Brutvogelkartierung in der Region Zofingen AARGAU Interessengemeinschaft «Vernetzte Landschaft Aare–Wigger- für eine naturnahe Landschaft, weil tal» hat in der Region Zofingen eine gross angelegte Brutvo- sie oft am Ende von Nahrungsketten gelkartierung durchgeführt. Die Ergebnisse der Kartierung zei- stehen und auf intakte Landschafts- gen, dass sich Anstrengungen im Naturschutz langfristig aus- elemente wie Hecken oder Fliessge- UMWELT UMWELT zahlen. wässer angewiesen sind. Die IG setzt sich seit Jahren für die Aufwertung der Landschaft ein. Die Wirkungen Im Frühjahr 1998 entschloss sich die Die Kartierung ist unterdessen abge- dieser Bemühungen sollten anhand Interessengemeinschaft (IG) «Vernetz- schlossen. Nachfolgend werden die des Brutvogelinventars überprüft te Landschaft Aare–Wiggertal», in der wichtigsten Resultate präsentiert. werden. Region Zofingen eine umfassende ț Öffentlichkeitsarbeit: Die Resul- Brutvogelkartierung durchzuführen. tate der Kartierung sollten einem Denn die letzten Erhebungen der Brut- Z ielsetzung des Inventars breiteren Publikum zugänglich ge- vogelbestände stammten aus den 80er Die IG setzte sich verschiedene Ziele, macht und die IG als aktive regiona- Jahren. die sie mit dem Inventar erreichen le Organisation präsentiert werden. Hans Althaus Diese wollte: ț Aktivität innerhalb der IG: Das IG «Vernetzte Landschaft Inventare ț Datenerfassung für das OIA: Die sehr anspruchsvolle Projekt sollte Aare–Wiggertal» wurden von der IG erhobenen Daten sollten den inneren Zusammenhalt der IG 062 751 93 58 damals im in das Folgeprojekt des OIA, der fördern sowie Jungornithologen die Rahmen «Bestandesentwicklung ausgewähl- Möglichkeit bieten, ihr Wissen unter von Nutzungsplanungs-Inventaren und ter Vogelarten», einfliessen. Beweis zu stellen und Erfahrungen des ersten Ornithologischen Inventars ț Erfolgskontrolle der Naturschutz- in praktischer Feldarbeit zu sam- Aargau (OIA) erhoben. bemühungen in der Region: Vögel meln. eignen sich sehr gut als Indikatoren Natur Foto: G.Ammann Bezirk Zofingen – Region am Strassenkreuz der Schweiz. Nr. 12 Februar 2001 31 Die Region Aare–Wiggertal Die Region Aare–Wiggertal lässt sich in drei Landschaftseinheiten gliedern, welche durch grosse Waldungen von- einander abgetrennt sind: ț Das Wiggertal mit den grossen Ort- schaften Zofingen und Oftringen ist dicht besiedelt. Autobahn und Ei- senbahn durchtrennen die Land- schaft. Die Wigger ist fast auf der ganzen Länge korrigiert, verfügt aber über eine durchgehende Ufer- Foto: Beat Rüegger vegetation. In den Restflächen wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Gebirgsstelze – eine Charakterart natürlicher Bachläufe. Letzte Reste der alten Kulturland- schaft, die Wässermatten, sind noch in Strengelbach und in Aarburg zu finden. Die artenreichsten Vogel- lebensräume finden sich deshalb am U ntersuchungsgebiet Waldränder. Diese Gebiete wurden aus ehesten im Siedlungsraum (Park- Die Brutvogelkartierung erstreckte drei Gründen gewählt: anlagen mit alten Baumbeständen sich auf folgende Gemeinden: Aar- ț Das Gebiet war ehemals sehr reich und naturnahe Gärten). Die tief in burg, Brittnau, Mühlethal, Murgenthal, an natürlichen Strukturen. die Molassesandsteine