Arbeitskreis Paläontologie Hannover

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1-52 ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE HANNOVER 24. JAHRGANG 1996 ARBEITSKREIS 24. Jahrgang 1996, Heft l PALÄONTOLOGIE HANNOVER INHALT: Zeitschrift für Amateur-Paläontologen Herausgeber: Aufsätze: Arbeitskreis Paläontologie Hannover, angeschlossen der Naturkundeabteilung l Angelika Schwager: Der Bernser Hart- des Niedersächsischen Landesmuseums, steinbruch an der Westendorfer Egge Hannover 51 Angelika Schwager: Ein Relikt aus der Geschäftsstelle: Dr. Dietrich Zawischa Eiszeit Am Hüppefeld 34 31515 Wunstorf Schriftleitung: Dr. Dietrich Zawischa Redaktion: Rainer Amme, Fritz J. Krüger, Joachim Schormann, Angelika Schwager. Alle Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich Druck: unidruck Schaufelder Str. 11-13 30167 Hannover TITELBILD: Erymnoceras coronatum (Bruguiere) aus dem Ober-Callovium des Hartsteinbruches Bern- Die Zeitschrift erscheint in unregelmäßi- ger Folge. Der Abonnementspreis ist sen. Maßstab 1:2 im Mitgliedsbeitrag von jährlich z.Zt. DM 38- enthalten. Ein Abonnement ohne Mitgliedschaft ist nicht möglich. Zahlungen auf das Konto Klaus Manthey Kreissparkasse Hildesheim BLZ 259 501 30 Konto-Nr. 72077854 Zuschriften und Anfragen sind an die Geschäftsstelle zu richten. Manuskripteinsendungen für die Zeit- schrift an die Geschäftsstelle erbeten Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Heraus- gebers. BILDNACHWEIS (soweit nicht bei den © Arbeitskreis Paläontologie Abbildungen selbst angegeben): Hannover 1996 Umschlagbild und alle Zeichnungen und Fo- ISSN 0177-2147 tos: Angelika Schwager Der Bernser Hartsteinbruch an der Westendorfer Egge Angelika Schwager Der Bernser Hartsteinbruch Möller an der Westendorfer Egge, welcher der Berneburg-Gruppe angehört, liegt im Wesergebirge, an der BAB 2 (Nähe Abfahrt Bad Eilsen) (TK 1-25 000, Blatt 3720 Bückeburg, RW 3510525, HW 5786825). Abb. 1: Geographi- sche Lage des Stein- bruches Bernsen an der Westendorfer Egge. Ausschnitt aus der Topographischen Karte l : 25000, Blatt Nr. 3720 Bük- keburg. Vervielfältigt mit Erlaubnis des Herausgebers: Niedersächsisches Landesverwaltungs- amt — Landesver- messung — B4-735/94 Abb. 2: Übersichtsskizze über den Hartsteinbruch Bernsen. Die mit Zahlen markierten Der ca. 1300 m lange und 200 m breite, noch im Abbau befindliche Stein- bruch gewährt einen hervorragenden Einblick in die Gesteinsabfolge vom Dog- ger (Callovium) bis in den oberen Malm (Korallenoolith). Jährlich werden hier mit 15 Beschäftigten unterhalb der Kammlinie der Westendorfer Egge rund 430 000 Tonnen in Sprengtechnik abgebaut, wobei das Gestein des Korallenoolith sowie der Dolomit in der Hauptsache für den Straßenbau und das des Doggers zum Befestigen von Feldwegen usw. verwen- det wird. Der seit 1949 in Betrieb befindliche und 1968 durch die Berneburg-Gruppe übernommene Steinbruch wird noch für die nächsten 3-4 Jahre Material lie- fern, dann wird die genehmigte Abbaufläche ausgenutzt sein. In einem Zeitraum von über zwei Jahren wurden geologische, paläon- tologische sowie stratigraphische Untersuchungen im Bernser Hartsteinbruch durchgeführt, wobei der Schwerpunkt der Untersuchungen im Callovium lag. Für die Erstellung