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Stefan Krings Hitlers Pressechef Stefan Krings Hitlers Pressechef Otto Dietrich (1897–1952) Eine Biografie WALLSTEIN VERLAG Inhalt Vorwort . 9 1 Einleitung 1.1 Otto Dietrich: »Hauptdarsteller« der NS-Propaganda? . 13 1.2 Forschungsstand . 19 1.3 Methodik und Aufbau der Arbeit . 25 1.4 Quellen . 33 2 »Ich kam 1914 zu früh ins Leben und in den Krieg« − Nationalistische Prägung zwischen Kaiserreich und Republik 2.1 Familie – Kindheit – Jugend . 39 2.2 Freiwillig zum Dienst an die Front. 49 2.3 Studium und Burschenschaft . 60 2.4 Erste berufliche Stationen . 74 2.5 Journalist der Generalanzeiger-Presse und im Hugenberg-Konzern . 79 3 »Mit Hitler in die Macht« − Medien- und Wahlkampfmanager im Dienst der NSDAP 3.1 Aufbau einer Gauzeitung . 99 3.2 Gründung von Parteipressestelle und NSK . 106 3.3 »Lügenabwehr« und Deutschlandflüge. 116 3.4 »Eroberung der bürgerlichen Presse« − Dietrichs zweigleisige Strategie . 123 3.5 Dietrich und die Industrie . 138 4 »Öffentliche Sauberkeit« − Deutsche Presse zwischen Republik und NS-Staat 4.1 »Die Wahrheit mit Posaunen blasen« . 151 4.2 »Säuberung« des Reichsverbandes der deutschen Presse . 161 INHALT 4.3 Exkurs: »Ich rechne damit, dass auch Feigheit im Spiel gewesen ist« – Bürgerliche Journalisten zwischen Kooperation und Konformität . 186 5 »Die öffentliche Meinung, das ist bei uns die Partei!« – Dietrich und die Presselenkung in den ersten Jahren der NS-Herrschaft 5.1 »Der Journalist im neuen Staat« – Auseinandersetzungen um ein Pressegesetz. 211 5.2 »Donquichotterie« zwischen Reichsleitern . 222 5.3 Ausbau der Reichspressestelle als Zentrale parteiamtlicher Presselenkung . 230 5.4 »Sind wir langweilig?« − Eintönigkeit der Berichterstattung . 242 5.5 Nachwuchssorgen . 249 6 »Befreiung der Gehirne« − Erfolge und Rückschläge als Schriftsteller und Redner 6.1 Religion und Nationalsozialismus . 267 6.2 »Philosophischer Edelquatsch« . 278 6.3 Kampf gegen das »Untermenschentum« − Dietrich und der Antisemitismus . 291 6.4 »Rechnen wir nicht, wo wir glauben müssen« – NS-Wirtschaftspolitik . 303 6.5 »Die Nachfahren«: Das Dritte Reich im Jahr 2008. 307 6.6 Die Lebensweise eines Parteifunktionärs . 315 7 »Generalstab der deutschen Pressepolitik« – Als Staatssekretär im Propagandaministerium (1938-1945) 7.1 »Dietrich muß bei uns eingeschmolzen werden.« – Neue Strukturen im RMVP . 325 7.2 »Divisionen und Armeen der deutschen Presse« . 351 7.3 Tagesparolen des Reichspressechefs . 362 7.4 »Zuckerbrot und Peitsche« – Streit um die Kontrolle der Auslandspresse. 377 7.5 Internationale Pressepolitik und Beziehungen zur Zeitungswissenschaft. 388 6 INHALT 8 »Auf den Straßen des Sieges« – Pressemann im Führerhauptquartier 8.1 Das »Führermaterial« . 401 8.2 »Der Sieg im Osten ist entschieden« . 413 8.3 Briefe an Roosevelt und Churchill . 421 8.4 »Niemals eine Spur von diesen Dingen gewusst« . 426 8.5 »Es ist besser so …« – Dietrichs Entlassung . 433 9 »Praktisch hatte ich mit der Organisation der Presse nichts zu tun« − Inhaftierung – Prozess – Beruflicher Neuanfang 9.1 »Der Kerl muss völlig verrückt sein« – Langwierige Verhöre . 443 9.2 Anklage und Schuldspruch. 451 9.3 Mitarbeiter für Verkehrsfragen: »Unverantwortlich« . 