gefressenen Oftringen, Rothrist, Strengelbach, Vor- ț Mit der Intensivierung der Landwirt- Seitentäler auf der Ostseite mit ihren demwald und Zofingen. Die der IG an- schaft in den letzten Jahrzehnten sind steilen Hängen, Hecken und Obst- geschlossenen Gemeinden des luzerni- sehr viele dieser Strukturen ver- gärten bieten Lebensraum für eine schen Rottals wurden zwar ebenfalls schwunden. vielfältige Natur. kartiert, deren Resultate aber nicht in ț Die Bemühungen der IG «Vernetzte die Auswertung des Aargauer Projekts Landschaft Aare–Wiggertal» zur ț Die Täler der Pfaffnern und der Rot mit einbezogen. Wiederherstellung einer vielfältigen sind wenig besiedelt. Beide Bäche Untersuchungsgebiet war das Kultur- Landschaft waren in diesem Gebiet sind naturnah und gut bestockt. Die land und die daran angrenzenden seit jeher am grössten. Landschaft mit vielen Hügeln, Tälern und Mulden ist abwechs- lungsreich gegliedert und zudem reich an verschiedenen Strukturen wie Hecken, Obstbäumen und Feld- gehölzen. Die Landwirtschaft ist auch hier recht intensiv. ț Der Aareraum bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, beson- ders dort, wo Auengehölze und Flussinseln vorhanden sind. Er ist zudem der Zugweg von verschie- densten Vogelarten, welche dabei gerne in den angrenzenden Flächen Rast machen. Renaturierungsarbei- ten in Rothrist im Rahmen der Neu- bauten des Kraftwerkes Ruppoldin- gen und der Bahn 2000 haben die Attraktivität dieses Gebietes für die Vögel stark erhöht. Foto: Steffen Manfred Rottal – Fliessgewässer und traditionelle Wässermatten bringen Harmonie. Nr. 12 Februar 2001 32 AARGAU Aarburg Brittnau Murgenthal Oftringen Rothrist Strengelbach Vordemwald Zofingen Total Weissstorch 66 Gänsesäger 122 5 Teichhuhn 11 UMWELT UMWELT Blässhuhn 14 14 Flussregenpfeifer 11 Kuckuck 31 4 Schleiereule 11 Mauersegler 5 11 28 15 2 XXX >150 Alpensegler 33 33 Eisvogel 133 7 Grünspecht 1432 1314 Grauspecht 2114 Kleinspecht 123 Feldlerche 21216 Uferschwalbe 50 50 Saatkrähe 11 11 Dohle 617 Wasseramsel 135 628530 Gartenrotschwanz 212111311 Teichrohrsänger 22 Sumpfrohrsänger 224 Mönchsgrasmücke 5 14163760146067273 Gartengrasmücke 1 25811431 Grauschnäpper 1 3 916617254 Trauerschnäpper 245453231056 Kolkrabe 11 Bachstelze 3 1015 3422358127 Bergstelze 33311224230 Natur Neuntöter 1 2 429 Distelfink 2 6 815 22 Goldammer 299174125370 Anzahl Arten 13 10 16 10 21 13 16 15 Anzahl Reviere 24 64 90 81 260 75 203 15 Nr. 12 Februar 2001 33 Foto: Beat Rüegger Kiesinsel – Dank einem Grossprojekt wird der Lebensraum Aare aufgewertet. ypische Fliessgewässer Wasseramsel: Die Wasseramsel vier Paare erfasst. An ihren Lebens- T der Region braucht rasch fliessende, grössere raum stellt die Gebirgsstelze ähnliche Die vier Fliessgewässer im Kartie- Bäche mit guter Wasserqualität und Ansprüche wie die Wasseramsel. Im rungsgebiet können in drei Gewässer- reichem Insektenangebot. Wichtig ist Gegensatz zu dieser kommt sie aber typen eingeteilt werden. ein steiniges, abwechslungsreich ge- auch an sehr kleinen, wenig Wasser Die Murg und die Pfaffneren sind formtes Bachbett mit aus dem Wasser führenden Bächen vor. Die Nahrung, natürlich fliessende Bachläufe mit ragenden Steinen und natürlichen Stu- vor allem Würmer, Spinnen