LES ARTS FLORISSANTS 11. DEZEMBER 2019 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL THE 7 BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE Abbildung zeigt Sonderausstattungen. 8145 BMW 7er_G11_G12 AZ HH Elbphil Front 148x210 Abendprogramm 201908.indd 1 20.08.19 10:25 WILLKOMMEN Welch klangvoller Name: »Les Arts Florissants«, die blühenden Künste! Vor genau 40 Jahren gründete der Amerikaner William Christie dieses vokal-instrumentale Ensemble in Paris. Heute zählt es längst zu den weltweit führenden Inter- preten im Bereich der Alten Musik. Zweiter musi- kalischer Leiter neben Christie ist seit 2007 der britische Tenor Paul Agnew. Gemeinsam nehmen sie anlässlich ihres Jubiläums das Hamburger Publikum mit auf eine »barocke Odyssee«, einen Querschnitt durch ihre Lieblingsopern. Mit an Bord sind ausgezeichnete Solisten, angeführt von der Sopranistin Sandrine Piau. Mittwoch, 11. Dezember 2019 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Elbphilharmonie Abo 1 | 2. Konzert LES ARTS FLORISSANTS SANDRINE PIAU SOPRAN LEA DESANDRE MEZZOSOPRAN CHRISTOPHE DUMAUX COUNTERTENOR MARCEL BEEKMAN TENOR MARC MAUILLON BASSBARITON LISANDRO ABADIE BASS LEITUNG WILLIAM CHRISTIE, PAUL AGNEW »EINE BAROCKE ODYSSEE« zum 40-jährigen Jubiläum Georg Friedrich Händel (1685–1759) Atalanta HWV 35 Sinfonia Zadok the Priest (Coronation Anthem) HWV 258 Henry Purcell (1659–1695) Welcome to all the pleasures Z339 Symphony Chorus Georg Friedrich Händel Alcina HWV 34 Aria »Tornami a vagheggiar« Orlando, HWV 31 Recitativo e Aria »Ah! stigie larve, ah! scelerati spettri!« L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato HWV 55 Air »I’ll to thee well trod stage anon« Air und Chorus »Or let the merry bells ring round« Ariodante HWV 33 Aria »Scherza infida« und Duetto »Bramo aver mill evite« Henry Purcell The Fairy Queen Z 629 Auszüge King Arthur Z 628 Passacaglia The Fairy Queen Z629 Now the night Pause Marc-Antoine Charpentier (1643–1704) Les arts florissants H 487 Récit »Que mes divins concerts« und Choeur »Amour du ciel et de la terre« Honoré d’Ambruis (17. Jh.) Le doux silence de nos bois Jean-Baptiste Lully (1632–1687) Atys LWV 53 Prelude und Trio »Dormons, dormons tous« Jean-Philippe Rameau (1683–1764) Les fêtes d’Hébé RCT 41 Air »Pour rendre à mon hymen tout l’Olympe propice« Hippolyte et Aricie RCT 43 Récit »Ah! qu’on daigne du moins« und Air »Puisque Pluton est inflexible« Platée RCT 53 Auszüge Les Indes galantes RCT 44 Auszüge Ende gegen 22:15 Uhr DIE MUSIK VIVE LA MUSIQUE! Zum Programm des heutigen Abends »Meine göttlichen Melodien, meine süßen Harmonien sollen eure Herzen mit tausend unschuldigen Freuden erfüllen« – mit diesem Versprechen ließ Marc-Antoine Charpentier 1685 seine Mini-Oper Les arts florissants beginnen. Und wenngleich in dieser Ode an die blühenden und florierenden Künste auch Dichtung, Malerei und die Architektur in persona ihren Auftritt haben, so kommen sie doch nicht an die alles übertreffende, von einem Sopran verkörperte Musik heran. Ihre göttlichen Melo- dien und Harmonien sollten nicht nur in Charpentier einen ihrer fantasiereichsten französischen Schöpfer finden, ihre Kraft und Schönheit spiegelt sich in allem wider, was der Barock-Maître William Christie seit