1T1 B RAFLY OF THE UNIVERSITY Of ILLINOIS 83^57 Veroffentlichungen der S t a d tb i bli o t h ek Ltibeck Herausgegeben von PETER KARSTEDT Neue Reihe BAND 4 1961 Veroffentlichungen der Stadtbibliothek Lubeck . Neue Reihe, Band 4 HEINRICH SCHNEIDER Die freundschaftliche Begegnung Heinrich Leutholds und Emanuel Geibels im Miinchener Dichterkreis fin literaturgeschiditlidier und psydiologisdier Beritht mit bisher ungedruckten Briefen und Dokumenten Verlag Max Schmidt*R6mhild, Lubeck Alle Redite vorbehalten. (c) 1961 by Max Sdimidt-Romhild. Verlag, Liibeck. Printed in Germany. Drudc: Max Sdimidt-Romhild, Lubeck. Inhalt Seite Vorwort 7 E i n 1 e i t u n g : Der Miindiener Dichterkreis 11 Erster Teil Das Leben Heinridi Leutholds I. Leutholds Sturm und Drang bis zu seiner Ubersiedlung nach Miindien 19 II. Die Jahre des freundsdiaftlidien Verkehrs zwisdien Geibel und Leuthold Urkrokodil und Alligator Fiinf Biicher franzosisdier Lyrik 23 III. Entfremdung und Gegensatze Letzte Leidenschaft Leidvoller Ausklang 37 IV. Leutholds diditerisdier Nadiruhm und Geibel .j^ 52 V. Sdilufiwort 59 Zweiter Teil I. Die Briefe und Dokumente 63 II. Anhange A C Ill Anmerkungen 125 Personenverzeichnis . 133 i J Vorwort * Es sind jetzt etwas iiber drei Jahrzehnte vergangen, seitdem die Liibecker Stadtbibliothek im Marz 1930 den literarischen, insbesondere den Brief- nachlals Emanuel Geibels fur ihre schon linger bestehende Geibelsammlung erwerben konnte. Ober die mandimal sdiwierigen Verhandlungen mit den Erben des Schwiegersohns des Dichters, des friiheren Liibedcer Bui-germeisters Dr. Ferdinand Fehling, in dessen Besitz der Nachlafs sidi bis zu seinem Anfang August 1927 erfolgten Tode befand, wurde damals an versdiie- offentlidi beriditet1 denen Stellen ). Ungefahr drei Monate nadi dem Ankauf konnten dann im Juni 1930 dem in Liibeck zusammengetretenen 26. Deutschen Bibliothekartag erstmals eingehendere Mitteilungen iiber die Zusammen- setzung des Briefnachlasses und seine Bedeutung fur die deutsche Literatur- geschichte des 19. Jahrhunderts gemacht werden. Dabei wurde auch auf die bisher unbekannten und im folgenden benutzten Quellen iiber die Bezie- hungen Geibels zu dem Sdiweizer Heinrich Leuthold zum ersten Mai kurz 2 hingewiesen ). Ferner war auf dieser Tagung den Teilnehmern eine kleine, auf dem Briefnachlafi beruhende Studie iiber die Freundschaft Geibels mit Klaus Groth iiberreicht worden. Sie war von mir verfafit und auch als Ankiindigung meiner Absicht gedacht, bald weitere, ahnliche Untersudiungen iiber freundsdiaf tlichc Verbindungen Geibels mit seinen Zeitgenossen auf Grund seiner Korre- spondenzen folgen zu lassen. Durch solche Vorarbeiten wollte ich mir den Weg zu einer neuen, auf den Quellen beruhenden Lebensgesdiidite des Liibedcer Diditers bahnen. Diesen Plan einer systematisdien Auswertung des Brief- nachlasses, die idi in der Tat als Liibecker Bibliothekar fur n meine Aufgabe 8 hielt" ), fiihrte idi audi wahrend der anschliefienden. mir nodi bleibenden Jahre bis zum Marz 1933 soweit wie moglidi aus, indem idi, aufier dem Bekanntmadien von einigen Einzelbriefen, sedis weitere Briefwechsel zwisdien 4 Geibel und einigen seiner Freunde veroffentlichte ). Es sdiien mir notwendig