1923 Inhaltsverzeichnis 14.08.1923: Regierungserklärung .............................................................................. 2 22.08.1923: Rede vor dem Schutzkartell für die notleidende Kulturschicht Deutschlands ........................................................................................ 14 24.08.1923: Rede vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag ........................... 18 02.09.1923: Rede anläßlich eines Besuchs in Stuttgart ........................................... 36 06.09.1923: Rede vor dem Verein der ausländischen Presse in Berlin .................... 45 12.09.1923: Rede beim Empfang des Reichspressechefs in Berlin ......................... 51 06.10.1923: Regierungserklärung ............................................................................ 61 08.10.1923: Reichstagsrede ..................................................................................... 97 11.10.1923: Erklärung im Reichstag ........................................................................119 24.10.1923: Rede in einer Sitzung der Ministerpräsidenten und Gesandten der Länder in der Reichkanzlei ..................................................................121 25.10.1023: a) Rede bei einer Besprechung mit den Vertretern der besetzten Gebiete im Kreishaus in Hagen ..........................................................................................147 b) Rede in Hagen .................................................................................................178 05.11.1923: Redebeitrag in der Reichstagsfraktion der DVP ..................................192 06.11.1923: Redebeitrag in der Reichstagsfraktion der DVP ..................................195 11.11.1923: Rede in Halle .......................................................................................199 18.11.1923: Rede im Zentralvorstand der DVP .......................................................206 22.11.1923: Reichstagsrede ....................................................................................219 23.11.1923: Rede vor ausländischen Pressevertretern ...........................................280 16.12.1923: Rede vor dem Verein Berliner Presse .................................................284 14. August 1923 2 Regierungserklärung vom 14. August 19231 Nach VERHANDLUNGEN DES REICHSTAGS, Bd. 361, S. 11839–11841. – Druck in Auszügen auch in STRESEMANN, Vermächtnis I, S. 90–91; URSACHEN UND FOL- GEN V, S. 172–174; SCHULTHESS 64 (1923), S. 153–155; STRESEMANN, hrsg. v. Ostwald, S. 5–6 (unter dem falschen Datum 13. August 1923). Erläutert die Zusammensetzung und die Ziele des neuen Kabinetts der Großen Koa- lition. Einigkeit in Deutschland ist die Voraussetzung für Erfolg. Angriffen gegen den Staat und die Verfassung wird die Regierung entschieden entgegentreten. Hofft auf die Wirkung der letzten englischen Note zur Ruhrbesetzung. Innenpolitische Ziele zur Konsolidierung von Währung und Wirtschaft. Dr. Stresemann, Reichskanzler: Meine Damen und Herren! Nachdem ich zum Reichskanzler ernannt wurde2 und darauf die Kabinettsbildung erfolgt ist, – – (andauernde Zurufe von den Kommunisten) Präsident3: Ich bitte jetzt um Ruhe, meine Herren! Dr. Stresemann, Reichskanzler: habe ich die Ehre, Ihnen das neuernannte Ka- binett vorzustellen. Außer dem Reichskanzler gehören ihm an: Herr Reichstagsab- geordneter Sollmann4 für das Reichsministerium des Innern, Herr Dr. Hilferding5 für das Reichsfinanzministerium, Herr v. Raumer6 für das Reichswirtschaftsministerium, Herr Dr. Brauns7 für das Reichsarbeitsministerium, Herr Dr. Radbruch8 für das Reichsjustizministerium, Herr Dr. Geßler9 für das Reichswehrministerium, 1 Der Entwurf der von Stresemann vorgetragenen Regierungserklärung war zuvor in der morgendli- chen Kabinettssitzung diskutiert und „auf Anregung verschiedener Reichsminister in einzelnen Punkten modifiziert“ worden (AKTEN DER REICHSKANZLEI, Stresemann I, S. 2 mit Anm. 5). 2 Die Ernennung Stresemanns zum Reichskanzler durch Reichspräsident Ebert erfolgte am 13. Au- gust 1923 (Faksimile der Ernennungsurkunde in STRESEMANN, Vermächtnis I, nach S. 88). Am Tag zuvor war er von Ebert mit der Bildung eines Kabinetts beauftragt worden. 3 Paul Löbe (1875–1967), Mitglied der Nationalversammlung bzw. des Reichstags 1919–1933 (für die SPD); dessen Präsident 1920–1924, 1925–1932. 4 Wilhelm Sollmann (1881–1951), Reichsinnenminister 13. August – 3. November 1923; Mitglied der Nationalversammlung bzw. des Reichstags 1919–1933 (für die SPD). 5 Rudolf Hilferding (1877–1942), Reichsfinanzminister 13. August – 6. Oktober 1923 und 28. Juni 1928 – 21. Dezember 1929; Mitglied des Reichstags Mai 1924 – 1933 (für die SPD). 6 Hans von Raumer (1870–1965), Reichsschatzminister 1920–1921; Reichswirtschaftsminister 13. August – 6. Oktober 1923; Mitglied des Reichstags 1920–1930 (für die DVP). 