UID 1979 Nr. 11, Union in Deutschland

UID 1979 Nr. 11, Union in Deutschland

Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 15. März 1979 • SICHERHEITS- Sicherheit DEBATTE Die Widersprüche bleiben, Herr Bundeskanzler! Seite 2 vor Abrüstung Aus dem Entschließungsantrag der CDU/CSU Seite 5 Aus dem Protokoll: Die große sicherheitspolitische Debatte im Von Fairneß keine Spur! Seite 7 Deutschen Bundestag in der vorigen Woche Pressestimmen Seite 8 (8./9. März), hat keine Klarheit darüber gebracht, welchen Kurs die Bundesregierung • INFORMATION in den unlöslich verbundenen Fragen Das europäische Währungssystem Sicherheit und Abrüstung nun wirklich steuert. muß sich erst noch bewähren. Seite 9 Bundeskanzler Schmidt blieb die Antwort schuldig. Helmut Kohl rief dem Bundes- • FAMILIE kanzler zu: CDU fordert stufenweise Einführung eines Familiengeldes Sie, Herr Bundeskanzler, verlangen „Festigkeit der Seite 11 Regierung und Zivilcourage der Regierenden", um • CDU-FRAUEN die innenpolitischen Konflikte um unseren Verteidi- Zukunft in Freiheit / Bericht vom gungsbeitrag „ohne Schaden für unsere äußere Essener Kongreß Seite 13 Sicherheit zu bewältigen". In der augenblicklichen Diskussion bestand Ihre Zivilcourage nur darin, • ZUR SACHE allen Seiten Recht zu geben: Sie haben Herrn Wehners Rohrkrepierer Seite 15 Genscher für seine Arbeit gedankt und sich mit Herrn Wehner einig erklärt, obwohl die Wider- sprüche zwischen beiden Positionen offensichtlich • DOKUMENTATION sind, und die Haltung der Bundesregierung un- Die Regierung gewöhnt sich an Millionenarbeitslosigkeit klar ist. grüner Teil Wir halten eine Politik, die der Sicherheit und der Abrüstung die gleiche Priorität einräumt, für falsch. • EUROPA Für die CDU/CSU geht Sicherheit vor Abrüstung. Deutsche wählt das freie und Dient die Abrüstung der Sicherheit, müssen wir soziale Europa — gegen ein sozialistisches Europa abrüsten. blauer Teil UiD 11-15. März 1979 • Seite 2 • SICHERHEITSDEBATTE IM BUNDESTAG Helmut Kohl: Die Widersprüche bleiben, Herr Bundeskanzler! In der Abrüstungsdebatte im sich in einer anderen sicherheitspoliti- Deutschen Bundestag erklärte schen Ausgangsposition. Helmut Kohl u. a.: Für uns heißt das: O Es ist die Aufgabe aller Allianzmit- — Wir entlassen die Vereinigten Staa- glieder, die sicherheitspolitische Lage ten nicht aus ihrer Verantwortung für — und zwar politisch und militärisch — den atomaren Schutz Europas. gemeinsam so zu analysieren, daß so- — Wir müssen dann aber bereit sein, wohl die Allianz wie ihre Führungs- getroffene Entscheidungen mitzutragen macht in ihrem jeweiligen Verantwor- und auf unserem Territorium auszufüh- tungsbereich die notwendigen Ent- ren. scheidungen treffen können und daß © Die Bundesrepublik Deutschland anschließend diese Beschlüsse die Un- muß im Rahmen ihrer Möglichkeiten, im terstützung aller finden können. Rahmen der europäischen politischen © Eine Entscheidung der amerikani- Zusammenarbeit und im Rahmen der schen Regierung für den Bau bestimm- westlichen Allianz und der internationa- ter nuklearer Waffen darf nicht im An- len Organisationen ihren Beitrag zur schluß daran an der Frage ihrer Dislo- Aufrechterhaltung des Friedens und der zierung scheitern. Sicherheit