Das Jüdische

Das Jüdische

P. b.b. 11Z039078 W | Verlagspostamt 1010 Wien | ISSN 2307-5341 Hass zerstört Mitgefühl Eine Nasenlänge vo- Hasen jagen Die Rivali­ 08 Staatssekrtärin Muna Duzdar über Zivil­ raus Der Publizist, Rechtha­ tät zwischen Anhängern von Ra­ courage, die eigene Politisierung und ihr ber und Seismograf Henryk M. pid und Austria und ihre antise- 9 120001 135738 Interesse am jüdischen Wien_06 Broder im Interview_54 mitischen Zwischentöne _10 DAS JÜDISCHE DAS STADTMAGAZIN der Juden Portugals Juden der nacheiner Suche der auf E ine Reise durch die so reiche wie dramatische dramatische wie so reiche die durch Reise ine PORTUGAL wina-magazin.at Tammus–Elul August–September € # 8/9 4,90 REVI 5776 Jg. 5 2016 R enaissance G S eschichte eschichte ITE D newcleus Kultur gut. Wer Kultur gut fi ndet, wird auch die FURCHE gut fi nden. Denn in ihr fi nden kulturell interessierte Menschen das, wonach sie suchen: kluge Essays, Impulse, Refl exionen. Und Kritiken, die nicht immer gut, aber immer gut durchdacht und gut geschrieben sind. Dabei gehen wir nicht nur mit der Zeit, sondern vor allem in die Tiefe – seit nunmehr mehr als 70 Jahren. Soviel Kultur muss sein. Jetzt 6 Wochen testen. > www.furche.at/gratis > geht den Dingen auf den Grund. Bestellen Sie gleich Ihr Lieblingsabo unter: DIE FURCHE www.furche.at/abo • [email protected] • T. 01/512 52 61-0 zum Kennenlernen ✓ PROBELESEN Ja, ich möchte die FURCHE 6 Wochen gratis. Das Testabo endet automatisch. ✓ KURZABO Ja, ich möchte die FURCHE besser kennenlernen: Jetzt 12 Wochen um nur € 12,– statt 30,–. Das Kurzabo endet automatisch. ✓ JUBILÄUMSABO „70 JAHRE DIE FURCHE“ Ja, ich möchte das günstige FURCHE-Jubiläumsabo zum Sonderpreis und dabei 70,- sparen: Jetzt 70 Wochen um nur € 105,– statt 175,-. fu-WINA_Kulturistgut+abo.indd 1 03.08.16 09:32 Editorial s duftet nach Sommer, in dem sich die Pfirsichbäume un- Eter ihrer Last biegen und die Vögel zwitschern, als gäbe es kein Morgen. So ähnlich idyllisch, wenn auch eher frühlingshaft, dürfte es in Gyöngyös pata, 80 km von Budapest entfernt, vor fünf Jahren gewesen sein, als plötzlich Mitglieder einer rechts- radikalen Miliz in der „Zigeunerstraße“ aufmarschierten und „Kommt raus, Zigeuner, heute werdet ihr sterben!“ brüllten. In einem alten Bauernhaus am Ortsrand ist die kindli- che A narchie ausgebrochen – es wird geschrien, gelacht, ge- tanzt und gesungen. Alles gleichzeitig. Es klingt nach glückli- chen Sommerferien im Sommercamp der Romakinder von Gyön gyöspata, betrieben vom Verein „Die Zu- Julia Kaldori kunft formen“. Als eine der Freiwilligen gelingt es mir endlich beim dritten Anlauf das Märchen vom Mäuserich fertig zu erzählen. Darin hat der kleine Held die Idee dem Kater eine Glocke um den Hals zu hängen, um ihn von der Weite hören zu können. Doch wer aus dem Mäusevolk traut sich, ihm die Glo- cke umzuhängen? Die aus der „Zigeunerstraße“ haben sie nicht kommen hören, damals vor fünf Jahren, aber sie haben sich gewehrt. Es kam zu „Ich war ein unschul- Schlägerein, es gab Verletzte und danach gab es viele verlassene diges Kind von erst Häuser – sie sind zu Verwandten in anderen Siedlungen gezo- gen, haben ihr Glück in Kanada gesucht. Manche sind nie wie- 11 Jahren, als mich dergekommen. Doch viele sind geblieben oder später zurück- Hitlers Nazis in der gekehrt. Sie versuchen, ihren Alltag zu meistern, zu überleben. Die Eltern arbeiten, wenn sie Glück haben, als Tagelöhner auf Schule verhafteten, den Feldern um umgerechnet