468 9.4 Streit um die Memoiren . 473 10 Schlussbetrachtung . 479 Dank . 491 Anhang Abkürzungsverzeichnis . 495 Quellen- und Literaturverzeichnis . 498 Ungedruckte Quellen . 498 Tages-, Wochenzeitungen, Pressedienste und sonstige Periodika. 504 Veröffentlichungen von Otto Dietrich (Auswahl) . 506 Sonstige veröffentlichte Quellen und Sekundärliteratur . 510 Auskünfte . 535 Bildnachweis . 536 Personenregister . 537 7 Vorwort Otto Dietrich (1897-1952) war Reichspressechef, SS-Obergruppenführer, Reichstagsabgeordneter und Staatssekretär. Neben einigen anderen zumin- dest zwischen 1933 und 1945 wohlklingenden Ämtern wurde der promo- vierte Nationalökonom und überzeugte NS-Propagandist mit der mehr oder weniger freiwilligen »Gleichschaltung« im April 1933 auch zum Vorsit- zenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse (RDP) gewählt. Diese Wahl gehört zu den außerordentlich trüben Momenten in der Geschichte des deutschen Journalismus, und Stefan Krings schildert in dieser Dietrich- Biografie ausführlich die Umstände und die opportunistischen Motive der bürgerlichen Journalisten, die ihn wählten. Doch bei aller Ämterfülle und »Führernähe« quälte sich Dietrich nach 1933 damit ab, dass der Star aller Propaganda im »Dritten Reich« eindeutig Joseph Goebbels war. Das sahen alle so, nicht nur die Mitarbeiter des neuen Reichsministeriums für Volks- aufklärung und Propaganda, sondern auch die Auslandskorrespondenten in Berlin, die an den ewigen Reibereien zwischen dem Reichspresse chef und Minister Goebbels ihre Freude hatten. Goebbels selbst hatte den »Ein- bau« Dietrichs 1937 als Staatssekretär in das Propagandaministerium noch gönnerhaft kommentiert und sogar einen Vorteil darin gesehen, wenn er den Apparat des NS-Pressechefs nun unmittelbar unter Kontrolle be kä me. Doch den Tagebuch-Einträgen von Goebbels ist zu entnehmen, wie sehr der Minister bald seinen Konkurrenten verachtete, weil er ihn für ungeschickt und nicht satisfaktionsfähig hielt. Dies kulminierte am 14. De- zember 1944 in der Betrachtung: »Dr. Dietrich hat auf der Union Euro- päischer Journalisten in Wien gesprochen. Auch diese Rede bewegt sich im hergebrachten Genre und erweckt in der Öffentlichkeit nicht einmal wohlwollendes Interesse. Dr. Dietrich hat sich durch seine seinerzeitige Erklärung, dass der Feldzug im Osten entschieden sei, in der Meinung des deutschen Volkes so kompromittiert, dass er keinerlei Kredit mehr besitzt.« Goebbels spielte damit auf den legendären Auftritt Dietrichs im Oktober 1941 an, als Hitlers persönlicher Pressewart, sicherlich im Einver- 9 VORWORT nehmen mit seinem obersten Feldherrn, das Ende der Sowjetunion dekla- riert hatte. Otto Dietrich wurde nicht im Nürnberger Prozess gegen die »Haupt- kriegsverbrecher« angeklagt (die Stellvertreter-Rolle für den durch Suizid geendeten Goebbels übernahm hier der Hörfunk-Propagandist Hans Fritzsche), sondern dann im Wilhelmstraßen-Prozess 1949 zu sieben Jah- ren Haft verurteilt. Davon saß er nur einige Monate in Landsberg ab, be- vor er im August 1950 von US-Hochkommissar McCloy begnadigt wur de. Ein langes Leben war ihm nicht mehr beschieden, Dietrich starb im No- vember 1952 in Düsseldorf, wo er noch eine gewisse Zeit für die »Deutsche