TILO GIESBERS, CASH HAUKE, PHILIPP PIECHURA, INGOLF SEIDEL UND ANIKA TASCHKE ZWEITE, AKTUALISIERTE AUFLAGE RAT INNEN GEGEN RECHTS UMGANG MIT RECHTEN IN KOMMUNALEN GREMIEN Tilo Giesbers, Cash Hauke, Philipp Piechura, Ingolf Seidel und Anika Taschke RÄT*INNEN GEGEN RECHTS UMGANG MIT RECHTEN IN KOMMUNALEN GREMIEN 2 INHALT Vorwort: Kommunal politik braucht mutige Menschen – gerade jetzt! 8 1 Einleitung 11 2 Rechte Akteur*innen in kommunalen Gremien 21 2.1 Rechte Parteien nach 1945 22 2.2 Aktuelle Situation 25 2.3 Regionale Unterschiede 27 2.4 NPD und Co. 31 2.5 Republikaner und «Pro» 33 2.6 Kleinstparteien, Einzelbewerber*innen und Wählergemeinschaften 33 2.7 Extrem Rechte in etablierten Parteien 37 2.8 Weitere Akteur*innen 38 2.8.1 Rechte Fraktionen 40 2.8.2 Die «Brandmauer» bröckelt 40 2.9 Ausblick auf die Kommunalwahlen 2021 in Hessen, Niedersachsen und Berlin 44 3 Thematische Aktions felder rechter Akteur*innen 47 3.1 «Kümmerer»-Themen 49 3.2 Plebiszite/Partizipation/Wahlen 50 3.3 Sozialpolitik 51 3.4 Sozialchauvinismus 55 3.5 Behindertenfeindlichkeit 57 3.6 Kinder- und Jugendpolitik 57 3.7 Familienpolitik 61 3.8 Antigenderismus/Antifeminismus 62 3.9 LGBTIQ*-Feindlichkeit 65 3.10 Bildungspolitik 67 3.11 Gesundheitspolitik 68 3.11.1 Infektionskrankheiten und Impfungen 69 3.11.2 Corona 70 3.11.3 Prävention 71 3.11.4 Klinische Infrastruktur 71 3.12 Drogenpolitik 72 3.13 Rechts- und Innenpolitik 73 3.13.1 Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten 73 3.13.2 Polizei/Geheimdienste 73 3.13.3 Justiz 74 3.13.4 Bundeswehr 75 3.13.5 Feuerwehr 76 3.14 Wirtschaftspolitik/Rekommunalisierung 77 3.15 Lobbyismus-/Korruptionskritik 78 3.16 Verkehr/Auto(fahrer)lobby 80 3.17 Umwelt- und Naturschutz 82 3.18 Land-, Jagd- und Forstwirtschaft 84 3.19 Internationales/Europäische Union 85 3.20 Asyl/Geflüchtete/Migration 86 3.21 Feindbild Islam 89 3.21.1 Sakralbauten 89 3.21.2 Ernährung, Tierhaltung und Artenschutz 90 3.21.3 Sport 92 3.22 Verschwörungsmythos «Umvolkung»/ «Deutschenfeindlichkeit» 92 3.23 Gewerkschaften 94 3.24 Kultur 95 3.25 Political Correctness 98 3.26 «Lügenpresse» 98 3.27 «Alternativmedien» 101 3.28 Informationsfreiheit/Datenschutz 103 3.29 Antisemitismus 104 3.30 Antikommunismus 107 3.30.1 Anti-Antifa/Anti-Zivilgesellschaft 108 3.31 Erinnerungskultur und Geschichtspolitik 110 3.31.1 Verhältnis zum Nationalsozialismus 110 3.31.2 Umgang mit der Geschichte der DDR 113 3.31.3 Weitere NS-Relativierungen 114 3.31.4 Kolonialismus 115 3.31.5 Sonstige Geschichtspolitik 116 4 Strategien im Umgang mit rechten Akteur*innen in kommunalen Gremien 119 4.1 Vor der ersten Sitzung: Wie kann ich mich vorbereiten? 121 4.1.1 Interne Absprachen und Vernetzung 121 4.1.2 Die letzte Sitzung der vorhergehenden Wahlperiode 123 4.1.3 Interfraktionelle Koordinierung 124 4.1.4 Fraktionsbildung 127 4.2 Einen guten Start hinlegen 129 4.2.1 Die konstituierende Sitzung 129 4.2.2 Öffentliche Erklärungen 130 4.2.3 Wahlen von Personen in Ämter, Gremien und Positionen 132 4.2.4 Allein im Rat? Handlungsfähig bleiben! 