acht Euro am Tag oder mähen den verschleppten, mir Rasen entlang der Landstraße als Sozialhilfeempfänger im ver- meinen Namen raub- pflichtenden Arbeitsdienst für etwa 180,- Euro im Monat. Und die Kinder? Sie versuchen, die Schule zu besuchen, soweit man ten und mich zu einer sie lässt. Doch die örtliche Schule ist ein Musterbeispiel für Se- Nummer und ihrem gregation. Die Romakinder werden in eigene Klassen gesteckt, dürfen die „sauberen“ Toiletten nicht benutzen, werden be- Arbeitssklaven mach- schimpft und ausgeschlossen. Kein Lehrer, der sie in Schutz neh- ten, mich hungern men würde, keiner, der sich um ihre Ausbildung, um ihre Fort- bildung kümmern würde. Die Folgen: viele gehen gar nicht hin, ließen, schlugen und Die vergessenen sind kaum des Lesens und Schreibens mächtig und beenden so peinigten. Die Nazis Romakinder von ihre Schul karriere mit 14 Jahren. haben meinen Vater Wir gehen spazieren, trinken aus dem nahe gelegenen Bach, Gyöngyöspata. Ihre pflücken ein paar Zwetschken und die Halbwüchsigen erzäh- ermordet und meinen Zukunft liegt des- len davon, was sie vom Leben erwarten: Familie, genug Essen, © formáljuk a jövöt halb in den Händen Bruder. ... Ich hatte Gesundheit, ein neues Handy, einmal auf Urlaub fahren, Fri- von Freiwilligen, weil seurin oder Bäcker werden. Träume von Kindern mitten in Eu- keine Vergangenheit die Politik auch hier ropa, die aus der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen und nie längst versagt hat. mehr, keine Gegen- eine Chance auf eine glückliche Zukunft bekommen werden. Sie werden von Geburt an abgestempelt, von den Nachbarn ange- wart und schon gar schrien und dürfen nur einzeln die Geschäfte betreten. Sie leben keine Zukunft.“ ohne Kanalisation, holen das Wasser vom Brunnen und ken- nen die Welt nur aus dem Fernseher. Es sind Kinder, die ma- len möchten und keine Stifte besitzen, die essen möchten und Ceija Stojka oft hungrig ins Bett gehen, die lernen möchten und kaum dür- fen, die Unterstützung brauchen und meist vergessen werden. Es sind Kinder, die mir Lieder beibringen, die mich umarmen und bitten, bald wieder zu kommen. Es sind die vergessenen Romakinder von Gyöngyöspata – mitten in Europa, deren Zu- kunft deshalb in den Händen von Freiwilligen liegt, weil die Po- litik (auch) hier längst versagt hat. Es sind Kinder, die ihr Schick- sal mit Tausenden anderer europäischer Kinder teilen, die unsere Unterstützung brauchen und die mir an diesem Sommertag in der Redaktion nicht aus dem Kopf gehen. wına-magazin.at 1 S. 34 Die israelische Filmemacherin Irene Orleansky erforschte für ihre neue Dokumentation Bal Ej – The Hidden Jews of Ethiopia den Norden Äthiopiens. INHALT POLITIK GESELLSCHAFT 06 „Hass zerstört Mitgefühl“ 24 Portugal revisited Staatssekretärin Muna Duzdar im Im Land am Atlantik wird die ebenso WINA-Interview über den Kampf ge- reiche wie dramatische Geschichte der gen Hetze im Netz, Zivilcourage und sephardischen Juden wiederentdeckt ihr Interesse am jüdischen Wien 30 Im Ghetto in Venedig 10 Rapid – Austria, das ist Brutalität Vor genau 500 Jahren wurde in der Bei den Fanrivalitäten zwischen An- Lagunenstadt das erste Ghetto errich- hängern von Austria und Rapid tet. Eine Ausstellung in Venedig widmet kommt immer wieder Antisemitismus sich diesem Thema ins Spiel 33 Ein fast verschwundenes Erbe 14 „Israel ist nicht irgendein Land“ Auf jüdischen Spuren in Apulien trifft Der Wiener Gemeindepolitiker und Ge- man oft auf verschlossene Tore, aber