und Abhängigkeiten 10 3) Die Etymologie 11 4) Die “Analogiebücher“ VIII, IX, X a) Allgemeines 14 b) Historischer Exkurs bα) Abriss der Entwicklung der Wortarte 14 - und Flexionslehre bβ) Analogie und Sprachreinheit 15 bγ) Der Begriff der Anomalie - der Analogiestreit 19 b) Buch VIII 20 c)Buch IX 22 3 d)Buch X 24 5) Der Systematische Ansatz 24 6) Sprache und Stil 27 VI) Lateinischer Text: De Lingua Latina Liber X 28 mit deutscher Übersetzung VII) Kurzkommentar 73 VIII) Conclusio 94 IX) Literaturverzeichnis 95 4 I) Zielsetzung der Arbeit Für diese Arbeit hat es sich der Verfasser zum Ziel gesetzt, einerseits eine treffende Übersetzung der behandelten Stelle, Varros zehnten Buches aus de lingua latina (kurz LL), zu liefern und andererseits die Möglichkeit einer solchen Auslegung kulturhistorisch plausibel zu untermauern. Hierfür wird ergänzend zur Übersetzung eine Einleitung, die auch dem Laien verständlich sein soll und sich großteils aus dem Studium entsprechender Sekundärliteratur nährt, in der Arbeit enthalten sein. Der darauf folgende Kommentar setzt die Einleitung inhaltlich voraus und unterzieht das zehnte Buch einer bisher noch nicht durchgeführten argumentationstheoretischen Prüfung. Dies alles soll im kleineren Rahmen so geschehen, dass dem Leser ein Einblick in die Textsituation (mit ihren wesentlichen Belangen) und somit auch in die Forschungsdebatte gewährt wird, die sich schon seit geraumer Zeit um de lingua latina rankt. Als Abschluss der Arbeit soll eine conclusio die Einschätzung der erreichten Forschungsergebnisse leisten, welche unter anderem die Zurückweisung einer Perspektive der modernen Forschung und der damit verbundenen Erkenntnisse darstellen. II) Vorbemerkungen Da es sich hierbei um eine Diplomarbeit handelt, entfällt der Apparat. Der benutzte Text baut, wie alle Editionen von LL X, auf einem codex, genannt “F“, der in Florenz in der Bibliotheca Medicea-Laurentiana gehütet wird, auf. Die neueste Edition wurde von Taylor1 herausgegeben und ausführlich textkritisch recherchiert. Auf diese stützt sich der hier verwendete Text in nahezu identischer Weise. Wo in den allerseltensten Fällen davon abgewichen wird, ziehe ich Kent und Traglia heran2. Was die Sekundärliteratur betrifft, geben die Titel im Quellenverzeichnis eine Auswahl aus dem Bereich der aktuellen Forschung wieder, zumal nur wenige Veröffentlichungen ein für diese Arbeit zu berücksichtigendes Thema behandeln. Die letzte umfassendere historische Untersuchung, von Fehling, liegt 55 Jahre zurück und fußt im Wesentlichen auf den Studien Dahlmanns sowie der umfangreichen Arbeit Barwicks, die heute umso interessanter wirkt, als es an intertextueller Arbeit an Varro fehlt. Die letzten 30 Jahre haben eine Verschiebung der Forschungsperspektive erfahren, sodass Varro mehr textimmanent beleuchtet wurde. 1 Siehe Fußnote 6 2 Für weitere textbezogene Information wende man sich an Taylor, 1996,30-56; Traglia,1956, 54-63; Kent 1958,II, vii-lii 5 III) Probleme der Interpretation-Methodische Überlegungen Bevor näher auf die Gliederung und den Inhalt von LL VIII-X eingegangen wird, gilt es noch einige Überlegungen anzustellen, die dem Leser im Folgenden ein Orientierungsbehelf sein sollen. Dass dies vor Ausbildung eines konkreten Interpretationsansatzes geschehen soll, erklärt die Notwendigkeit methodischer Vorarbeit oder Begriffsklärung, da man sonst die wissenschaftliche Beurteilung in keinem vorgegebenen Rahmen sieht und sich Trugschlüsse schwerer vermeiden lassen. In Konfrontation mit dem konkreten Text stellen sich zahlreiche Fragen, für deren Beantwortung man ein großes Assoziationsspektrum benötigt, das historisch geordnet abrufbar sein soll. Jedes singuläre Texterzeugnis ist geschichtlich verankert und kann nie kraft seines Verfassers allein entstehen. Die Darstellung ist gemäß empirisch- historischer Prinzipien wie Mimesis und sonstiger äußerlicher Beeinflussung, stark umweltabhängig, was scheinbar in der Wissenschaft stillschweigend als trivial vorausgesetzt wird. Der Einfluss, den die Griechen auf die Römer ausübten, hat sich in der klassischen Philologie in einem Paradigma niedergeschlagen, das auf den Großteil römischer Texte erkenntnisbringend angewandt wurde und noch immer wird (auch beim vorliegenden Text erfolgt die Einordnung in die Tradition unausweichlich). Dies ist solange gerechtfertigt, als es genügend verwertbare Quellen gibt, die solcherlei Schlüsse für jeden einzelnen Fall zulassen- aber nur unter