fur das Verstandnis des Zustandekommens der nachstehenden Veroffentlichung, diese nidit unbekannten Tatsadien hier kurz zu rekapitulieren. Als meine Amtsenthebung 1933 durdi die nationalsozialisti- sdie Regierung es unmoglidi madite, meine Geibelarbeiten fortzusetzen, hatte idi jedodi schon einige andere, mehr oder weniger weit gediehene Material- zusammenstellungen fur Korrespondenzpublikationen vorbereitet. Die widi- tigste und vorgesdirittenste Arbeit dieser Art bezog sidi auf die Beziehungen Geibels zu seinem Biographen Karl Goedeke. Die Veroffentlidiung dieser Korrespondenz war so geplant, dafi sie im Dezember 1933 als Festgabe zum fiinfzigsten Geburtstag des Bibliotheksdirektors Dr. Willy Pieth ersdieinen sollte, weil der Genannte durch seine gesdiickten Verhandlungen mit den die Geldmittel fur den Ankauf bewilligenden offentlidien Korperschaften sidi um den sdiliefilichen Erwerb des Nadilasses besonders verdient gemadit hatte. Zudem war die Gesellschaft der Freunde der Bibliothek bereit, den Druck zu finanzieren. Nidit nur hatte ich im Friihjahr 1933 ein fast voll- standiges Manuskript fertiggestellt, es waren audi bereits drei Druckbogen des Ganzen von der Liibecker Wullenwever-Druckerei ausgedruckt worden. Wie bekannt, wurde dieses Manuskript dann 1939 von dem nationalsoziali- stischen Bibliotheksdirektor mit von ihm verfafiten Anmerkungen heraus- gegeben, ohne dafi dieser jedodi in seiner Einfiihrung die benutzten Vor- 8 arbeiten erwahnt hatte ). Wahrend also dieses Manuskript von mir in der Bibliothek zuriick- gelassen wurde, nahm ich verschiedene Absdiriften mit, die ich von anderen Korrespondenzen fur spatere Mitteilungen genommen hatte und die so eine weitere Gruppe von Vorarbeiten bildeten. Viele von ihnen sind mir auf meinen Wanderungen im politischen Exil vom Balkan bis zu den USA ab- handen gekommen, aber einige dieser Abschriften sind audi gerettet worden. Vielleicht die wertvollsten der so erhalten gebliebenen Materialien sind die auf die Verbindung zwischen Geibel und Leuthold sidi beziehenden Briefe und sonstigen Dokumente. Der Wert dieser und aller anderen geretteten Absdiriften wird natiirlidh noch in besonderer Weise dadurch erhoht, dafi der nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1942 in ein mitteldeutsdies Salzbergwerk zusammen mit anderen Zimelien ausgelagerte gesamte Geibel- nachlals beim Zusammenbrudi am Kriegsende, hochst wahrscheinlich unwieder- bringlidi, in Verlust geraten ist. Da die Dffentlichkeit audi hieriiber sdion ofter unterriditet wurde, ist es iiberfliissig, hier Einzelheiten dieser Katastrophe 6 iiber zu wiederholen ). Jedenfalls wird die Bedeutung der Abschriften fur kiinftige Geibelforsdiungen kein Zweifel bestehen, wenn sie audi, mit Riick- sidit auf das niemals vollig aussdiliefibare Element mensdilidien Irrtums, keinen vollen Ersatz fur die verlorenen Originale bieten. Die heute fast selbstverstandliche Aufnahme handschriftlicher literarischer Quellen auf Kleinfilm wurde leider vor 1930 nur selten in Betradit gezogen, wenigstens nidit in Deutsdiland, und wahrscheinlich meist nicht aus einer falschen Spar- samkeit. Die hiernach der folgenden Darstellung der Begegnung Geibels mit Leuthold eingefiigten, bisher unbekannten Quellenabschriften setzen sidi nun aus sedis Gruppen zusammen. 