werkschaftsfunktionär Peter Florian- auch auf viel privates Engagement schütz ist neuer Präsident der Öster- reichisch-Israelischen Gesellschaft 34 Geheime Gemeinschaft – ÖIG Für ihre neue Dokumentation Bal Ej – „Die Leute, die in den The Hidden Jews of Ethiopia reiste die 16 Drohnen und Terroristen israelische Filmemacherin Irene geheimen Synagogen von Israel hat zahlreiche Unternehmen, Orleansky in den Norden Äthiopiens die sich auf Sicherheitstechnik spezia- Nord-Shewa beten, leben lisiert haben. Wir haben uns einige an- 40 Zehn Tage Israel intensiv gesehen Das Taglit-Programm zeigt jungen Ju- in unberührter Natur, den aus aller Welt Israel von seinen 18 Open Orthodoxy verschiedensten Seiten wie vor 100 Eine neue orthodoxe Strömung in den USA toleriert bedeutende theo- 42 MenTschen Jahren.“ logische Abweichungen. Welche sind Die Psychologin Evelyn Böhmer-Lau- Irene Orleansky das, und was hat es mit der Open fer leitet seit 2005 das Peacecamp Orthodoxy überhaupt auf sich? und erzählt über Ziele und Herausfor- derungen 44 Die Brücke zu Mesopotamien IMPRESSUM: Der Orientalist Abraham Winitzer im Medieninhaber (Verlag): WINA-Gespräch über seinen großen JMV – Jüdische Medien- und Verlags- Vorgänger, den in Wien geborenen GmbH, Seitenstettengasse 4, A. Leo Oppenheim 1010 Wien Chefredaktion: Julia Kaldori, 47 Das „Stiebl“ von nebenan [email protected] Zu den Hohen Feiertagen bietet sich das Gemeindezentrum als alternativer Redaktion/Sek retariat: Betraum mit intimer Atmosphäre an Inge Heitzinger (T. 01/53104–271) Anzeigenannahme: 50 [End-]Station Mannheim Manuela Glamm (T. 01/53104–272) Vom Tellerwäscher zum ersten Vorsit- Redaktionelle Beratung: zenden der Jüdischen Gemeinde: der Matthias Flödl gebürtige Iraner Majid Khoshlessan Artdirektion: Noa Croitoru-Weissmann Mitarbeit: Sebestyén Fiumei Lektorat: Angela Heide, Karin Janker S. 52 Auf einer Druck: AV+Astoria Druckzentrum Sommer 2016 GmbH, Wien Wellenlänge – 2 wına | August 2016 In manchen der Coverfoto: Porto, Portugal © ollieboard / photocase.de steinernen Bögen lässt eineKerbe den KULTUR WINASTandaRDS Platz einer 54 „Immer eine Nasenlänge voraus“ 01 Editorial Mesusa Am 20. August feiert Henryk M. Broder seinen 70. Geburtstag. Der Publizist, 04 WINA_Politik vermuten. Rechthaber und Seismograf im WINA- Österreich, Israel, Europa Interview 20 Nachrichten aus Tel Aviv 56 Chronik der Gefühle Israels Kontakte zu Afrika Stefan Slupetzky widmet sich als Wan- derer zwischen den Welten in seinem 23 WINA_Gesellschaft neuen Buch der Aufzeichnung von Städte, Menschen, Leben Existenziellem 38 48 Stunden 58 Zerstörtes neu erinnert Eine Reise nach Verona Der Wiener Architekt Herbert Peter erklärt,

View Full Text

Details

  • File Type
    pdf
  • Upload Time
    -
  • Content Languages
    English
  • Upload User
    Anonymous/Not logged-in
  • File Pages
    68 Page
  • File Size
    -

Download

Channel Download Status
Express Download Enable

Copyright

We respect the copyrights and intellectual property rights of all users. All uploaded documents are either original works of the uploader or authorized works of the rightful owners.

  • Not to be reproduced or distributed without explicit permission.
  • Not used for commercial purposes outside of approved use cases.
  • Not used to infringe on the rights of the original creators.
  • If you believe any content infringes your copyright, please contact us immediately.

Support

For help with questions, suggestions, or problems, please contact us