des Profiles war Dipl. Geologe Torsten SCHRÖPFER, Clausthal, maßgeblich verantwortlich. Das Profil wurde 1994 im unteren und oberen Abbau-Niveau an der Südwand (Schicht Nr. 1-34) und an der Ostwand des Steinbruches (Schicht Nr. 35 bis 36/1-20) aufgenommen. Ohne die hervorragende Unterstützung von der Geschäftsführung der Berneburg-Gruppe, Herrn WÖBKE und vor allen durch den Betriebsleiter des Steinbruches, Herrn BROCKERT und seiner Mitarbeiter wären viele Untersu- chungen nicht möglich gewesen. 3 Stellen zeigen die einzelnen Punkte, an denen das Profil aufgenommen wurde. Ebenso hatten wir von der TU Clausthal in Bezug auf die Bestimmung einzelner Fossilien sowie der Anfertigung von Dünnschliffen und deren Foto- grafie volle Unterstützung. Die Ornatenton-Formation Norddeutschlands lagerte sich in einem fla- chen Nebenmeer des mitteleuropäischen Schelfes zwischen der Pompeckj sehen Schwelle im Norden und der Rheinischen Masse im Süden in einer West-Ost streichenden Senke ab. In das Niedersächsische Becken und seine Randmeere ergossen sich reich- lich klastische Schüttungen aus NNO (Fennoskandia). Unter Stillwasserbe- dingungen lagerten sich landfern überwiegend feinkörnige, tonige bis siltige, seltener sandige Sedimente (Ornatenton) und untergeordnet Sandsteine ab. Zu Beginn des Calloviums erfolgte weltweit eine beachtliche Transgres- sion, die bis zum mittleren Oxfordium andauerte und vielerorts zu einer verstärkten tonigen oder sandigen Sedimentation führte. Im oberen Callovium trat zeitweise eine leichte Regression ein, die sich in Norddeutschland durch Schichtlücken bemerkbar macht. Der höhere Dogger besteht aus marinen Se- dimenten, in der Hauptsache aus terrigenen! Material, also aus Tonen, denen mehr oder weniger unbeständige Sandsteine und Kalksandsteine eingeschaltet sind. Die Ornatenton-Formation zeigt starke Schwankungen ihrer Mächtigkeit. Während der jüngsten Doggerzeit hat die erwähnte Transgression ihr Höchst- maß erreicht. Breit öffnete sich nun der norddeutsche Anteil des Jurameeres nach SO und O zum russischen Ozean. Damit änderten sich auch die Abla- gerungen des Jurameeres von Grund auf. Waren bisher hauptsächlich Schie- fertone mit sandigen und kalkigen Einschaltungen gebildet, so ist das Vorwie- gen kalkiger Gesteine kennzeichnend für die Ablagerungen im Oberjura. Vom dunklen Schieferton kommt man jetzt in die hellen dolomitischen Kalke des Malm. Abb. 3: Blick in den südöstlichen Teil des Steinbruches Das bewegte Wasser des warmen Malmmeeres verhinderte die Ansamm- lung größerer Mengen dunkelgefärbter organischer Stoffe, da alles zu Boden gesunkene infolge des reichlich vorhandenen Sauerstoffes verweste und da- mit verschwand. Kalkabscheidende Schaltiere wie Muscheln, Schnecken und Brachiopoden sowie die kalkaufspeichernden Korallen, die einen großen Teil des Kalkes lieferten, aus dem sich die Gesteinsbänke dieser Zeit aufbauten, besiedelten in riesigen Mengen die See. Besonders auffällig sind die hellen Kalke des Korallenooliths. Stellenweise ist das Gestein dolomitisch. Die harten dolomitischen Kalke sind durch spätere Gebirgsbewegungen (Kimmerische Gebirgsfaltung) stark zerklüftet. Obwohl die Gesteinsausbildung im Korallenoolith auf weite Strecken hin gleich bleibt, kommt