7 Heinrich Brauns (1868–1939), Reichsarbeitsminister 1920 – 29. Juni 1928; Mitglied der Nationalver- sammlung bzw. des Reichstags 1919–1933 (für das Zentrum). 14. August 1923 3 (Zuruf von den Kommunisten) Herr Oeser10 für das Reichsverkehrsministerium, Herr Dr. Luther11 für das Reichsmi- nisterium für Ernährung und Landwirtschaft, Herr Schmidt12 für das Ministerium für Wiederaufbau, zugleich beauftragt mit der Stellvertretung des Reichskanzlers. (Erneute Zurufe von den Kommunisten.) Das Reichsministerium des Auswärtigen wird vom Reichskanzler verwaltet. Die Er- nennung des Außenministers wird ebenso wie die des Reichspostministers noch er- folgen13. (Andauernde Zurufe von den Kommunisten. – Glocke des Präsidenten.) Präsident: Meine Herren, ich muß jetzt aber doch ernstlich bitten, den Herrn Reichskanzler nicht fortwährend zu unterbrechen! Dr. Stresemann, Reichskanzler: – Soviel ich weiß, gehört zum Begriff der Demo- kratie auch das Anhören von Meinungen, die nicht erwünscht sind. Vielleicht haben Sie die Güte, den Appell an die Demokratie, den Sie vorhin an das hohe Haus richte- ten14, auch einmal an Ihr eigenes Gewissen zu richten. (Lebhafter Beifall.) Als Minister ohne Portefeuille gehört dem Kabinett Oberpräsident Fuchs15 an. 8 Gustav Radbruch (1878–1949), Reichsjustizminister 1921–1922 und 13. August – 3. November 1923; Mitglied des Reichstags 1920 – Mai 1924 (für die SPD). 9 Otto Geßler (1875–1955), Reichswehrminister 1920 – 19. Januar 1928; Mitglied des Reichstags 1920 – Dezember 1924 (für die DDP). 10 Rudolf Oeser (1858–1926), Reichsinnenminister 1922 – 12. August 1923; Reichsverkehrsminister 13. August 1923 – 11. Oktober 1924; Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn 1924–1926; Mit- glied der DDP. 11 Hans Luther (1879–1962), Reichsernährungsminister 1922 – 6. Oktober 1923; Reichsfinanzminister 6. Oktober 1923 – 15. Januar 1925; Reichskanzler 15. Januar 1925 – 13. Mai 1926; Reichsbank- präsident 1930–1933; Botschafter in den USA 1933–1937. Parteilos, ab 1927 Mitglied der DVP. 12 Robert Schmidt (1864–1943), Reichsernährungsminister 1919–1920; Reichswirtschaftsminister 1919–1920 und 1921–1922; Reichsminister für Wiederaufbau 13. August – 3. November 1923; Vi- zekanzler 13. August – 6. Oktober 1923; Mitglied der Nationalversammlung bzw. des Reichstags 1893–1898, 1903–1930 (für die SPD). 13 Unter Stresemann als Reichskanzler wurde tatsächlich kein anderer Außenminister ernannt, so daß Stresemann dessen Geschäfte mitführte. – Anton Höfle (1882–1925) wurde am 30. August 1923 das Amt des Postministers übertragen, das er bis zum 15. Januar 1925 innehatte; zusätzlich mit der Leitung des Ministeriums für die besetzten Gebiete beauftragt 30. November 1923 – 15. Januar 1925; Mitglied des Reichstags 1920–1925 (für das Zentrum). 14 Vor Eintritt in die Tagesordnung hatte der Abgeordnete Koenen (KPD) in einer Wortmeldung zur Geschäftsordnung u.a. beantragt, die Außerkraftsetzung der Notverordnung vom 10. August 1923 auf die Tagesordnung zu setzen; wer dies nicht unterstütze, wolle „keine Demokratie, sondern bür- gerliche Diktatur“ (VERHANDLUNGEN DES REICHSTAGS, Bd. 361, S. 11838). – Der Antrag wurde vom Reichstag abgelehnt (ebd.). 15 Johannes Fuchs (1874–1956), Reichsminister für die besetzten Gebiete 13. August – 30. Novem- ber 1923 (bis zur Errichtung des betr. Ministeriums vom 24. August mit dieser Aufgabe „betraut“); 14. August 1923 4 (Andauernde Unterbrechungen von den Kommunisten.) – Demokratie heißt jedenfalls Herrschaft der Mehrheit und heißt nicht Diktatur einer Minderheit durch Lärmen gegenüber der Mehrheit. (Stürmischer Beifall. Wiederholte Zurufe von den Kommunisten.) Zu den Obliegenheiten des Ministers Fuchs gehört die Sorge für die besetzen Lande an Rhein und Ruhr. Das Rheinland soll wissen, daß seine Interessen bei der Reichs- regierung stets besondere Pflege finden. (Wiederholter Beifall.) Ehe ich mich den Aufgaben des gegenwärtigen Kabinetts zuwende, möchte ich der Arbeit gedenken, die von meinem Amtsvorgänger16 und den Mitgliedern seines Kabinetts geleistet ist. (Zurufe von den Kommunisten.) Der Herr Reichskanzler Dr. Cuno hat Gegner seiner Politik, aber er hat keinen persönlichen Feind gehabt. (Sehr wahr! bei den Deutschen Demokraten). Er war eine der wenigen Persönlichkeiten des praktischen Wirtschaftslebens, die dem jungen republikanischen Deutschland ihre Dienste zur Verfügung gestellt ha- ben. Die Kritik der Gegenwart an den Leistungen seines Kabinetts darf nicht vor- übergehen an der Tatsache, daß bisher jede Politik zur Konsolidierung der deut- schen Verhältnisse von außen unmöglich gemacht wurde. (Lebhafte Zustimmung.) Der Herr Reichskanzler Cuno hat in der Begründung für die Niederlegung seines Amtes17 zum Ausdruck gebracht, daß er den Weg
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages291 Page
-
File Size-