Heft 48 / Juni 2021

Heft 48 / Juni 2021

60 Jahre Lehár Festival Bad Ischl • “Lieblingskomponist unseres Sommerpublikums“. Franz Lehár im Spiegel des Ischler Wochenblattes 1903 – 1915 (Teil 2) • Quo vadis, Operette? • Operettenkrise Heft 48 / Juni 2021 Leháriana LIEBE LEHÁRIANER! *) Wir hoffen Sie alle bei bester Gesundheit und voller Lebensfreude! Wie glücklich sind wir, dass wir im Sommer 2021 nun doch nicht zu „hock-down“ verurteilt sind, sondern dass unser Leben wieder freier wird und sich die Vorhänge über unsere geliebten Werke in unseren geliebten Theatern wieder heben. Wir freuen uns auf zahlreiche schöne Operettenproduktionen, die wir sicher genießen werden können. Es lebe die Gesundheit, die Freiheit und auch die Operette! In dieser achtundvierzigsten „LEHÁRIANA“ haben wir wieder einiges Interessantes aus der Operettenwelt von damals und heute für Sie zusammengestellt und hoffen, dass Sie Freude finden werden an … … der Fortsetzung des Artikels über das „Lehár Theater“ in Bad Ischl. … einem Interview mit Thomas Enzinger, Intendant des Lehár Festivals Bad Ischl, über die erste Spielzeit mit Corona, in der auch nachträglich des 150. Geburtstages von Franz Lehár mit einer Uraufführung des Musiktheaterwerkes „DEIN IST MEIN GANZES HERZ“ über Leben und Werk des Ischler Meisters gedacht wird. … einem Gespräch „Quo vadis, Operette?“ von Wolfgang Dosch mit der deutschen Zeitschrift „Das Orchester“ über Gegenwart und Zukunft der Kunstform. … interessanten Stimmen von Operettenmeistern über die angebliche Operettenkrise 1929, die Rückschlüsse auf die damalige Vergangenheit und Zukunft des Genres zulässt und Parallelen zu der Frage „Quo vadis, Operette?“ im Jahr 2021 offensichtlich werden lässt. Die IFLG arbeitet daran, ab Sommer wieder Veranstaltungen und Aktivitäten für Lehárianer anzubieten. Wir planen auch einen lehárianischen Stadtrundgang, bei dem wir Orte in Wien besuchen wollen, die in Beziehung zu Person und Werk Franz Lehárs stehen. Bei diesem lockeren etwa einstündigen Bummel, selbstverständlich kostenlos, soll es nicht nur unterhaltsame und informative Geschichten, sondern vor allem auch Musik mit Instrumentalist*innen und Sänger*innen geben, die diese Orte zum Klingen bringen werden. Endpunkt wird ein ausgewähltes Lokal sein, wo man die gemeinsamen Eindrücke bei einem Glaserl nachklingen lassen kann. Dieser lehárianische Stadtrundgang soll jeweils am 1. Sonntagnachmittag des Monats stattfinden und auch auf unserer Homepage zu besuchen sein. Der 1. LEHÁRIANISCHE STADTRUNDGANG, 4. Juli 2021, beginnt um 16:00 Uhr vor dem Theater an der Wien (die erste große Lehár-Première): Lehárgasse, Theobaldgasse (Glockenverlag), Café Sperl. Es führt Wolfgang Dosch, dazu Überraschungsgäste und Publikumslieblinge von heute und morgen. (Kontakt: 0664 4625882, Wolfgang Dosch) So wünschen wir Ihnen einen fröhlichen lehárianischen Sommer und freuen uns sehr auf ein baldiges Wiedersehen. Bleiben Sie gesund und haben Sie viel Freude an viel Schönem! Mit lehárianischen Grüßen Ihre LEHÁRIANA *) „Leháriana“ verwendet vereinfachend die männliche Form in der Anrede. IMPRESSUM Leháriana-Nachrichten der Internationalen Franz Lehár Gesellschaft, c/o Rechtsanwaltskanzlei Dr. Alfred Roschek, Jasomirgottstraße 6, 1010 Wien. ZVR 091289063, Heft 43 / Juni 2019. Redaktion: Univ.