es auch hin und wieder zu einem Gesteinswechsel, das zeigt sich durch mehrere Einlagerungen von Eisenerzflözen in dem kalkigen Korallenoolith des Wesergebirges. Das wichtigtste und wohl bekannteste ist das sogenannte Wohlverwahrtflöz. Geringwertiger ist das Klippenflöz aus ei- nem ähnlichen Eisenerz. Das Schwanken der Mächtigkeiten im Korallenoolith und der vielfache Wechsel in der Gesteinsausbildung, dazu noch der häufig oolithische Aufbau deuten auf eine benachbarte Küstenlage hin. Das Profil 1. Übersicht Aufgeschlossen sind im Bernser Hartsteinbruch auf der unteren Sohle der Dogger, mit einer Mächtigkeit von ca. 7,5 m und darüber die Heersumer Schichten mit 15 m. Die untere Sohle dient dem Landkreis Schaumburg als Mülldeponie und wird seit 1989 verfüllt. Man kann davon ausgehen, daß, sobald die Arbei- ten wieder aufgenommen werden (z. Zt. ruht die Verfüllung) spätestens in einem halben Jahr die Schichten des Calloviums auf der unteren Sohle an der Südwand nicht mehr zugänglich sind. Die Sohle wird zwar nach Osten hin erweitert, die Schichten des Calloviums, welche an der Südseite mit 7,5 m aufgeschlossen sind, streichen hier jedoch fast genau in Richtung Ost-West, um sich nach ca. 40 m ganz zu verlieren. Ihr Einfallen nach Norden beträgt im Durchschnitt 18 Grad. Hier stehen dann nur die Heersumer Schichten an. Die Basis der oberen Sohle bilden mit dem Unter-Oxfordium die Heer- sumer Schichten, welche im Bruch vollständig aufgeschlossen sind und eine Mächtigkeit von 15-20 m haben. Überlagert werden sie vom Korallenoolith mit einer Mächtigkeit von 30 m, wobei der untere den Klippenhorizont und den Hauptoolith, der mittlere florigemma-Bank, Sandmergel, Zwischenschich- ten, Liegendquarzit und den Wohlverwahrthorizont darstellt und das ganze nach oben hin durch den Humeralisoolith abgeschlossen wird. Auf der oberen Sohle tritt nach ca. 1000 m aufgrund einer Störung noch- mals der Dogger zutage, und zwar auf eine Länge von 300 m und bis zu einer Höhe von 4 m. Im östlichen Teil des Steinbruches ist an der Nordseite diese Störungszone deutlich erkennbar. Der Versatz beträgt bei einem steilen Einfallen der Schich- ten von 78 Grad nach OSO allerdings nur 18 cm (laut Gutachten Dr. MÖLL). Legende zum Profil Profil 1/4: Steinbruch Bernsen an der Westendorfer Egge Topographische Karte 1:25000, Blatt Nr. 3720 Bückebui g. Rechlswert 3510525 /Hochwert 5786825 Schichtabfolge: Mittel-CaUo\ ium (Untere Ornaten-Tone) bis Ober-Oxfordium (Unterer Korallenoolith) Profil-Fortsetzung 2/4: Steinbruch Bernsen an der Westendorfer Egge g der Schicht au f der nächsten Seite Profil-Fortsetzung 3/4: Steinbruch Bernsen an der Westendorfer Egge 10 Profil-Fortsetzung 4/4: Steinbruch Bernsen an der Westendorfer Egge 11 2. Stratigraphie Auf der unteren Sohle ist der Dogger und überlagernd die Heersumer Schichten aufgeschlossen. Der Dogger umfaßt hier das Mittel- und Ober- Callovium. Die Gesamtmächtigkeit der Ornatentone im Arbeitsgebiet liegt bei 98 m. Das Callovium gliedert sich auf in die untere und obere Siltsteinfolge sowie den Phosphorit-Tonstein. Während der Profilaufnahme war auf der unteren Sohle ein Schürf, der die untere Siltsteinfolge mit der Belemnitenschicht und

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