Die neuere und neueste türkische Literatur. Eine Einleitung zu ihrem Studium Author(s): Otto Hachtmann Source: Die Welt des Islams, Bd. 5, H. 1/2 (Aug. 1, 1917), pp. 57-77 Published by: Brill Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1568851 Accessed: 27-06-2016 13:39 UTC Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at http://about.jstor.org/terms JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. Brill is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Die Welt des Islams This content downloaded from 128.197.26.12 on Mon, 27 Jun 2016 13:39:25 UTC All use subject to http://about.jstor.org/terms Hachtmann, Die neuere und neueste trlrkische Jiteratur. 57 00000000ryywunnruyuuNnmrmnnYYYrYnYYY DIE NEUERE UND NEUESTE TURKISCHE LITERATUR. EINE EINLEITUNG ZU IHREM STUDIUM. VON OTTO HACHTMANN. Bei der Abfassung meiner Schrift ,,Die tiirkische Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts" (Leipzig, Amelang, 1916) empfand ich den Mangel an einem bibliographischen Hilfsmittel fur dieses Gebiet wie fur tiirkische Literatur iiberhaupt sehr st6rend. Zum Nutzen derjenigen, die sich auf dem reichen und sch6nen Felde der modernen tiirkischen Literatur betatigen wollen, hatte ich schon damals eine Liste von Werken und Abhandlungen fiber diesen Gegenstand zusammengestellt, die dann aber wegen Raummangels meinem Buche nicht mehr angefiigt werden konnte. Die freundliche Aufforderung des Herausgebers dieser Zeitschrift gibt mir nun (lie erwiinschte Gelegenheit, das damals gesammelte Material der Offent- lichkeit zuginglich zu machen. Ich weif wohl, daJ3 es liickenhaft ist; aber ein Anfang muB einmal gemacht werden. Liickenhaft ist es besonders in bezug auf Abhandlungen, die etwa im feindlichen Ausland erschienen sind. Waihrend des Krieges werden das freilich nicht viele sein, und diese wenigen ohne Zweifel von wissenschaftlich unparteiischer Ruhe weit entfernt. -- Um die Lesbarkeit dieses ,,Studienfiihrers" nicht zu beeintrichtigen, sollen die hier angefiihrten Bicher erst am Schluf mit vollem Titel, Verlagsort usw. in einer bibliographisch genauen und sachlich geordneten Liste zusammen- gestellt werden. Ich gehe folgenden Weg: zuerst behandle ich allgemeine Dar- stellungen tiirkischer Literatur, wobei auch die friihere wenigstens gestreift werden soil; dann Abhandlungen fiber moderne Autoren von 1859 an und deutsche Ubersetzungen aus dem Tiirkischen desselben Zeitraums; endlich gebe ich einiges Material fiir das Studium der tiirkischen Presse. Wer sich mit der neueren und neuesten tiirkischen Literatur eingehender beschaftigen will, mub natiirlich auch von der alteren etwas wissen. Wenn das tiirkische Schrifttum seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auch einen schroffen Bruch mit der This content downloaded from 128.197.26.12 on Mon, 27 Jun 2016 13:39:25 UTC All use subject to http://about.jstor.org/terms 58 Die Welt des Islam s, Band V. 1.917, Heft 1/2 literarischen Tradition der vorhergehenden Jahrhunderte bedeutet, so hat sich doch einerseits, besonders in der Poesie, noch sehr viel von der friiheren persisch-arabisch orientierten Manier erhalten, andererseits wird der Eigenwert der neuen und neuesten tiirkischen Literatur erst demjenigen recht klar, der die altere kennt. Fiir deren Studium kommen drei Werke in Betracht, von denen aller- dings zwei ausschlieBlich der tiirkischen Poesie gewidmet sind: die ,,Geschichte der osmanischen Dichtkunst" des 1856 ver- storbenen Wiener Orientalisten von Hammer-Purgstall (er- schienen 1836-1838), die bis ca. 1870 reichende ,,History of Ottoman Poetry" von E. W. Gibb (19ooff.) und die ,,Ubersicht der tiirkischen Literatur" von Bertha Schmidt (1916). Das erste, das nur noch historisch-antiquarischen Wert hat, besteht eigentlich nur aus biographischen Angaben fiber eine Unzahl (fiber 2000!) von tiirkischen Dichtern nebst vom Autor selbst mehr schlecht als recht iibersetzten Proben aus ihren Werken; das dritte, das nur eine Mark kostet, ist in den Kapiteln iiber altere tiirkische Literatur nichts weiter als ein ganz unselbstandiger Auszug daraus mit Weg- lassung der Proben. Immerhin ist es als solcher zu begriiBen, da das Hammersche vierbandige Werk wohl nur noch aus groBen Bibliotheken zu beschaffen ist. Derselbe Ubelstand gilt auch ffir das grole sechsbandige Werk des englischen Orientalisten. Durch dieses ist Hammer weit iiberholt worden. Es ist ein unentbehrliches Buch fiir jeden, der tiirkische Literatur studieren will. DaB es in englischer Sprache geschrieben ist, ist zwar fiir Orientalisten kein Ungliick, da diese sozusagen ,,als solche" ohne weiteres Englisch beherrschen miissen, weil England leider Gottes nun