genau 40 Jahren mit seinem nach Char- pentiers Meisterstück benannten Ensemble zum Klingen bringt. Doch so ausgeprägt frankophon das Repertoire des fran- zösischen Staatsbürgers Christie von Beginn an aufgestellt ist (zu den ersten Glanztaten zählte die 1982 veröffentlichte Welt- ersteinspielung eben von Les arts florissants), so anglophil pul- siert gleichermaßen das Herz des gebürtigen US-Amerikaners. Daher lädt Christie nun gewissermaßen zum Besuch der beiden Barockmusikmetropolen Paris (beziehungsweise Versailles) und London ein. Für das Jubiläumsprogramm hat er die wichtigsten Komponisten und Stücke ausgewählt, die er seit 1979 wieder- entdeckt und wachgeküsst hat. Den Auftakt macht der mächtige Londoner Opernhaus- Manager Georg Friedrich Händel, der viele seiner über 2000 (!) Opern- und Oratorien-Arien ab 1711 in seiner neuen Heimat Eng- land für die damals größten Stimmen komponierte. Zu seinen männlichen Superstars zählten die Kastraten Farinelli, Sene- sino sowie Carestini, der von 1733 bis 1735 Händels »Primo Georg Friedrich Händel uomo« war. Und auch mit seiner Oper Ariodante setzte Hän- del diesen Hochtöner entsprechend in Szene. So spickte er die Die schönste der Künste? »Allegorie der Musik« von François Boucher (1764) Arie Scherza infida mit aufwendigen Verzierungen, damit Carestini auch seinen berühmten Widersacher Farinelli aus dem Feld schlagen konnte. Die Arie Ah! stigie larve, ah! scelerati spettri! und überhaupt die Titelpartie der Oper Orlando schrieb Händel hingegen dem Kollegen Senesino auf dessen himmlische Stimm- bänder. Die Entstehung der Opern Atalanta und Alcina sowie des Oratoriums L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato wiederum verdankt sich zwei Meister sopra- nistinnen: die Italienerin Anna Maria Strada del Pò sowie die Französin Élisa- beth Duparc, denen der Ruf als beste Sängerinnen Europas vorauseilte. 1736 war Duparc, die man auch »La Francesina« nannte, über Florenz nach London gekommen, wo sie nach dem Weggang der bisherigen Primadonna Strada del Pò dank ihrer virtuos gesetzten Koloraturen und ihrer lyrischen Tiefe immerhin zur führenden Sopranistin der Stadt aufstieg. Ob Henry Purcell solche Gesangsstars bei seinen Musiktheater-Coups King Arthur (1691) und The Fairy Queen (1692) zur Verfügung standen, ist nicht über- liefert. Dafür aber finden sich in den beiden sogenannten Semi-Opern – in denen Schauspiel und Musik miteinander verknüpft wurden – gleichermaßen Arien und Chorsätze, mit denen Purcell den (ihm postum verliehenen) Ehrentitel »Orpheus Britannicus« zementierte. Und nicht zuletzt mit The Fairy Queen schuf der mit nur 36 Jahren verstorbene Purcell nach Shakespeares Sommernachtstraum eine ganz eigene Zauberwelt, bei der die Feen luftig leicht umhertanzen. Vom London Purcells und Händels geht es in der zweiten Programmhälfte aufs Festland, zunächst ins Paris des spä- ten 17. Jahrhunderts zu Marc-Antoine Charpentier und Les arts florissants, dem wohltönenden Gründungsmani- fest des gleichnamigen französischen Alte-Musik-Teams. Als Charpentier am 24. Februar 1704 in seiner Geburtsstadt Paris verstarb, hinterließ er ein riesi- ges musikalisches Erbe. 28 Pracht- bände dokumentierten sein Schaffen, das ihn als großen Opernkomponis- ten