-Prof. Wolfgang Dosch (W. D.), Mitarbeit: Irmgard Schäfer. Layout: Jürgen Neckam. Email: [email protected] Leháriana 2 60 JAHRE LEHÁR FESTIVAL BAD ISCHL 2021 Intendant Thomas Enzinger im Gespräch mit Wolfgang Dosch Dosch Der 60er wird gefeiert, das Lehár Festival öffnet wieder seine Pforten in diesem Sommer! Der Operette geht es um’s Glück. Jede Operette handelt von der „möglichen Leichtigkeit des Seins“. Und so steht das Lehár Festival 2021 in seiner Jubiläums-Spielzeit wieder dafür, Träume vom Glück wahr werden zu lassen. Lieber Thomas Enzinger, toi toi toi! Enzinger Operette gehört auch für mich zum Schönsten und Wichtigsten meines Lebens und natürlich auch unseres Landes und unserer Kultur. Deswegen bin ich auch dankbar und glücklich, gerade in Bad Ischl, diesem magischen Ort, diese magische Kunstform pflegen zu können. Und es soll in diesem Sommer wieder Träume, Musik, Theater, Tanz geben in Bad Ischl! Wir spielen zwei der grandiosesten Werke nicht nur der Operette, sondern des gesamten Musiktheaters, die übrigens beide auch in Bad Ischl komponiert wurden. Dosch Als Hausherr eröffnest Du das Festival mit Deiner eigenen Inszenierung von „DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN“, des großen silbernen Zeitgenossen Franz Lehárs, Emmerich Kálmán. Enzinger Kálmán ist ja tatsächlich der andere ganz große Ischler Meister und „DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN“ ist eines meiner meistgeliebten Werke überhaupt. Ich habe sie bereits mehrfach inszeniert und bin jedes Mal überwältigt von der Wucht der Emotionen, der Leidenschaft und gleichzeitig der Sensibilität dieses Werkes und seinem einmaligen Reichtum an musikalischen Einfällen. Die Nummernfolge der „CSÁDÁSFÜRSTIN“ ist eine Hitparade! Ich freue mich auf die fantasievolle und im wahrsten Sinne auch traum-hafte Ausstattung meines grandiosen langjährigen Partners und nun auch Ischler Ausstattungsleiters Toto und ein erstklassiges Operetten-Ensemble, angeführt von Ursula Pfitzner von der Volksoper und Thomas Blondelle von der Deutschen Oper Berlin, der ebenfalls an der Volksoper in Operetten zu sehen war und wie auch hier in Bad Ischl als Sou Chong zum Publikumsliebling avancierte. Als Dirigenten konnte ich einen der besten Operettendirigenten der jüngeren Generation gewinnen, László Gyükér, der ebenfalls an der Volksoper dirigiert und eine besondere Affinität zu Kálmán hat. Dosch Aber ganz ohne Lehár geht die chose nicht beim Lehár Festival und so wird es selbstverständlich eine Lehár-Operette geben, aber auch die Premiere eines Auftragswerkes über das Leben und die Musik Franz Lehárs, das anlässlich seines 150. Geburtstages 2020 seine Premiere haben hätte sollen und dessen Uraufführung nun in diesem Jahr stattfinden wird. Enzinger Die diesjährige große Lehár-Operette wird „DER ZAREWITSCH“ in der Inszenierung der schauspiel- wie operettenerfahrenen Isabella Gregor sein, dirigiert von dem Ischler Musikdirektor Marius Burkert. Auch hier bin ich glücklich und stolz auf unser Ensemble angeführt vom wunderbaren österreichischen Tenor Bernhard Berchtold als Zarewitsch. Mit „DEIN WAR MEIN GANZES HERZ“ hat Jenny W. Gregor ein bewegendes Musiktheaterwerk über das