einmal die reichste Sammelstelle orientalistischen Materials ist, aber fur die groBe Welt der Gebildeten, von denen doch viele nur sehr wenig Englisch k6nnen, ist die Ubersetzung des monumentalen Gibbschen Werkes eine dringende Notwendigkeit. Oder besser noch: eine Bearbeitung miiBte es sein, die tiichtig mit dem Rotstift wirkte. Gibb teilt namlich mit den meisten seiner schriftstellernden Lands- leute die Unfiihigkeit zu straffer Konzentration der Darstellung. Aber im iibrigen ist sein Werk eine hervorragende Leistung. Er schreibt mit verstandnisvoller Wiirme und kritischer Feinheit. Seine zahlreichen Ubersetzungen von Bruchstiicken der besprochenen Werke sind allerdings nicht immer ganz leicht zu lesen, da er fiir sie ein archaisierendes Englisch gewihlt hat, das dem Mittelenglischen naher steht als dem Neuenglischen. Ausgezeichnet ist der Gesamt- This content downloaded from 128.197.26.12 on Mon, 27 Jun 2016 13:39:25 UTC All use subject to http://about.jstor.org/terms Hachtmann, Die neuere und neueste turkische Literatur. 59 iiberblick iiber die tiirkische Literatur von den Anf/ingen bis etwa 1870, den Gibb als Einleitung dem ganzen Werke voran- gestellt hat. Das franzosisch geschriebene Werk des Armeniers Basmadjan: Essai sur l'histoire de la litt6rature ottomane, 191o, erwahne ich nur, um davor zu warnen. Es ist ganz oberflachlich. (Vgl. auch die Besprechung von Th. Menzel in ,Der Islam" 1913 S. 142.) Zlnm SchluB nenne ich noch die Aufsatze iiber einzelne Autoren in der grolen, unvollendeten ,.Enzyklopadie des Islam". So viel iiber Hilfsmittel zum Studium der ilteren tiirkischen Literatur. Natiirlich wird der wissenschaftlich Denkende auch die tiirkischen Werke selbst lesen wollen, aber es ist ihm zu raten, falls er sich dem Studium der modernen tiirkischen Literatur widmen will, darauf vorerst zu verzichten. Der alttiirkische Zierstil ist derartig schwierig zu verstehen, daB zu seiner volligen Be- herrschung viele Jahre notig sind, und es fragt sich, ob er einen solchen Zeitaufwand wirklich verdient. Es steckt in dieser artisti- schen Dichtung auferordentlich wenig dichterischer Wert. Noch dazu ist sie viel weniger tiirkisch als persisch. Fur die neuere tiirkische Literatur von 1859 900o o ist neben dein erwahnten Gesamtuiberblick von Gibb und einigen Mitteilungen seines Fortsetzers Browne aus dem handschriftlichen NachlaB Gibbs in der Vorrede zum 4. Band vor allem das Werkchen ,,Geschichte der tiirkischen Moderne" von Professor Dr. Paul Horn zu nennen. 'Wie die ,,Geschichte der persischen Literatur" ist auch diese Darstellung des leider so friih verstorbenen StraBburger Orientdisten sehr angenehm zu lesen. Er hat allerdings vielfach aus zweiter Hand arbeiten miissen, wobei ihm einige Fehler unter- gelaufen sind, verleugnet auch in der Schreibung der tiirkischen Namen und Buchtitel den Persisten nicht und hat die tiirkischen Schriftsteller manchmal gar zu spottisch behandelt, aber er hat die wesentlichen Ziige dieser franz6sierenden Epoche der tiirkischen Literatur, vor allem die unmainnliche Tr/inenseligkeit, vorziiglich gesehen und geistreich dargestellt. Er behandelt ausfiihrlicher folgende Autoren: Ibrahim Schinassy, Ahmed Midhat, Namyq Kemal, Abd-ul-haqq Hamid, Mahmud Ekrem, Schems Samy, Mehmed Tewfiq, Muallim Nadschy, Sezajy, Uschaqyzade Chalid Zija, Ahmed Rasim, Mehmed Miinedschi, Hiissein Rahmi und Wedschihi. Da- neben nennt er eine groBe Menge von Namen und Titeln von GriBen und Werken zweiten Ranges. Vielleicht hat er in dieser This content downloaded from 128.197.26.12 on Mon, 27 Jun 2016 13:39:25 UTC All use subject to http://about.jstor.org/terms 60 - - - - - - - - - - - - - - - -Die - - Welt des Islams, Band V. 1917, Heft 1/2 Beziehung des Guten etwas zuviel getan: die Grenze zwischen Darstellung und Katalogisierung ist nicht immer gewahrt. An kiirzeren Darstellungen nenne ich: Friedrich Giese: Der Entwicklungsgang der modernen osmanischen Literatur (1906), Tony Kellen: Tiirkische Sittenromane (1913) und die betreffenden Kapitel in dem schon oben angefiihrten Biichlein von Bertha Schmidt. Unser groiBtes Interesse beansprucht natiirlich die neueste tiirkische Literatur. Wahrend es aber heutzutage bei uns von politischen und wirtschaftlichen Betrachtungen iiber die moderne Tiirkei in Form von Biichern, Broschiiren, Zeitschriften- und Zeitungsaufsatzen wimmelt, ist iiber das neueste tiirkische Schrifttum noch herzlich wenig geschrieben. Schon vor dem Kriege erschienen Professor Martin Hartmanns: ,,Unpolitische Briefe aus der Tiirkei" (19io). Ein kostliches Buch! Man hat dem Verfasser vorgeworfen, daB er die Tiirken darin
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