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Für gien, Berlin. die Weimarer Republik sei nur auf die neueste In seiner vielbeachteten Hitler-Biografie hat Auflage des Standardwerkes von Eberhard Kolb Ian Kershaw unlängst das Verhältnis von Natio‐ verwiesen, der in der Frage des Wahlverhaltens nalsozialismus und Gesellschaft ausgelotet und die Faktoren Schicht, Alter und Konfession, nicht dabei konstatiert, dass Frauen keine geschlechtss‐ jedoch das Geschlecht diskutiert. Kolbs Bericht pezifischen Gründe gehabt hätten, die NSDAP zu über die Tendenzen der Forschung benennt kei‐ wählen, dass sie außerdem in den letzten Jahren nes der hier angeführten Desiderate. Die Histori‐ der Weimarer Republik ähnlich wie Männer ab‐ kerin Kirsten Heinsohn hat vor dem Hintergrund stimmten und dies „vermutlich aus den gleichen dieser Forschungslage angemerkt, dass anschei‐ Gründen“ (S. 507). Die Sicherheit dieses Urteils nend nicht nur die historischen Akteure, sondern über die (partei-)politischen Vorlieben und das auch moderne Politiker und Wissenschaftler von Wahlverhalten von Frauen überrascht. Denn für einer unpolitischen Grundhaltung der rechts die Politikgeschichte der rechten Parteien und wählenden Frauen ausgehen und deren Aktivitä‐ Verbände sind noch immer immense Forschungs‐ ten in Frauenvereinen als nicht politisch einstu‐ lücken zu verzeichnen. Zwar haben Jürgen W. Fal‐ fen. Diese Faktoren würden in der etablierten Ge‐ ter und seine Mitarbeiter schon in den achtziger schichtswissenschaft eine „Rezeptionssperre“ ge‐ Jahren wichtige Erkenntnisse zum Abstimmungs‐ genüber den eigenständigen politischen Profilen verhalten der Geschlechter vorgelegt und gezeigt, von Frauen bewirken. Man kann davon ausgehen, dass Frauen überproportional häufig konservati‐ dass die drei mit der Geschichte der politischen ven und christlichen Parteien ihre Stimme gege‐ Rechten konnotierten geschlechtsbezogenen Ideo‐ ben haben und sich erst später als die meisten logeme – ‚traditionelle Geschlechterrollen‘, ‚Anti‐ Männer für die NSDAP entschieden. Jedoch wird feminismus‘ und ‚Männerbund‘ - den Blick auf in den Gesamtdarstellungen, Monographien und weibliche Anhänger und Aktivisten zusätzlich Sammelbänden zur Weimarer Republik nur äu‐ verstellt haben. Und so kommen Paola Bacchetta ßerst selten die folgerichtige Frage gestellt: Wie und Margaret Power in der Einleitung ihres Sam‐ haben sich rechtsstehende Frauen ihre politische melbandes „Right-Wing Women“, der Beiträge Meinung gebildet? Lasen sie die gleichen Zeitun‐ über rechte Frauen aus Afrika, Australien, Euro‐ gen wie ihre männlichen Verwandten, Ehemän‐ pa, dem Nahen Osten, Nordamerika, Südamerika ner und Milieuangehörigen, besuchten sie die sel‐ und Südasien bündelt, zu dem Fazit: „It is some‐ ben Vereine, folgten der Propaganda der männli‐ thing of an understatement to remark that histori‐ chen Meinungsmacher auf nationaler und lokaler cally and currently studies of the right overwhel‐ Ebene und setzten schließlich ihr Kreuz an die mingly focus on men.“Kershaw, Ian: Hitler gleiche Stelle? Diese Fragen erscheinen banal und 1889-1936, Stuttgart 1998, S. 507; Falter, Jürgen/ drängen sich doch auf angesichts einer Verbands- Lindenberger, Thomas/Schumann, Siegfried: und Parteienforschung, die für das Spektrum der Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Re‐ politischen Rechten in der Regel weder weibliche publik, München 1986, bes. S. 83-85; Falter, Jür‐ Wähler noch Mitglieder, weder Publizistinnen gen: Hitlers Wähler, München 1991, bes. S. noch Parlamentarierinnen, weder die weibliche 136-145, 272-276; Kühne, Thomas: Das deutsche 5 H-Net Reviews Kaiserreich 1871 bis 1918 und seine politische Nationalismus, Frankfurt 2. Auflage 1992 (eng‐ Kultur, in: Neue Politische Literatur 43 (1998), S. lisch 1990). An dieser Stelle sei nur eine kleine 206-263, hier S. 210, 249; Kolb, Eberhard: Die Wei‐ Auswahl der Studien über ‚Nation und Ge‐ marer Republik, München 6. Aufl. 2002, bes. S. schlecht‘ genannt: Frauen&Geschichte Baden- 242-246; Heinsohn, Kirsten: Vortragsmanuskript Württemberg (Hg.): Frauen und Nation, Tübingen für die Konferenz „Women, Gender and the Extre‐ 1996; Frevert, Ute (Hg.): Militär und Gesellschaft me Right in Europe“, 1919-1945, 4.-6. Juli 2001, im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1997; Yuval- Cardiff University (GB), S. 6; Bacchetta, Paola/Pow‐ Davis, Nira: Gender & Nation, London, Thousand er, Margaret: Introduction, in: dies. (Hg.): Right- Oaks, New Delhi 1997; Hagemann, Karen/Pröve, Wing Women, New York, London 2002, S. 1. Ralf (Hg.): Landsknechte, Soldatenfrauen und Na‐ Die Etablierung der Kategorie Geschlecht als tionalkrieger, Frankfurt, New York 1998; Blom, eines der zentralen Analyse-Instrumente der Poli‐ Ida/Hagemann, Karen/Hall, Catherine (Hg.): Gen‐ tikgeschichte schreitet also nur zögerlich voran. dered
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