in Europa weltweit verstärkt © Die Bundesrepublik Deutschland leisten. bestimmt über ihre Sicherheitsbedürf- Sie, Herr Bundeskanzler, haben in Ih- nisse selbst. Angesichts der Teilung rem bereits zitierten Buch geschrieben: Deutschlands, der Lage West-Berlins, „Je erfolgreicher die Weltpolitik der angesichts unserer geopolitischen zen- USA sich ausnimmt, um so mehr sind tralen Lage in Europa und unseres frei- die Europäer bereit, die amerikani- willigen Verzichts auf atomare Rüstung sche Führungsrolle zu akzeptieren. befinden wir uns in einer besonderen Je mehr diese aber Rückschläge, Ge- Sicherheitslage. fahren und innere Sicherheit erken- nen läßt, um so mehr verliert sie in Wir müssen deshalb unsere eigenen Europa an Vertrauen und Zustim- Interessen im Bündnis wahrnehmen. mung." (S. 196) Wir können uns weder hinter dem brei- Herr Bundeskanzler, der Erfolg oder ten Rücken der Amerikaner verstecken, Mißerfolg amerikanischer Weltpolitik ist noch können wir uns mit der Haltung häufig genug auch vom Verhalten der unserer europäischen Nachbarn, wie amerikanischen Verbündeten, also z. B. der Niederlande, Belgiens oder auch von uns in der Bundesrepublik Dänemarks herausreden. Sie befinden Deutschland, abhängig. UiD 11-15. März 1979 • Seite 3 Ich frage Sie: teidigung nicht zu vernachlässigen". Was war denn die deutsche Politik bzw. (S. 246) der Beitrag der Westeuropäer beim Ab- Auch das sind Ihre Worte, Herr Bundes- lauf der Geschehnisse im Iran? kanzler. Ich zitiere Sie deshalb immer Was unternimmt denn die Bundesregie- wieder aus Ihrem Buch, weil Sie ja erst rung, um die Friedensbemühungen des in diesen Tagen erklärt haben, daß Sie amerikanischen Präsidenten im Nahen von Ihren dort geäußerten Auffassun- Osten zu unterstützen? Wenn Präsident gen nichts zurückzunehmen haben. Carter scheitert, dann können doch Ich zitiere Sie aber auch deshalb, weil morgen schon auch zentrale Interessen auf diese Weise immer wieder deutlich von uns mitbetroffen sein. wird, wie wenig Sie in der Lage sind, Ihre Auffassungen in Ihrer eigenen Par- Sind es nicht häufig genug führende tei durchzusetzen. Mitglieder Ihrer Partei und Ihrer Regie- Herr Wehner „bestreitet das, als ob rung, die wie im Falle der Neutronen- von der Sowjetunion nur etwas dro- waffe innenpolitisch Kampagnen anfüh- he. Das, was sie hat, ist defensiv und ren, die geeignet sind, den Anti-Ameri- nicht Aggression". (WDR, 3. Februar kanismus zu schüren, die inneramerika- 1979) nische Diskussion zu erschweren und Herr Genscher erklärt: der Sowjetunion als politischem Gegner „Wir unterstellen der gegenwärtigen Munition gegen Washington frei Haus sowjetischen Führung nicht die Ab- liefern? sicht eines militärischen Angriffs auf Sie selbst, Herr Bundeskanzler, haben Westeuropa. doch darauf hingewiesen, welch ein Aber es ist evident, daß ihre militäri- „kompliziertes, interdependentes Sy- schen Kräfte über das für die Vertei- stem" die Sicherheitspolitik in der digung Notwendige hinausgehen. In der Bundesrepublik Deutschland dar- politischen Wirkung muß man zwischen stellt, so daß man sie weder allein möglichen Absichten und tatsächlichen den Militärs noch „gutwilligen Ideali- Fähigkeiten zu unterscheiden wissen." sten" überlassen