und Insek- reich strukturierter Uferbestockung. fen oder Schwellen. Als geschickte ten sucht die Gebirgsstelze mit Vor- Ihr Quellgebiet liegt im Luzerner Hin- Taucherin erbeutet diese Vogelart ver- liebe entlang des Spülsaumes, an stei- terland in reich bewaldetem Hügel- schiedene Wasserinsekten, welche sie nigen Uferbereichen. Das Nest wird in land. Die grossen Waldungen gewähr- in klarem, sauberem Wasser findet. geschützten Nischen angelegt. leisten eine relativ ausgewogene Was- Mit 30 Brutpaaren ist die Wasser- serführung. amsel im Kartierungsgebiet gut vertre- Die Wigger entspringt im Napfgebiet. ten. Seit der Aufnahme des OIA Der Aargauer Abschnitt von Brittnau 1985–1987, hat ihr Bestand in der bis Aarburg ist durchgehend korrigiert. Region um 50 Prozent zugenommen. Interessengemeinschaft Die Ufer sind mit Blockwurf befestigt Obwohl die Wasseramsel an jedem der «Vernetzte Landschaft und artenreich bestockt. vier Fliessgewässer brütet, konnten an Aare–Wiggertal» Die Aare stellt als Flusslauf mit Kies- der Murg und an der Pfaffneren eine inseln, Flachwasserzonen und Rest- höhere Revierdichte registriert werden. In der Westecke des Kantons Aar- flächen von Auenbeständen den drit- Die Strukturvielfalt dieser Gewässer, gau, an den Grenzen zu den Kanto- ten Gewässertyp der Kartierungsfläche genügend geeignete Brutplätze und ein nen Luzern, Solothurn und Bern, dar. Am Aarelauf fanden im Zusam- ausgiebiges Nahrungsangebot dürften haben sich vor zehn Jahren die dort menhang mit dem Neubau des Wasser- die Gründe dafür sein. ansässigen acht Natur- und Vogel- kraftwerks Ruppoldingen verschiede- Gebirgsstelze: Ebenfalls an naturna- schutzvereine zur Interessenge- ne Renaturierungs- und Aufwertungs- hen Bachläufen lebt die Gebirgsstelze. meinschaft (IG) «Vernetzte Land- arbeiten statt. Die Kartierung ergab einen Brutbe- schaft Aare–Wiggertal» zusam- stand von 30 Paaren. Mit zwölf Brut- mengeschlossen. Ziel der IG ist es, ypische Brutvögel revieren ist sie in Rothrist erstaunlich die naturschützerischen Belange T der Fliessgewässer häufig anzutreffen. In den anderen Ge- der Region Zofingen besser zu Typische Brutvögel der einheimischen meinden der Kartierung wurden ein bis vernetzen. Auch der Verein Rottal Fliessgewässer sind die Wasseramsel aus dem Kanton Luzern ist der IG und die Gebirgsstelze. Auch der Eisvo- beigetreten. gel und der Gänsesäger kommen ver- einzelt vor. Nr. 12 Februar 2001 34 trägt die Region Zofingen eine grosse In diesen artenreichen Wiesen und Verantwortung, beherbergt sie doch Weiden findet er einen reich gedeckten rund zwei Prozent des Schweizer Be- Tisch an Insekten, Spinnen oder Gril- standes. len. Von Büschen und Pfosten aus kann Gänsesäger: Ebenso erfreulich ist er seine Beute in der lückigen oder nie- AARGAU auch der Nachweis von fünf Brutpaa- deren Vegetation gut erspähen und da- ren des Gänsesägers. Diese Art brütet nach jagen. Als Hilfe zum Zerkleinern erst seit wenigen Jahren in der Region. oder als Vorratsanlage spiesst er erbeu- Der bekannteste Brutplatz liegt in einer tete Tiere an Dornen auf. Gut geschützt Mauernische der Festung Aarburg. in Dornenbüschen wird das Nest ange- Foto:
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