1. Die im Geibelnadilafi aufbewahrte Geibel-Leuthold-Korrespondenz 2. Ausziige aus den jetzt ebenfalls verlorenen Tagebiidiern Geibels iiber seinen Verkehr mit Leuthold. 3. Geibels Verhandlungen mit Cotta iiber den Verlag der gemeinsam mit Leuthold iibersetzten B Fiinf Biidier franzosischer Lyrik". 4. Geibels Briefwedisel mit Dr. Werner Sdionermark, Professor Jakob Baeditold und Pfarrer Conrad Menzel iiber Leutholds Obersetzungen, seine Gedidite, seine Krankheit und seinen Tod. 5. Ein Vorwort Leutholds zu einer 1859 geplanten Veroffentlidiung seiner gesammelten Ubersetzungen und ein unveroffentlichtes Gedidit von ihm. 8 6. Besdireibung der handschriftlichen Druckvorlage der Obersetzungen Geibels und Leutholds fur die B Fiinf Biidier etc." Diese Druckvorlage enthielt audi die in die B Fiinf Biidier etc." nicht aufgenommenen Obersetzungen Leutholds aus dem Franzosisdien. Von diesem, 292 ge- zahlte Seiten in 8 und 14 Seiten in fol. umfassenden Manuskript ist also nur die von mir hergestellte genaue Besdireibung, keine vollstandige Abschrift unter den geretteten Abschriften. Die Be- sdireibung steht auf 170 Einzelzetteln, etwa je ein Zettel fur je ein iibersetztes Gedidit. Der 2. und 3. Band der kritisdien Aus- gabe der Gesammelten Diditungen" Leutholds von Gottfried Bohnen- blust (1914) geben aus Leutholds Nadilafi samtlidie Obersetzungen und ihre etwaigen Varianten wieder, zu denen jedodi keine dort nidit verzeidineten Obertragungen aus dem in Rede stehenden Manu- skript aus dem Geibelnadilafi hatten hinzugefiigt werden konnen. Die im Leutholdnadilafi vorhandenen und die im Geibelnadilafi vor- handen gewesenen handsdiriftlidien Obersetzungen Leutholds aus dem 7 Franzosischen waren also vollig identisdi ). Die von mir auf Einzel- zetteln festgehaltene Besdireibung des ganzen Manuskripts im Geibel- nadilafi reidit aus, die oft umstrittene Frage des Anteils der beiden Diditer an den Obersetzungen in den B Funf Biidiern etc." endgiiltig zu beantworten. Selbstverstandlich werden die im Hauptteil der hier vorgelegten Ver- offentlidiung abgedruckten Quellen nidit in der eben gegebenen Reihenfolge, sondern, wenn moglidi, in einer dironologisdien Ordnung ersdieinen. Viel- leidit sollte an dieser Stelle nodi betont werden, dafi das Gesamtergebnis mehr zur Erhellung der Lebensgesdiidite Leutholds als zu der Geibels beitragen wird, wenn hoffentlidi auch die Geibelbiographie gewinnt. Gerade weil das wesentlidie und erstmalig bekanntgemadite Material aus Geibels Nadilafi stammt, kann es ja nidit anders sein. So wenig wie es eine wissensdiaftlidi befriedigende Geibelbiographie gibt, besitzt die Literaturgesdiidite eine soldie Lebensgesdiidite Leutholds, eine Tatsadie, die es notwendig machte, wesent- lidie aber bisher versdileierte oder gar unterdriickte Einzelheiten in Leutholds Leben starker hervortreten zu lassen. Dariiber sollte man nidit vergessen, dafi ein moderner Historiker eine erst vor ein paar Jahren veroffentlidite, sidi mit einer Episode in Leutholds Leben besdiaftigende Studie mit den Satzen beginnen zu miissen glaubte: Die Toten reiten
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