Die Fahne Von Unterwalden

Die Fahne Von Unterwalden

Die Fahne von Unterwalden Autor(en): Galliker, Joseph Melchior Objekttyp: Article Zeitschrift: Archives héraldiques suisses : Annuaire = Schweizer Archiv für Heraldik : Jahrbuch = Archivio araldico svizzero : Annuario Band (Jahr): 83 (1969) PDF erstellt am: 23.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-763046 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Sie gehen zurück auf sehr widersprüchlich ausgeformter ethnischer einen Beschluss der eidgenössischen Charaktere ' Als Ausdruck dieser Tagsatzung vom 12. August 1816, der das souveränen Eigenstaatlichkeit wird bei gemeinsame Wappen der beiden Beflaggungen sehr oft nicht die Unter- Halbkantone — und damit gleichzeitig deren waldner Fahne gehisst, sondern es werden Fahnenbild •— endgültig festsetzte die Obwaldner und die Nidwaldner mit (Abb. 1). Wer sich für die Geschichte des ihrem eigenen Feldzeichen geehrt. Im dritten Standes der Urschweiz interessiert, gemeinsamen geteiltenWappen- und Fahnenbild für den existiert allerdings der Typ des steht Obwalden aufder heraldisch rechten «Unterwaldners» nicht. Er ist eine Vorrangseite, das heisst vom Beschauer umrisslose Abstraktion, ein Mythos. Die aus gesehen links. Wie es dazu gekommen ist, soll nachstehend anhand historischer Tatsachen in Erinnerung gerufen werden. Nidwaiden querst im Dreiländerbund Die Forschungen Robert Durrers2, des bedeutendsten Unterwaldner Historikers, haben ergeben, dass es im frühen Mittelalter in den beiden Tälern Unterwaldens, dem Tal der Sarner und dem der Engel- berger Aa, ein gemeinsames Grafschaftsgericht gab, zu dem sich die freien Bauern zu versammeln pflegten. Unabhängig von diesem alten Gerichtsbezirk entwickelte sich jedoch im 13. Jahrhundert mindestens im unteren Tal «nid dem Kernwald» ein eigener Zusammenschluss, der offenbar sowohl Freie als auch Eigenleute um- fasste. Denn 1261 bilden die Kirchgemeinden Stans und Buochs bereits zusammen 1 Allemann Fritz René : «25 mal die Schweiz.» München 1965, R. Piper & Co. Verlag, S. 54. 2 Durrer Robert : «Die Einheit Unterwaldens.» In : «Jahrbuch für schweizerische Geschichte» 35, Abb. 1. Die Fahne des Kantons Unterwaiden seit 1816. S. 1 ff. — I7 — die Universitas hominum intramontanorum zwei Drittel des Landes zu gelten. Ob- und yallis inferioris. Ihr Siegel mit der Nidwaiden bildeten somit keineswegs je Umschrift : SIGILLUM UNIVERSITATIS HOMINUM einen «halben» Stand. Nur jedes dritte Mal stannes, das einen grossen Schlüssel war es den Nidwaldnern vergönnt, den ftdt einfachem Bart enthält, reicht wohl Landvogt für die Gemeinen Herrschaften vor die Mitte des 13. Jahrhunderts zu stellen. Faktisch behauptete Obwalden zurück Da der heilige Petrus der Patron der bis zum Untergang der alten Eidgenossenschaft alten Pfarrkirche von Stans ist, erklärt seine Zweidrittelsstellung. Erst die sich die Wahl seines Attributes als Siegelbild. napoleonische Mediationsverfassung von Es waren diese Nidwaldner, die 1803 erklärte die volle Gleichberechtigung «Leute des unteren Tales», die im August beider Teile. Ein letzter Rest der einstigen l29i mit Uri und Schwyz eine obwaldnerischen Vorrechte besteht noch vorangegangene Verbindung mit dem Abschluss heute fort am «Schnitzturm» im nidwaldne- des ewigen Bundes erneuerten und rischen Stansstad, der einst Bestandteil der besiegelten. Erst im Laufe desselben Jahres zum Schutz habsburgische kam gegen Obwalden hinzu. Sein Beitritt zum Landungsversuche gemeinsam errichteten Dreiländerbund erfolgte durch Anschluss Seebefestigung bildete, die vonbeiden Kantonen an die Nidwaldner Gemeinde in unterhalten werden musste. Daran ist formlosester Art, indem einzig die Umschrift Obwalden immer noch zu zwei Dritteln des alten Stanser Siegelstempels durch die beteiligt. Worte et vallis suPERiORis ergänzt ^urde, der Text des Bundesbriefes, der Die Obwaldens als Kontrahenten ausdrücklich nur die Hoheitszeichen Lnterwaldner des untern Tales festlegte, Als grösserer Teil nahm nun Obwalden dagegen unkorrigiert blieb 3. auch das