Kraftverkehrsgesellschaft« als Werbefachmann gearbeitet hatte. Dietrich gehört damit zu den Administratoren der NS-Medienlenkung, die in Westdeutschland nach 1945 keine größere Karriere mehr machen konnten. Dies gilt auch für Hitlers alten Kumpan und obersten NS-Ver- leger Max Amann, der 1957 starb, für Hans Fritzsche (gestorben 1953) oder für Dietrichs mittelbaren Amtsvorgänger und späteren Reichswirt- schaftsminister Walther Funk, der erst 1957 aus dem Spandauer Gefängnis entlassen wurde (gestorben 1960). Dagegen konnte Max Amanns offenbar sehr effizienter Stabschef Rolf Rienhardt (1903-1975) seine Qualifikation in der Bundesrepublik noch bei Burda, der FAZ oder der Westfälischen Zeitung unter Beweis stellen, und etliche Kader des Propagandaministe- riums, wie Stefan Krings detailliert beschreibt, siedelten erfolgreich wie- der im politisch-publizistischen Raum der Adenauer-Zeit. Einen Sonder- fall bildet Helmut Sündermann, Dietrichs rechte Hand und allgemein unbeliebter Stellvertreter. Er baute nach 1945 am Starnberger See mit dem Druffel-Verlag ein für das rechtsradikale Milieu durchaus identitätsstif- tendes Publikationshaus auf. Dietrichs Abteilungschef »Deutsche Pres- se«, Erich Fischer, warb später für den Spiegel Anzeigen in der nordrhein- westfälischen Industrie ein. Stefan Krings’ Arbeit reicht weit über den Rahmen einer Lebensdar- stellung des »Reichspressechefs« hinaus. Er orientiert sich an den »neuen Biografien«, die in der Geschichtswissenschaft verstärkt seit den 1990er Jahren Struktur- und Organisationsgeschichte, die Analyse politischer Generationen und konkrete Kommunikationsforschung verbinden. Neben den bekannten Studien von Ulrich Herbert über Werner Best oder von Michael Wildt über das Führungskorps des Reichssicherheits- hauptamtes sei hier etwa auf Barbara Lambauers Arbeit zu Otto Abetz (dem Botschafter des »Dritten Reiches« in Paris) oder auf Carmen Callils publizistisch-wissenschaftliche und sozialpsychologische Recherchen zu Louis Darquier de Pellepoix (dem »Judenbeauftragten« der Vichy-Regie- 10 VORWORT rung) verwiesen. Ähnlich ist zuletzt Frank-Rutger Hausmann in seiner Biografie über den Chef der Auslandsorganisation der NSDAP, Ernst- Wilhelm Bohle, verfahren. Es fällt auf, dass es dieser Forschungsrichtung nicht mehr darum geht, neue Re-Interpretationen zu Hitler, Friedrich dem Großen, Bismarck oder Stalin vorzulegen, sondern feiner und prä- ziser einen Typus kenntlich zu machen, der sich als Zuarbeiter, Orga- nisator oder auch halbintellektueller Propagandist des charismatischen Führers begreift und zugleich Fühlung mit der Bürokratie hat. Max Weber mag als der soziologische und kommunikationswissenschaftliche Ahnherr solcher modernisierter (Kollektiv-)Biografik genannt werden. So erfahren wir auch in Stefan Krings’ Studie nicht nur einiges Neue über Otto Dietrichs journalistische Karriere oder die gespannte Bezie- hung zu seinem einflussreichen Schwiegervater, dem Essener Verleger Theodor Reismann-Grone, sondern darüber hinaus wesentlich mehr über den personalpolitischen Einfluss der SS auf die Publizistik des NS- Staates und Dietrichs Bemühungen, den angeblichen »europäischen Jour- nalismus« der

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