Accademia Bizantina

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DAS ALTE WERK ACCADEMIA BIZANTINA 29. SEPTEMBER 2020 LAEISZHALLE GROSSER SAAL MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN? PRINCIPAL SPONSOR Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg. juliusbaer.com Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 Dienstag, 29. September 2020 | 18:30 & 21 Uhr | Laeiszhalle Großer Saal Das Alte Werk | 1. Konzert MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION ACCADEMIA BIZANTINA MÖCHTEN SIE BRUNO TADDIA BAJAZET VERWIRKLICHEN? FILIPPO MINECCIA TAMERLANO DELPHINE GALOU ASTERIA PRINCIPAL SPONSOR SOPHIE RENNERT IRENE Julius Bär ist Principal Sponsor ANDRONICO der Elbphilharmonie Hamburg. MARINA DE LISO ARIANNA VENDITTELLI IDASPE CEMBALO UND LEITUNG OTTAVIO DANTONE juliusbaer.com Antonio Vivaldi (1678–1741) Il Tamerlano (Il Bajazet) / Tragedia per musica RV 703 (Auszüge) (1735) Konzertante Aufführung in italienischer Sprache keine Pause / Spielzeit ca. 70 Minuten Eine Kooperation von HamburgMusik und NDR Das Konzert wird von NDR Kultur aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt. Gefördert durch den Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 DAS ELBPHILHARMONIE MAGAZIN ∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung ∙ ANOUSHKA SHANKAR Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel. ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DAS WILLKOMMEN ELBPHILHARMONIE MAGAZIN Das italienische Alte-Musik-Ensemble Accademia Bizantina ist bekannt für seinen packenden Zugriff und sein agiles Zusam- menspiel, geformt durch den lang jährigen Leiter Ottavio Dantone. Viele Re pertoire- Raritäten haben sie schon aufgespürt und effektvoll ins Rampenlicht gestellt. Dieses Mal widmen sie sich Antonio Vivaldis Oper »Il Tamerlano« in einer Corona-bedingten Kompaktfassung. Im Zentrum stehen der legendäre Mongolenfürst Tamerlano und seine Fehde mit dem Sultan Bajazet. Mehr als vierzigmal vertont, war der Plot im 18. Jahrhundert ein Kassenhit und ist auch heute noch ein Erlebnis. Wer angefixt ist: ∙ KONZERTGLÜCK Eine Liebeskummererklärung Die Oper in voller Länge ist gerade auf CD ∙ ANOUSHKA SHANKAR erschienen. Am Puls der Gegenwart ∙ »WEIL ER GUT IST« Ian Bostridge über Thomas Adès und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, in der Konzertkasse der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel. ANZ-A5_EP_Magazin_Live-Heft_032020_v1.indd 1 19.08.20 14:40 DIE HANDLUNG Sultan Bajazet wird im Käfig vor Tamerlano geführt – so stellte sich Andrea Celesti um 1700 die Szene vor. AKT I Der osmanische Sultan Bajazet wurde von seinem Widersacher Tamerlano, dem Anführer der Mongolen, gefangengenommen. Bajazet will lieber sterben, statt in Gefangenschaft zu leben. Doch zuvor will er seine Tochter Asteria mit ihrem geliebten Andronico vereint sehen, einem griechischen Prinzen – auch wenn dieser ein Verbündeter seines Todfeindes ist. Tamerlano aber verfällt ebenfalls Asterias Reizen und will sie zur Frau nehmen. Seine bisherige Verlobte Irene will er ungefragt an Andronico abtreten. Damit der eine gute Partie ist, ernennt Tamerlano ihn kurzerhand zum Kaiser von Byzanz. Andronico ist hin- und hergerissen. Beide Frauen sind brüskiert. AKT II Freund Idaspe bewundert Andronicos Standhaftigkeit, der trotz des verlockenden Kaisertitels zu Asteria steht und unter ihrem Liebesentzug leidet. Währenddessen stellt Irene ihren Noch-Verlobten Tamerlano zur Rede. Der bringt ihr harsch bei, dass er sich ihr erst wieder zuwenden werde, wenn er das Inte- resse an Asteria verloren habe. Bajazet missversteht die Lage und ist tief verletzt, dass die Tochter offenbar seinen Erzfeind ehelichen will, und droht ihr Rache an. Asteria reagiert darauf voller Empörung und offenbart vor allen lauthals ihren Plan, Tamerlano nach der Hochzeit zu töten. Der Mongolenfürst ver- urteilt Asteria und ihren Vater daraufhin zum Tode. AKT III Tamerlano ist außer sich: Als er Asteria liebestrunken verge- ben will, bekennt sie sich zu Andronico. Idaspe versucht Andro- nico davon abzuhalten, sich selbst ins Unglück zu stürzen, doch der liebt nun mal Asteria. Als diese bei nächster Gelegenheit versucht, Tamerlano zu vergiften, demütigt er sie. Bajazet nimmt daraufhin selbst das Gift. Tamerlano, durch Asterias Trauer über den Tod des Vaters milde gestimmt, vergibt ihr, gibt sie frei und verleiht ihr und Andronico den Thron von Byzanz. DIE MUSIK BEWUNDERUNG UND GRAUEN Antonio Vivaldi: Il Tamerlano Eine Gesichtsrekonstruktion zeigt die eigenwilligen Züge eines Mannes, dessen Mythos als Feldherr bis heute fortlebt: der Mongolenfürst Tamerlan, auch bekannt als Timur (1336–1405). Aus dem heutigen Usbekistan