alte, ursprünglich für Stans und das untere Tal allein verfertigte Siegel zu dasselbe &ie Zweidrittelsstellung Obwaldens Händen und hing fortan nicht nur im Namen des ganzen Landes an Entscheidend aber offenbar ist geworden, eidgenössische Verträge, sondern gebrauchte dass die Obwaldner Nachzügler nun es auch in seinen innern Angelegenheiten. die Führung des ganzen Landes an sich Nur einmal alle drei Jahre wanderte das rissen und in den Befreiungskämpfen eine gemeinsame Sinnbild der Landeshoheit Zeitweilige Einigung der beiden Täler in aus Sarnen ins Rathaus von Stans. einem gesamt-unterwaldnerischen Staats- Obwalden hat sich des angeerbten Siegels mit Wesen zustande brachten, das sich später dem einfachen Schlüssel während mehr nach der Freiheit wieder gesicherten in als 250 Jahren ausnahmslos bedient. Als seine ursprünglichen Bestandteile auflöste, es dann einen silbernen Stempel öa neuen Obwalden aus sechs Pfarreien bestand4, anfertigen Hess, der seit ca. 1548 den Elidwalden nur aus zweien5, welche Gebrauch des alten völlig verdrängte, Hess allerdings die meisten obwaldnerischen an es denselben als genaue Kopie des bisherigen Grösse und Bevölkerungszahl weit gestalten 6. Trotzdem sich somit der übertrafen, so beanspruchte und behauptete 6 Gbwalden, in eidgenössischen Fragen als Durrer Robert : «Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwaiden.» Zürich 1899, S. 584 ff. Den ersten deutlichen Abdruck erkennt man am Burgrecht 3 Durrer Robert : «Das Wappen von Unterwal- der sechs katholischen Orte mit dem Wallis vom Uen.» jn «Schweizer. Archiv für Heraldik», 1905, 12. März 1529. Von da an verdrängt er den Gebrauch • L S. x ff Taf. I sowie weitere dort zitierte Lite- des alten Stempels für innere Obwaldner Landessachen ratur. und in gemeinsamen Angelegenheiten. Durch den 4 Sarnen, Sachsein, Alpnach, Kerns, Lungern, eidgenössischen Schiedsspruch vom 9. August 1589 Djswil. verlor aber das Obwaldner Siegel den Charakter des 5 Stans und Buochs. gemeinsamen Landessiegels. — i8 — einfache Schlüssel im Siegel Obwaldens in einem Landbuch vom Jahre 176410. Die behauptete, ist er aber nie zu dessen rotweisse Teilung ist überall nachweisbar. Fahnenbild geworden. Das Panner Zwei Fähnlein weisen im roten Feld ein Obwaldens war in ältester Zeit lediglich von durchgehendes weisses Kreuz auf, was aber Rot und Weiss geteilt, wie dies die nicht als Bestandteil des Fahnenbildes zu Bilderchroniken von Tschachtlan (1470) und des betrachten ist, sondern als gemeineidgenössisches Luzerner Diebold Schilling (1513) Abzeichen, wie es die Tagsatzung anschaulich dartun. Infolge der superioren im Jahre 1480 bezüglich des Auszuges Stellung Obwaldens diente in in französische Dienste beschlossen hatte n. gemeineidgenössischen Kriegen das rotweisse Dieselbe rotweisse Farbteilung ohne Obwaldner Panner als Hauptfeldzeichen den Schlüssel zeigt auch das Wappen von des ganzen Landes Unterwaiden. Dieses Obwalden, welches ebenfalls das ganze Feldzeichen glich in seiner einfachen Land repräsentierte. So erscheint es bildlich Teilung und Farbe genau demjenigen So- bereits vor 1469 in einem Manuskript lothurns, welches in den Burgunderkriegen des Chronisten Fründ in der 1476-77 zum ersten Male in den Reihen der Bürgerbibliothek Luzern, 1507 auf dem schönen Eidgenossen flatterte. Die dadurch erregte heraldischen Titelblatt von Etterlins Eifersucht der Unterwaldner führte zu Chronik, 1548 in Stumpfs Chronik und ernsten Verwicklungen und war einer der auf zahlreichen Glasscheiben, vor allem Gründe ihres Widerspruches gegen die auf der Standesscheibe von 1500 im Aufnahme der Stadt Solothurn in den historischen Museum zu Stans. Die älteste Schweizerbund 7. So streng wachte man Darstellung des Obwaldner Wappens findet über eine exakte Differenzierung der uralt sich am Schlusstein des Chorgewölbes hergebrachten Symbole der Souveränität. in der Müslikapelle von ca. 1484 12. Erst Sehr wahrscheinlich gehen die rot- beim Neubau des Sarner Rathauses im weissen Farben von Unterwaiden

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