Coleoptera, Staphylinidae) in Der Altmark (Sachsen-Anhalt)1

Coleoptera, Staphylinidae) in Der Altmark (Sachsen-Anhalt)1

© Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichten und Berichte, 53, 2009/3-4 223 P. S c h o l z e , Gernrode Gegenwärtiger Stand der Artenerfassung bei Kurzflügelkäfern (Coleoptera, Staphylinidae) in der Altmark (Sachsen-Anhalt)1 Zusammenfassung Nach intensiven faunistischen Recherchen in den letzten 15 Jahren erschien unlängst (2007) ein von P. S t r o b l zusammengestelltes Verzeichnis der bislang in der Altmark nachgewiesenen Käferarten. Einschließlich der von W ahnschaffe bereits im Jahre 1883 publizierten Fangergebnisse aus dem westlichen Altmarkgebiet stellte sich die Familie Staphylinidae als das artenreichste Taxon dar. Die Liste enthält leider eine Reihe von Unzulänglichkeiten. So mussten zunächst wegen Synonymie und fehlerhafter Bestimmung durch W ahnschaffe 51 Arten gestrichen werden. Andererseits war eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Erstnachweisen (darunter neun für Sachsen-Anhalt), die insbesondere in den Jahren 1997 bis 2002 vom Landesamt für Umweltschutz an 83 Sonderstandorten der Altmark in Fallenfangprogrammen ermittelt wurden und dem Autor der Liste nicht bekannt geworden waren, nachzutragen. Im Ergebnis dieser Recherchen konnte neben 58 Neubelegen von W ahnschaffes Meldungen das aufgeführte Arteninventar (einschl. UF Pselaphinae) des Altmarkverzeichnisses von ursprünglich 593 auf 642 aktualisiert werden, was etwa 59 % der bisher in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Kurzflüglerarten entspricht. Außer den faunistischen Klarstellungen erwiesen sich umfangreichere Korrekturen taxonomisch-nomenklatorischer Art als erforderlich, da die Altmarkliste auf der Grundlage des Verzeichnisses der Käfer Deutschlands von 1998 ausgerichtet und somit der neueste Stand nicht gewährleistet war. Summary Current status of rove beetle recording (Coleoptera, Staphylinidae) in the Altmark region (Saxony-Anhalt, Germany). - After intensive faunistic investigations in the past 15 years, recently (2007) a catalogue of beetle species found up to now in the Altmark, a landscape in the northern part of Saxony-Anhalt (Germany), has been published by P. S t r o b l . When collections made in the western parts of the Altmark published by W ahnschaffe as early as 1883 were included the Staphylinidae appeared as the family comprising the most species. Unfortunately the list is showing some insufficiencies. First, fifty one species had to be deleted because they were synonyms or misidentified, respectively, byW ahnschaffe. On the other hand, a remarkable number of first records had to be added, mainly based on pit-fall trapping done by the Federal Agency of Environmental Protection, Halle (Germany) from 1997 - 2002 in 83 special habitats. This information was not available to the author of the list at the time of publication. This number includes nine species recorded for the first time from Saxony-Anhalt. As a result of the present examination, in addition to verifying 58 species so far known only from records by W ahnschaffe the number of species listed (including the subfamily Pselaphinae) rose from originally 593 to 642, i.e. about 59% of staphylinid beetles known from Saxony-Anhalt. Besides clarification of faunistic records even more corrections were necessary to eliminate systematic as well as taxonomic inadequacies, because the catalogue was completely established according to the Checklist of the German Beetles 1998 (Fauna Germanica- Verzeichnis der Käfer Deutschlands) and, therefore, could not be up-to-date. 1. Einleitung und Problemstellung Fangergebnisse des LAU in einigen Standorten bei Ha­ Im Rahmen der seit einigen Jahren forcierten entomo- velberg und die im Rahmen von mehreren Sammelex­ faunistischen Untersuchungen in den diesbezüglich kursionen des Entomologischen Vereins angefallenen bisher stark vernachlässigten nördlichen Regionen von Daten ( S c h ö n e 2000, 2005) vor. Ausschließlich aus Sachsen-Anhalt erschien unlängst eine zusammenfas­ Privatinitiativen erbrachte Fundmeldungen machen sende Übersicht zu den dort bis jetzt bekannt gewor­ sich recht rar. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veröf­ fentlichte W ahnschaffe (1883) sein weithin bekanntes denen Käfernachweisen ( S t r o b l 2007). Die darge­ legten Daten stammen vornehmlich aus Untersu­ Verzeichnis von Käfern aus dem Allergebiet, aber in chungen, die seit Mitte der 1990er Jahre vom den darauf folgenden Dezennien sind keine bemerkens­ Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) werteren Sammelaktivitäten zu verzeichnen. Aus der eingeleitet worden waren sowie aus Sammelaktivitäten, neueren Zeit gibt es einige spontane Recherchen von die etwas später auf Initiative des Entomologischen Einzelsammlern, etwa W. Borchert und K. G r a s e r in Vereins Sachsen-Anhalt e.V. erhoben wurden. Speziell Mooren bei Gardelegen und in der Colbitz-Letzlinger die Staphylinidae betreffend liegen dazu Veröffentli­ Heide, P. S t r o b l in Stendal und B . H e i n z e bei Havel­ berg, aber ohne dass Funddaten publiziert wurden. Erst chungen von S c h o l z e (1997, 2001) über vorläufige um die vergangene Jahrhundertwende erschien ein um­ fangreicheres Käferverzeichnis von S p r i c k , der zwi­ 1 Herrn Prof. Dr. Dr. B e r n h a r d K l a u s n it z e r .zum 7 0 . Ge­ schen 1993 und 1999 in der Altmark sammelte und un­ burtstag gewidmet. ter insgesamt 25 aufgeführten Kurzflüglerarten immer­ © Entomologische Nachrichten und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at 2 2 4 Entomologische Nachrichten und Berichte, 53, 2009/3-4 hin 10 Erstbestätigungen nach 1950 belegen konnte streichen, dabei neu ausgewiesene Belege hinzuzufü­ (S prick 2000). gen sowie Korrekturen bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl nomenklatorischer Veränderungen, die sich seit Während bei den vom LAU koordinierten Untersu­ der von Köhler & Klausnitzer (1998) herausgege­ chungen an Sonderstandorten in Sachsen-Anhalt die benen Fauna Germanica, auf deren taxonomisch-no- Aufarbeitung der Bestandserfassungen auf den Xero- menklatorischen Status das Verzeichnis von S t r o b l thermrasen einschließlich 15 Standorten aus der Alt­ beruht, auch bei den Kurzflüglern ergeben haben, vor­ mark abgeschlossen und publiziert worden war zunehm en. (S chnitter et al., 2003), verblieb ein nicht unbeträcht­ licher Teil beprobter Flächen, darunter eine Reihe viel­ 2. Untersuchungsräume und -flächen fältig strukturierter Feuchtgebiete in den westlichen Die Altmark, ein naturräumlich reich gegliederter Teil und einigen altmärkischen Teilen rechts der Elbe, hier des norddeutschen Tieflandes, stellt sich dem Entomo- vor allem im Bereich des Elbe-Havel-Dreiecks südlich faunisten als ein potentieller Hort vielfältig strukturier­ und südöstlich von Havelberg, im Hinblick auf eine all­ ter artenreicher Ökosysteme dar. Die im Kontext dieses gemein zugängliche gebietsrelevant zusammengefasste Beitrages auf ihr Arteninventar vorzustellenden unter­ Offenlegung der erzielten Rechercheergebnisse bislang suchten Biotope sind allerdings nicht gleichmäßig über unberücksichtigt. Die bei den Fängen angefallenen das gesamte Untersuchungsgebiet verteilt, sondern Ausbeuten an Staphyliniden wurden, wie bereits bei konzentrieren sich in den Altmarkheiden und -platten den Trockenrasen, vom Autor dieses Beitrages aufgear­ der Landkreise Salzwedel und Stendal sowie in den beitet, d.h. determiniert und standortspezifischen öko- Elbtalgebieten und Wäldern der Perleberger Heide, des faunistischen Bewertungen unterzogen. Mithin liegt Elbe-Havel-Winkels bei Havelberg und des Rhin-Ha- also auch das dabei ermittelte Artenspektrum seit dem vel-Luchs unmittelbar an der Grenze zum Land Bran­ Abschluss der Untersuchungen im Jahre 2002 komplett denburg, die letzteren im Landkreis Stendal gelegen. vor. Es umfasst einen größeren Anteil von Arten, die Insgesamt kamen 83 Habitate zur Auswertung, die im infolge der oben dargelegten Gegebenheiten R Strobl Zeitraum zwischen 1997 und 2002 unter Koordination bei der Zusammenstellung seines Verzeichnisses nicht des LAU hinsichtlich ihres Arteninventars untersucht zur Verfügung standen. Da eine Veröffentlichung der wurden und in Tab. 1 hinsichtlich Lage, Vegetationstyp noch ausstehenden Daten durch das LAU nicht vorge­ und Naturraumzugehörigkeit aufgeführt sind. Bei ihrer sehen ist (Dr. M. T rost , persönl. Mitt.), lag es nahe, sie Auswahl wurden gezielt Standorte mit Vegetations­ in einem Nachtrag zu publizieren und damit auch die typen unterschiedlicher Struktur und Ökologie berück­ von Strobl erstellte Liste der Familie Staphylinidae zu sichtigt um - bei ausschließlichem Einsatz von Boden­ ergänzen und dadurch in einen aktuelleren Stand zu fallen und infolgedessen methodisch bedingt einge­ versetzen. Darüber hinaus sah sich der Autor veran­ schränkter Erfassung vornehmlich epigäisch aktiver lasst, einige von W ahnschaffe seinerzeit nicht richtig Lebensformtypen - einen repräsentativeren Querschnitt erkannte aber im Altmarkverzeichnis zitierte Arten zu des Artenspektrums zu ermitteln. Tab. 1: Lage, Kurzcharakteristik und Vegetationsgesellschaften der Untersuchungsflächen (zusammengestellt nach Vorgabe des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt). Biotope/ Beprobte Fläche Naturraum Fangzeit Bezeichnung Moore und Bruchwälder BBl NSG Beetzendorfer Bruch & Tangelnscher Bach, Feucht­ Altmarkplatten, 1997-1998 wiese Ldkr. Salzwedel BB2 NSG Beetzendorfer Bruch & Tangelnscher Bach, Erlen-Bir- Altmarkplatten, 1997-1998 ken-Bruch Ldkr. Salzwedel BB3 FND Taufkessel Neumühle bei Mellin, Erlenbruch Altmarkplatten, 1997-1998 Ldkr. Salzwedel BB4 FND Holl bei Darnebeck, Erlenbruch

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