stammend, verstand er sich als Erbe des legendären Dschingis Khan. Mit effektiver Kriegsfüh- rung und äußerster Brutalität gegen Feinde und die Zivilbevöl- kerung eroberte er ein Reich, das von der östlichen Hälfte der Türkei bis nach Indien und von der kasachischen Steppe bis zum Persischen Golf reichte. In diesem Zuge forderte Timur/Tamerlan eine Großmacht heraus, die die Länder Osteuropas bereits das Fürch- ten gelehrt hatte: die Osmanen unter ihrem Sultan Bayezid. In der Schlacht bei Ankara schlug er sie 1402 vernichtend, setzte den Sultan gefangen und stellte ihn als Demütigung wie ein Tier in einem Käfig aus. Europa als stummer Beobachter schwankte zwischen Grauen und Bewunderung. Immer wieder, wenn die Osmanen in den folgenden Jahr- hunderten mit den Ländern Europas aneinandergerieten, Ehrgeiziger Kriegsherr: Tamerlan erinnerte man sich an ihren einstigen Bezwinger Tamerlan. (Gesichtsrekonstruktion) So auch Ende des 17. Jahrhunderts: Die osmanische Bela- gerung Wiens war mit vereinten Kräften gebrochen worden, ein Friendsvertrag unterzeichnet, doch die Republik Venedig kämpfte nach wie vor um Gebiete im Mittelmeerraum. »Türki- sche« Sujets mit ihrem aktuellen Bezug und einer Prise Exo- tik standen hoch im Kurs. Ein typisches Beispiel ist das Theaterstück Il Tamerlano des Venezianers Agostino Piovene aus dem Jahr 1711. Die Story um den hier auch in Liebesdingen rigorosen Herrscher Tamerlan ist zwar frei erfunden, aber das Libretto trifft den Nerv der Zeit: Gut vierzigmal wird es in der Folge vertont. 1724 etwa bringt Georg Friedrich Händel auf Basis von Piovenes Text in London seine Oper Tamerlano heraus. Elf Jahre später nimmt sich in Vene- dig Antonio Vivaldi des Stoffes an. Heute kennen wir ihn vor allem als Komponisten von Instrumentalmu- sik, besonders natürlich der Vier Jah- reszeiten, die ihm schon zu Lebzeiten internationalen Ruhm bescherten. Er selbst aber verstand sich vorwie- gend als Opernkomponist und Thea- terimpresario. Als solcher muss er die gesamte Aufführung – Proben, Musiker- und Sängergagen, Saal- miete, Bühnenbild, Kostüme – vor- finanzieren und die Auslagen durch Antonio Vivaldi die Ticketverkäufe wieder einspielen. Er haftet also mit seinem Privatver- mögen, streicht allerdings auch den gesamten Gewinn seiner Unternehmun- gen ein. Und Vivaldi ist ein sehr geschickter Geschäftsmann; zeitweise zählte er durch seine Opernerfolge zu den wohl habendsten Venezianern seiner Zeit. Um das Risiko eines Fiaskos zu minimieren, ist er ständig auf der Suche nach passenden Libretti. Wer wie Vivaldi zwischen 1713 bis 1738 jährlich bis zu fünf Opern auf die Bühne bringt, für den ist ein gutes Textbuch das A und O und ein Garant, dass die Kasse klingelt. Auch im Fall von Il Tamerlano hat er das rich- tige Gespür für den Stoff. Allerdings ist die Situation der Kulturszene in Venedig inzwischen schwieri- ger geworden. Seit überall in Europa venezianische Opern aufgeführt werden – oft sogar mit in Venedig ausgebildeten Sängern –, hat die Lagunenstadt ihren Sonderstatus in der Musikwelt und damit ihre einstige Anziehungskraft ver- loren. Obwohl Vivaldi seine Heimatstadt eigentlich nur ungern verlässt, sucht er nun notgedrungen nach dankbareren Aufführungsorten. Da kommt es ihm gut zupass, dass im benachbarten Verona ein neues Opernhaus gebaut wird: das (bis heute existierende) Teatro Filarmonico in Verona. 1732 wird es mit Vivaldis Oper La fida ninfa eröffnet. Als sich dem Mittfünfziger drei Jahre später die Gelegenheit bietet, hier in Personalunion als Impresario und Kom- ponist die Karnevalssaison zu gestalten, greift er sofort zu. Er plant die Urauf- führung von gleich zwei eigenen Opern: L’Adelaide und Il Tamerlano. Allerdings handelt es sich bei Il Tamerlano nicht um ein durchweg neues Werk, sondern Titelseite des Librettos von 1735 um ein sogenanntes »Pasticcio«: Vivaldi kom- poniert Teile selbst, entlehnt aber die meis- ten Arien aus bestehenden Opern berühmter Kollegen wie Johann Adolf Hasse, Geminiano Giacomelli und Riccardo Broschi (der Bruder des Kastraten Farinelli) sowie aus seinem eige- nen Bestand. Was heute wie ein Plagiat aus- sieht, war im 18. Jahrhundert eine anerkannte Kompositionstechnik. Dabei geht er systematisch vor: Für die posi- tiv(er) besetzten Charaktere des Bajazet, sei- ner Tochter Asteria und Idaspe schreibt Vivaldi selbst bzw. verwendet eigene Kompositionen. Ein Grund mag sein, dass Vivaldi mit den ent- sprechenden Sängern eine lange Zusammen- arbeit verbindet und er genau weiß, wie er ihre Stimmen am besten zur Geltung bringen kann. Für die Mezzosopranistin Anna Girò, die dama- lige Interpretin der Asteria und (vermutliche)

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