ebenso auswies wie als Schöpfer höchst amüsanter Schauspielmusi- ken. Trotzdem sollten das Gros seiner Werke viele Jahrhunderte verstum- Jean-Philippe Rameau men – bis ein gewisser William Christie endlich für eine überfällige Charpen- tier-Renaissance sorgte. Im Jahr 1685, als Charpentier seinen Lobpreis auf die Musik schrieb, erschien von seinem heute wenig bekannten Komponistenkollegen Honoré d’Ambruis eine Sammlung mit sogenannten »Airs sérieux«, die von Liebesschmerz und Wehmut erzählen. In d’Ambruis’ Le doux silence de nos bois schwingt aber gleich- zeitig die Freude auf den Frühling als Sinnbild einer jungen Liebe mit. Mit Jean-Baptiste Lully betritt dann der seinerzeit bedeutendste Hofkomponist die Bühne. Der aus Florenz stammende und 1646 nach Frankreich gekommene Lully war der ideale musikalische Zeremonienmeister von Louis XIV. Mit all sei- nen »Tragédies lyriques«, die Rezitative, Arien, Chorsätze und Ballettszenen miteinander verschmolzen, prägte er bis Mitte des 18. Jahrhunderts maßgeblich das französische Opernleben. Zu den großen Würfen, die auch vom Sonnen könig begeistert aufgenommen wurden, gehört das 1676 uraufgeführte Götter- und Liebesdrama Atys. Mit diesem Stück sollten drei Jahrhunderte später William Christie und Les Arts Florissants endgültig ihren Durchbruch feiern. 1987 brach- ten sie Atys an der Pariser Oper in einer prachtvollen historischen Inszenierung von Regisseur Jean-Marie Villégier heraus und legten damit den Grundstein für DIE MUSIK die seitdem unaufhörlich größer werdende Begeisterung für die französische Barockmusik. Zu den ebenfalls überschwänglich gefeierten Komponisten- göttern gehört vor allem Jean-Philippe Rameau, der 1733 im Alter von 50 Jahren mit seiner ersten Oper Hippolyte et Aricie allerdings nicht nur auf Gegenliebe stieß. So warfen ihm die Anhänger der »Tragédie lyrique« Verrat an Lully vor. Den 1683 in Dijon geborenen und 1764 in Paris verstorbenen Rameau juckte das wenig. Vielmehr sorgte er am laufenden Band für frischen Wind im Opernbetrieb. So wurde 1745 in Versailles die mit- und hinreißende Götter-Komödie Platée uraufgeführt, in der Jupi- Henry Purcell ter seine eifersüchtige Gattin Juno mit der hässlichen Nymphe Platée provoziert. Eine der fulminantesten Arien der gesamten Operngeschichte ist Aux langueurs d’Apollon, bei der die Figur der »La Folie« (Der Wahnsinn) sich über die stimmakroba- tischen Verrenkungen in der italienischen Oper lustig macht. In ganz andere Regionen brach Rameau 1735 mit seiner Bal- lettoper Les Indes galantes auf, die eine musikalische Revue und Reise von der Türkei über Peru und Persien bis nach Nordame- rika ist. Und so tauchen im Laufe des Stücks neben klassischen Tänzen wie dem Menuett nicht nur zahllose Tänze aus Italien, der Provence (Tambourins) und Deutschland (Contredanse) auf. Auch das Rasseln von Fußketten afrikanischer Sklaven meint man da zu hören. Das Prélude pour l’adoration du solei wiede- rum, die Anbetung der Sonne, besitzt wundersam wärmendes Flair. Und für das Finalstück Les sauvages hat sich Rameau Marc-Antoine Charpentier sogar von einem Auftritt zweier Indianer aus Louisiana inspi- rieren lassen, die 1725 in Paris mit ihren
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