spannende, abwechslungsreiche, kreative, aufwühlende Leben Franz Lehárs in seiner oftmals tragischen Zeit geschaffen, in dem nicht nur die bekannten Melodien, sondern vor allem auch viele leider weniger bekannte lehárianische Schätze erklingen werden. Wir sind stolz auf dieses neue Musik-Theater-Stück über und mit Franz Lehár! Heft 47, Dezember 2020 3 Dosch Als ob dies nicht alles schon genug wäre, wird der 60. Geburtstag am 25. August 2021 mit einem „GALAKON- ZERT DES FESTI- VALS“ gefeiert. Enzinger Natürlich wollen wir das Festival hier in Bad Ischl, dem ja unser ganzes Herz gehört, auch gebührend hochleben lassen. Es war mir ein Anliegen, möglichst viele Musikerinnen und Musiker, die hier in Ischl zumindest teilweise leben, sich hier zuhause und der Stadt verbunden fühlen, auf unsere Bühne zu bringen. Und so wird das Franz Lehár-Orchester gemeinsam mit der Kurmusik Bad Ischl und allen unseren Solisten ein abwechslungsreiches Programm mit den wunderbarsten Operettenmelodien gestalten. Die musikalische Leitung hat Marius Burkert inne. Als Stargast freuen wir uns auf Staatsopernsängerin Daniela Fally, die auch leidenschaftliche Operettensängerin ist und in deren Karriere Bad Ischl eine besondere Rolle spielte. Dosch Du bist als Regisseur und Künstler und auch als Festival-Intendant für uns „Lehárianer“ und also auch für Dein Publikum Garant für emotionale, kluge, gleichzeitig stilistisch informierte und „schmerzfreie“ Operettenaufführungen. Dein Rezept? Enzinger Zunächst Liebe und Leidenschaft für dieses Genre! Saubere und intensive konzeptionelle Vorbereitung, Erstellen von Spielfassungen, die dem entsprechenden Werk und seiner Substanz dienen. Spielfassungen werden von jedem Regisseur und jeder Regisseurin erstellt, beinahe seit es Operetten gibt, das ist integraler Bestandteil eines Werkes des (musikalischen) Unterhaltungstheaters. Im weiteren gilt es eine Besetzung zu finden, die dieses Genre mit allen seinen so unterschiedlichen Disziplinen kann - und dann liegt mir viel an sauberer schauspielerischer Arbeit. Jeder Theaterabend muss ein besonderes Erlebnis sein und das Publikum eines Operettenabends hat Anrecht auf Glück - um wieder auf den Beginn unseres Gespräches zurückzukommen. Dosch Das Thema Sicherheit ist natürlich in diesem Sommer ein zentrales. Wie gehen Du und Dein Team damit um? Enzinger Sicherheit hat allererste Priorität! Für alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie auch für das Publikum. Für das Festival ist ein Konzept erarbeitet, das uns allen mit Sicherheit einen genussvollen Operettenabend und eine glückliche Zeit in Bad Ischl ermöglichen soll und wird! Dosch Lieber Thomas, „Leháriana“ dankt Dir für dieses Gespräch und ich wünsche von Herzen „toitoitoi!“ Leháriana 4 „LIEBLINGSKOMPONIST UNSERES SOMMERPUBLIKUMS“ 1 FRANZ LEHÁR IM SPIEGEL DES ISCHLER WOCHENBLATTES 1903- 1915 (2. Teil) Doktor Teresa Hrdlicka und Wolfgang Dosch DAS DREIGESTIRN Die Sommersaison 1909 in Bad Ischl wurde von dem aus Olmütz stammenden, drei Jahre jüngeren Komponisten Leo Fall beherrscht: mit insgesamt 18 Vorstellungen seiner Erfolgsoperetten „DIE DOLLARPRINZESSIN“ und „DIE GESCHIEDENE FRAU“ (Novität) gegenüber Franz Lehár, der es mit „DER RASTELBINDER“

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