138 4.3 Gremienalltag: Mit Mut und Freude bei der Sache bleiben 141 4.3.1 Hinweise für den persönlichen Umgang mit Rechten 141 4.3.2 Klug mit Anträgen umgehen 147 4.3.3 Auf Redebeiträge (nicht) reagieren 158 Interview mit Katharina König-Preuss: «Ich halte Ausgrenzung für den einzig richtigen Weg!» 162 5 Haltung zeigen – Angebote schaffen 169 5.1 Ansprechbar sein und informieren 170 5.1.1 Sprechstunden 171 5.1.2 Infostände 171 5.1.3 Ämterbegleitung 171 5.1.4 Broschüren in einfacher Sprache 171 5.2 Vergabe von Räumen 172 5.3 Veranstaltungen 173 5.3.1 Eigene Veranstaltungen 173 5.3.2 Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen 174 5.3.3 Rechte im Publikum 175 5.4 Kooperation mit anderen Kommunalfraktionen 176 5.5 Fortbildung, Information und Beratung 176 5.6 Bündnisse schmieden – Projekte sichern 177 5.6.1 Bündnisse stärken 177 5.6.2 Partizipation von links 177 5.6.3 Bedrohte Soziokultur 178 5.6.4 Opferberatungsstellen, Demokratieprojekte und Antidiskriminierungsstellen 180 5.6.5 Initiativen marginalisierter Gruppen, Selbstorganisationen und Verbände 182 5.6.6 Kommunale Erinnerungskultur 185 6 Schutz vor Bedrohungen 189 6.1 Online-Schutz 190 6.2 Ängste thematisieren und Unterstützungsnetzwerke aufbauen 191 6.3 Dokumentieren und Anzeigen der Vorfälle 192 6.4 Juristische Möglichkeiten, Begleitung und Nachsorge 192 7 Literatur 195 8 Anhang 198 8.1 Literaturempfehlungen 198 8.2 Webseiten 206 8.3 Archive 207 8.4 Kontakte 208 8.5 Beratungsstellen 209 Zu den Autor*innen 210 VORWORT: KOMMUNAL­ POLITIK BRAUCHT MUTIGE MENSCHEN – GERADE JETZT! Seit mehr als 20 Jahren bin ich Stadt- DIE LINKE ist Teil des «Netzwerks verordnete in Bernau bei Berlin. DIE für Toleranz und Weltoffenheit». Seit LINKE war in mehreren Wahlperio- den Kommunalwahlen in Branden- den die stärkste Fraktion und stellt burg im Mai 2019 gibt es nun auch seit 2014 den Bürgermeister. in Bernau eine Fraktion der Partei Al- Es gab und gibt in Bernau keine Ko- ternative für Deutschland (AfD). Da- alitionen. Für die allermeisten, die rauf mussten wir uns einstellen und Kommunalpolitik gestalten und ver- der Erfahrungsaustausch mit ande- antworten, steht die Sacharbeit im ren Kommunalpolitiker*innen spielt Vordergrund. Trotz durchaus auch dabei eine wichtige Rolle. Zum Um- gegensätzlicher politischer Positio- gang mit dieser für viele neuen Situ- nen hat das Ringen um gemeinsa- ation soll die vorliegende Broschüre me Lösungen Priorität. Leitend ist beitragen. der Wille, für die Stadt und ihre Bür- Es wird darauf ankommen, auch ger*innen vernünftige Entscheidun- in Zukunft Themen rechtzeitig zu gen zu treffen. So wurde mancher besetzen und sie starkzumachen. Antrag fraktionsübergreifend auf Früher war die Partei des Demo- den Weg gebracht. Nach anstren- kratischen Sozialismus (PDS) die genden Sitzungen trifft man sich hin «Kümmerer»-Partei, das sollte DIE und wieder auch mal auf ein Glas LINKE wieder werden. Eine der vor- Bier. Es ist nicht unüblich, dass an dringlichsten Aufgaben von Kom- öffentlichen Sitzungen der Fraktion munalpolitiker*innen bleibt es DIE LINKE auch Mitglieder anderer deshalb zu wissen, was die Leute Fraktionen teilnehmen. bewegt, das Gespräch mit ihnen zu Die Auseinandersetzung mit der ex- suchen, auch zwischen den Wahlen, tremen Rechten fand in Bernau lan- und Angebote in unterschiedlicher ge Zeit außerhalb der Stadtverordne- Form zu machen – in Bernau heißt tenversammlung bei Straßenfesten das: Sprechstunden unterm freien oder auch Straßenblockaden statt. Himmel, «Rotes Frühstück», öffentli- 8 che thematische Fraktionssitzungen Leere laufen lassen oder mit Ironie in Stadt- und Ortsteilen, Sprechstun- kommentieren. Eine klare und un- de unterm Weihnachtsbaum und missverständliche Abgrenzung von seit mehr als zehn Jahren Politischer völkischen, rassistischen und sexis- Aschermittwoch. Zu diesem «Küm- tischen Äußerungen ist dagegen mern» gehört es auch, Vereine, Ini- zwingend und muss öffentlich er- tiativen und andere Räume der Zi- folgen. Dabei ist der Blick nicht nur vilgesellschaft nicht den Rechten zu auf die gewählten Vertreter*innen überlassen. zu richten. Breites zivilgesellschaftli- Noch wichtiger als bisher ist die Zu- ches Engagement stärkt eine gegen sammenarbeit zwischen den demo- rechts gerichtete politische Grund- kratischen Fraktionen. Dazu muss stimmung in der Kommune und man nicht zwingend Koalitionen bil- leistet einen wichtigen Beitrag zur den, unverzichtbar ist es aber, sich Verbreitung von Informationen und abzustimmen und sich gemeinsam zur Aufklärung. Gedenktage wie der von Rechten zu distanzieren. Dass 27. Januar oder der 9. November es jenseits parteipolitischer Differen- sollten dem emotionalen Erinnern zen einen gemeinsamen demokra- dienen, die Geschichte der eige- tischen Konsens gibt, der politische nen Kommune könnte nach antifa- Kultur im Umgang miteinander ein- schistischen Bezugspunkten durch- und rechte Pöbeleien ausschließt, forscht werden. müssen wir immer wieder deutlich Die Tatsache, dass extreme Rechte machen – vor allem auch nach au- verstärkt in den Kommunen vertre- ßen. Für DIE LINKE verbietet sich ei- ten sind und dort ihre Möglichkeiten ne Zusammenarbeit mit Fraktionen nutzen, sollte uns nicht verunsichern. der extremen Rechten von selbst. Ich danke daher den Verfasser*innen Dort, wo andere Fraktionen das für diese sehr gelungene, informati- «nicht so eng» sehen, sollte es von ve und ermutigende Broschüre. uns energisch kritisiert werden. Zur politischen Kultur gehört es Dr. Dagmar Enkelmann auch, nicht über jedes Stöckchen Vorstandsvorsitzende der zu springen, das einem hingehal- Rosa-Luxemburg-Stiftung ten wird. Manches kann man ins Berlin, Februar 2021 9 1 EINLEITUNG In seiner Rede in Eisleben (Sach- gendwann und wirklich langfristig sen-Anhalt) am 20. Januar 2018 ließ die politische Macht erwerben. Das Björn Höcke zwischen islamfeind- heißt, wir müssen rein in die bürgerli- lichen Tiraden auch durchblicken, che Gesellschaft – und das wäre eine welche Machtfantasien er hegt: Bitte, die ich heute Abend hier zum «Unsere zukünftige Volkspartei ist Ausdruck bringen will: Wir Patrio- die letzte evolutionäre Chance für ten, liebe Freunde, wir müssen rein, unser Vaterland […]. Wir werden wir müssen rein in die Schützenver- die Macht bekommen – und dann eine, wir müssen rein in Jagdgenos- werden wir das durchsetzen, dann senschaften, wir müssen rein in die werden wir das durchsetzen, was Kirchengemeinden, wir müssen rein notwendig ist, damit wir auch in Zu- in die Kirmesgesellschaften, da müs- kunft noch unser freies Leben leben sen wir überall rein, um uns die bür- können.»1 Von den Medien weitge- gerliche Gesellschaft zurückzuholen, hend unbeachtet, nahm er auch auf und wir werden uns die bürgerliche die zu diesem Zeitpunkt bevorste- Gesellschaft zurückholen. Und paral- henden Kommunalwahlen Bezug: lel dazu müssen wir natürlich die po- «Und das Dritte und Letzte, das mir litische Gesellschaft durchdringen. Antonio Gramsci mitgegeben hat, Die AfD ist ja von oben nach unten das ist die klassische Entscheidung mit den großen Themen gewach- zwischen der bürgerlichen Gesell- sen, und zwar so schnell und kräftig schaft und der politischen Gesell- gewachsen wie keine andere Partei schaft.
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