Berücksichtigung der prinzipiellen erkenntnismäßigen Divergenzen zwischen Interpret und Autor.Die Forschungstendenzen hinsichtlich LL lassen sich im Groben auf zwei Richtungen festlegen: Erörterungen, die von Varro ausgehend, dessen Beeinflussung und inhaltliche Abhängigkeit vor allem durch griechisches Gedankengut zeigen wollen und solche, die dessen Eigenständigkeit hervorheben möchten. Natürlich hat jede Behandlung Varros selbständige Aspekte, doch hilft die getroffene Einteilung auch, prinzipielle ideologische Differenzen der Interpreten zu berücksichtigen. Beispiele für die solche Tendenzen sind die Arbeiten Fehlings3 und Taylors4. Erstgenannter geht über größtenteils rekonstruierte Quellen5 von einer Missdeutung der griechischen Vorlagen durch Varro aus. Diese Sichtweise beurteilt die Tradition als normative Vorgabe, der die Ergebnisse der tatsächlichen historischen Prozesse jedoch nicht verpflichtet sind. Außerdem unterstellte er ihm Verwechslungen, Mißverständnisse et cetera6. Andererseits könnte sich einem benevolens Ansatz entsprechend eine positive Deutung im Sinne der Eigenständigkeit des Verfassers etablieren, beispielsweise die der in sich geschlossenen Sinnhaftigkeit von Varros Ausführungen. Da Taylor (der die Wichtigkeit der Quellen nicht bestreitet) im Wesentlichen eine solche textimmanente Untersuchung betreibt, welche die Wahrscheinlichkeit von Varros Eigenständigkeit untermauern will, wird 3 Vgl. Fehling, 1955,113-122 4 Vgl. Taylor, 1974, v-xiii 5 Vgl. Fehling, 1955, 3-7; Barwick,1922, 3-111 6 Vgl. Fehling,1955, 8 6 diesem, thematisch den diachronen Diskurs ergänzenden Ansatz, prinzipiell auch sein Recht einzuräumen sein. Die beiden angeführten Standpunkte werden hier als repräsentativ angenommen. Vor allem aber bedarf die intertextuelle Betrachtung in Zukunft weiterer Unterstützung, da ihr Bereich potentiell mehr Information birgt. Nun haben wir es mit zwei oder mehreren Möglichkeiten zu tun und es stellt sich die Frage nach einem Entscheidungskriterium. Dass es sich bei den Thesen einmal um sicheres Wissen im strengen Sinn handeln kann, wird aus gut bekannten Überlegungen ausgeschlossen. Wahrscheinlichkeitskriterien sind genau genommen ebenfalls fehl am Platz, denn quantitativ-vorhersagbare Zusammenhänge werden hier nicht beurteilt. Wenn man Wahrscheinlichkeit in einem empirsch-psychologischen Sinn sieht, wird der Willkür des Interpreten und dessen Urteilsvermögen ein dominanter Platz zugestanden, was letztendlich in Auseinandersetzung mit den konkreten Texten die entscheidende Rolle spielt. Ich bin nichtsdestotrotz der Meinung, dass der historische Vergleich bei der Beurteilung Varros die unumgängliche Methode ist, denn Abhängigkeit wie Eigenständigkeit seiner Arbeit lassen sich nie aus dem Primärtext allein “nachweisen“. Nur anhand des Vergleichs zur Tradition, der über das Prinzip der Fremdbeeinflussung eines Autors gerechtfertigt wird, kann eine verhältnismäßig gesicherte Erkenntnis entstehen. Da nun aber die Quellenlage für LL größtenteils über spätere Autoren indirekt in mehreren rückwärts gewandten Arbeitsgängen bestimmt wurde, kommen die meisten relevanten Thesen auch nicht mit den für Geisteswissenschaften weniger stringenten Erkenntniskriterien zur Deckung. Die Forschungsdebatte scheint aus diesen Gründen nicht endgültig entscheidbar und die Thesen werden in erster Linie als mehr oder weniger aus der Erfahrung plausible Ausprägungen des antiken kulturellen Überbaus gesehen. Für die Interpretation ergibt sich daher eine vorsichtig exegetische Heran- gehensweise, denn trotz der Unklarheiten hinsichtlich Varros Intention, die es zu Beginn vorauszusetzen gilt, muss man das stark kontextbezogene Latein, das ein und dasselbe Wort für umgangssprachliche Wendungen und termini technici kennt, dem viel höheren Spezialisierungsgrad des modernen Deutsch anpassen. 7 IV) Vita brevis Über Marcus Terentius Varros (Reatinus) Leben sind wir größtenteils durch Fremdzeugnisse von Autoren wie zum Beispiel Cicero, Caesar Plinius und Hieronymus unterrichtet7. Ergänzend finden sich vereinzelte autobiographische Daten in seinem Werk verstreut angeführt, ohne dass man dabei auf die erhaltene Biographie de vita sua zurückgreifen könnte. Er wurde 116 v. Chr. geboren und starb im Jahre 27 v. Chr. Seinen Familiensitz unterhielt er in Reate (r.r. II praef. 6), wovon sich sein zweiter Beiname Reatinus ableitet, während er in Rom seinen bürgerlichen

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