dürfe. (S. 246) Herr Wehner sagt: Ich füge hinzu: man darf sie auch nicht Mit der Stationierung nuklearer Mit- den Ideologen in Ihrer Partei oder sol- telstreckenraketen in der Bundesre- chen Politikern überlassen, die wie Herr publik Deutschland „wäre ein ent- Wehner daraus nur geeignete Wahl- scheidender Teil der Bemühungen ... kampfmunition gewinnen wollen — vertraglicher Sicherung nicht nur an- nach dem Motto: Die einen sind für den geknackst, sondern könnte zerbre- Frieden und deshalb für die Abrüstung, chen ... In wessen Interesse kann die anderen glauben nicht an die Harm- das liegen, daß hier im Herzen Euro- losigkeit der sowjetischen Rüstung und pas auch noch ein ganz akuter Kri- senherd entsteht?" (WDR, 3. Februar gefährden den Frieden. 1979) Dieser Stil von Politik ist es doch, Herr Herr Genscher erklärt: Bundeskanzler, der immer dann zu den „innenpolitischen Konflikten" führt, „Verteidigungsanstrengungen, die sich ausschließlich an der Verteidi- wenn es darum geht, gungsfähigkeit orientieren und keine „unseren eigenen Beitrag zur ge- Überlegenheit anstreben, sind nicht meinsamen Abschreckung und Ver- entspannungsfeindlich. Die Entspan- UiD 11-15. März 1979 • Seite 4 nung würde im Gegenteil gefährdet, Klarheit bei, wenn er dem Außenmini- wenn Verteidigungsfähigkeit und Ver- ster dankt und gleichzeitig die völlige teidigungswille nachließen." (Bulle- Übereinstimmung mit Herrn Wehner tin, 20. Februar 1979) betont. Herr Wehner sagt: Letzteres brachte dem Herrn Bundes- „Die westlichen Vorschläge bei kanzler allerdings mehrfach die Bestä- den Wiener Truppenreduzierungsver- gigung seiner militär- und sicherheits- handlungen sind unzureichend, weil es vorwiegend Expertengespräche politischen Expertenschaft durch Herrn sind, in denen vorwiegend, wenn Wehner ein. Herr Kollege Wehner, Sie nicht gar ausschließlich Daten ausge- waren sich einer positiven Einschät- tauscht und gegeneinander gestellt zung Ihrer Äußerungen durch den werden." (WDR, 3. Februar 1979) Herrn Bundeskanzler so sicher, daß Sie Herr Genscher erklärt: diese Belobigung nicht häufig genug „Die Datendiskussion dient dazu, das wiederholen konnten. Ziel der Parität in die Wirklichkeit Es sind die Koalitionsparteien, die drau- umzusetzen ... Versäumt man das, so wäre dies kein guter Boden, auf ßen in der NATO, in den Vereinigten dem Entspannung gedeihen kann." Staaten von Amerika für die entstande- (Bulletin, 20. Februar 1979) nen Unsicherheiten über den deutschen Herr Wehner sagt: Weg in der Außen- und Sicherheitspoli- tik verantwortlich sind. Es zeugt dann „Die Bundesrepublik Deutschland ist der bremsende Faktor. Das sagen so- allerdings von wenig Mut, wenn der wohl Amerikaner als auch — komi- Außenminister die Position seines eige- scherweise — Briten, und auch ande- nen Hauses mit der Begründung klar- re, fch weiß, wo die Schwachstelle stellen läßt, der westdeutschen Präsentation der daß „von östlicher Seite in Wien" an Außenpolitik liegt, ich kenne die Me- der Verhandlungsführung der deut- thoden des Außenministers Genscher schen Delegation „öffentlich Kritik und bin nicht damit einverstanden." geübt" worden sei. (Bulletin, 14. Fe- (NRC-Handelsblad,

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